Kapitel 39

643 33 0
                                    

Wir liefen also zusammen die Gänge entlang und ich war echt froh, dass er mir eine Stütze gab, da meine Beine wirklich noch nicht zu einhundert Prozent bereit waren wieder die Arbeit aufzunehmen, aber das würde ich offiziell natürlich niemals zugeben. Eric fragte mich :,, Wie fühlst du dich?" - ,,Den Umständen entsprechend würde ich mal sagen. Ich würde gerne schon wieder voll loslegen aber naja das lässt mein Körper wohl nicht zu."
Er schnaubte: ,,Liv, du warst fast tot. Es ist ein Wunder, dass du überhaupt hier stehst." - ,,Jaja, ich weiß. Ich bin halt ein zäher Brocken und außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass ich gestorben wäre. Du hast mich mal aus einem fahrenden Zug geschmissen. Schon vergessen." - ,,Nein. Das wirst du mich nie vergessen lassen, oder?" - ,,Nope, definitiv nicht."
Wir kamen an der Treppe an, die zu der Erhöhung hinaufführte, auf welcher die Anführer immer standen. Ich löste mich von ihm und fasste das Geländer, um hinaufzulaufen, aber Eric nahm mich hoch: ,,Versuch es erst gar nicht doch zu wehren." - ,,Ist ja ok. Danke..."
Er nickte und ich lehnte meinen Kopf bei ihm an, während er mich nach oben trug. Entweder bildete ich es mir ein oder ein Herz begann schneller zu schlagen. Oben angekommen, ließ er mich vorsichtig herab und ich gab ihm zum Dank einen Kuss auf die Wange. Wir lächelten uns an und Max kam hinzu: ,,Liv, es erfreut mich zu sehen, dass du heute an der Verkündung teilnehmen kannst." - ,,Sicherlich, das würde ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen." - ,,Na gut, dann legen wir mal los."
Er stellte sich ganz nach vorne und bat schließlich um die Aufmerksamkeit der anderen: ,,Wir sind alle keine großen Redner. Die schönen Ansprachen überlassen wir den Ken. Wie in jedem Jahr haben wir auch diesmal wieder Initianten unter uns und mit dem heutigen Tag erkläre ich die meisten von ihnen zu vollwertigen Mitgliedern. Herzlichen Glückwunsch."
Es folgte ein Jubelausbruch vom Allerfeinsten und er ließ dementsprechend eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: ,,Wir glauben an das Ideal von Mut und Tapferkeit und wenn ihr ebenfalls daran glaubt, dann seid ihr hier herzlich willkommen. Morgen werden die zehn besten Initianten ihre künftigen Aufgaben wählen. Das Endergebnis wird nun auf dem Bildschirm hinter mir erscheinen."

1. Tris
2. Uriah
3. Lynn
4. Marlene
5. Peter
6. Will
7. Christina
.
.
11. Molly
12. Drew
13. Liz

Ich musste lachen, als ich meinen Namen unter den Linie sah, aber noch besser gefiel es mir, das Tris auf Platz eins und Molly unter der roten Linie war. Adios Amigos.
Der ganze Saal jubelte und man sah die Freude der anderen deutlich ins Gesicht geschrieben. Plötzlich sah ich jedoch etwas ganz verrücktes, was mich dazu verleitete die Hände vor Schock direkt auf meinen Mund zu halten. Christina küsste Will, ok das war ja noch nicht so krass, aber Four küsste Tris, oh mein Gott! Ich freute mich so für die beiden, dass ich am Liebsten hingerannt wäre, aber das war mir ja derzeit nicht möglich. Eric folgte meinem Blick und verdrehte die Augen: ,,Das war ja klar, dass er sich die Stiff klären würde." - ,,Sei nicht so gemein, die beiden passen gut zusammen. Ich gönne es ihnen. Es ist immer wieder schön echte Liebe zu sehen."
Er ließ plötzlich seinen Kopf senken und ehe ich mich versah stand er vor mir, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich ebenso leidenschaftlich wie ich es zuvor bei den anderen beiden gesehen hatte. Mich durchströmte eine Wärme, die nur schwer zu beschreiben war und die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten auch schon wieder wild umher. Als wir uns wieder voneinander lösten, fragte ich ihn: ,,Wofür war das denn jetzt?" - ,,Das wirst du wohl selbst herausfinden müssen."
Er ging auf einmal von mir weg von mir, stellte sich vorne das Geländer und schrie: ,,Ruhe!"
Auf einmal wurde es im ganzen Saal still und sie lauschten alle seinen Worten: ,,Es gibt heute noch eine weitere Änderung, die gefeiert werden muss. Eure Anführer, Max und ich, haben beschlossen noch eine weitere Person mit hinzuzuziehen, was die Leitung der Fraktion angeht. Sie ist eine der stärksten Frauen, die mir je untergekommen ist und eine Bereicherung für die Ferox : Liv Matthews."
Ich ging vorsichtig zu ihm hin und stützte mich auf dem Geländer ab. Die Ferox applaudierten und ich blickte in die entgeisterten Gesichter der nun ehemaligen Initianten. Besonders der Blick von Peter sprach mehr als tausend Worte. Er wusste nun ganz genau, dass er sich mit der Falschen verscherzt hatte und das würde er auch definitiv noch bereuen. Ich räusperte mich kurz und sprach: ,,Ich fühle mich geehrt in so jungem Alter als eure Anführerin hier zu stehen. Ihr könnte mir vertrauen, dass ich mein Bestes geben werde, um euch nicht zu enttäuschen! Einige von euch kannten mich bis zum heutigen Tag nur als Liz, eine kleine, hilflose Amite-Initiantin. Das war ein Test, um meine Loyalität und Stärke zu beweisen. Ich schloss die Initiation letztes Jahr erfolgreich mit dem Rang Nummer eins ab, was mich letztendlich hierher führte, denn die Ferox geben niemals auf! Fraktion vor Blut!" - ,,Fraktion vor Blut!"
Es folgte ein Jubelgeschrei unter den Massen und ich ging wieder zu Eric zurück: ,,Und wie war ich?" - ,,Überzeugend, besser hätte es nicht sein können. Auch wenn deine Wortwahl ein wenig für die Ken spricht." - ,,Tja, man wird seine alte Fraktion nie ganz los. Das müsstest du am besten wissen."
Er ging nicht weiter auf meinen Kommentar ein und ich ging die Treppe vorsichtig herunter. Er schrie mir hinterher: ,,Hey! Wo willst du hin?" - ,,Zu Four und den anderen. Ich möchte ihnen gratulieren." - ,,Nichts da. Du gehst sofort zurück in deine Wohnung!" - ,,Nein! Eric, mir passiert nichts. Ich will nur kurz mit ihnen reden und danach komme ich sofort zu dir und ich lege mich dann wieder hin, ok?" - ,,Einverstanden.."
Ich nickte ihm noch einmal dankend zu und machte mich langsam aber sicher auf den Weg zu den anderen. Four sah mich natürlich als Erstes und er rannte sofort auf mich zu, um mich zu stützen. Daraufhin verdrehte ich nur die Augen: ,,Mir geht es gut Four. Ich habe mich wieder an das Laufen gewöhnt. " - ,,Man kann nie sicher genug sein."
Ich blickte mich noch einmal kurz um und flüsterte dann: ,,Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen, aber wir werden beobachtet, deswegen werde ich dich jetzt ganz lange umarmen und es dir in dein Ohr flüstern, verstanden?"
Also umarmte ich ihn: ,,Morgen ist der Überfall auf die Altruan geplant. Sie werden euch diesen Transmitter injizieren, welcher das Handeln beeinflusst. Unbestimmte sind immun dagegen, spiel also mit, um nicht aufzufallen."
Ich löste mich aus der Umarmung und lachte: ,,Du musst jetzt lachen sonst fällt es auf Four."
Er tat was ich ihm sagte und ich fuhr fort: ,,Apropos, wie lange läuft das schon mit Beatrice? Ich bin echt schockiert, dass du mir nichts davon erzählt hast!" - ,,Es ist noch ziemlich frisch, aber ich mag sie. Ich mag sie sogar sehr." - ,,Oh mein Gott Four, das ist so süß! Ich freue mich so für euch!"
Plötzlich kamen Tris und die Anderen hinzu und sie fragte: ,,Worüber redet ihr denn so freudestrahlend?" - ,,Über euch zwei Zuckerpuppen. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon etwas länger den Verdacht, dass da etwas zwischen euch ist, aber ich war mir nie zu hundert Prozent sicher. Ich gönne es euch vom ganzen Herzen." - ,,Danke..."
Christina trat auf einmal nach vorne: ,,Du hast unser aber ganz schön an der Nase herumgeführt, Matthews. Also stimmten die Gerüchte doch, du bist zu den Ferox gewechselt." - ,,Jep, ich würde mich auch niemals anders entscheiden. Aber so ist meine Mum. Sie würde niemals ihren guten Ruf für mich auf's Spiel setzen. Traurig, aber wahr."
Wir redeten noch ein wenig über alles und sie stellten mir viele Fragen, vor allem was auch meine Initiation anging, wie ich sie geschafft hatte und so weiter und so fort. Doch plötzlich gab es eine erneute Ansage von Eric: ,,Ok, hört zu! Bevor ich gleich alle geht, möchte ich, dass ihr euch in vier Reihen aufstellt. Ihr bekommt einen Peilsender. Stellt keine Fragen! Nur eine Vorsichtsmaßnahme!"
Mein Blick ging zu Four und ich nickte kleinlich, damit es nicht allzu dolle auffiel, aber er verschwand auf einmal in der Masse. Das schien auch Tris aufzufallen und sie wollte ihn gerade suchen gehen, als Eric sich vor ihr aufbaute: ,,Herzlichen Glückwunsch. Ich dachte ja, du stehst ganz vorne in der Schlange, aber ich mache es dir einfach."
Jemand kam von hinten auf sie zu und schoss ihr das Ding in den Hals.
,,Tut sau weh, hm? Jetzt bist du wirklich eine von uns." , lächelte Eric sie hämisch an.
Dann kam er direkt auf mich zu und sagte: ,,Du musst das nicht mitansehen. Komm, ich bringe dich zu deiner Wohnung."
Da ich keine Lust auf eine weitere Diskussion hatte und ich auch ehrlich gesagt extrem ausgelaugt war, willigte ich ein. Er nahm mich ohne Vorwarnung einfach hoch und ich fragte: ,,Wieso machst du das? Du hast doch gesehen, dass ich wieder stark genug bin, um mich alleine fortzubewegen?" - ,,So ist es aber einfacher. Es sei denn du willst im Schneckentempo im Bett landen." - ,,Haha, sehr witzig. Ich gebe mir größte Mühe, ja?" - ,,Dagegen habe ich auch nichts gesagt."
Vor meiner Haustür setzte er mich dann schließlich ab und ich holte den Schlüssel aus meiner Schuhsohle. Er lachte daraufhin :,,Bewahrst du den immer dort auf?" - ,,Klar, das ist am Praktischsten. Er ist doch flach genug, da geht das schon."
Eric kam überraschenderweise noch mit hinein und ich fragte: ,,Du wirst erst gehen, wenn ich sicher im Bett liege oder" - ,,Korrekt, also beeil dich."
Ich ging also ins Bad, machte mich bettfertig und schlüpfte in mein Schlafanzug. Eric saß währenddessen an meinem Küchentisch und wartete auf mich. Im Bett angekommen, setzte er sich auf sie Bettkante und meinte: ,,Wegen morgen, du kannst dir sicherlich denken, dass du nicht aktiv mit dabei sein wirst. Du wirst die Lage im Kontrollraum überwachen." - ,,Hm, wenn es sein muss." - ,,Das ist neu." - ,,Was meinst du?" - ,,Dass du nicht anfängst zu diskutieren." - ,,Ob du es glaubst oder nicht. Wunder geschehen."
Er stützte sich hoch und war mal wieder nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt: ,,Weißt du was noch verwunderlich ist?" - ,,Nein, was denn?" - ,,Dass dein Chip, den wir dir injiziert haben, nicht mehr da ist."
Ich schluckte schwer und stieß ihn von mir weg: ,,Was willst du jetzt von mir hören?" - ,,Ich weiß nicht. Gibt es etwas, dass ich wissen muss?" - ,,Ich habe gemerkt, dass sich irgendetwas in meinem Hals komisch anfühlt, also habe ich es röntgen lassen und dabei kam heraus, dass sich darin etwas befindet. Meine Schwester hat es mir entfernt, bevor ich wusste, worum es sich dabei genau handelte. Also wann zur Hölle, habt ihr mir dieses Drecksding injiziert?!"
Oh man im Lügen war ich wahrlich ein Naturtalent, Grüße gehen raus an meine Mum.

,,Das ist nicht wichtig. Der Chip wurde dir gestern wieder reimplantiert. Es ist also wieder alles beim Alten." - ,,Warte mal, heißt das, dass ich morgen kämpfen werde? Wollt ihr mich verarschen?!" - ,,Nein, dein Transmitter wurde deaktiviert, aber Jeanine wollte für den Fall der Fälle abgesichert sein." - ,,Super, wie nett von euch!" - ,,Liv, bitte." - ,,Nein! Verschwinde!" - ,,Liv, ich.."- ,,Nein! Ich habe gesagt du sollst verschwinden, Eric!"
Er biss die Zähne aufeinander und küsste mich aggressiv. Die Wut von uns beiden war nicht auszumalen, aber genau das machte die ganze Sache intensiver. Wir rissen uns regelecht die Kleider vom Leib und schliefen schließlich miteinander. Obwohl ich immer noch sauer war, konnte ich in diesem Moment nicht dankbarer sein. Es tat gut Eric an meiner Seite zu haben und das würde ich auch nicht so schnell wieder bereuen.

Not alone  [Divergent/Eric FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt