Kapitel 20

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Als ich am nächsten Morgen in Pauls Armen aufwachte, überströmte mich eine Welle von Glückshormonen. Er wurde auch direkt wach, lächelte mich an und gab mir anschließend einen vertrauten Kuss auf die Stirn. Ich lächelte zurück und meinte zu ihm: „Na, hast du gut geschlafen?" – „Neben dir immer." - „Du Schleimer."
Ich hievte mich aus dem Bett heraus und ging anschließend ins Bad, um zu duschen und mich für den Tag fertigzumachen. Als ich wieder aus dem Bad herauskam und nur ein Handtuch um mich herum hatte, musterte mich Paul von oben bis unten und sagte darauf: „Uh, ganz schön heiß so früh am Morgen." – „Bilde dir ja nichts darauf ein. Wir sind schon spät dran und ich würde gerne noch frühstücken, bevor Four mich einweist." - „Du hast ja recht." – „Wo arbeitest du jetzt eigentlich?" – „Ich fange mit Izzy zusammen im Kontrollraum an. Die anderen Jobs reizen mich doch nicht so." – „Verständlich, ich könnte mir auch nichts anderes vorstellen." – „Naja du hast die Führungskraft ja quasi auch in die Wiege gelegt bekommen." – „Wenn es danach ginge, dasselbe wie meine Mam zu machen, würde ich einen komplett anderen Weg einschlagen. Ich möchte mit ihr in keinster Weise mehr in Verbindung gebracht werden."– „Okay, dann lass uns mal frühstücken gehen."
Er nahm mich an der Hand und so gingen wir zusammen in den Speisesaal. Als wir schließlich den Raum betraten, starrten uns alle an und es war ein unangenehmes Gefühl. Paul merkte meine Anspannung und drückte leicht meine Hand, um mir ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Ich lächelte ihn daraufhin an und wurde auch wieder etwas ruhiger. Doch da hatte ich mich zu früh gefreut, denn als mein Blick zu Eric ging, brach etwas in mir zusammen. Er schluckte zunächst schwer sein Essen herunter, stach wütend seine Gabel in das Rührei und stand prompt auf, um den Raum zu verlassen. Ich senkte meinen Blick und musste mir sogar die Tränen verkneifen. Wieso hatte ich immer noch so viel Mitgefühl mit ihm? Log ich Paul eventuell doch an? Oder viel schlimmer, hatte ich etwa Gefühle für beide?
Ich setzte mich genervt von mir selbst mit Paul an den Tisch und schaufelte mir mein Essen auf den Teller. Mein Essen bekam ich jedoch kaum runter, da mich in gewisser Weise die Schuldgefühle plagten. Den Gesprächen der anderen konnte ich mal wieder keine Aufmerksamkeit widmen, da ich mit meinen Gedanken komplett woanders war. Ich blickte schließlich auf meine Uhr und sah, dass es schon 8:15 Uhr war. Deswegen trank ich meinen Orangensaft auf Ex aus und wollte gerade aufspringen, als Paul mich nochmal am Handgelenk festhielt. Er stand auf, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir noch einen Abschiedskuss: „Viel Glück heute. Du schaffst das." – „Danke, du auch."
Ich ging die Gänge entlang und machte mich auf den Weg in den Trainingsraum, als ich auf einmal Eric sah, der an eine Wand gelehnt stand. Sofort spürte ich wieder dieses unangenehme Gefühl in meinem Magen und ich fasste mir nervös durch meine Haare. Er schaute mich nun direkt mit seinen eiskalten Augen an und meinte: „Ich hätte nicht gedacht, dass du eine von denen bist, die schnell ihre Partner wechselt."– „Du weißt genau, dass ich nicht so bin. Vielleicht wäre es ja schon früher mit Paul passiert, wenn du ihm nicht Kontaktverbot erteilt hättest."– „Immer rede dir das ein. Aber tief im Inneren weißt du ganz genau, dass du lieber mich an deiner Seite sehen würdest."– „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir werden es wohl nie erfahren, da du es ja nicht schaffst mir zu vertrauen."
Er verschränkte seine Arme und rollte die Augen: „Glaub mir, wenn du die Umstände kennen würdest, würdest du dasselbe tun." – „Ich glaube nicht und jetzt lass mich in Ruhe, ich komme schon wegen dir zu spät."
Daraufhin zog ich an ihm vorbei und ging in einem schnellen wütenden Schritt in die Trainingshalle. Four stand bereits an einem Sandsack und trainierte fleißig. Als er mich sah wandte er sich von diesem ab und kam auf mich zu. Er blickte auf die Uhr an der Wand und meinte: „Pünktlich 8:30 Uhr, nicht schlecht."–„Na klar, ich möchte dich doch nicht enttäuschen."
Wir nahmen beide auf dem Rand des Ringes Platz und er begann mir zu erklären: „Also pass auf, wenn man ein Ausbilder werden möchte, ist es natürlich schwer, dass die anderen auf einen hören, wenn man nur ein Jahr älter ist. Deswegen haben die Anführer eine Methode entwickelt, wobei du trotzdem mit den Initianten Umgang haben wirst. Dementsprechend mischst du dich zwei Jahre lang unter die Initianten beziehungsweise drei, je nachdem wie du dich anstellst. Es macht natürlich nur bei den Fraktionswechslern Sinn, da sie dich nicht kennen."– „Und wie soll das funktionieren? Was ist der Sinn dahinter?" – „Du kannst uns somit undercover Informationen über die Persönlichkeiten der Personen liefern, welche wir dann in die Bewertung einfließen lassen können. Natürlich gibt es auch ein unangenehmen Nebeneffekt. Du bist sozusagen unser Opfer, um den Fraktionswechslern Angst zu machen."– „Aber meinst du nicht, dass das auffällt wenn ich mich einfach dazu mische?"-„Du wirst einfach zu den Amite gehören. Dann musst du dir eine Geschichte einfallen lassen, warum sie dich nicht kennen., falls wir Wechsler aus dieser Fraktion dabei haben und natürlich wirst du ein Umstyling bekommen, um auf Nummer sicher zu gehen."– „Okay, das hört sich alles ziemlich witzig an. Ich bin dabei."– „Sehr gut, dann erstelle ich gleich deinen Trainingsplan, damit du fit bist, um über die Runden zu kommen. Natürlich wirst du immer am Ende der roten Linie knabbern, um es realistisch zu halten." – „Na super, aber was sein muss, muss sein."

Die nächsten paar Monate verliefen theoretisch wie bei der Initiation. Ich hatte jeden Tag einen anderen körperlichen Schwerpunkt, der wichtig für mein Training war. So wechselte es zwischen Kampftraining, wo ich ein paar neue Techniken von anderen Ferox lernte, die sonst für Showkämpfe zuständig waren - Ausdauertraining, um längere Strecken zurückzulegen - Schusstraining, wo ich mit verschiedenen Waffen lernte umzugehen, Messerwerfen und ganz neu Akrobatik, um im Kampf einen Vorteil zu haben. Ich bekam Muskeln an Stellen, wo ich nicht mal musste, dass sich dort welche befanden und es machte mir sehr viel Spaß. Auch privat lief es in dieser Zeit einfach nur perfekt, da Four und ich durch die vielen gemeinsamen Stunden quasi zu besten Freunden worden und ich auch mit Paul eine stabile und vor allem glückliche Beziehung hatte. Das lag aber vor allem daran, dass Eric sich fast komplett aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, um sich mehr auf die Arbeit mit den Ken zu konzentrieren. Das war natürlich nur die interne Aussage. Offiziell bekannte sich niemand dazu beziehungsweise, traute sich bestimmt niemand nachzufragen. Somit verging mein erstes Jahr bei den Ferox rasend schnell und in zwei Tagen stand bereits die Initiation an. Ich hatte absolut keine Lust auf mein Umstyling, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, was sie mit mir machen würden. Doch das war nicht die einzige Überraschung, die ich an diesem Tag erfahren sollte.

Not alone  [Divergent/Eric FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt