Kapitel 35

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Kapitel 35

Ich wache in meinem Zimmer wieder auf.

Auf dem Bett neben mir ist May in ihr Handy vertieft.

Ich sehe sie mir genau an.

Sind wir verwandt?

Sie sieht mir nicht ähnlich.

Kein Stück.

Doch ihr Mund.. er kommt mir so bekannt vor und ich könnte auch niemals diesen Mund vergessen.

"Wie heißt dein Vater?", flüstere ich.

"James Blair, wieso?"

Ich nicke kaum merklich.

Sie sieht mich genau an und ich sehe wie ihr Mund langsam zu einem o wird.

Ich spüre den Puls der in meinem Kopf pulsiert.

"Wo ist er jetzt?", flüstere ich unbeirrt weiter.

Sie ist verunsichert, ich spüre es.

"Er hat uns verlassen. Einfach so ohne ein Wort", flüstert sie nun auch und ich sehe wie Tränen in ihre Augen steigen.

"Wann?"

"Vor zwei Monaten."

Die erste Träne fließt ihre die Wange hinunter.

Warum passt das alles zusammen?

Vor zwei Monaten hab ich aufgehört zu reden.

Vor zwei Monaten kam alles raus.

Vor zwei Monaten kam er in den Knast.

"Es tut mir leid. Ich hätte dich das nicht fragen dürfen."

Sie schüttelt den Kopf.

"Schon in Ordnung. Wie heißt dein Vater?", murmelt sie leise.

"James Blair."

Die Türe geht auf und meine Mutter kommt hinein.

Sie sieht mich leicht lächelnd an. Ihr scheint es besser als gestern zu gehen.

Sie grüßt May und kommt dann zu mir. Nachdem sie mir einen Kuss auf den Kopf gegeben hat setzt sie sich.

"Mum.. hatte Vater eine andere Frau?"

Sie sieht mich etwas geschockt an.

"Wieso kommst du auf sowas?"

Sie kratzt sich an der Wange, was bedeutet das sie lügt.

Das tat sie schon früher immer.

"Weil meine Stiefschwester auch hier im Zimmer ist."

Ihr Augen weiten sich und sie sieht zu May.

Nach ein paar Sekunden sieht sie wieder zu mir und atmet gequält aus.

"Ich hab es herausbekommen als du 10 warst. Doch ich habe nicht die Scheidung gewollt, da ich wollte dass du und Steve mit einem Vater aufwachst. Es war ein riesiger Fehler. I-ich hab dir nicht ge-geblaubt, weil ich dachte da er noch eine andere Frau hat würde er n-nicht an d-dir.."

Ihr kullern die Tränen runter und sie schluchzt ununterbrochen.

Ich schüttle meinen Kopf und stehe langsam aus meinem Bett auf.

"Schön eine Schwester zu haben", sage ich lächelnd zu May und verschwinde schnell aus dem Zimmer.

Ich habe es meiner Mutter wohl doch noch nicht verziehen.

Wie konnte sie mir das nur verschweigen?

Wie konnte sie mir nicht glauben?

Was geht nur in ihrem Kopf vor?

Völlig in Gedanken laufe ich gegen jemanden und drohe nach hinten zu fallen, doch starke Hände heben mich an meinen Oberarmen fest und verhindern somit den Fall.

Etwas aus der Fassung halte ich mich mit meinen Händen an den Armen fest und bringe mein Gleichgewicht wieder in Ordung.

"Alles klar?", eine schöne Stimme hat er, tief, klar, leicht rau.

Ich sehe in sein Gesicht und mir fällt auf, dass nicht nur seine Stimme schön ist.

Völlig aus dem Konzept bringe ich nur ein leises "Leo", hinaus.

Er grinst breit und meint schließlich: "Ich sagte doch ich werde dich finden."

Ja, das sagte er, doch er war nicht der einzigste der das sagte.

Plötzlich völlig verängstigt drücke ich mich an Leos Körper und vergrabe meine Hände in dem Stoff seines T-Shirts.

"Hey.. alles ist ok. Ich bins nur. Warum zitterst du?"

Das war mir gar nicht aufgefallen.

"Wohnst du hier in der Gegend?", flüstere ich gegen seine Brust.

"Ja, warum?"

Ich nicke nur und drücke mich näher an ihn.

Jetzt umarme ich sogar schon Fremde.

Was ist nur los mit mir?

Doch eine Frage kommt mir, die sich plötzlich von meinem Hinterkopf an die Oberfläche drängt:

Chris liebt mich?

Glück.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt