Durch ein nerviges Klopfen an der Tür wurde ich am nächsten Morgen geweckt. So rieb ich mir zunächst den Schlafsand aus den Augen und stand widerwillig auf. Ich öffnete die Tür und die Sonne schien mir ins Gesicht, sodass sie mich vollkommen blendete. Nun trat Paul mit einem Lächeln im Gesicht ins Licht :,,Guten Morgen! Sieh mal, was ich hier für dich habe."
Ich schaute genauer hin und sah, dass er eine Tüte mit lauter Lebensmitteln in den Händen hielt.
,,Uh, was hast du denn vor?" - ,,Ich dachte mir, dass wir deine Wohnung noch einmal richtig nutzen bevor sie die nächste Zeit leer steht und zugleich deine Küche einweihen." - ,,Wow, das ist echt total süß von dir. Na dann legen wir mal los."
Er brachte die Tüten hinein und zauberte uns kurz darauf ein geschmackvolles Frühstück mit Omelette und Bacon. Wie konnte ich da auch nur einen Gedanken an Eric verschwenden? Paul hatte sich so zum Guten verändert seitdem er mit mir zusammen war und er war wirklich ein Traummann. Nichtsdestotrotz konnte ich Eric nicht komplett vergessen und während des Essens schweiften meine Gedanken kurz zu ihm und seiner neuen Freundin Kate. Paul schien es mitzubekommen und er fragte mich : ,,Beschäftigt dich irgendetwas?" - ,,Nein nein, ich bin nur ein wenig aufgeregt. Die ganze Initiation noch einmal durchzustehen - mit Eric. Ein absoluter Alptraum." - ,,Mit Eric? Ich dachte er wollte sich als Ausbilder zurückziehen?" - ,,Nope, leider nicht."
Wir aßen schließlich auf und genossen noch die letzten paar Stunden gemeinsam, bevor ich mich umziehen musste und wir uns auf den Weg zur Ansprache von Max in der Grube machten. Wir kamen genau rechtzeitig an und setzten uns zu Izzy und den anderen. Sie begrüßte uns freundlich und sagte kurz darauf :,,Nichts gegen dich, aber Orange ist wirklich nicht deine Farbe." - ,,Das sehe ich ganz genau so. Ich bin einfach nur froh, wenn ich das hier überstanden und mich als würdig genug erwiesen habe." - ,,Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen." - ,,Dankeschön."
Kurz darauf begann auch Max mit seiner Ansprache: ,,Alle mal herhören. Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Fraktion. Ein Tag des Verlustes aber auch ein Tag des Erfolges, da wir uns sowohl von Mitgliedern verabschieden werden, aber auch Neue hinzugewinnen. Des Weiteren wird Liv, die letztes Jahr unserer Fraktion beigetreten ist, sich unter Beweis stellen und somit unter die Fraktionswechsler mischen. Da sie wegen ihrer Mutter einen relativ bekannten Namen besitzt, wird sich jetzt zukünftig als Liz angesprochen, die Kurzform für Elizabeth. Ich wünsche euch dementsprechend noch einen erfolgreichen Tag und denkt immer dran: Fraktion vor Blut." - ,,Fraktion vor Blut!"
Wir standen auf und ich ging zu dem Ausgang, wo auch schon ein Auto auf mich wartetet, welches mich direkt zu meinem Ziel eskortierte. Vor dem Gebäude wartete schon eine dunkelhäutige Frau auf mich, welche, als sie mich sah, sofort auf mich zukam: ,,Guten Tag, du bist bestimmt Olivia, nicht wahr?" - ,,Hallo und ja das bin ich." - ,,Sehr schön. Ich bin Johanna und Eric hatte mich im Vorfeld darüber informiert, dass ihr dieses Jahr wieder eine kleine Hilfe für eure Initiation braucht. Du wirst in der allerletzten Reihe sitzen, um das Risiko auszuschließen, dass dich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen jemand erkennen könnte und als Letzte aufgerufen, weil die Aufmerksamkeit zu diesem Zeitpunkt am geringsten ist." - ,,Alles klar und vielen Dank für ihre Hilfe." - ,,Es ist mir immer wieder eine Freude, wenn sich ein Ferox für den Hauch eines Momentes in einen Amite verwandelt."
Wir gingen anschließend zusammen herein und das Erste was ich sah, war dass sich meine Mum mit Andrew Prior und seiner Tochter Beatrice unterhielt. Ganz genau die Beatrice. In diesem Moment lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich wandte meinen Blick sofort ab, damit sie erst gar nicht in Versuchung kommen würde mit mir zu reden. Das wäre einfach zu gefährlich und es könnte meine gesamte Tarnung auffliegen lassen. Mir war zwar klar, dass sie mich der Öffentlichkeit bis vor letztem Jahr komplett enthalten hatte. Jedoch konnte man ja nie zu 100% sicher sein, was das anging. Ich begab mich nun auf den zugewiesenen Platz in der letzten Reihe und schon begann die Zeremonie. In diesem Jahr hatten die Altruan die große Aufgabe jene Zeremonie zu organisieren und ich sah Markus nach vorne treten, um die Eröffnungsrede zu halten. Er redete und redete und redete und wie bereits vergangenes Jahr, schaltete ich ab und ruhte mich noch eine wenig aus, bevor ich mir noch einmal in die Hand schneiden musste. Schließlich begann es dann mit einem Jungen von den Ken, der nach vorne trat und bei seiner gebürtigen Fraktion blieb. Welch Überraschung - nicht. Die ganze Zeremonie war ich nur damit beschäftigt mir ein wenig die Verhaltensweisen der Amite einzuprägen, um sie später umsetzten zu können und ich musste sagen, dass das nicht gerade einfach werden würde. Sie hatten die ganze Zeit ein Lächeln auf dem Gesicht und viele hielten mit ihren Familien die ganze Zeit Händchen. Ui Ui Ui Ui Ui, das könnte ja noch was werden. Meine Aufmerksamkeit wurde dann erst wieder geweckt, als der Name Caleb Prior fiel. Er ging nervös nach vorne, verzog kurz das Gesicht, als er sich in die Hand schnitt und ging anschließend auf die rechte Seite. Ich hielt mir schon die Hand vor den Mund, da ich eine gewisse Vorahnung hatte, wo die Reise hingehen würde. Mein Verdacht bestätigte sich wenige Sekunden später, als sein Blut in die Schüssel der Ken tropfte. Man hörte im Saal ein Raunen, ähnlich wie bei mir damals. Der einzige Unterschied war jedoch, dass ich diesmal ebenfalls entsetzt war. Als Nächstes wurde dann seine Schwester aufgerufen, welcher der Schock noch ins Gesicht geschrieben stand. Sie senkte ihren Blick, als sie nach unten trat und ich spielte die ganze Zeit nervös an ihren Ärmeln herum. Jetzt konnte man nur noch hoffen, dass wenigstens sie bei den Altruan bleiben würde. Einerseits weil dort am wenigsten eine Unbestimmte entlarvt werden würde und andererseits weil es die Altruan in ein bisschen besseres Licht rücken würde und sie natürlich mein Gesicht kannte. Sie blickte bevor sie das Messer nahm noch einmal über alle Schüsseln hinweg und schnitt sich schließlich in die Hand. Ich merkte, dass meine Hände schweißnass waren und als sie ihre Hand über die Altruan hielt, war ich für einen kurzen Moment sehr erleichtert. In letzter Sekunde passierte es dann jedoch, dass sie die Hand über die Kohlen der Ferox hielt und es war besiegelt. Ich ließ meinen Kopf in meine Hände versinken und ich atmete tief ein und aus. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut! Da nach ihr nicht mehr viele übrig waren und die meisten eh damit beschäftigt waren sich entweder zu freuen oder zu heulen, war nun endlich mein Moment gekommen. Der Name Elizabeth Zane wurde aufgerufen und ich stieg die Treppen herab. Während ich an meiner Mum vorbeiging, sah sich mich an und meinte nur anhand einer Lippenbewegung : Ich bin stolz. Ohne groß nachzudenken wandte ich den Blick wieder ab und nahm das Messer in meine Hand. Ich zögerte kurz, um es echt aussehen zu lassen und vollendete dann das Ritual und gesellte mich anschließend zu den Ferox. Ich konnte mich gar nicht mehr hinsetzen, da sie auf einmal alle aufsprangen und hinausrannten. Jetzt ging es wieder von vorne los und ich musste sagen, dass es deutlich einfacher war, wenn man wusste, was auf einen zukommen würde. Die Frage war jedoch, ob Eric es noch einmal richtig auskosten wollte, dass er wieder Macht über mich hatte und ich zudem auch noch schwächlich sein musste. Es würde definitiv interessant bleiben.
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Not alone [Divergent/Eric FF]
FanfictionFerox - Candor - Amite - Ken - Altruan Das sind die verschiedenen Fraktionen, die das Gesellschaftssystem unserer Stadt prägen. Meine Rolle dabei? Ich bin verurteilt mein Leben lang bei den Ken zu verbringen. Warum? Meine Mom ist Jeanine Matthews un...