Kapitel 15

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,, Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen lässt, der wird vom Irrtum besiegt"
- Augustinus Aurelius

Heute war es soweit. Die finale Prüfung, um ein Ferox zu werden stand an. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und habe probiert mir Auswege auszumalen, wie die Simulation bewältigt werden könnte, aber ich fand einfach keinen Weg! Heute wurden wir nicht geweckt, da die Prüfungen erst nachmittags waren und wir den gesamten Vormittag frei hatten. Aus lauter Verzweiflung setzte ich mich wieder an die Schlucht und dachte nach. Nach einiger Zeit kam dann Four um die Ecke:,, Wusste ich doch, dass ich dich hier finden würde."-,, Hm."-,, Hast du darüber nachgedacht, was ich zu dir gesagt hab?"-,, Ja! Zu viel! Ich habe mir deswegen die ganze Nacht den Kopf zerbrochen! Ich bin einfach nur froh, wenn das hier vorbei ist."-,, Sei vorsichtig. Ich muss wieder weg, weil Max noch was mit mir besprechen will. Du schaffst das. Viel Glück!"-,, Danke, das werde ich brauchen!"
Da mich die Schlucht heute kein bisschen weiterbrachte, ging ich in die Grube. Insgeheim in der Hoffnung, dort Eric anzutreffen. Doch was ich dann sah, war eher enttäuschend. Eric saß dort gemütlich am Tisch, umgeben von mehreren Frauen und nur Frauen, die ihn alle anhimmelten.
Ich ging also dezent geladen, zu ihm hin und als die anderen mich sahen fragte eine Rothaarige:,,Wer bist du denn?"-,,Nerv mich nicht. Eric wir müssen reden."
Er schickte die anderen Weiber dann davon und sie warfen mir alle noch böse Blicke zu.
Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln und deswegen fragte ich:,,Was ist?"– ,, Nichts." –
,, Oke? Also kommen wir gleich zur Sache. Ich habe Angst den Test zu verhauen."-,, Bei deiner Zeit? Das wird doch wohl locker zu schaffen sein."
Er legte seine Hand an meine Wange und begann mich zu küssen: „Mach es einfach so wie immer und es wird perfekt werden."
Ich nickte und hoffte insgeheim, dass er wirklich Recht hatte. Aber was war, wenn eines meiner Ängste, das Entdecken meiner Unbestimmtheit war? Das wäre wohl mein Todesurteil. Jetzt konnte man nur noch hoffen.
Ungefähr zwei Stunden später versammelten sich dann alle Initianten vor der Halle, wo die Simulation durchgeführt werden würde. Es gab noch eine kurze Einführung, dass nur die Ferox Anführer unsere Ängste sehen würden und dass aus allen Ängsten eine Durchschnittszeit gebildet werden würde, die dann das Ranking bestimmt.
Die Reihenfolge ging von den Schlechtesten zu den Besten und ich war die allerletzte.
Als ich den Raum betrat, war ich überrascht. Diese Simulation war komplett anders aufgebaut, als sonst. Es stand zwar die Liege in der Mitte, aber rundherum waren Monitore und hinter ihnen standen Eric und die anderen Anführer. Ich setzte mich mit schweißgebadeten Händen auf den Stuhl, atmete tief durch und schon gab mir die Tattoowiererin Tori die Spritze.
Es könnte entweder mein Ende oder der Beginn eines wundervollen Lebens bei den Ferox werden.

Es begann und ich stand am Rand einer Klippe. Ich schaute wieder hinunter und war fasziniert, wie die Wellen gegen die Felsen peitschten. Mit einem kräftigen Stoß von hinten wurde ich hinuntergestoßen und ich sah die Spitzenfelsen immer näher kommen. Es war ziemlich unwahrscheinlich sie nicht zu treffen, also schloss ich meine Augen und wollte es einfach geschehen lassen. Mich erwartete jedoch kein harter Aufprall sondern das Eintauchen in das Wasser. Ich spürte den Grund unter meinen Füßen und wollte mich abstoßen, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Es gelang mir jedoch nicht, da meine Füße komplett von Algen umzingelt waren. Ich schob leichte Panik und wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Wenn ich meine Fingernägel benutzen würde, wäre es surreal und sie würde mich entlarven. Es musste also einen anderen Ausweg geben. Ich schwamm herunter und suchte den Meeresboden nach etwas Spitzen ab. Dort fand ich dann schließlich auch eine Muschel und zerschnitt Schnitt die Algen. Es funktionierte hervorragend und ich konnte mich abstoßen und war heidenfroh, als wieder Sauerstoff in meine Lungen strömte. Die Simulation veränderte sich, doch ich befand mich immer noch nach Luft schnappend auf meinen Knien. Ich blickte mich um und sah dass ich im Armenviertel der Stadt war. Es lungerten schon ein paar Fraktionslose in meiner Nähe herum, die in den Mülltonnen nach etwas essbarem suchten. Ich stand schließlich auf, um mich von ihnen zu distanzieren, wurde aber plötzlich an meinem Handgelenk zurückgehalten. Ich drehte mich erschrocken um und ein Mann mittleren Alters mit gelben Zähnen und nur noch einem Auge, hielt mich fest: „Wo willst du hin? Du bist jetzt eine von uns. Los! Komm!"
Er wollte mich hinter sich herziehen, um mich zu den anderen zu bringen, aber ich wehrte mich dagegen. Auf einmal wurden es immer mehr Fraktionslose, die alle synchron schrieen: „ Eine von uns... Eine von uns..."
Ich schrie hilflos und verzweifelt zurück: „Nein! Niemals!"
Ich trat dem Mann ins Gesicht und auf einmal begannen sie mich alle zu attackieren. In meiner Tasche fühlte ich ein Messer und ich wusste, dass ich sie alle umlegen musste, um weiterzukommen. Es war erschreckend, wie einfach es mir für sie alle auszuschalten und ich war am Ende komplett in ihrem Blut gebadet. Ich starrte auf meine Hände und sie begannen zu zittern. Was hatte ich nur getan? Doch ich befand mich auf einmal wieder mitten im Stadtzentrum und es kamen von überall her tausende Menschenmassen auf mich zugerannt. Da ich zunächst verwirrt war, worum es sich jetzt wieder handeln würde, bleibe ich erst einmal ruhig stehen und beobachtete die Situation. Die Menschen wurden jedoch nicht langsamer und ehe ich mich versah wurde ich von ihnen quasi totgetrampelt. Ich lag am Boden und sie liefen einfach über mich drüber wie als ob ich nicht da wäre. Ich schrie verzweifelt: „Hey! Hört auf!"
Doch mich schien niemand zu hören und sie liefen weiterhin über mich drüber, als ob mein Körper der Asphalt wäre. Ich hatte mittlerweile schon den gesamten Staub, den sie aufgewirbelt hatten eingeatmet und mir ging langsam die Luft aus. Mein ganzer Körper tat weh und ich wusste nicht wie ich aus dieser Situation herauskommen sollte. Dann fiel mir ein, dass man der Situation auch entkommen könnte, wenn man sich ganz ruhig verhält. Ich schloss meine Augen, dachte an etwas schönes und konzentrierte mich auf meine gleichmäßige Atmung. Das war nicht gerade einfach da alle zwei Sekunden jemand neues auf meinem Brustkorb trat. Auf einmal ruckelte mich jedoch jemand an der Schulter: „ Schnell! Renn weg, sonst haben sie dich!"
Ich war mitten auf einer Wiese und sah wie eine Armee aus Ferox Soldaten auf mich zukam. Ich kannte die Frau nicht, aber ich stand natürlich sofort auf und rannte so schnell ich konnte. Auf einmal fiel ich jedoch über einen dicken Ast. Ich wollte mich so schnell wie möglich wieder hoch stützen, aber meine Füße steckten im Matsch fest. Ich versuchte sie herauszuziehen, doch es war unmöglich. Die Ferox versammelten sich um mich herum und an ihrer Spitze stand Eric. Er hiet mir seine Waffe an den Kopf und sprach: „Das ist dann wohl dein Ende. Bye Bye Nichtsnutz."
Ich bemerkte jedoch noch rechtzeitig den Ast über mir, hielt mich daran fest und zog somit meine Füße aus dem Treibsand und schoss sie direkt in Erics Gesicht. Da er kurz weggetreten war, konnte ich mir seine Waffe schnappen und erschoss alle um mich drum herum. Dann richte ich meine Waffe auf ihn: „Wer ist jetzt der Nichtsnutz?"
Ich wandte meinen Blick ab und drückte ohne zu zögern ab und die Simulation veränderte sich wieder einmal.
Nun war ich in unserem Wohnzimmer bei den Ken und ich sah, wie meine Schwester an einem Schreibtisch saß und wie eine Bekloppte etwas am Computer tippte. Meine Mutter saß ein paar Meter weiter weg und beobachtete sie dabei. Ich sprach sie an: „Was machst du da? Siehst du nicht wie sie leidet?"
Doch sie lächelte mich nur verschmitzt an: „Deine Schwester braucht manchmal einen kleinen Anreiz, um ihre Arbeit ordentlich verrichten zu können. "
Sie drückte einen kleinen Knopf und auf einmal bildete sie sich ein Feuerkreis um meine Schwester herum. Sie wurde immer nervöser und tippte immer schneller etwas auf dem Computer ein. Ich schrie meine Mutter an: „Hör auf! Sie wird sterben!"
Doch meine Mom zuckte nur mit den Schultern und lächelte weiterhin, während sie sie beobachtete. Ohne zu zögern, zog ich meine Jacke aus und versuche die Flamme irgendwie zu ersticken, aber es brachte nichts. Ich entriss meiner Mutter gewaltsam die Fernbedienung und drückte statt dem roten den blauen Knopf. Es funktionierte und unsere Brandmeldeanlage wurde ausgelöst. Ich rannte zu meiner Schwester und umarmt sie aufgelöst: „Ich hätte dich nie mit ihr alleine lassen sollen. Es tut mir so leid."
Doch keine Sekunde später fiel mir auf, dass ich auf einmal niemand mehr umarmte und ich in einer Holzkiste, die wir ein Sarg war, eingeschlossen war. Ich vernahm das Geräusch eines fahrenden Zuges und schrie: „Hey! Lasst mich hier sofort raus!"
Ich hörte nur Erics dreckige Lache und keine Sekunde später, wurde gegen die Kiste getreten und ich spürte, dass ich im freien Fall war. Die Landung war ziemlich unsanft, aber es war definitiv kein Wasser. Ich machte immer weiter und versuchte die Kiste aufzutreten, aber es brachte nichts. Nun hörte ich wieder die Stimme von meiner Mom: „Es ist so schade dass es so enden musste. Begrabt sie und stellt sicher, dass sie niemand je finden wird."
Ich hörte die Schaufeln und wie der Dreck auf die Kiste fiel. Der Sauerstoff wurde immer knapper und ich wurde immer verzweifelter. Es gibt keinen Ausweg sich aus dieser Situation zu befreien. Mir blieb beinahe die Luft weg und ich sah mich ja noch etwas genauer um, aber es war einfach zu dunkel um etwas zu erkennen. Obwohl mir keine Luft mehr blieb versuchte ich mich zu entspannen und keine 20 Sekunden später war endlich alles vorbei.

Geschockt und nach Luft schnappend, wachte ich auf und sah mich um. Eric stand direkt vor mir und strich mir sanft über meine Wange: ,,Keine Sorge, du bist durch."
Ich lachte und umarmte ihn. Dann formte ich mit dem Mund die Worte:,, Danke.", als ich an Four vorbeiging.
Da Eric so nett zu mir war, ging ich davon aus, dass ich sie perfekt getäuscht hatte und sie nicht davon ausgingen, dass ich eine Unbestimmte war. Heute Abend würde wir die endgültigen Ergebnisse erfahren und ich war mehr als gespannt, welchen Platz ich im endgültigen Ranking haben würde.

Not alone  [Divergent/Eric FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt