Leenson und Oprah

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Der Gleiter hat Platz für zwei Personen und den Fahrer. Es ist einer der kleinen Gleiter, die nicht für den Alltag bestimmt sind, sondern dafür, wichtige Personen von A nach B zu bringen. Personen, wie der Macher von Virreal, Personen, wie Sebastian Viscus. Von Außen ist der Gleiter silber, von Innen jedoch Schwarz. Der Fahrer ist durch eine Wand vom Passagier abgetrennt. Außer mir und dem Fahrer ist der Gleiter leer. Die Männer bleiben zurück. Ich blicke mich um auf der Suche nach Kameras. Ich traue dem System nicht. Da. Versteckt in der Wand ist sie. Ich darf nichts falsches sagen. Aus Neugierde stehe ich auf und erkunde den Rest des Gleiters. Ich finde in einem Schrank Essen und Getränke. Jedoch nehme ich nichts, sondern setze mich auf die Ledersitzbank. Während der Fahrt rutsche ich hin und her. Nicht, weil es ungemütlich ist, sondern weil ich aufgeregt bin. Verdammt aufgeregt. Meinen Puls habe ich jedoch unter Kontrolle. Nach etwa einer Viertelstunde hält der Gleiter an und die Tür öffnet sich, indem sie nach oben rutscht. Vor dem Gleiter steht wieder einer dieser Männer, gekleidet in einem weißen Anzug. Er streckt mir die Hand hin und zieht mich aus dem Gleiter. Nun stehe ich auch dem Marktplatz. Um mich herum stehen Maria Ren Hena, Gin Sonjei, Sarah Eston, Pol Oprah und Rin Shan. Jamie  Whines, Stepan Stephphield, Wesper Klum und Delilah Ostman fehlen noch. Delilah trifft als nächstes ein. Sie hat ihre Haare zu einem strengen Dutt gedreht. Der aber, als sie auf mich zuspringt um mich zu umarmen, auseinanderfällt.
"Oh mein Gott, Jenna! Wir sind für die Tests ausgewählt. Wir beide! Gemeinsam! Un die Abholung mit den Gleitern war so...unbeschreiblich cool! Oh. Da ist Jamie. Guck mal, wie die sich aufgebrezelt hat." Sagt Delilah und deutet unauffällig mit dem Kopf nach links. Dann gucke ich Jamie an. Es ist mir ein Wunder, wie sie es bis hier hin geschafft hat. Sie hat eine pinke Hotpants und ein weißes Top an. Dazu hat sie sich große, goldene Kreolen an die Ohren gehängt. Als ob das nicht genug wäre, hat sie noch neonpinke Lippen und dazu passenden Lidschatten. Ich rolle mit den Augen.
"Lass sie doch. Wenns ihr gefällt." Sage ich und schaue zu Stepan, der gerade auch mit einem Gleiter eintrifft.
"Hey. Was machst du denn hier?" Zischt er mich leise an, als er zu mir kommt. Ich verstehe nicht.
"Ich bin doch auch für den Test ausgewählt. Also warten, nehme ich an." Lache ich verwirrt.
"Du solltest nicht hier sein." Sagt er gepresst und geht dann.
'Fehler im System.' Denke ich, während wir auf den Rest warten. Nach 142 Sekunden sind alle da. Zwei schwarze Gleiter fahren vor. Sie sind größer, als die weißen und haben Platz für 5 Personen plus Fahrer. Da wir zehn sind, geht es genau auf und wir verteilen uns in den Gleitern. In meinem Gleiter sitzen Stepan, Delilah, Wesper und Pol. Ein sehr netter Junge mit sanften, brauen Augen und schmalem Körperbau. Als ich auf einer sehr bequemen Couch im Inneren des Gleiters sitze, suche ich wieder nach versteckten Kameras. Ich zähle fünf. Vielleicht sind es auch mehr. Auf jeden Fall werden wir beobachtet. Aber wieso? Haben die Tests schon angefangen? Überprüfen sie schon, wer geeignet ist und wer nicht? Sortieren sie bereits welche aus? Ich weiß es nicht. Das einzige, was ich tun kann ist, darauf zu achten, nichts falsches zu sagen oder zu tun.
"Hat jemand Lust sich hier umzusehen?" Fragt Pol und ich nicke. Der Gleiter ist simplel eingerichtet. Zwei genenüberliegende Couches. Die Trennwand zum Fahrer. Ein Schrank und eine Toilettenkabine. Pol öffnet den Schrank. Darin befindet sich eine Minibar mit Getränken und darüber Proviant.
"Hat wer Hunger oder Durst?" Frage ich in die Runde.
"Gibt es Bier?" Fragt Stepan und ich reiche ihm eins.
"Sonst noch wer?" Wesper nickt. Ich gebe ihm auch eins.
"Was gibt's denn zu futtern?" Fragt Delilah mich.
"Nun ja. Diverse Früchte, Nüsse, Joghurt, Käse, Sandwiches."
"Reich mir mal ein Sandwich." Unterbricht sie mich.
"Käse oder Salami?" Frage ich sie seufzend.
"Salami." Sagt sie und nimmt gierig ihr Sandwich entgegen.
"Endlich Fleisch." Sagt sie genüsslich. Ich greife währenddessen zu den Nüssen. Kurz bevor meine Hand sie erreicht, hat Pol sie schon vom Regal genommen. Er lacht und wirft mir die Nüsse zu.
"Ich teile mit dir." Sagt er und wir setzen und zurück auf die Couch.
Die Fahrt ist langweilig. Es wird über Belangloses gesprochen und gelacht. Pol und ich essen unsere Nüsse. Ihm fallen seine Haare ins Gesicht. Ich ertappe mich, wie ich ihn beobachte.
"Na, was starrst du so?" Lächelt er mich an. Hier ist zwar kein Spiegel, aber ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt.
"Tu ich doch gar nicht." Sage ich trotzig und verschänke die Arme vor meiner Brust.
"Oh doch." Seine Stimme ist tief, aber trotzdem sanft. Und sein leichtes Lächeln macht gute Laune.
"Ist schon gut. Hast ja Recht." Sage ich ertappt. Wir greifen gleichzeitig zu den Nüssen. Als wir beide mit der Hand stecken bleiben, weil die Packung zu eng ist und keiner an die Nüsse kommt, lachen wir.
"Du siehst müde aus. Und die Fahrt nach Center City ist noch lang. Leg dich schlafen." Seine Stimme klingt besorg. Ich schüttle den Kopf.
"Die Couch ist lang genug. Und ich sehe doch, dass du kaum geschlafen hast."
"Sieht man mir das so sehr an?" Frage ich lachend. Er nickt.
"Na gut." Ich lege mich hin und ziehe die Beine an, denn ich spüre dort die Wand. Mein Rücken ist komplett gekrümmt und ich sehe aus, wie ein Baby im Mutterleib.
"Du kannst deinen Kopf ruhig auf meinen Schoß legen." Höre ich Pol besänftigend sagen. Normalerweise hätte ich jetzt protestiert, doch ich bin zu müde dazu.
"Nur, weil ich erschöpft bin. Klar? Bild die bloß nichts drauf ein, Pol Oprah." Knurre ich leise. Er lacht.
"Alles klar, Miss Leenson."
Nach einigen Minuten schlafe ich ein. Abwesend spüre ich wie mir eine warme, große Hand schützend den Kopf streichelt und mir die Haare aus dem Gesicht streicht.

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