Kapitel 41

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Kapitel 41

Um Punkt elf Uhr darf ich, welch eine große Ehre, das 'Geschlossen'-Schild umdrehen und somit der Welt offenbaren, dass wir geöffnet haben.

Die nächste Zeit verbringe ich damit Klamotten zu falten, sortieren und an Kleiderbügel zu hängen.

Später muss ich dann auch noch die Kunden im Auge behalten, damit auch niemand etwas klaut.

Um 15 Uhr machen wir dann eine halbe Stunde mittag.

Pascal geht los und holt etwas vom Subway, während Michelle und ich uns ins Lager setzten und auf ihn warten.

"Eigentlich dürfen wir ja keine Pause machen, aber der Chef bekommt das nie mit und unserem Ruf schadet es auch nicht.

Wir sind einer der beliebtesten Shops hier, ohne eingebildet zu sein und deswegen können die Kunden auch mal eine halbe Stunde warten.

Wir sind auch schließlich nur fünf Arbeiter insgesamt und das ist einfach zu wenig und da dürfen wir uns die Pause wirklich gönnen", erklärt sie und zwinkert mir noch schnell zu.

"Das versteh ich total. Warum seid ihr.. ich meine wir so wenige Mitarbeiter?"

Sie zuckt nur die Schultern.

"Übrigens dein Style ist ja ganz süß und so, aber das passt hier nicht wirklich rein und-"

"Ich weiß. Es ist nur, ich habe im Moment keine Klamotten und das ist alles nur geliehen. Sobald ich Gehalt bekomme, werde ich mir coole Sachen kaufen", unterbreche ich sie.

"Oh.. wenn wir Feierabend haben, zeig ich dir mal was."

Ich sehe sie verwirrt an, doch sie zwinkert mir einfach wieder zu.

Nachdem Pascal endlich mit unserem Mittagessen kommt, essen wir schnell und die Arbeit geht weiter.

Ich drücke Michelle ganz fest und flüstere: "Vielen, vielen Dank. Wirklich, ich bin so froh jetzt bei euch zu arbeiten."

Sie winkt einfach nur ab und deutet hinter mich: "Da will wohl jemand was von dir."

Ich drehe mich um und sehe Leo.

Ich verabschiede mich noch von Michelle und danke ihr nochmal.

Vollbepackt mit Tüten und Taschen voller Klamotten gehe ich zu Leos Auto und schmeiß die Sachen auf die Rückbank.

"Warst du shoppen?"

Ich schüttel den Kopf und setze mich auf den Beifahrersitz.

Tatsächlich habe ich die ganzen Klamotten geschenkt bekommen, sie waren ganz hinten im Lager und wurden eh nicht mehr vekauft, aber noch im Top-Zustand und auch total schön.

Michelle hat mich damit voll gepackt und keine Wiederworte erlaubt.

Leo setzt sich auf den Fahrersitz und fährt los.

"Wars gut?"

"Jaa, meine Kollegen sind echt super und es macht echt Spaß."

Er sieht mich kurz lächelnd an und sieht wieder auf die Straße.

Den Rest der Fahrt erzähle ich ihm, was alles so passiert ist und er erzählt mir von seinem Tag.

Bei unserer Wohnung angekommen, will ich aussteigen, doch Leo schließt die Türen ab und ich bin somit mit ihm im Auto gefangen.

Aus dem Konzept gebracht sehe ich ihn anklagend an: "Was wird das?"

Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich einen Moment einfach schweigend und konzentriert an.

Solangsam werde ich panisch.

Was will er?

"Läuft was zwischen dir und diesem Chris?"

Warum fragt er das schonwieder?

Ich kann nicht antworten.

Ich weiß es ja selbst nicht.

"Lass mich bitte raus."

"Und wenn nicht?"

Mein Atem wird flacher.

Was soll dieses kindische Getue?

Er beugt sich zu mir.

"Hast du den Film 'Freunde mit gewissen Vorzügen' gesehen?"

Wie bitte?

Wie kommt er jetzt auf sowas?

Völlig verwirrt werfe ich die Arme in die Luft und stoße frustriert Luft aus.

"Also nicht?"

Ich drehe mich zur Tür und rüttel daran, doch sie geht nicht auf.

Resigniert schließe ich die Augen und lasse mich zurück in den Sitz fallen.

"Bitte lass mich einfach raus", flüstere ich.

'Bitte lass mich keine Panikattacke haben, nicht vor dir', füge ich in Gedanken hinzu.

Er pustet mir seinen Atem ins Gesicht.

Ich höre ein 'klick' und ich stelle zufrieden fest, dass ich nun endlich heraus kann.

Ich knie mich auf den Boden und verdecke mein Gesicht mit meinen Händen.

"Es tut mir leid, ich wollte dir keine Panik einjagen."

Ich schüttel den Kopf und stehe schwankend auf.

"Mach so etwas nie wieder, bitte."

Ich hole die Tüten und gehe ohne ein weiteres Wort in die Wohnung und schließe mich in mein Zimmer ein.

"Was ist los?", fragt mich eine Stimme plötzlich und ich zucke zusammen.

Glück.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt