Not alone [Divergent/Eric FF]

Kapitel 31

Bevor ich mit Paul reden wollte, entschied ich mich dazu vorher nochmal frische Sachen anzuziehen und begab mich deswegen in den Gemeinschaftsraum.  Dort angekommen sah ich wie Peter lautstark etwas vorlas und ihm alle gespannt zuhörten: ,, ... den Kindern von Andrew Prior, weckt Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Werte und Lehren der Altruan. Was hat sie veranlasst zu gehen? Vielleicht liegt die Antwort an den korrupten Idealen einer Fraktion, dem Ressorcendiebstahl, der generellen Inkompetenz, dem Missbrauch ihrer Kinder. Wurdest du auch geschlagen so wie Marcus Eatons Sohn?"
Tris blickte Peter daraufhin ernst in die Augen :,,Niemand wird dort geschlagen. Das sind gute Menschen!" - ,,Und deshalb bist du gegangen?"
Sie antwortete nicht und stürmte an mir vorbei. Peter blickte ihr hinterher und meinte :,,Hab' ich was falsches gesagt?"
,,Ja, du Vollidiot. Tu noch so unschuldig. Du kannst es nicht lassen oder? Andere zu schikanieren und schlecht zu machen. Du musst ja einen Berg an Selbstzweifeln haben, welchen du versuchst damit zu kompensieren."
Er lachte mich jedoch nur aus, was hatte ich auch anderes erwartet.
,,Das war ja klar, dass das Mädchen von der Blumenwiese zu der Stiff hält." - ,,Wir können ja mal gerne zusammen zur Blumenwiese gehen, dann verpasse ich dir bei der Gelegenheit gleich mal ein Veilchen." - ,,Charmant, äußerst charmant. Wir werden ja sehen, wer nach dem morgigen Tag das Veilchen trägt und ich gebe dir einen kleinen Tipp, das werde nicht ich sein." - ,,Abwarten Peter."
Ich ging an ihm vorbei, sammelte meine Sachen zusammen und ging erst einmal unter die Dusche, um meine Sorgen sprichwörtlich wegzuwaschen. Ich schloss meine Augen und stellte mich unter das warme Wasser. Für einen kleinen Moment war ich nicht mehr verwirrt, wütend oder traurig. Ich war einfach nur ausgeglichen. Nachdem ich mir dann schlussendlich die frischen Sachen angezogen hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zu Paul. Es war bestimmt keine leichte Entscheidung, aber auf jeden Fall die Richtige. Als ich dann vor seiner Tür stand, atmete ich noch einmal kurz durch und klopfte dann. Meine Hände wurden schwitzig und schon öffnete er die Tür: ,,Liv? Komm doch rein."
Ich nickte und ging an ihm, zunächst wortlos, vorbei. Als er dann die Tür schloss, setzte ich an: ,,Also es gibt da etwas, dass ich dir erzählen muss..." - ,,Lass mich raten. Du hast wieder Gefühle für Eric entwickelt und fühlst dich jetzt schuldig." - ,,Wie?Wa?Wo? Woher weißt du das?" - ,,Ich habe euch beim Training beobachtet. Egal wie sehr du es dir vielleicht wünscht, du kannst deine Emotionen nur schwer verbergen." - ,,Ich, ähm, ich weiß nicht was ich sagen soll."
Er nahm mein Gesicht in seine Hände: ,,Es ist ok. Man kann nichts für seine Gefühle und ich habe unsere Zeit zusammen wirklich genossen. Wir waren sowieso eher Freunde mit gewissen Vorzügen, wenn du weißt, was ich meine."
Ich lachte und konnte kaum glauben, was gerade geschah: ,,Danke. Ich weiß echt nicht womit ich dich verdient habe." - ,,Es gibt halt nur eine Huge und das bin ich." - ,,Der einzig Wahre."
Wir blieben noch eine ganze Weile beieinander und er brachte mich ein wenig auf den neusten Stand. Schlussendlich kochte er noch etwas für uns beide und ich bemerkte schließlich, dass es schon ziemlich spät wurde: ,,Also gut, ich werde jetzt mal schlafen gehen. Morgen ist der Tag des letzten Kampfes beziehungsweise der Besuchstag, da brauche ich meine Kräfte." - ,,Mach sie richtig fertig und zeig ihnen was Lizzie so drauf hat." - ,,Das kommt ganz darauf an, gegen wen mich Eric kämpfen lässt. Sollte es jemand von meinen Freunden sein, werde ich sie garantiert gewinnen lassen." - ,,Wer sind denn deine Freunde?" - ,,Naja eine Altruan namens Tris und so ein Mädchen von den Candor namens Christina. Ob wir wirklich Freunde sind weiß ich gar nicht so genau, aber ich sympathisiere sie, sagen wir es mal so." - ,,Kein Wunder, wenn du dich nach dem Training immer von ihnen distanzierst. Na gut meine Kleine, dann mach' dich mal los." - ,,Danke Paul für alles." - ,,Kein Problem. Wir sehen uns."

Am nächsten Morgen konnte ich endlich mal richtig lange ausschlafen, da mich ja logischerweise niemand besuchen würde und ich zudem meine Kräfte sparen musste. Ich entschied erst gegen Mittag aufzustehen, um etwas zu essen und dann schon etwas früher im Trainingsraum zu sein. In der Cafeteria sah ich Tris und Co. an einem Tisch sitzen und so setzte ich mich zu ihnen. Will meinte daraufhin an mich gerichtet : ,,Auch schon aufgestanden? Mit dir haben wir ja schon fast nicht mehr gerechnet." - ,,Ich wusste, dass mich niemand besuchen würde und deshalb wollte ich lieber etwas länger schlafen." - ,,Auch nicht schlecht."
Sie unterhielten sich über die bevorstehenden Kämpfe und ich schaufelte währenddessen meine Spaghetti in mich hinein. Sie schienen alle ziemlich aufgeregt zu sein und ich konnte mich gut in ihre Situation hineinversetzen. Schließlich ging es mir ja letztes Jahr nicht anders. Die große Preisfrage war jedoch wer es schaffen würde besser als die gebürtigen Ferox zu sein. In der Trainingshalle war wie erwartet noch niemand außer Four und Eric und das passte mir ehrlich gesagt ziemlich gut. Ich ging zu ihnen hin und fragte: ,,Na, gibt es schon einen Plan?"
Four sah zuerst Eric an und er nickte ihm überraschenderweise zu. Musste er ihn ernsthaft bei so einer kleinen Frage um Erlaubnis fragen? Das war ja schon fast erbärmlich.
,,Die Partner haben wir zum Teil so getaktet, dass jemand der im ersten Kampf einen niedrigen Rang hatte gegen jemanden mit höherem Rang kämpft, um eine mögliche Entwicklung erkennen zu können. Dabei zählt nicht nur alleine der Sieg sondern vor allem auch die erlernte Technik." - ,,Klingt logisch. Also los erzählt es mir schon. Wer hat das Vergnügen gegen mich anzutreten?"
Eric tippte ein paar Mal auf seinem Pad herum und meinte dann :,,Molly." - ,,Ui, das wird interessant. Darf ich denn diesmal wenigstens alles geben, weil ich habe ehrlich gesagt keine Lust mich von diesem Riesenweib verhauen zu lassen." - ,,Ihr Rang ist derzeit noch relativ hoch. Es wäre gut zu sehen, wie sie sich bei einem ernsthaften Gegner verhält." - ,,Alles klar, dann mache ich mich mal warm. Wir sehen uns Männer."
Die anderen trudelten schließlich nach und nach ein und Eric projizierte sowohl die Paare als auch die Reihenfolge an die Wand. Die ersten waren Will und Myra. Da mich dieser Kampf nicht sonderlich interessierte, konzentrierte ich mich weiter auf meine Person und war schließlich mehr als bereit Molly fertig zu machen. Sie war eine von Peters Anhängern, also musste ich auch definitiv kein Mitleid mit ihr haben. Die nächsten zwei Kämpfe hätten nicht deutlicher ausfallen können. Christina machte Al schneller butterweich als ich gucken konnte. Sie hatte sich definitiv mit am Meisten gesteigert und ich konnte wirklich nicht sagen, wer von den beiden sich am Anfang schlechter gemacht hatte - no offense. Auch bei Drew und Edward ging es ziemlich schnell in die positive Richtung für Edward. Er war von Anfang an schon sehr gut und seine Technik hatte sich in diesen paar Monaten noch ein paar Tacken verschärft.  Ich war als Nächstes dran und ich hatte so eine Lust wie schon lange nicht mehr.
Als ich in den Ring stieg, ließ ich meinen Nacken noch einmal zu beiden Seiten knacken und nahm schließlich die Kampfposition gegenüber von Molly ein. Peter rief ihr noch einmal zu :,,Mach sie fertig für mich!" und Molly nickte mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Dieses Grinsen würde ihr schon gleich vergehen. Eric eröffnete den Kampf und Molly schoss wie ein wildgewordener Bulle auf mich los. Ich behielt jedoch meine Fassung und in dem Moment, in welchem sie mit der linken Faust zuschlug, wich ich diesem Schlag geschickt nach rechts aus und verpasst ihr im gleichen Moment einen Faustschlag von der Seite. Ich traf natürlich ins Schwarze, doch Molly schien es fast nichts auszumachen. Dieser Kampf würde wohl um einiges schwerer werden als ich zunächst angenommen hatte. Sie fixierte mich sofort wieder und schlug mich mit ihrer rechten Faust einmal auf die zwölf. Dabei traf Molly natürlich meine schon sowieso instabile Nase und ich erhielt dadurch einen herben Rückschlag. Jetzt reichte es! Ich musste sie ausschalten - koste es was es wolle. Für den Hauch einer Sekunde atmete ich tief durch, bevor ich bemerkte, dass ihre Verteidigung das Dreieck offen ließ. Jackpot! Bevor sie in der Lage war noch einmal auf mich einzuprügeln, sprang ich ab und kickte mit meinem Fuß direkt in das Dreieck. Sie stolperte zurück und rang nach Luft. Ihre gebückte Haltung gab mir in diesem Moment die perfekte Gelegenheit den Kampf zu beenden. Deshalb rannte ich auf sie zu und gab ihr einen ordentlichen Kinnhaken. Dieser schleuderte sie kurz nach oben, bevor sie auf ihren Rücken knallte und am Boden liegen blieb. Ich wischte mir das Blut unter der Nase weg und sagte: ,,Sie ist durch! Jemand kann sie jetzt wegschleifen."
Dann stieg ich aus dem Ring und Four nickte mir anerkennend zu. Christina kam sofort an meine Seite gerannt und während sie die bewusstlos Molly aus dem Ring schliffen, sagte sie :,,Das war verdammt krass! Wie hast du das gemacht?" - ,,Übung, nichts als Übung und das Miststück hatte es verdient. Das gibt einen immer einen gewissen extra Anreiz." - ,,Respekt. Da bin ich ja das letzte Mal noch gut davon gekommen."
Insgeheim dachte ich mir in diesem Moment, dass sie mit dieser Aussage mehr als Recht hatte, aber ich antwortete :,,Ach Quatsch. Du bist auch nicht gerade schlecht meine Gute."
Nachdem Molly auf die Krankenstation geschliffen und der Ring von ihrem Blut gereinigt wurde, rief Eric: ,,Letzter Kampf: Tris und Peter."
Ich schluckte schwer. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Wie konnte ich es nicht mitbekommen haben, dass Tris gegen Peter antreten musste? Das war ihr Todesurteil.
Peter würde sie fertig machen mit all seiner Kraft.