Kapitel 37

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Schlussendlich schafften es dann doch irgendwie alle sich wieder ein wenig zu beruhigen und wir siedelten uns an den gewohnten Schlafplätzen an. Ich schüttelte gerade mein Kissen auf, als Tris mich fragte: ,,Was hast du da an deinem Hals?"
Verdammt! Das hatte ich schon wieder total vergessen!
,,Nur eine kleine Streifwunde vom Kampf - nichts besonderes." - ,,Bist du dir da sicher? Das sah gerade ziemlich dick aus."
Ich guckte sie mit geweiteten Augen an und meinte dann stoisch: ,,Ich. bin. mir. sicher."
Sie nickte es ab und ich hoffte, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte. Ich legte mich hin und schlief sofort ein. Nach allem was heute passiert war, tat es einfach nur unheimlich gut endlich im Bett zu liegen und die Sorgen für einen kleinen Augenblick beiseite zu schieben.

Am nächsten Morgen war ich zum Glück etwas früher wach, was bedeutete, dass ich es mit etwas Glück noch zu der morgendlichen Anführerbesprechung schaffen würde. So stand ich also vorsichtig aus meinem Bett auf, ging schnell noch einmal duschen und zog mir meinen Rollkragenpullover an. Das war besonders wichtig!
Es wurde zum Glück niemand wach und ich konnte mich unbemerkt hinausschleichen. Als ich schließlich ankam, stand die Tür sperrangelweit offen und ich gesellte mich zu Eric und Max, die gerade genüsslich ihren Kaffee tranken. Ohne mir groß Beachtung zu schenken, begann Max zu reden, während ich mir noch meine Tasse Kaffe eingoss: ,,Also gut, ich denke der wichtigste Punkt, den wir heute zu besprechen haben, ist der Vorfall der letzten Nacht. Ich habe heute morgen mit dem Krankenhaus kommuniziert und Edward wird nicht in der Lage sein, die Initiation zu beenden - zu schade. Als Resultat dieser Entscheidung hat uns auch Myra mitgeteilt, dass sie ihre Ausbildung bei den Ferox beenden möchte, um bei Edward zu bleiben. Jetzt bleibt nur die Frage offen, wer für den Vorfall verantwortlich ist."
Ich trank einen Schluck und setzte anschließend an: ,,Ich habe es leider nicht gesehen, da ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Schlafraum war, aber ich habe die Vermutung zweier Initianten belauschen können." - ,,Die da wäre?" - ,,Peter und Drew. Höchstwahrscheinlich fühlte sich Peter gekränkt, dass er nicht auf Rang eins war und wollte somit seinen schärfsten Konkurrenten ausschalten. Ich hatte auch kurz nach dem Vorfall eine kleine Auseinandersetzung mit ihm, in der er mir indirekt bestätigt hat, dass er dafür verantwortlich war." - ,,Hm, das mag ja alles schön und gut sein, aber ohne eindeutige Beweise oder einen Zeugen sind uns da die Hände gebunden." - ,,Das hat er auch gesagt."
Max atmete einmal tief durch: ,,Wir werden die Beiden in nächster Zeit genauer im Auge behalten, um weitere Vorfälle zu vermeiden. Mehr können wir an dieser Stelle nicht tun."
Eric meldete sich nun erstmals zu Wort: ,,Das übernehmen ich. Als sein Ausbilder und Anführer kann ich im Ernstfall mehr ausrichten als Liv. Sie würde nur ihre eigene Tarnung gefährden." - ,,Guter Einwand. Informiere bitte noch Four über unser Vorhaben. Wir nehmen jede Hilfe, die wir bekommen können."
Eric verdrehte seine Augen, willigte aber schlussendlich ein :,,Na schön."
Dann besprachen wir noch den Plan für den Rest des Tages und verließen anschließend alle gemeinsam den Raum. Ich wollte gerade wieder zurück in den Schlafraum gehen, um mich noch einmal hinzulegen, als Eric mich am Oberarm packte und mir ins Ohr flüsterte: ,,Ist gestern alles glatt gegangen?" - ,,Ja, ich konnte alles klären. Danke nochmal, besonders hierfür."
Ich holte dir Karte aus meiner Jacke heraus und gab sie ihm zurück. Dann fragte ich ihn einfach direkt: ,,Was habt ihr vor Eric?" - ,,Wovon redest du?" - ,,Tu doch nicht so. Du kannst vielleicht die anderen hinter's Licht führen, aber mich ganz bestimmt nicht. Die enge Zusammenarbeit mit den Ken dient bestimmt nicht nur der elektronischen Versorgung der Ferox-Zentrale."
Er überlegte kurz und antwortete dann wie folgt: ,,Gedulde dich noch einen Tag. Ich bin nicht berechtigt es dir zu sagen. Ok?" - ,,Hm, ok. Da bleibt mir ja auch quasi keine andere Wahl."
Er nickte nur und ging dann schließlich in die entgegengesetzte Richtung zurück. Wenn er nur wüsste, dass ich eigentlich schon fast alles selbst herausgefunden habe, ai ai ai, das wäre ein Spaß. Ich blickte auf die Uhr im Raum und stellte fest, dass ich noch eine gute halbe Stunde Zeit hatte, bis es wieder richtig losgehen würde und diese würde ich definitiv sinnvoll nutzen und zwar schlafend.
Four weckte uns diesmal ganz ohne Eisenstange, nur mit der bloßen Kraft seiner Stimme: ,,In zehn Minuten an den Schienen und zieht euch was warmes an."
Ich runzelte verwirrt meine Stirn. Davon hatte Eric überraschenderweise heute Morgen aber nichts erzählt. Naja was soll's, ich bin immer für Überraschungen zu haben. Ich brauchte mich zum Glück diesmal nicht so zu beeilen, da ich ja schon fertig angezogen war und mir nur noch die dicke Jacke für draußen fehlte.
An den Schienen angekommen, wurde uns immer noch nicht verraten, wo genau es jetzt genau hinging und das kotzte mich langsam richtig an. Erst als wir im Zug standen schrie Four :,,Heute werdet ihr erstmalig in den Dienst der Ferox eingebunden. Uns wurde heute Morgen übermittelt, dass neue Ware eingetroffen ist und die muss verladen werden. Ihr seid heute alle gefragt, also gebt euch Mühe."
Na super und dafür bin ich jetzt extra aufgestanden oder was? Um Ware zu verladen? OK, zugegeben diese Überraschung war für den Arsch und Eric war nicht einmal hier. Kein Wunder, dass er es heute Morgen verschwiegen hatte. Als wir dann endlich angekommen waren, ging die Arbeit auch sofort los und ich wurde immer müder. An sich war es ja schon schlau die Initianten für eine solche Arbeit zu benutzen, aber normalerweise müsste ich das ja gar nicht machen und das nervte mich insgeheim. Ich wollte mir gerade eine neue Ladung holen, als ich hörte wie Tris auf der anderen Seite mit jemandem redete. Normalerweise wäre ich einfach weitergegangen, aber mir war die Stimme nicht bekannt, mit der sie redete.
,,Mom du darfst nicht hier sein!" - ,,Ich weiß, aber du bist in Gefahr, Beatrice." - ,,Was?" - ,,Ich muss dir eine Frage stellen. Wie war dein Testergebnis? Ist schon gut Schatz, du kannst es mir sagen." - ,,Es war nicht ganz eindeutig.." - ,,Unbestimmt. Das darfst du niemandem verrate, weder deinen Freunden noch deinen Ausbildern. Die Ken machen in letzter Zeit regelrecht Jagd auf euch." - ,,Wieso? Wieso Mum?" - ,,Ihr passt euch nicht an. Euer Verstand arbeitet anders. Sie haben Angst vor euch."
Ich ging wieder weg und hielt den Ferox auf, der gerade auf dem direkten Weg zu Tris war. Er fragte mich: ,,Ist dort hinten irgendetwas?" - ,,Was? Nein. Alles gut, geh' woanders hin." - ,, Du hast mich gar nichts zu sagen. Hey!"
Dann sah er zum Glück nur Tris und meinte: ,,Was hast du hier zu suchen? Der Truck ist beladen. Los geht's!"
Ich ging neben ihr zurück zu den Schienen und man merkte ihr an, dass sie plötzlich ziemlich gedankenversunken war. Deshalb fragte ich sie: ,,Ist alles ok?" - ,,Ich, ähm, ich weiß nicht.."
Ich ging nun etwas näher an sie heran und flüsterte in ihr Ohr: ,,Komm nach der Simulation zu meiner Wohnung, ok?" - ,,Welche Simulation?" - ,,Testphase Nummer zwei, wirst du dann sehen." - ,,Ok.."
Zurück im Hauptquartier gab es erstmal für jeden ein ordentliches Mittagessen bevor es zu den Simulationskammern ging. Wir saßen alle zusammen in dem Wartezimmer, als Four aus der Tür kam und meinen Namen aufrief. Gott sei Dank war ich die Erste.
Er schloss die Tür hinter mir und ich fragte: ,,So und was machen wir jetzt Schönes?" - ,,Keine Ahnung, Kaffeekränzchen?" - ,,Das gefällt mir. " - ,,Außer natürlich du möchtest die Angstsimulation noch einmal durchleben?" - ,,Nein, danke. Davon habe ich definitiv für den Rest meines Lebens genug und außerdem gäbe es da noch ein anderes Problem."
Ich zog meinen Pullover am Hals hinunter und zeigte ihm die Wunde. Er blickte mich geschockt an: ,,Ok, was hast du jetzt schon wieder verbrochen?" -,,Ich war bei den Ken und habe mir von meiner Schwester den Chip entfernen lassen." - ,,Aber ich dachte er wirkt bei Unbestimmten nicht?" - ,,Das ist auch richtig, aber ich habe das Ding lieber raus als irgendein Risiko einzugehen." - ,,Hast du denn mittlerweile schon irgendetwas neues herausgefunden?" - ,,Leider nein, Eric meinte ich müsse mich noch einen Tag gedulden." - ,,Na dann, dauert es ja wenigstens nicht mehr allzu lange." - ,,Hm, wer weiß ob sie mir die Wahrheit erzählen werden." - ,,Ich denke schon. Sie haben dich mehrmals geprüft und denken nun, dass sie dir vertrauen können." - ,,Hoffen wir es mal."
Er zog plötzlich aus der Schublade etwas hervor und sagte zu mir: ,,Mit der Lieferung heute kamen neue Technologien von den Ken. Das hier ist ein sogenannter Wundheilungsbeschleuniger, aber er ist noch in der Testphase, deswegen wurde ich gebeten ihn nach den Einstichen der Nadel an den Initianten zu testen." - ,,Leg los. Schlimmer als die Nähkünste meiner Schwester kann es sowieso nicht mehr werden." - ,,Wie du meinst."
Er hielt das Gerät direkt über meine Wunde und aus diesem kam plötzlich ein blauer Lichtstrahl, welcher sich auf der Haut zunächst nur warm anfühlte, dann aber heißer und heißer wurde. Ich biss die Zähne zusammen und Four wiederholte das ganze Procedere noch dreimal und schmierte anschließend eine Salbe darauf. Er trat zurück, um das Ganze zu begutachten und sagte: ,,Erstes Testergebnis scheint positiv zu sein."
Ich blickte in den Spiegel und war erstaunt. Es war wirklich so gut wie nichts mehr zu sehen.
,,Wow, das ist krank. Aber warten wir mal noch die Nebenwirkungen ab." - ,,Gute Idee. Nicht wundern, du wirst in der zweiten Testphase rausfliegen. Das macht es leichter." - ,,Alles klar, damit hab ich kein Problem."
Er nickte mir noch einmal zu und ich verließ anschließend den Raum wieder. Die Nächste war Molly und sie rempelte mich an der Schulter an, während sie an mir vorbeiging. Doch ich schüttele nur den Kopf, da ich gerade wirklich keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit dem Miststück hatte. Nach der Simulation begab ich mich in meine Wohnung und wartete dort auf Tris. Es war an der Zeit ihr die ganze Wahrheit zu erzählen. Man konnte ihr vertrauen, das spürte ich. Hoffentlich würde mich mein Bauchgefühl diesmal nicht enttäuschen.

Not alone  [Divergent/Eric FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt