Durch ein leichtes Ruckeln an meiner Schulter wurde ich schließlich wieder wach und ich blickte direkt in die Augen von Four.
„ Du lebst? Wie hast du das angestellt?", flüsterte er mir zu, damit die anderen nicht wach worden.
„ Tja, es ist halt schwer mich kalt zu kriegen.", antwortete ich ihm. Er lächelte daraufhin und meinte: „Denkst du, dass du in der Lage bist heute zu kämpfen? Du siehst nämlich trotzdem ziemlich zugerichtet aus." – „Habe ich denn eine Wahl? Bestimmt nicht."– „Ich könnte mal mit den Anführern reden, wenn du das möchtest, aber das denke ich nicht oder?" – „Nein, das lässt mich schwach wirken." – „Okay, dann steh jetzt auf und komm mit zum Frühstück, bevor die anderen nachher etwas lauter geweckt werden."
Ich ging vorher noch schnell duschen und bemerkte dabei im Spiegel meine Wunden. Es sah wirklich schlimm aus. Zum einen noch vom Kampf mit Four und zum anderen von meinem Sturz aus dem Zug. Das würden definitiv Narben für die Ewigkeit werden.
Die Cafeteria war um diese Uhrzeit schon ziemlich voll. Es fehlten meiner Meinung nach wirklich nur noch die Fraktionswechsler Initianden. Ich sah Paul und die Izzy von letzter Nacht und setzte mich zu ihnen. Den beiden blieb auf einmal der Mund offen stehen, als sie mich erblickten und Izzy meinte: „Oh mein Gott, du lebst. Alle dachten dass du tot bist. Wie ? Wie ist das möglich?"– „Glück, würde ich meinen." – „Wahnsinn. Also wenn du nicht weiterkommst, dann weiß ich auch nicht."
Sie unterhielten sich über die gestrige Nacht und ich fand nebenbei heraus, dass Izzy die Tochter von Max war - dem Anführer Max. Da ich mit dem Frühstück ziemlich schnell durch war, beschloss ich noch einmal auf die Krankenstation zu gehen, um nach Ava zu sehen. Ich ging um die Ecke und sah, dass sie immer noch mit geschlossenen Augen da lag. Sie würde es also nicht schaffen. Ich setzte mich an ihre Bettkante und sagte :„Ach Ava, das hast du einfach nicht verdient. Du hast so hart gearbeitet und im Endeeffekt hat es trotzdem nicht gereicht. Ich werde dich vermissen."
Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn, schmiss mir noch ein paar Medikamente ein, die gegen die Schmerzen und Übelkeit helfen sollten und machte mich dann auf den Weg in den Trainingsraum. Eric stand da und tippte etwas auf dem Monitor ein, bis er mich sah.
„Was hast du hier zu suchen? Mach dich zurück ins Bett." –„Und dann? Dann bin ich fraktionslos. Wenn dann gehe ich kämpfend unter."– „Du und kämpfen? In deinem Zustand wohl kaum. Ich habe hier deine Krankenakte und du bist definitiv nicht kampffähig."– „Das werden wir ja dann sehen. Und jetzt teil mir einen Partner für den heutigen Tag zu und behandel mich nicht wie ein Weichei."
Er legte den kleinen Monitor weg und kam auf mich zu, sodass wir ganz nah aneinander standen.
„ Ob du es glaubst oder nicht, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich fast umgebracht hätte und deine Mutter macht die ganze Sache nicht gerade einfacher."– „Was hat denn meine Mutter mit den Ferox zu tun?" – „Oh, wenn du wüsstest Prinzessin, aber das geht dich nichts an. Du kannst dich jetzt warm machen. Du wirst die Erste sein, die heute kämpft."
Nach und nach trudelten die anderen ein und Isaac rief: „ Na sieh mal einer an. Wer ist denn da von den Toten auferstanden?" – „Es freut mich, dass du mich nach so kurzer Zeit schon vermisst hast."
Ich stieg schon einmal in den Ring und meine Gegnerinnen war ein schmächtiges Candor Mädchen, die immer mit Isaac rumhang.
Der Kampf begann und sie gab mir eine leichte Ohrfeige: „Ist das dein Ernst? Du probierst es ja nicht mal."
Sie wollte mich treten, doch ich fing ihren Fuß ab, hielt ihn fest und zog ihr unteres Bein weg, sodass sie auf dem Bauch landete. Sie schlug mit dem Kinn auf und ich stellte mich auf ihren Rücken, damit sie sich nicht mehr wehren konnte. Sie zappelte wie ein hilfloser Käfer, der auf dem Rücken lag und so nahm ich ihren linken Arm, trat mit dem einen Fuß auf ihre Schulter und Kugel ihn aus. Ich blickte Eric an : „Reicht das?"
Er nickte und ich stieg aus dem Ring. Doch auf einmal ging Isaac wütend auf mich los und stieß ich mit Schwung gegen eine Wand. Dabei stieß mein Hinterkopf an die Wand und mir wurde extrem schwindlig. Auf einmal kotzte ich direkt im Strahl in sein Gesicht und er wich von mir. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und meinte zu ihm: „Sorry, aber das sind die Nebenwirkungen einer Gehirnerschütterung."
Four befahl ihm sich sofort zu duschen und ich setzte mich auf dem Boden und beobachtete die weiteren Kämpfe. Am Ende des Trainings meinten sie, dass wir nun in unseren Schlafraum gehen sollten und wir anschließend in ein paar Stunden dort das Ergebnis erfahren würden.Nach einem kleinen Mittagsschlaf wurde ich wieder durch Erics Stimme wach:„Versammelt euch!"
Ich stand noch schlaftrunken auf und Eric begann:„Wir haben euch nach der ersten Kampfrunde entsprechend eurer Fähigkeiten eingestuft. Die erreichte Punktzahl hängt sowohl von dieser Einstufung als auch von eurem Gegner ab. Bei Verbesserung beziehungsweise eines Sieges gegen jemand besseren bekommt ihr mehr Punkte. Es gibt keine Punkte, wenn ihr jemand Schwächeren fertiggemacht habt."
Nun ergänzte Four:„Das endgültige Ranking werdet ihr morgen erfahren. Hier seht ihr erstmal nur eure Bewertungen, ohne die der gebürtigen Ferox."
Er projizierte das Ergebnis auf die Wand und ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um etwas zu erkennen:1. Isaac
2. Warren
3. Liv
4. Mark
5. Jane
6. Ava
7. LaureneOh mein Gott, das ist deutlich besser, als ich gedacht hätte! Dass Isaac auf Rang 1 war, war nun wirklich keine Überraschung, aber es freute mich sehr, dass das Candor Mädchen von heute auf dem letzten Rang war. Somit hatte Isaac eine Verbündete weniger.
Das Einzige, was mich wirklich traurig machte, war das mit Ava. Ich wollte gerade auf die Krankenstation gehen, um mich von ihr zu verabschieden, als Four nochmal betonte: „ Die gebürtigen Ferox waren in diesem Jahr ziemlich stark, also fühlt euch auf eurem Rang nicht zu sicher. Des Weiteren ist heute Besuchstag von euren Familienangehörigen, also macht euch auf den Weg."
Na toll, jetzt musste ich meine Mutter heute schon zum zweiten Mal ertragen.Es hatten sich schon viele Menschen in der Grube versammelt und ich sah, dass sich meine Mam und meine Schwester mit Eric und Max unterhielten. Woher kannte sie die beiden nur?
Ich ging zu Ihnen und Jeanine wandte sich sofort an mich: „Olivia, es ist schön dich zu sehen."
Sie umarmte mich und ich meinte:„Wir haben uns doch aber erst vor ein paar Stunden gesehen."
Mom ignorierte mein Kommentar und meinte:„Eric und Max haben mir gerade erzählt, dass du unter den besten drei bist. Das ist wirklich bemerkenswert. Ich bin stolz auf dich."-„Hm, danke."
Ich bemerkte, dass meine Schwester wie versteinert die ganze Zeit neben uns stand und deshalb fragte ich: „Was ist mit ihr los? Warum ist sie so?" – „ Sie testet ein neu entwickeltes Serum und anscheinend gibt es ein paar Nebenwirkungen wie eingeschränkte Bewusstseinswahrnehmung."
Ich stellte mich nun direkt vor sie, doch es war keine Reaktion ihrerseits wahrnehmbar. Was ist wenn Mom log? Was ist wenn es gar keine Nebenwirkungen sind sondern sie das bewusstseinsteuernde Serum an ihr testet? Deswegen ging ich nicht weiter auf diesen Kommentar ein. Eric und Max verabschiedeten sich dann wieder von uns und ich war mit Mom und meine Schwester allein. Ich sah sie an: „Und? Wie geht's euch so?" – „Ganz gut, deine Schwester ist wirklich eine Bereicherung für die Ken." – „So sieht sie zwar gerade nicht aus, aber wenn du das sagst."
Es herrschte eine unangenehme Stille und ich brach schließlich das schweigen und stand auf: „Also, wenn es nichts weiter zu sagen gibt, würde ich jetzt gerne eine Freundin besuchen, um mich von ihr zu verabschieden."
Sie stand ebenfalls auf, glättete sich ihren Rock und meinte: „Das ist sehr gütig von dir, Olivia. Wir werden uns bestimmt bald nochmal wiedersehen."
Ich umarmte sie und meine Schwester und machte mich dann schließlich auf den Weg zur Krankenstation. Dort angekommen, sah ich dass Ava wach war und in der Gegend rumstarrte. Als sie mich sah, lächelte sie mich an und ich setzte mich auf ihre Bettkante: „Na, wie geht es dir?" – „Es geht. Mein Kopf tut noch ziemlich dolle weh und ich habe erfahren dass ich zu 80 % fraktionslos sein werde. Es war alles umsonst."– „Das tut mir so leid. Ich finde es halt auch unfair, da du keine Chance hattest dich in irgendeiner Weise zu verbessern. Du konntest schließlich nichts dafür, dass du sofort ausgeknockt wurdest."-„ Das stimmt schon, aber leider gibt es hier keine zweiten Chancen. Ich werde dich vermissen und ich hoffe, dass ich dich nicht bei den Fraktionslosen wiedersehen werde. Kämpfe für uns beide, tue mir diesen Gefallen."
Ich umarmte sie und mir standen die Tränen in den Augen: „Ich werde dich auch vermissen und ich verspreche es dir."
Ich stand nun auf, drehte mich ein letztes Mal nach ihr um und ging aus der Krankenstation heraus direkt in mein Bett. Mir war es egal, ob heute eine Initiationsfeier stattfinden würde, meine Laune war mehr als im Arsch.
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Not alone [Divergent/Eric FF]
FanfictionFerox - Candor - Amite - Ken - Altruan Das sind die verschiedenen Fraktionen, die das Gesellschaftssystem unserer Stadt prägen. Meine Rolle dabei? Ich bin verurteilt mein Leben lang bei den Ken zu verbringen. Warum? Meine Mom ist Jeanine Matthews un...