Obwohl ich ziemlich hart auf dem Boden aufschlug und auch der Schlag auf den Hinterkopf nicht gerade sanft war, wurde ich nicht bewusstlos sondern mir war nur etwas schwindelig. Es war mir zugleich aber unmöglich die Augen zu öffnen, da mir alles so verdammt schwer vorkam. Dann hörte ich auf einmal die Stimmen von Max und Eric.
,,Ist sie bewusstlos?" - ,,Ich denke schon. Nimm sie und dann weg hier, bevor uns noch jemand sieht."
Eric nahm mich dementsprechend hoch und warf mich über seine Schulter wie einen Sack Mehl. Was hatten sie nur mit mir vor? Haben sie nun doch irgendwie herausgefunden, dass ich eine Unbestimmte war, die beseitigt werden musste? Verdammt!
Ich öffnete kurz ganz leicht meine Augen, um zu sehen, wo wir hingehen würden und plötzlich bogen wir in einen kleinen Raum ab. Sofort schloss ich wieder meine Augen und Eric platzierte mich auf eine Art Sessel. Sie entfernte sich ein wenig von mir und Max meinte zu Eric: ,,Du weißt, dass ich das hier auch nicht gerne mache, aber wir müssen herausfinden, ob wir ihr vertrauen können." - ,,Und was hast du jetzt mit ihr vor?" - ,,Wir werden das neue Kontrollserum an ihr testen und sehen ob sie darauf anspringt. Unbestimmte sind immun dagegen und das macht sie nutzlos für unsere Pläne." - ,,Ich verstehe."
Ich hörte wie jemand eine Spritze aufzog und bereitete mich so gut wie möglich darauf vor, beim injizieren nicht das Gesicht zu verziehen, um mich nicht zu verraten. Keine Sekunde später wurde die Nadel an meiner Halsschlagader angesetzt und das Serum injiziert. Ich konnte von Glück sprechen, dass ich bei Nadeln nicht so empfindlich war, da ich in diesem Fall somit mein Todesurteil unterschrieben hätte. Kurz darauf hörte ich jemanden auf einem Display tippen und Max sagte: ,,Probieren wir sie zunächst aufzuwecken."
Ich hörte ihn wieder ein paar Mal tippen und kurz darauf folgte eine Ruhe im ganzen Raum. Das war bestimmt der Moment, in welchem sie auf meine Reaktion warteten. Deswegen setzte ich nun alles auf eine Karte und öffnete schlagartig meine Augen, gefolgt mit einer starren Blickfixierung an die Wand. Eric kam langsamen Schrittes auf mich zu, beugte sich herunter und winkte mit der Hand direkt vor meinem Gesicht. Ich spürte meinen Puls rasen, doch ich versuchte meine Angespanntheit in diesem Moment zu unterdrücken und den Fixpunkt an der Wand beizubehalten. Er stellte sich wieder gerade hin und sah Max an: ,,Was ist, wenn sie uns etwas vormacht?" - ,,Niemals. Kein Mensch hätte nach diesem Aufprall noch bei Bewusstsein sein können und unsere liebe Liv war damals bei den Kämpfen schon immer schnell k.o." - ,,Wenn du meinst." - ,,Gehen wir nun in Phase zwei über." - ,,Und die wäre?" - ,,Das unerbittliche Verlangen zu töten."
Er tippte erneut etwas ein und dann richteten sie ihren Blick wieder auf mich. Wie sollte ich das nur herüberbringen? Obwohl, wenn ich etwas genauer darüber nachdachte, war das der perfekte Moment, um Eric anzugreifen ohne, dass er es mir übel nehmen konnte. Deswegen sprang ich auf und wollte ihm einen Faustschlag verpasste, doch er fing sie ab und drehte meinen Arm herum, so wie ich es wenige Minuten zuvor mit Peter getan hatte. Ich trat ihm daraufhin in seine Weichteile und er wurde aggressiv: ,,Reicht das dann?", fragte er an Max gewandt, welcher sich ziemlich zu amüsieren schien. Ich wollte ihn wieder attackieren, als Max wieder herumtippte und ich kurz danach meine Augen wieder schloss und wie ein nasser Sack zusammenfiel. Eric fing mich jedoch ab, bevor ich erneut mit dem Kopf aufschlagen konnte und Max zog anschließend ein Fazit: ,,Sie ist also keine Unbestimmte, sehr schön. Bring sie auf die Krankenstation und sag der Schwester sie soll ihr erzählen, dass Liv ausgerutscht und auf den Kopf gefallen ist. Um Peter kümmere ich mich nachher mit Jeanine."
Er schien zu nicken und trug mich nun in seinen kräftigen Armen zur Krankenstation. Dort legte er mich behutsam auf einem Bett ab und ging zunächst zu der Schwester, um ihr Bescheid zu geben, dass ich hingefallen wäre und anschließend kam er noch einmal zu mir. Eric strich mir behutsam meine Haare aus dem Gesicht und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte innerlich und er ging schließlich hinaus, um mit bei den Anführern zu stehen, wenn die Eröffnungsrede gehalten werden würde. Ich probierte nun einen kleinen Power Nap zu machen, weil es zu auffällig wäre, wenn ich nach fünf Minuten wieder wach sein würde. Da die Schwester gerade sowieso meine Wunden versorgte und anschließend kühlte, konnte ich mich gut entspannen und nach einer ganze Weile machte ich schließlich wieder die Augen auf. Die Schwester erfüllte ihren Job und gab mir noch ein paar Medikamente gegen die Kopfschmerzen mit. Ich ging zunächst in die Cafeteria, um zu sehen, wer noch dort war, da ich überhaupt kein Zeitgefühl mehr hatte. Dort saßen nur noch Four und Shauna, die sich ein wenig betranken. Ich ging zu ihm hin und meinte: ,,Four ich muss dringend mit dir reden, aber nicht hier, das ist zu gefährlich."
Shauna nickte ihm daraufhin zu: ,,Geh nur! Es scheint wirklich ernst zu sein."
Er erhob sich und wir gingen zusammen in seine Wohnung. Dort setzten wir uns auf sein Bett und er fragte: ,,Also, was gibt's?" - ,,Ich wurde heute getestet." - ,,Was meinst du?" - ,,Eric und Max haben mich vor der Eröffnung angegriffen und ein neues bewusstseinssteuerndes Serum an mir getestet. Ich weiß auch nicht, ob es schon wieder aus meinem Blutkreislauf hinaus ist beziehungsweise wie lange es noch wirkt. Sie haben getestet, ob ich auf das Serum reagieren würde, da Unbestimmte angeblich immun dagegen seien. Ich hatte Glück, dass ich noch bei Bewusstsein war, denn hätte ich es nicht selbst gesteuert, wäre nichts passiert und sie hätten mich entlarvt." – „Und was genau sollte dieses Serum bewirken?" – „Sie wollten damit irgendwie erreichen, dass ich beginne jemanden auf ihren Befehl hin zu töten und es machte mir große Angst."– „Und wen hast du getötet?" – „Niemanden. Ich habe probiert Eric anzugreifen und das war's dann auch, aber ich frage mich wozu sie dieses Serum brauchen." – „Das werden wir bestimmt schon früh genug erfahren. Es ist aber gut, dass sie denken, dass du zu ihnen gehörst. Vielleicht vertrauen sie dir zukünftig etwas genaueres darüber an." – „Ich hoffe es. Es ist halt derzeit einfach zu gefährlich für Unbestimmte in unserer Fraktion zu sein. Wer weiß wen sie noch alles testen, bevor es zum eigentlichen Anschlag kommt."– „ Hoffen wir mal, dass unter den neuen Initianten keine Unbestimmten sind."
Ich dachte in diesem Moment an Beatrice, doch ich konnte Four nichts von ihr erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Er war immerhin ihr Ausbilder und da sollte er sie nicht bevorzugt behandeln, nur weil sie genauso wie wir ist.
So nickte ich seinen letzten Satz ab und meinte: „Ich werde jetzt mal in meinen Schlafraum gehen ansonsten stellen die andern noch Fragen. Bis morgen." – „Bis dann und schlaf gut." – „Danke, du auch."
Ich ging also so leise wie möglich in den Schlafraum, da es bestimmt schon eigenartig genug war, dass ich bei der Begrüßung in der Cafeteria nicht mit dabei war. Doch auf dem Weg dorthin, kam auf einmal Eric aus einer dunklen Gasse gekrochen: ,,Wo warst du?" - ,,Nirgends. Ich wollte nur eine Runde gehen, um den Kopf etwas freizubekommen." - ,,Lüg mich nicht an!" - ,,Es ist wahr! Du weißt genau, dass ich sowas mache!"
Ohne die Diskussion fortzuführen, machte er mir den Weg frei und deutete zugleich mit einer ausholenden Geste an, dass ich an ihm vorbeigehen sollte: ,,Dann geh' lieber schnell in den Schlafsaal, bevor du für deine nächtlichen Aktivitäten noch Abzüge bekommst."
Er lächelte mich dabei an und ich tat es ihm gleich. Es war irgendwie total süß von ihm, dass er damit eine Anspielung auf meinen ersten Abend bei den Ferox machte und ich wusste nicht warum, aber mir gefiel es. Doch diese Gedanken schlug ich sofort wieder aus dem Kopf, schließlich waren er und ich vergeben. Oder war sie vielleicht nur ein Alibi, um mich eifersüchtig zu machen? Ach Quatsch!
Ich schaffte es nun also endlich im Schlafraum anzukommen und ging vorher noch einmal duschen, da es nun die perfekte Gelegenheit war. Es kommt schließlich nicht allzu häufig vor, dass die Initianten alle außer Haus waren beziehungsweise in diesem Fall schliefen. Nachdem das erledigt und ich in meinem kuscheligen schwarzen Pyjama war, setzte ich mich auf die Bettkante und holte den Koffer mit den Spritzen hervor. Auf einmal sah ich, dass Tris, die direkt das Bett neben mir hatte, mich mit offenen Augen anstarrte. Deshalb fragte ich sie vorsichtig: ,,Ist alles ok?" - ,,Hm, ja. Was machst du da?"
Ich musste lächeln :,,Also zu den Altruan gehörst du definitiv nicht. Dafür bist du viel zu neugierig. Das sind meine Spritzen, die ich jeden Abend injizieren muss, um meinen Körper auf Vordermann zu halten."- ,,Das stimmt wohl. Und welche sind das, wenn ich fragen darf?" - ,,Ach es ist nichts schlimmes, nur eine kleine Blutgerinnungsstörung, welche mehrere Sachen zur Folge hat." - ,,Achso..."
Sie machte eine kurze Pause und ich setzte mir währenddessen die zweite Spritze. Doch dann, als ich mich gerade hingelegt hatte, fragte sie noch einmal: ,,Wo warst du heute? Bei der Begrüßung?" - ,,Mir ist etwas wirklich peinliches passiert. So ein Tollpatsch wie ich bin, bin ich in einer der vielen Pfützen, die es hier gibt ausgerutscht und etwas ungünstig auf meinen Hinterkopf gefallen, sodass ich auf die Krankenstation musste." - ,,Oh, das tut mir leid." - ,,Ach egal, das wird ganz bestimmt nicht die einzige Wunde in den nächsten Tagen sein." - ,,Da hast du vermutlich recht." - ,,Nun gut, ich würde jetzt wirklich gerne schlafen, auch wenn der Typ dort drüben nicht aufhört mit heulen."
Sie nickte und wir sagten uns schließlich noch beide Gute Nacht. Es war vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ich mich mit ihr anfreunden würde. So konnte ich sie besser einschätzen und vielleicht auch vor den zukünftigen Gefahren warnen. Aber jetzt war es erstmal Zeit sich auszuruhen, um für den neuen Tag gewappnet zu sein.
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Not alone [Divergent/Eric FF]
FanfictionFerox - Candor - Amite - Ken - Altruan Das sind die verschiedenen Fraktionen, die das Gesellschaftssystem unserer Stadt prägen. Meine Rolle dabei? Ich bin verurteilt mein Leben lang bei den Ken zu verbringen. Warum? Meine Mom ist Jeanine Matthews un...