Das Geräusch der Eisenstange, die immer wieder gegen das Geländer schlug war mir nur allzu gut vertraut und ich musste sogar ein wenig lächeln, weil es mich an eine schöne Zeit im letzten Jahr erinnerte. Four sagte seinen Standardsatz: ,,In zwei Minuten in der Grube." und als er den Raum verließ, sprangen alle sofort auf. Ganz ehrlich, wir hatten wenigstens immer fünf Minuten, aber zwei?! Ich zwirbelte meine Haare zu einem stabilen Dutt zusammen und zog die vorgesehene Trainingskleidung an. Zusammen mit Tris und Christina, die sich noch während wir rannten die Haare zusammenband, kamen wir schließlich in der Grube an. Four stand auf und Eric blieb erstmal im Hintergrund. Dann erklärte er uns das übliche Prozedere und natürlich waren wieder alle geschockt, als es hieß, dass die rangniedrigsten Initianten die Fraktion verlassen müssten. Besonders Christina schien es überhaupt nicht zu passen: ,,Das hätte uns jemand sagen sollen!"
Eric wandte den Blick dann direkt auf sie und meinte: ,,Wieso? Hättest du dich dann anders entschieden? Weil du Angst hast? Wenn das so ist, kannst du gleich wieder gehen. Denn wenn du wirklich Eine von uns bist, denkst du nicht mal an das Versagen. Ihr habt euch für uns entschieden, nun müssen wir uns für euch entscheiden."
Danach hatte niemand mehr irgendwelche Widerworte und wir gingen alle gemeinsam in die Trainingshalle. Das Training begann ganz entspannt mit einer kleinen Runde Ausdauerlauf, um etwas warm zu werden und dann zeigte uns Four in einem echten Kampf verschiedene Techniken, bevor wir damit begannen eigenständig an den Sandsäcken zu trainieren. Ich musste zugeben, dass es ganz schön ermüdend war dieser Tätigkeit nachzugehen, wenn man theoretisch schon ein ganzes Stück weiter mit der Kampferfahrung war. Four zog seine Runden und beobachtete jeden Initianten ganz genau, bis er schließlich bei mir ankam.
Er lächelte und meinte so leise, dass kein anderer es hören konnte: ,,Das muss ziemlich langweilig für dich sein." - ,,Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr." - ,,Keine Sorge heute Nachmittag sind die ersten Kämpfe." - ,,Das würde mich ja freuen, aber ich darf ja nicht gewinnen." - ,,Abwarten."
Er ging schließlich weiter und ich widmete mich wieder dem Boxsack. Tris, welche neben mir übte fragte: ,,Was hat er zu dir gesagt?" - ,,Nur dass ich meinen Daumen bei den Schlägen nicht richtig hatte und es mein Verletzungsrisiko erhöht." - ,,Achso. Ihr wirktet so vertraut."
Ich probierte entspannt zu wirken und meinte nur :,,Nein, wie soll das auch gehen?" - ,,Ich ähm, keine Ahnung. Es war dumm von mir."
Wir trainierten noch ein wenig weiter, bis es schließlich hinauf auf's Dach ging, um zu schießen. Ich sah den nervösen Blick bei einigen Fraktionswechslern, als sie die Waffe in der Hand hielten. Dann gab es noch die andere Sorte - Peter. Er spielte damit herum und blickte durch das Visier. Eric bekam das mit und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Dann blickte er ihn mit seinem bösen Blick an und meinte: ,,Aufheben!"
Peter bückte sich vorsichtig, um sie aufzuheben, doch Eric zog ihm die Füße weg und er lag auf dem Boden. Nun stellte Eric ein Bein auf seinen Rücken und hielt ihm die Waffe an den Kopf: „ Wer denkt, dass das hier nur irgendein Spielzeug ist, kann die Fraktion sofort verlassen. Wir nehmen unseren Job sehr ernst und das solltet ihr auch."
Er nahm den Fuß wieder herunter und gab uns anschließend die Instruktionen für den Umgang mit der Waffe. Anschließend stellte sich jeder an den zugewiesenen Platz und wir begannen zu schießen. Da ich ja das Opfer spielen musste, musste ich komplett daneben schießen und alle Schüsse versemmeln. Eric beobachtet dabei jeden von uns ganz genau und als ich meinen vorletzten Schuss daneben schoss, sagte er lautstark: „Alle daneben, Respekt. Das muss an deiner gebürtigen Fraktion liegen. Da ist es wirklich besser, wenn man sich direkt erschießt."
Er machte damit Anspielungen an den Jungen vom letzten Jahr, der sich selbst das Leben genommen hatte und ich kochte innerlich. Wie konnte man so respektlos sein? Also legte ich die Waffe an und wollte den letzten Schuss direkt in die Mitte setzen. Dann fiel mir jedoch ein, dass er mich bestimmt mal testen wollte, ob ich in meiner Rolle blieb. So setzte ich also zu meinem letzten fatalen Schuss an und vollendete mein Werk. Er lachte nur über mich und schließlich war es schon Zeit für die Mittagspause.
Wie sollte ich es die ganze Zeit aushalten von Eric ungerechtfertigt gepiesackt zu werden?
Ich drückte ihm die Waffe schließlich mit Schwung in die Hand und meinte: „Keine Sorge ich bin zäher als meine Vorgänger."
Dann ging ich wütend zum Essen und redet mit keinem anderen. Als wir dann schließlich alle gemeinsam am Tisch saßen fragte Christina: „Denkt ihr letztes Jahr hat sich jemand erschossen? Oder was meinte Eric wohl mit seinem Satz?"
Ich blickte auf und meinte darauf : „Ich glaube schon. Letztes Jahr hat eine Familie bei uns einen Brief über den Selbstmord ihres Sohnes erhalten."
Nun waren alle still und keiner sagte mehr ein Wort. Die Zeit verging rasend schnell und als wir schließlich in die Trainingshalle zurückgingen, wusste jeder schon wo sein Platz war. Die Trockenübungen waren mit der Zeit ziemlich kraftraubend und ich merkte, dass meine Muskeln langsam schlapp machten. Deshalb trat ich kurz einen Schritt zurück, um meine Muskeln etwas auszuschütteln und ich sah, dass Four und Eric etwas tuschelten. Keine Sekunde später schrie Eric: „Erste Springerin in den Ring, letzte Springerin in den Ring – Zeit für einen richtigen Kampf."
Ich sah wie Tris völlig angespannt Richtung Ring ging und am anderen Ende stand die etwas breiter gebaute Molly. Man brauchte nichts weiter als einen klaren Menschenverstand, um zu sehen dass Beatrice eindeutig im Nachteil war. Molly war körperlich deutlich im Vorteil und Tris Technik müsste nach einem Tag extrem gut sein, damit sie diesen Kampf für sich entscheiden könnte. Molly fragte Eric: „Wie lange kämpfen wir?" – „Bis Eine von euch nicht mehr kann."
Ich zog fragend meine eine Augenbraue nach oben, doch Four fiel Eric rechtzeitig ins Wort:„Oder sich ergibt." - „Nach den alten Regeln. Nach den neuen Regeln kann man sich nicht mehr ergeben."
Sein Blick fiel dabei auf mich und ich biss meine Zähne fest aufeinander und schüttelte mit dem Kopf. Wie sollte ich die Initiation überleben, wenn ich immer das Opfer spielen musste? Nach den alten Regeln hätte ich mich immer ergeben können, um Schlimmerem zu entkommen, aber da hat ja der feine Herr eine bessere Idee gehabt. Four und Eric flüsterten daraufhin noch etwas, aber ich verstand es nicht, weil ich zu weit weg stand. Es schien Eric jedoch nicht sonderlich zu gefallen, denn er machte wieder diesen angepissten Blick und meinte dann aggressiv: „Der Kampf wird gewertet also strengt euch an!"
Die beiden Mädchen nahmen die Kampfposition ein und Eric motzte sie an :„Na los!"
Mollys Blick wurde auf einmal ganz starr und sie bewegte sich mit klaren Ziel und vorsichtigen Schritten auf Tris zu, sodass sie kurzerhand aus dem Ring steigen musste, weil sie von ihr so bedrängt wurde. Eric verdrehte die Augen und Tris Angst war klar zu sehen. Peter musste dazu natürlich wieder einen dummen Kommentar abgeben: „Keine Angst Stiff.", doch sie schien es nicht zu hören. Wieder im Ring zögerte Molly keine Sekunde und holte zum ersten Schlag aus. Überraschenderweise konnte Tris ihr jedoch ausweichen und sie schlug ins Leere. Tris versuchte es kurz darauf zwar mit einer Rückhandschelle, traf jedoch ins Leere. Es endete schließlich damit, dass Tris schon am Boden lag und Molly noch einmal nachtrat, bis sie schließlich bewusstlos wurde. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und hielt mir die Hand an die Stirn. Was bringt es denn einem deutlich überlegenen Gegner bis zum Schluss durchziehen zu lassen? Eric sollte sich eventuell wirklich mal in Behandlung begeben. Das war einfach nur krank! Ich wollte mich gerade etwas vom Kampfring entfernen als ich hörte: „Nächster Kampf: Peter gegen Liz."
Ich spürte wie die Wut sich in mir angestaut und es fiel mir extrem schwer Eric in diesem Moment nicht anzugehen. Auch Four verschränkte die Arme und wandte sich von Eric ab. Es war reinste Schikane mich gegen Peter kämpfen zu lassen. Eric wusste ganz genau, dass er und ich unsere Differenzen hatten und ich aber wegen meine Rolle in dieser Gruppe verlieren musste. Gerade dieser erste Kampf würde uns einstufen d.h. es blieb mir zu 100 % nichts anderes übrig als mich von Peter komplett fertigmachen zu lassen. Mit zusammengekniffen Zähnen stieg ich also in den Ring und nahm die Kampfposition ein. Peter lächelte mich nur verlogen an: „Du glaubst gar nicht wie viel Spaß mir das machen wird."
Eric gab das Startsignal und Peter ging wie ein Tier auf mich los. Da ich wusste, dass ich meine Wut nicht mehr länger anstauen könnte, entschied ich ihm zunächst erstmal eine zu verpassen, um wenigstens etwas Genugtuung zu bekommen bevor er mich fertig machen musste. Dementsprechend nahm ich Schwung und trat ihm mit meinem Fuß in sein Gesicht bevor er mich erreichen konnte. Er verlor daraufhin das Gleichgewicht und hielt sich schmerzverzerrt die linke Wange. Sowohl sein Blick als auch die Blicke der anderen waren identisch, nämlich fassungslos und überrascht. Peter maulte rum und spuckte schließlich einen Zahn auf den Boden. Daraufhin schrie Eric: „Hat irgendjemand zu euch gesagt, dass ihr aufhören sollt? Kämpft sofort weiter!"
Peter blickte mich nun finster an :„Na warte das wirst du bereuen."
Da ich in meiner Rolle bleiben musste, blieb ich einfach stehen, setzte ein verängstigtes Gesicht auf und wartete darauf, dass Peter mit seiner Faust in meinem Gesicht landen würde. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so erbärmlich gefühlt. Der Faustschlag traf mich direkt auf die Nase und ich fiel künstlich zu Boden. Jedoch gestaltete ich es etwas schwungvoller, um die ganze Sache etwas schneller zu beenden. Leider Gottes wurde ich dadurch nicht bewusstlos und das Letzte was ich sah, war wie Peter mich an meinem T-Shirt heraufzog und Gute Nacht sagte, bevor er mir die Lichter ausknipste.
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Not alone [Divergent/Eric FF]
FanfictionFerox - Candor - Amite - Ken - Altruan Das sind die verschiedenen Fraktionen, die das Gesellschaftssystem unserer Stadt prägen. Meine Rolle dabei? Ich bin verurteilt mein Leben lang bei den Ken zu verbringen. Warum? Meine Mom ist Jeanine Matthews un...