Kapitel 11

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Wir versteckten uns noch teilweise hinter den Bäumen und probierten uns heranzuschleichen, doch ich wusste, dass wir das nicht mehr lange durchziehen konnten, weil sie uns bald entdecken und angreifen würden. Gerade als ich das dachte, hörte ich hinter mir jemanden vor Schmerz aufstöhnen und ich rief:,, Angriff!"
Sofort drehte ich mich schlagartig um und schoss auf alle, die zu dem gegnerischen Team gehörten. Mein Team schlug sich realtiv gut und wir schafften es immer weiter vorzurücken. Doch dann kamen plötzlich Eric, Isaac und noch ein paar andere von der Seite und ich wusste, dass das jetzt kein Zuckerschlecken werden würde. Die Idioten konzentrierten sich nur auf mich und ehe ich mich versah, wurde ich plötzlich von ihnen umkreist. Ich guckte nun Eric an und er sagte ironisch: ,,Sorry Süße."
Aber da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht, denn bevor er abschoss, kickte ich seine Waffe nach oben und verpasste ihm einen Tritt nach hinten. Die anderen konnten nicht so schnell reagieren, weshalb es einfach für mich war, sie alle nacheinander auszuschalten. Ich ging noch einmal an Eric vorbei und wiederholte seine Worte: ,,Sorry Süßer."
Dann kam uns schon Four mit der Flagge in der Hand entgegen und wir wussten, dass wir gewonnen hatten. Die anderen stürmten auf einmal auf mich zu, hoben mich hoch und schrien:,, Hey! Hey! Hey! Hey!"
Sie transportierten mich auf diesem Weg zum Zug und ich sah, wie Eric die ganze Zeit schmollte. Das geschah ihm Recht! Schließlich hatten wir die Loser und er hatte die Rangobersten Initianten. Ich ging zu ihm hin und sagte: ,,Nicht traurig sein, beim nächsten Mal wird's bestimmt was."-,, Jaja. Halt die Klappe!" – „Ach Eric, es ist doch bloß ein Spiel."
Der Todesblick war wieder an mich gerichtet und er meinte: „Nur ein Spiel? Das alles ist für dich nur ein Spiel?!"
Bevor ich etwas erwidern konnte, zerrte er mich schon am Arm Richtung Tür. Ich sagte ihm zwar noch: „Das habe ich damit doch gar nicht gemeint!", aber er schien mich nicht zu hören. Ohne zu zögern öffnete er den Waggon und schubste mich hinaus. Jedoch so, dass ich mich noch an der Seitenstange, halten konnte.
Ich hing also nun wie eine Flagge im Wind an einem fahrenden Zug.
Ich schrie ihn an: „Hast du sie noch alle? Soll ich jetzt sterben oder was?" – „Du bleibst da hängen, bis wir wieder im Hauptquartier sind. Oder du stirbst - deine Entscheidung."
Der Zug hatte derzeit noch eine ziemlich hohe Geschwindigkeit, sodass es mir nicht möglich war in irgendeiner Weise wieder hineinzukommen. Besonders der Gegenwind war ziemlich stark. Ich versuchte zwar irgendwie mich um die Stange zu schlingen, aber es war einfach zu anstrengend und somit unmöglich. Das würde ich niemals durchstehen! Ich sah zwar in der Ferne schon die Stadt, aber meine Fingerknöchel taten höllisch weh. Auf einmal fing es auch noch an zu regnen. Ich war definitiv mit Glück gesegnet – nicht. Desto mehr Regentropfen auf meine Hände fielen desto schwerer fiel es mir mich noch irgendwie festzuhalten. Ich schrie Eric, der die ganze Zeit an der Tür stehen geblieben war, verzweifelt an: „Ich kann mich nicht mehr lange halten! Ich rutsche gleich ab! Hilf mir! Bitte!" -„ Ich kann dich nicht hören."
Jetzt hing ich wirklich nur noch an meinen Fingerspitzen und als Eric dies bemerkte, war ihm die Angst ins Gesicht geschrieben. Er schaffte es zwar noch mich in letzter Sekunde am Handgelenk zu packen, aber der starke Regen ließ es trotzdem nicht zu, dass ich mich an ihm halten konnte und wir lösten uns voneinander. Ich hörte ihn noch schreien und legte reflexartig meine Arme schützend um meinen Kopf. Es waren mehrere Aufschläge und bei jedem einzelnen Aufschlag hatte ich das Gefühl, dass mir alle Knochen gebrochen worden. Dadurch, dass die Schienen ziemlich breit waren, wurde ich zum Glück nicht heruntergeschleudert, sondern landete schließlich auf dem Bauch. Mein erster Gedanke war: bin ich jetzt tot oder nur querschnittsgelähmt? Ich wollte mich einfach nicht bewegen, da ich solche Schmerzen hatte. So blieb ich dann ungefähr fünf Minuten liegen, bis ich schließlich realisierte, dass ich hier nicht ewig liegen konnte, da irgendwann der nächste Zug kommen würde. Ich stützte mich zunächst vorsichtig auf meine Hände, die komplett zerkratzt waren. Doch mein linker Arm war gar nicht mehr in der Lage irgendwas zu machen. Er war anscheinend ausgekugelt. Dann zog ich vorsichtig meine Beine heran und saß schließlich in der Hocke. Soweit so gut. Als ich mich dann schließlich aufrichtete, spürte ich wieder den ganzen Schmerz. Anschließend schaute ich an mir runter und stellte fest, dass ich ein gewaltiges Glück gehabt hatte. Ich setze also vorsichtig meine Füße in Bewegung Richtung Stadt. Jeder Schritt war gefühlt ein Schritt durchs Feuer. Da ich wusste, dass anhand meiner Verletzung eine gute medizinische Versorgung nötig war, machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus.  Anscheinend fuhren spät nachts die Züge nicht mehr, da weder ein Zug von vorne noch von hinten kam. Es dauerte anderthalb Stunden, bis ich schließlich am Krankenhaus ankam. Ich ging hinein und schrie: „Hallo? Hallo! Ich brauche Hilfe!"
Auf einmal schauten zwei Schwestern hervor und sie kamen auf mich zu und legten mich auf eine Trage. Sie schauten ziemlich besorgt aus, also sah mein Gesicht anscheinend auch nicht so pralle aus.
„Wie ist das denn passiert? " - „ Ich hing an einem Zug und dann hat es angefangen zu regnen und ich war gezwungen loszulassen und rollte etwas übers Gleisbett."
Sie zog erschrocken die Luft ein: „Oh mein Gott, das tut mir schrecklich leid. Sie scheinen großes Glück gehabt zu haben. Wir werden uns gut um sie kümmern. Sollen wir jemanden verständigen? Vielleicht ihre Mutter?"
Mein Gesicht war anscheinend nicht so übel, dass man mich nicht mehr hätte identifizieren können: „ Ja, sagen Sie ihr meinetwegen Bescheid."
So viel zu Fraktion vor Blut, aber meine Mam war anscheinend die Ausnahme. In der Zwischenzeit renkten sie mir meinen Arm wieder ein und scannten mich von Kopf bis Fuß. Es war anscheinend nur eine Gehirnerschütterung und eine leichte Knöchel Verstauchung im rechten Fuß beziehungsweise sämtliche Schürfwunden und blaue Flecken. Ich wollte gerade wieder gehen, als meine Mam das Zimmer betrat. Sie umarmte mich und meinte: „ Was ist passiert?" - „Nur das Übliche bei den Ferox. Es ist alles ok." - „ Wenn du das so sagst. Ich kann zwar nicht lange mit dir reden, da es gegen die Regeln ist, aber ich werde dich jetzt zurück zu den Ferox fahren."
Wir stiegen in die Limousine und schon fuhren wir los. Es war mir eigentlich ziemlich recht, dass sie mich fuhr, da ich es bestimmt nicht geschafft hätte in diesem Zustand in den Zug zu springen. Beziehungsweise wusste ich nicht mal, wann der nächste Zug kommen würde.
Sie fragte mich schließlich: „Wie gefällt es dir bei den Ferox?" – „Ganz gut, ich werde dort ordentlich gefordert."– „Das freut mich. Du wirst heute Nacht bei Eric im Zimmer schlafen, dafür habe ich schon gesorgt. Du brauchst jetzt deine Ruhe um wieder fit zu werden."– „Was?! Wieso weißt du von Eric? Und ich kann mich nicht schonen, morgen sind die letzten Kämpfe!"– „Kannst du dich etwa nicht mehr
erinnern? Eric kommt von den Ken. Wir waren sogar bei seiner Fraktionswahl vor ein paar Jahren dabei."
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Daher kannte ich Eric. Mam hatte uns einmal mit zur Fraktionswahl genommen, damit wir uns den Prozess schon einmal angucken, welcher auf uns zukommen würde. Jedoch verstand ich nicht ganz warum sie mit ihm in engen Kontakt stand und ehrlich gesagt war Eric gerade der Letzte zu dem ich wollte.
„ Ich würde jetzt ehrlich gesagt lieber auf Eric verzichten." - „ Wie du willst. Ich dachte nur es wäre vielleicht besser."
Keine fünf Minuten später waren wir bei den Ferox angekommen und ich umarmte meine Mam zum Abschied und bedankte mich bei ihr. Ich stieg aus dem Auto aus und auf dem Weg in den Schlafsaal fing mich leider Gottes Eric ab: „Wo willst du hin?" – „In den Schlafsaal, wohin auch sonst?! Und jetzt geh mir aus dem Weg."–„Das geht nicht. Ich habe eindeutige Anweisungen, dich mit mir zu nehmen." – „Ach ja? Seit wann gibt dir denn jemand Befehle?"
Er packte mich an meinen Schultern und ich schrie auf vor Schmerz.
„ Ich lasse mir von niemandem etwas befehlen, aber du bist schwer verletzt und musst dich jetzt ordentlich erholen!"–„Es ist immer noch meine Entscheidung, wo ich die Nacht verbringen möchte. Ich wäre ja auch gar nicht in der Situation, wenn du dein Ego im Griff hättest und mich nicht aus dem Zug geschmissen hättest du Geisteskranker!"– „Du hast mir keine Wahl gelassen! Du hättest wissen müssen, dass wenn ich provoziert werde, Konsequenzen folgen." – „Schön, dass der Tod für dich Konsequenzen für eine kleine Stichelei sind. Jetzt geh endlich zur Seite und lass mich Verdammt nochmal in Ruhe!"-„ Wie du willst."
Ich ging an ihm vorbei und legte mich leise schlafen. Wer weiß? Vielleicht war es ja von Vorteil, wenn alle dachten, dass ich tot sei.

Not alone  [Divergent/Eric FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt