Kapitel 9

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Kapitel 9

Ich wache auf. Ich sehe mich verwirrt um. Ich liege auf einer Brust und Arme halten mich. Ich rappel mich schnell auf, bevor ich Panik bekomme. Ich sehe auf die Person hinunter. Chris. Erleichtert atme ich aus. Er sieht so friedlich und süß aus. Die Sonne geht gerade auf. Wunderschön.

Ich höre ein schnarchen und drehe mich dazu um, es kommt von Josh der mit Nick zusammen gekuschelt daliegt. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Da liegt nochmal jemand, ich glaube ich habe mit ihm ein paar Schulstunden gemeinsam.. Chuck! So hieß er.

Jetzt erinnere ich mich auch. Ich hatte hier gezeichnet und dann war da Chris und dann haben wir gekifft und ich hab getanzt und Chris hat mich geküsst.. warte.. Chris hat mich geküsst? Oder hab ich mir das nur eingebildet?

Ich setze mich an die Dachkante und sehe dem Sonnenaufgang zu. Kann ich es mir vorstellen wieder angefasst zu werden? Der letzte der mich angefasst hat war.. und schon wieder habe ich sein Gesicht vor Augen. Dieses dreckige lächeln und dieses verlangen in den Augen. Sogar an seinen Geruch erinnere ich mich, diese ständige Alkohlfahne so als ob sie sein Schatten gewesen wäre. Ich schüttel mich schnell um ihn von mir abzuschütteln und fahre mir mit den Händen ein paarmal nervös über die Oberarme, doch es hilft nichts. Ich werde ihn nie vergessen können. Damals hörte mir niemand zu oder wenn man mir zuhörte galt ich als Lügnerin. Sollte ich jetzt wieder reden? Diese Menschen mögen mich doch anscheinend. Vertrauen kann ich allerdings nicht zu ihnen fassen. Ich bin zerstört, er hat mich kaputt gemacht, so wie er es wollte. Ich werde nicht reden. Nein, nein, nein! Da kommt mir wieder Steve in den Sinn und wie ich ihn zuletzt gesehen hatte. Ich hole schnell meinen Skizzenblock, öffne ein neues Blatt und zeichne es auf.

Mehrere Tränen bahnen sich den Weg durch mein Gesicht um dann auf dem fertigen Bild zu landen. Es zeigt eine schlafe, schmächtige Gestalt, die mit den Füßen ein bisschen über dem Abgrund baumelt, ein Stuhl umgekippt daneben, ein Seil um den Hals, das ihn in der Luft hält.

Es verschwimmt immermehr vor mir. Mein kleiner Bruder, ich vermisse dich. Ich hatte ihn gefunden, doch ich war zu spät. Wie soll ich nur je wieder glücklich werden können? Warum er und nicht ich? Doch ich habe geschworen, für uns beide zu leben, etwas aus mir zu machen. Ich lache bei dem Gedanken. Unser Vater hat uns kaputt gemacht.

Ein starker Arm legt sich um meine Schulter und ich lehne mich in die Berührung. Ich habe diesen Halt nicht verdient, ich muss allein stark sein und doch brauche ich es im Moment so sehr wie die Luft zum atmen.

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