Kapitel 21

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"Rose?" Langsam öffnete sich die Tür und Erica sah herein. "Komm ruhig rein", versicherte ich ihr und legte das Buch beiseite. Sie nickte nur und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte sie sich zu mir. "Ich wollte dir noch etwas geben." Mit zittrigen Händen hielt sie mir ein Bild hin. Lächelnd nahm ich es an. "Sind das Josh und Logan?" Fragend sah ich zu ihr. Sie nickte nur. "Ja. Ich wollte nur, dass du das hast. Keine Ahnung wieso. Und ich soll dir etwas ausrichten", fiel ihr schnell ein. "Und was?", interessierte ich mich. "Du sollst 22.00 Uhr in der Küche sein", sagte sie mit einem Zwinkern. Ich begann zu lächeln. Erneut klopfte es an der Tür. "Herein!", rief ich laut und die Tür wurde zum wiederholten Male geöffnet. "Hey Rose hast du Eri..." Josh stoppte mitten im Satz als er seine Freundin in meinem Zimmer sah. "Ja hab ich", erklärte ich grinsend. Erica lächelte mich nochmal an, ehe sie seine Hand nahm und die beiden verschwanden. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und wandte mich dann wieder meinem Buch zu. Doch so wirklich konnte ich mich nicht konzentrieren. Logan wollte sich heute Abend mit mir treffen. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich nur daran dachte. Wieder nahm ich das Bild von ihm und seinen besten Freund in die Hand. Wieso zog er mich so magisch an? Es war doch unmöglich, dass ich soviel für ihn empfand oder etwa nicht? Oder ich war einfach noch nie in meinem Leben so verliebt, das konnte es auch sein. Nachdem ich mich wieder meinem Buch gewidmet hatte störte mich niemand mehr bis mich Tessa zum Abendbrot holte. "Wieso warst du vorhin so lang in der Küche?", fragte sie mich auf dem Weg. "Ist schwer zu erklären", erwiderte ich nur. Ich wollte es ihr nicht erklären. Keine Ahnung warum. "Rose?" Ihre Stimme war ganz leise. "Was ist denn?", fragte ich sie besorgt. Sonst hatte sie doch auch nicht solche Stimmungsschwankungen. "Wir sind doch noch beste Freunde oder?" Mir blieb der Mund offen stehen. "Natürlich Tessa! Wie kommst du denn darauf?" "Wir machen nichts mehr zusammen, wir reden nicht mehr miteinander und ich habe das Gefühl, dass wir uns auseinander leben", gestand sie. "Quatsch Tessa wir werden immer beste Freunde bleiben! Versprochen!" Sie nickte nur ehe ich sie in eine innige Umarmung zog. "Vollidiot", murmelte ich in ihre schwarzen Haare. "Zicke", erwiderte sie ebenso leise. Wir lösten uns voneinander und liefen dann weiter. Nach einiger Zeit hörte ich sie leise Kichern. "Was denn?", wollte ich lächelnd von ihr wissen. "Sieh mal da!", verlangte sie und zeigte auf das Wohnzimmer. Die Tür war einen Spalt geöffnet und man hatte perfekte Sicht auf Erica und Josh, die wild knutschten. Nun begann auch ich zu grinsen. "Lass uns weiter gehen!", wollte ich den beiden ein wenig Privatsphäre schaffen. "Aber ich mag doch stalken!", wehrte sich Tessa. "Nein und jetzt komm!" Am Arm zog ich sie weiter, doch das brachte auch nicht viel. "Erica!!! Abendbrot! Kannst Josh gleich mitbringen!", schrie sie laut. Ich schnaubte nur empört. "Du bist echt böse", lachte ich kopfschüttelnd. Sie zuckte nur mit den Schultern und setzte sich auf ihren Platz im Speisesaal. "Komm heute musst du mich bedienen!", verlangte ich und zog sie wieder auf die Beine. Dann nahm ich Platz. Zuerst wollte sie protestieren, doch dann gab sie schließlich auf und begann das Essen für uns beide zu holen. "Hey." Ich begann zu lächeln. "Hey", hauchte ich und sah in seine Augen. "Wie war die Versammlung?", interessierte ich mich. "Sorry, aber wir dürfen keine Auskunft geben", erklärte Josh und schnitt Logan somit das Wort ab. Er setzte sich neben seinen Kollegen. "Schon das du auch endlich mal kommst", neckte Tessa Erica. Diese jedoch schüttelte nur mit dem Kopf, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. "Bitte sehr Prinzessin." Tessa stellte mir einen Teller mit Kartoffelbrei und Fisch hin. Anerkennend nickte ich. "Einfach aber lecker. Gute Wahl." Mit meiner Handfläche klopfte ich ihr leicht gegen die Wange. "Leck mich." Ich lachte. "Du musst nur die Hose runter ziehen." Angewidert verzog sie das Gesicht. "Der war schlecht." Ich zuckte nur mit den Schultern und wandte mich dann wieder meinem Essen zu. "Macht mal das Radio lauter!", verlangte Susanna und Erica tat es. 

"Sondermeldung:

Schweden ist im Kampf gegen die Nazis noch keinen Schritt weiter gekommen. Bereits wurden die ersten Menschen evakuiert, jedoch ereilte sich heute Nachmittag gegen 15.00 Uhr  ein Anschlag, auf ein Flugzeug mit Passagieren. Es stellte sich heraus, das es ein Akt der NeoNazis war und keiner der Menschen den Attentat überlebte. Weitere Informationen erhalten sie um 20.00 Uhr."

Schwer schluckte ich. Alles war still. "War... war einer eurer Familienmitglieder in dem Flugzeug?", fragte Erica leise. Tessa neben mir griff nach meiner Hand. "Bei uns nicht", sagte Susanna. Ericas Blick wanderte weiter zu Tessa. "Eventuell Theo." Augenblicklich umarmte ich Tessa. Ich spürte, dass meine Schulter langsam nass wurde. Tessa weinte. "Rose... Was ist, wenn Theo tot ist?", fragte sie mich leise. "Ich weiß es nicht", gestand ich. "Rose?" Ericas Blick durchbohrte mich. "Vielleicht meine Mutter und mein Bruder." Sie nickte knapp. "Ich werd versuchen was herauszufinden", beschloss Josh und Logan nickte nur. Dann verschwanden die beiden. "Wenn Theo tot ist, dann...", begann sie wieder, doch ich unterbrach sie. "Theo ist stark Tessa. Und wir wissen doch noch nicht, ob Theo dort drinnen saß", versuchte ich sie zu beruhigen. Aber wenn Theo wirklich tot war, dann würde Tessas Welt zerbrechen. Mag sein, dass Tessa erst 18 ist, aber die beiden hatten sich schon vor vielen Jahren versprochen einander zu heiraten. Wenn auch ohne Antrag. Alles war still. Das einzige, was an mein Ohr drang, war Tessas  Schluchzen. Keiner sagte ein Wort. Wir sehnten uns alle danach, dass Josh und Logan wieder kamen und uns aufklärten. Und das taten sie auch. Ich sah zu ihm und atmete tief ein. An seinem Blick erkannte ich, dass meine Familie in Sicherheit war. Jedenfalls das, was noch von ihr übrig war. Ich begann zu lächeln. "Und?" Tessa konnte seinen Blick nicht deuten. "Es waren weder Cameron, noch Rose Mutter und Theo im Flugzeug. Sie leben noch." Tessa begann zu schreien und umarmte mich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mal um das Leben meiner Familie sorgen müsste. Es war grauenvoll nicht zu wissen, ob sie noch atmeten oder tot waren. Aber es war so. Ich konnte es nicht ändern. 

Erinnerung Ans VergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt