Wir verließen also stillschweigend meine Wohnung und ich fragte Tris: „Willst du jetzt noch eine Stunde mit mir trainieren oder willst du dich nochmal kurz hinlegen, bevor wir zum Frühstück gehen?" – „Eindeutig Ersteres. Ich habe das Training derzeit nötiger als Schlaf."
Dementsprechend machten wir uns wieder auf den Weg in die Trainingshalle und ich schaute mir zunächst einmal an wie Tris gegen den Sandsack schlug. Ihre Knöchel wurden schon ganz wund und ich sah, dass das stundenlange trainieren sie ein wenig ausgelaugt hatte. Dann befahl ich ihr zu stoppen und meinte: „Die Sache ist eigentlich ziemlich klar. Du hast nur Chancen den Kampf irgendwie zu gewinnen, wenn du schneller als dein Gegner agieren kannst. Das wurde mir schon zu meiner Zeit gesagt und während meiner Ausbildung habe ich mir das auch sehr zu Herzen genommen. Es mag zwar zunächst erst einmal logisch erscheinen die Deckung die ganze Zeit zu halten, aber das kannst du nur machen, wenn du von der Statur wie Molly bist. Deswegen konzentriere dich lieber darauf gezielt und exakt deinen Gegner zu treffen. Du kennst ja bestimmt die verschiedenen Schwachstellen der jeweiligen Geschlechter. Nutze diese und mach es dir zu eigen. Sei schneller als der Gegner und agiere stets wie gesagt präzise."
Sie nickte und ich zeigte ihr anschließend noch ein paar meiner kleinen Tricks was das Schlagen anging. Dann kam auf einmal Four durch die Halle gestiefelte und er guckte uns fragend an: „Was macht ihr hier um diese Uhrzeit?"– „Na wir trainieren."
Er nickte nur und ging anschließend weiter Richtung Cafeteria. Die Stunde verging rasend schnell und schon war es auch Zeit für's Frühstück. Überraschenderweise war ich gar nicht ausgelaugt, weil ich wahrscheinlich im Krankenhaus genug Schlaf bekommen hatte. Jedoch knurrte ihr mir zu diesem Zeitpunkt schon etwas der Magen.
So gingen wir zusammen in die Cafeteria und leider musste ich feststellen, dass Peter und seine kleine Gang auch schon etwas früher aus den Federn gekrochen waren. Als er mich sah erhob er sich und musste natürlich wieder etwas dummes loswerden: „Wie geht es denn deiner Nase Lizzielein? Ich habe gehört es musste operiert werden. Das tut mir sooooo schrecklich Leid."
Ich grinste ihn nur an und sagte dann darauf hin: „Alles gut. Es handelt sich schließlich nur um einen Bruch, der in ein paar Wochen wieder geheilt ist. Dein Zahn hingegen, der wird für immer verloren sein."
Er zog scharf die Luft ein und ich klopfte ihm nur auf die Schulter und ging ohne eine weitere Bemerkung weiter. Es war eindeutig zu früh um sich irgendwelche Auseinandersetzungen mit Peter zu leisten. Es tat außerdem ziemlich gut mal wieder in Ruhe zu frühstücken und nicht gehetzt mit der verkürzten Aufstehzeit.
Die nächsten zwei Tage verliefen jedoch etwas anders als erwartet. Eric meinte, dass aufgrund unserer unausgereiften Technik Ringkämpfe sinnlos wären, da wir uns nur zu Tode prügeln würden. Deshalb legte er jetzt mehr Wert auf die präzisen Schusstechniken und Trockenübungen mit dem Partner beziehungsweise Übungen an den Sandsäcken. Ein kleiner Teil von mir redete sich ein, dass er all dies nur tat um mich zu schonen, aber das würde ihm nun wahrlich nicht ähnlich sehen. Am dritten Tag jedoch wandte sich das Blatt. Jeder schien sich schon etwas dran gewöhnt zu haben geschont zu werden und genau dann wenn man nicht mehr damit rechnete, machte Eric wieder eine Ansage: „Alle mal her hören! So langsam seid ihr aus dem Kleinkind Alter raus und es wird wieder ernst. Echte Kämpfe, an Ort und Stelle, mit eurem Partner – sofort!"
Ich war an diesem Tag Tris zugeteilt worden und darüber war ich ziemlich glücklich. Bevor wir loslegten, flüsterte ich ihr zu: „Ich werde dich verschonen, aber wir müssen es echt aussehen lassen. Du musst mich fertig machen, so gut du kannst."
Sie sah mich mit ihren großen Augen an und ich wusste dass ihr die ganze Sache nicht geheuer war. Ohne zu zögern stürzte ich mich auf sie, um den Kampf zu eröffnen. Ich verpasste ihr nur einen leichten Schlag mit der flachen Hand, um sie ein wenig zu schonen. Daraufhin trat sie mir in die Magengrube und nahm mich anschließend in den Schwitzkasten. Theoretisch könnte ich mich jetzt ganz einfach daraus befreien, aber sie hatte die Kampfpunkte deutlich nötiger als ich. Deswegen ließ ich mich einfach fallen und landete schließlich auf dem Bauch, sodass sie ihren Fuß auf meinen Rücken stellen konnte und der Kampf ganz einfach und schmerzfrei beendet war. Mir fiel auf, dass Four uns die ganze Zeit beobachtet hatte und er schaute uns zweifelnd und misstrauisch an. Tris half mir anschließend wieder auf und hinter uns sprach Four: „Liz, komm mal her."
Ich ging vorsichtig zu ihm hin und war gespannt, was er zu sagen hatte. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und flüsterte mir schließlich zu: „Was ist dein Plan?" – „Was meinst du?" – „Es bringt uns nichts, wenn du die schwachen Initianten absichtlich gewinnen lässt. Das bringt weder sie noch dich weiter. Verstanden?"– „Sie weiß es." – „Sie weiß was?"-„Wer ich bin und was ich bin."
Er verdrehte die Augen und sagte dann noch leiser: „Wer weiß noch davon?" – „Niemand und sie hat mir auch versprochen es keinem zu erzählen. Das größte Geheimnis von mir weiß sie nicht – keine Sorge."
Er nickte und unser Gespräch wurde durch einen lauten Schrei von Eric unterbrochen: „Okay Leute kleine Pause."
Ich und Four schauten uns mit runzelnder Stirn an. Er machte nie mitten in einem Training eine Pause. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht. Mit einer ausholenden Geste machte Eric uns deutlich ihm zu folgen und ich hatte ein bisschen Angst was gleich kommen würde. Tris kam nun wieder zu mir und fragte mich: „Was passiert jetzt?" – „Das würde ich auch gerne wissen."
Wir liefen Richtung Schlucht und die ganze Sache wurde immer mysteriöser. Auf einmal hörte ich nur noch einen Schrei von Christina und ich drängelte mich nach vorne. Dann sah ich, was vorgefallen war. Sie hing nur noch mit ihren Händen am Geländer und Eric schien für das Ganze verantwortlich zu sein. Er wandte sich nun der hängenden Christina zu: „Du hast drei Optionen : bleib hängen und ich vergesse deine Feigheit, lass los und stirb oder gib auf, aber dann bist du raus. Fünf Minuten ab jetzt."
In mir baute sich eine Wut auf, die kaum zu beschreiben war. Ich hatte in den letzten Tagen so ein gutes Bild von Eric bekommen und ich hätte gedacht, dass er vielleicht etwas gefühlvoller geworden wäre, aber diese Aktion bewies mal wieder das komplette Gegenteil. Wie konnte man nur so skrupellos sein und mit dem Leben eines Menschen spielen? Er hatte es schließlich fast geschafft mich letztes Jahr umzubringen und jetzt musste Christina um ihr Leben bangen. Sein Blick traf schließlich meinen und ich schüttelte nur mit dem Kopf. Für einen kurzen Moment sah es so aus als ob er seine Entscheidung bereute, aber die quälenden Schreie von Christina und das tropfende Wasser, welches die ganze Situation nicht leichter machte, schien ihn dann wieder gar nicht zu interessieren. Ich wollte mich abwenden und einfach nur gehen, da ich mir seine albernen Strafen nicht länger angucken wollte, aber er rief: „Stehengeblieben!"
Ich drehte mich scharf um, blickte ihm in die Augen und sagte voller Wut: „Warum? Warum sollte ich genau jetzt hier stehen und dabei zusehen wie mit dem Leben eines Menschen gespielt wird?"
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, kam er auf mich zu packte mich am Handgelenk und zerrte mich wieder zu der Position, direkt über Christina. Er blickte auf seine Uhr und sagte schließlich: „Die Zeit ist um."
Tris und Will kamen ihr sofort zur Hilfe und hievten die weinende und zitternde Christina hinauf. Er fügte schließlich hinzu: „Die Ferox geben niemals auf!"
Keine Sekunde später ereilte mich dasselbe Schicksal und ich hing genau an der Stelle, an der zuvor Christina hing. Eric hockte sich über mich und sagte laut stark, sodass es jeder mitbekam: „Da du es dir bei anderen nicht angucken wolltest, kannst du es nun am eigenen Leib erfahren. Zieh dich rauf oder stirb."
Die anderen schauten ihn schreckhaft an und er meckerte sie an: „Geht zurück in die Trainingshalle - Sofort! Und sollte es einer wagen ihr heraufzuhelfen, kann er den Fraktionslosen Gesellschaft leisten."
Sie entfernten sich alle von der Schlucht und ließen mich allein zurück. Eric flüsterte Four noch etwas zu und er stellte sich daraufhin an das Geländer gegenüber von mir. Sein Blick war starr auf den Gang fixiert und er sagte kein Wort. Wollte er mich jetzt wirklich hier hängen lassen? War er etwa sauer, weil Tris über mein Geheimnis Bescheid wusste?
Meine Arme wurden langsam schwer und ich wusste, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte, um noch einen ordentlichen Klimmzug vollziehen zu können. Er sagte schließlich monoton: „Sie sind jetzt außer Reichweite."
Ich zögerte keine Sekunde, sammelte meine Kräfte und zog mich nach oben. Dort saß ich dann erschöpft auf der Plattform und knetete meine Arme durch. Four würdigte mich keines Blickes und ich sprach ihn darauf an: „Hast du irgendein Problem mit mir?"
Ich hatte ihn damit anscheinend komplett aus seinen Träumen gerissen und er schüttelte nur mit dem Kopf: „Was? Nein, es ist alles gut."
Ich stand nun auf und grinste ihn an: „Four, bitte. Ich kenne dich jetzt schon über ein Jahr und ich weiß mittlerweile wann etwas stimmt und wann dich etwas beschäftigt. Also lüge mich bitte nicht an und erzähl mir was los ist."
Er lachte nur und legte seine Hände auf meine Schultern: „Ich werde es dir schon noch sagen, aber noch gibt es nichts zu erzählen."– „Na gut, aber wehe wenn nicht."
Ich machte mich also mit vor zusammen auf dem Weg zurück in die Trainingshalle und ich sah, das schon wieder Einzelkämpfe im Ring anstanden. Genervt davon, mich schon wieder absichtlich verprügeln zu lassen, stellte ich mich zu den anderen. Als der Kampf beendet war, wandte sich Eric direkt an mich: „Erstaunlich, dass du es überlebt hast. Liz in den Ring, Christina in den Ring – jetzt wollen wir mal sehen wer von euch beiden noch mehr Kraft besitzt."
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Not alone [Divergent/Eric FF]
FanfictionFerox - Candor - Amite - Ken - Altruan Das sind die verschiedenen Fraktionen, die das Gesellschaftssystem unserer Stadt prägen. Meine Rolle dabei? Ich bin verurteilt mein Leben lang bei den Ken zu verbringen. Warum? Meine Mom ist Jeanine Matthews un...