Medizin

143 16 0
                                    

In Medizin vergleichen wir die Hausaufgaben. Hin und wieder höre ich jemanden über die Versammlung reden. Mittlerweile weiß ich ziemlich genau, worum es ging. Es wurde nur mitgeteilt, dass dieses Jahr ziemlich viele für die Tests auserwählt wurden. Das heißt, die Konkurrenz ist größer. Die Wahrscheinlichkeit einen Universitätsplatz zu ergattern kleiner. Morgen wird die Liste mit den Teilnehmern ausgehängt. Im Klassenraum ist es unruhig. Alle unterhalten sich flüsternd. Sie fragen sich, ob sie wohl einer der Glücklichen Auserkorenen sind. Ich denke nicht darüber nach, denn ich gehöre sowieso nicht dazu. Das weiß ich. Meine Noten sind schlechter als der Durchschnitt, und der ist nicht besonders gut. Außerdem will ich nicht auf die Uni. Wozu denn auch? Um sie genauso zu verkacken, wie die Schule? Ich weiß, dass mein Vater stolz auf mich wäre, wenn ich es auf die Uni schaffen würde. Und Cordelia wäre komplett aus dem Häuschen.
"Jenna. Könntest du vielleicht die ersten Symptome bei einer inneren Verseuchung wiederholen?" Fordert mich Miss Evans auf. Mist. Ich hatte nicht aufgepasst. Zum Glück ist Medizin eine meiner Stärken.
"Übelkeit. Schwindelanfälle. Herzrasen. Schwäche. Kopfschmerzen. Müdigkeit. Anhaltendes Hungergefühl. Durchfall. Fieber." Mehr fällt mir nicht ein. Trotzdem weiß ich, dass das eine gute Leistung war.
"Korrekt. Obwohl Marina den Durchfall vor dir nicht erwähnt hatte. Ich habe gesagt wiederholen, nicht aufzählen. Deswegen ist es nur eine befriedigende Leistung. 8+." Sagt Miss Evans und knirscht mit den Zähnen. Ich habe eine bessere Leistung hingelegt, als das Mädchen vor mir. Eigentlich wäre mein Beitrag mindestens neunerniveau gewesen. Miss Evans notiert etwas auf einem Zettel. Sie unterrichtet uns in allen Fächern, außer Sport und Programmieren, da es nur wenige Fehlerlehrer gibt, die sich dazu bereiterklären, eine Klasse voller Fehler zu unterrichten. Nur in Sport und Programmieren kennt sich Miss Evans nicht gut genug aus, um uns zu unterrichten. Zum Glück. Wir werden mit Hilfe eines Zahlensystems von eins bis zehn bewertet. Wobei zehn das höhste ist, und eins das niedrigste ist.
"Und was für Antibiotika braucht ein ausgewachsener Mann bei den folgenden Beschweren: Brechreiz, Schwindelanfälle, Schwäche, Wahnvorstellungen, kein Hungergefühl, Kopfschmerzen?" Fragt meine Klassenlehrerin und schaut sich im Raum um.
"Delilah." Nimmt sie nun meine Sitznachbarin dran.
"Ich nehme an, der Mann ist einfach nur am Verhungern. Er braucht Vitamintabletten und Wasser. Aber gegen die Kopfschmerzen braucht er Aspirin." Antwortet sie.
"Sieben. Es könnte auch sein, dass er einen Ranzwurm hat." Sie wird daraufhin von Delilah unterbrochen.
"Dann bräuchte er jede Menge Abführmittel, Rindlongift, und einen ziemlich guten Arzt. Zusätzlich sollte er mehr essen und jede Menge Wasser trinken."
"Korrekt. Neun." Und so fragt sie noch jede Menge andere Symptome, Krankheiten und Antibiotika ab. Ich blende das Geschwafel über Medizin einfach aus. Ich kenne die Antworten sowieso. Unauffällig hole ich mein Smartwebmobile und einen karierten Papierblock heraus. Ich schreibe den Code ab und versuche mich zu konzentrieren. Ich widme mich dem ersten Teil bis zum Absatz.
'L70/o5is4/utE3 9d/ptj5er  272A///pfq52use/t295RW0/öäh38l/pt8//ucen   385F/pü8r  037/Yd714//pfie2 T2/p//ebe829st2s: '
Dann ziehe ich unauffällig die Zettel, die ich mir im Systemraum ausgedruckt habe aus einer Mappe. Doch ich beachte sie nicht weiter, sondern schiebe sie unter meine Papiere. Ich werde den Code auch ohne die Zettel lösen. Ich merke sofort, dass die Slashzeichen keine Bedeutung für das Endergebnis haben, denn in dieser Sprache benutzt man sie nicht. Sie haben also eine bestimmte Funktion. Über die werde ich später nachdenken. Mir ist klar, dass die Zahlen wahrscheinlich in diesem Code keine Rolle spielen. Deshalb schreibe ich den Code ohne Zahlen auf ein Blatt.
'L/ois/utE d/ptjer  A///pfquse/tRW/öähl/pt//ucen   F/pür  /Yd//pfieT/p//ebests: '
Ab hier ist die Bedeutung der Slashzeichen klar. Sie zeigen mir die unnötigen Buchstaben. Miss Evans bemerkt, dass ich auf einem Blatt rumschmiere und geht zu meinem Tisch. Hastig verstecke ich die Blätter.
"Was schreibst du denn da Jenna Leenson?" Ich hasse es, wenn sie meinen ganzen Namen ausspricht. Ihre langen, schmalen Finger greifen meinen Collegeblock. Zum Glück habe ich die Zettel mit den Codes in meiner Tasche verschwinden lassen.
"Ach, nichts besonderes. Sie können es gerne vorlesen, wenn sie unbedingt wollen." Ich grinse sie an.
"Ich kann keine Bilder lesen. Jedoch sind wir hier nicht im Kunstunterricht, Jenna. Unterlassen Sie diese Malereien." Dann reißt sie ein Blatt aus dem Block und wirft es in den Papierkorb.
"Was war auf dem Blatt?" Fragt mich Delilah leise.
"Nur eine Zeichnung von einem Nilferd, dass Evans ziemlich ähnlich sieht." Nun lächelt sie ein wenig. Wir wenden uns dem Unterricht wieder zu. Miss Evans beobachtet mich genau und ich habe keine Chance die Zettel mit den Codes herauszuholen und zu entschlüsseln. Aber das ist auch nicht nötig. Die Lösung des ersten Absatzes hat sich mir schon in den Kopf gebrannt.
____________________________
Fieser Cliffhanger, ich weiß.;) aber haltet durch. In ein paar Kapiteln werden die Außerwählten für den Test genannt und ab da geht die Story erst richtig los!
LG evy_dok

Error.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt