Kapitel 12

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Kapitel 12

Am Abend kommen wir wieder beim Internat an. Ich verabschiede mich von den Jungs mit einem kurzen Winken und mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Es ist kaum etwas los, was wohl heißt das die anderen noch nicht aus der Stadt zurück sind.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer denke ich über Chris Vorschlag nach. Das wäre das erste mal in meinem Leben, etwas mit anderen zu unternehmen ohne Angst davor zu haben sie könnten eines Tages mit zu mir wollen oder sie irgendwann erfahren wie gestört ich innendrinnen bin.

Plötzlich stöhnt ein Mädchen ziemlich laut. "Psst, du weißt doch.. niemand darf uns hören!", fordert eine männliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich krame meinen Schlüssel aus meiner Tasche und schließe meine Zimmertüre auf. Ich schaffe keinen weiteren Schritt in das Zimmer hinein.

Die Lage in einem Satz: Ashley reitet unseren Lehrer Herr Schmidt, naja natürlich nackt. ..Was?!

Ich runzle die Stirn, schlage die Tür von außen wieder zu und renne weg. Meine Füße bringen mich automatisch aufs Dach hinauf. Die kühle Abendluft weht mir entgegen und ich atme sie zufrieden ein. Ich setze mich auf eine Kante vom Dach und sehe auf den Hof hinunter. Gerade kommt ein Bus. Es sind die Leute, die in der Stadt waren. Uninteressant. Ich lehne mich zurück, bis ich auf dem harten Grund aufkomme.

Was soll ich von Ashley und Herr Schmidt halten? Sind Gefühle im Spiel? Will Ashley ihre Note verbessern? Warum lässt er sich auf seine Schülerin ein?

Eigentlich ist es mir egal, ich werde auch nichts schreiben oder anderen einen Hinweis geben, das wäre nicht richtig. Die beiden sind erwachsen, zumindest Herr Schmidt, und wissen schon welche Komplikationen ihre Affäre hervorbringen kann. Vielleicht packen sie ja schon im Moment ihre Sachen zusammen und hauen zusammen ab.

Abhauen, dass ist es was ich brauche. Eine Auszeit. Endlich vergessen. Vielleicht sogar glücklich werden. Ja.. Chris' Idee ist gut und ich werde abhauen. Falls die Jungs einen Rückzieher machen, werde ich trotzdem abhauen.

Ich glaube ich habe endlich wieder etwas gefunden, dass mir wirklich gefallen könnte.

"Alaska..", flüstert eine Stimme direkt neben meinem Ohr, ich bekomme sofort Herzrasen, öffne panisch meine Augen und schrecke hoch. Ich keuche und ziehe meine Knie eng an meinen Körper. Ich sehe neben mich. "Was ist los..? Hab ich irgendwas falsches gemacht?" Chris sieht mich besorgt an. Ich schüttel den Kopf und beruhige mich langsam wieder.

Ich sehe in seine blaugrauen Augen. Dann tue ich etwas wovon ich nie gedacht hätte, das ich sowas tue. Ich schlinge meine Arme um Chris' Hals und werfe ihn um, woraufhin ich auf ihm liege. Er legt seine muskulösen Arme um mich und drückt mich fest. Vielleicht ist abhauen nicht das einzige was ich brauche. Ich brauche jemanden der mit mir abhaut. Wenn die Jungs einen Rückzieher machen, gibt es für mich kein abhauen mehr. Ich brauche jemanden der einfach nur seine Arme um mich schlingt und mich festhält, ohne zu fragen was los ist. Ich brauche jemanden dessen Nähe ich ertragen kann, ohne einen Panikanfall zu bekommen. Ich drücke mich stärker gegen Chris und plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Ein absolut absurder Gedanke, der niemals stimmen kann. Ich brauche Chris.

Er küsst mir auf den Kopf. Ich dachte niemand könnte mich je wieder anfassen und doch hat es Chris nach so kurzer Zeit geschafft. Nichtmal die ganzen Psychologen dachten ich könne nach so kurzer Zeit wieder angefasst werden, ganz im Gegenteil sie schätzen auf ein Jahr. Mindestens.

Eine gefühlte Ewigkeit liegen wir so da. Ich schlafe schon fast ein bei dem rhythmischen Herzklopfen, dass ich durch sein T-Shirt hindurch spüre. Bilde ich mir das nur ein oder geht sein Herzschlag einen Tick zu schnell?

Sachte löse ich mich von ihm und richte mich langsam auf. Ich helfe ihm noch beim aufstehen und wie selbstverständlich verschränken sich unsere Finger miteinander.

Glück.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt