Bleistift

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Die Zeit zerrinnt vor meinen Augen wie flüssiges Gold. Ich versuche mich zu gedulden, während der Tutor sich quälend langsam erhebt und mir einen neuen Bleistift bringt. Ich schaue auf die Uhr und verfluche stumm den Zeitmangel. Die starren Blicke der Jugendlichen im Raum jagen mir einen Schauer über den Rücken. Obwohl mir klar ist, dass ihr Bewusstsein irgendwo in der VR schwimmt, fühle ich mich merkwürdig beobachtet. Und da fällt mir der zierliche Junge in der Ecke auf. Der andere Fehler im Kurs. Er sitzt still dort und schaut mich geradeheraus an. Ich kann selbst aus der Entfernung erkennen, dass der Bleistift den er starr umklammert hält sogar noch stumpfer ist, als meiner. Ich lege meinen Kopf schräg und schaue ihn an. Er sieht verängstigt aus. Mittlerweile ist der Prüfer mit dem perfektionistisch gespitzten Stift bei mir angekommen und reicht ihn mir zögerlich. Als ich danach greife, lässt er ihn nicht sofort los. Ich schaue zu ihm auf und er lässt den Stift los. Ich bilde mir ein, dass er leicht den Kopf schüttelt, bevor er loslässt und wieder zu seinem Platz umkehrt. Ich drehe mich verwirrt zum Fehler in der Ecke. Hat er es auch gesehen, oder spielen meine Nerven mir einen Streich? Sobald ich mich zu ihm wende, stiert sein Blick wieder auf seinen Blätterstapel und kratzt mit den stumpfen Bleistift über das blankweiße Papier.

Als ich das nächste mal hinsehe, kratzt sein Stift nicht mehr übers Papier. Die Mine des Stiftes ist nämlich nicht mehr erkennbar, der Stift ist komplett abgestumpft. Der Blick des Jungen ist verzweifelt. Er kämpft mit den Tränen. Sein Blätterstapel ist in verschiedene kleinere Haufen an seiner linken Seite des Tisches geordnet. Schätzungsweise ein Drittel der Blätter liegt jedoch noch vor ihm. Ich sehe wie er verzweifelt zu mir herüberschaut. Er sieht demotiviert aus. Ich schaue wieder auf die letzten Blätter vor mir. Entmutigt werfe ich einen Blick auf den Timer. 06:02, 06:01, 06:00, 05:59.  Mir bleiben sechs Minuten und zwölf Seiten zum Ausfüllen. Mir wird klar, dass ich das nicht schaffen werde. Nicht schaffen kann. Unmöglich. Ob es den anderen wohl genauso geht? Oder ob sie wohl gerade an der letzten Aufgabe sitzen? Ich weiß es nicht. Es hat noch niemand den Raum verlassen. Ich schaue mich um, alle in der typischen VR-Starre gefangen. Alle bis auf der Fehler in der Ecke. Mein Blick fällt wieder auf ihn und ich erkenne wie er versucht den Bleistift zu zerbeißen. Animalisch versucht er die Mine wieder zum Vorschein zu bringen. Hat er wirklich so Angst sich zu melden? Habe ich einen Fehler gemacht, um einen neuen Stift zu bitten? Ein rotes Licht weckt mich aus meinen Gedanken. Direkt fällt mir der Timer wieder ins Auge. Dieser hat angefangen rot zu leuchten um uns zu signalisieren, dass die Zeit fast vorbei ist. 04:51, 04:50, 04:49. Es ist totenstill im Raum. Alle sind noch in der VR. Alle außer der Junge. Er starrt mich an. Seine Augen füllen sich mit Tränen. 'Bitte' scheint sein Blick zu sagen. Ich umklammere fest meinen eigenen Bleistift. Dann stehe ich auf. Gehe wie in Trance zu ihm. Reiche ihm steif meinen Bleistift. Was mache ich gerade da??! Die Alarmglocken in meinem Gehirn leuten. Jenna, was zur Hölle machst du da?!! Der Junge streckt ungläubig seine Hand aus und nimmt mir den Bleistift sanft ab. Tränen laufen über seine Wangen, als er sich wieder seinem Stapel zuwendet und ich wieder zurück zu meinem Platz gehe. Es sind Glückstränen, das spüre ich. Aber genauso spüre ich das rote Licht in meinen Augen. Spüre nahezu wie mein Herz im Sekundentakt passend zum Timer Blut durch meine Adern pumpt. 02:34, 02:33,02:32,02:31. Zögernd greife ich nach meinem ersten stumpfen Bleistift. Lese die Aufgabenstellung. Versuche halbherzig eine Antwort auf Papier zu bringen. Jedes Wort wird immer weniger lesbar und wenn ich es nachziehe, verwischt es nur. Das alles hier macht mich verrückt. Die leeren Seiten vor mir, die ausgefüllt sein sollten. Der Timer, der mehr Zeit anzeigen sollte. Der Bleistift, der spitz sein sollte. Aber nein, ich war ja so dumm ihn wegzugeben. Es war die richtige Entscheidung, er braucht ihn mehr als ich.

Und was wird aus dir, Jenna? Was machst du jetzt? Ich lege den Bleistift neben mein Papier. Ich habe aufgegeben. Die Zeit reicht nicht aus, nach einem neuen zu fragen. Ein Blick auf den Timer reicht um mich zu vergewissern.
00:05, 00:04, 00:03, 00:02, 00:02... Und noch bevor der Timer komplett ausgelaufen ist, greift eine Hand grob nach meinem Papierstapel und nimmt ihn mir ab. 00:00. Auch dem Jungen wurden seine Blätter bereits abgenommen.
Nach und nach kehren die Anderen wieder aus der VR zurück. Sie sehen erschöpft aus. Ich schaue zu Pol. Er schenkt mir ein schiefes unsicheres Lächeln. So, wie ich es von ihm kenne. Heimat 2go. Und da fällt mir ein, dass ich auf keinem der Zettel meinen Namen notiert habe.






Heyyyyy,
Etwas kürzer aber vllt stilistisch schön-hoffe ich mal;) ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen und ihr kennt die Storyline überhaupt noch. Es kam lange nichts mehr, aber mein Leben besteht gerade nur noch aus Stress, Stress und hab ich's schon gesagt? Stress. Ich bin gerade dabei an einer aufwändigen Bewerbung wegen Auslandsjahr zu machen. Heute habe ich meine Unterlagen vom Arzt erhalten die verpflichtend für meine Bewerbung sind. Leider habe ich eine fehlende Unterschrift, Stempel und drei fehlende Eintragungen entdeckt und verzweifle langsam. Dienstag Abend muss meine Bewerbung fertig sein. Die Post macht Montag auf das heißt keine Zeit für hin her.....Und am Montag habe ich lange Schule und danach direkt Training. Aber irgendwie werde ich das Regeln. Ich MUSS.
By the way Danke für 3k views

Hab euch lieb (falls jemand das noch liest)
Schönes Wochenende euch
Eure Evy

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 24, 2018 ⏰

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