0:13. Ich sitze auf meinem Bett und warte.
"Jasmin?" Frage ich in den Raum.
"Mhhm?" Fragt sie im Halbschlaf.
"Ach nichts." Ich dachte sie schläft schon. Mist. Also noch mehr warten. Ich liege komplett angezogen in meinem Bett und umklammere meine Tasche mit beiden Händen. Ich darf nicht einschlafen. Wer weiß, wann Nakes wieder zu sich kommt?Ich schaue leise auf meine Uhr. Mittlerweile ist es 00:37 Uhr. Ich höre Jasmins Schnarchen und langsamen Atem. Täuscht sie mich oder schläft sie wirklich? Ich warte ein Viertelstunde und steige dann lautlos aus meinem Bett. Ich achte trotzdem auf eine morsche Diele nahe ihres Bettes zu treten. Das müsste genug erschrecken um ihren Puls für kurze Zeit zu erhöhen, falls sie wach ist. Schnell aber behutsam greife ich ihren Arm. Der Puls ist im normalen Schlafrhytmus. Daraufhin atme ich tief durch. Als ich mich aus dem Zimmer schleiche, achte ich darauf, auf keine morsche Diele zu treten.
Als ich Nakes erreiche, ist er noch immer bewusstlos. Als ich seine Körpertemperatur prüfe, merke ich, dass er unterkühlt ist. Mühsam lese ich im schwachen Licht der Taschenlampe alle lose herum liegenden Fliederblüten einzeln auf und lege sie als weiche Schlafunterlage zusammen. Vorsichtig drehe ich ihn auf die Seite, damit er auf der Unterlage liegt. Dann durchsuche ich seine Tasche und finde einige Pullover. Ich lege sie über ihn. Dann spüre ich meine Zähne klappern und ziehe mir meinen wärmsten Pullover über. Dann lege ich mich zu ihm. Ich liege nur halb auf der Unterlage, und friere. Als ich einen weiteren meiner Pullover überziehen will, merke ich, dass er nicht darüberpasst. Schnell fasse ich einen Entschluss. Ich ziehe Nakes letzten Hoodie an und lege mich neben ihn. Trotzallem zittere ich.
Neben mir verliert Nakes Körper durch eine starke Windböe das Gleichgewicht und er liegt jetzt auf dem Rücken. Durch seine halbe Rolle hat er mir ein wenig Platz auf der Fliedermatte freigegeben. Zitternd Fummel ich mir ein Harr aus dem Mund, dass mir vom Wind ins Gesicht geblasen wurde. Ich rücke Nakes provisorische Decke zurecht und lege mich nah neben ihn. Als das Zittern nicht aufhört, rücke ich noch ein Stück näher. Mein Kopf liegt jetzt zum Teil auf seiner Schulter und zum anderen Teil auf seiner warmen, sich langsam hebenden, durchtrainierten Brust. Ich spüre seinen regelmäßigen Atem an meinem Haaransatz. Bevor ich einschlafe, spüre ich noch seinen Arm, der mich schützend umschließt.Nakes P.O.V
Als ich wieder zu mir komme, scheint mir die Morgendämmerung durch ein verschlungenes Astgewirr sanft in die Augen. Nach einigen Augenblinzeln spüre ich ein Gewicht auf meiner Schulter und einen Arm, der leicht auf meinem trainierten Bauch liegt. Als ich merke, wer da auf mir liegt, setzt mein Herz kurz aus. Ihr wunderschönes Gesicht ist vollkommen entspannt, völlig anders, als ich es gewohnt bin. Ihre normalerweise harten Gesichtszüge wirken im schwachen Licht weich, wie Tortencreme. Im Schlaf sieht sie beinahe elfenartig aus. Ihr rostfarbenes Haar glänzt und ist komplett auf meiner Schulter verteilt. Jenna. Sie wirkte gestern so unnahbar, aber wie sie so da liegt, völlig natürlich, ist sie mir so nah. So nah, wie nie. Ich wünschte sie wäre mir immer so nah. Ich wünschte, sie wäre nicht Jenna aus dem Forres Distrikt, sondern meine Jenna. Meine Jen...
Seufzend realisiere ich, dass wir hier nicht ewig herumliegen können. Sanft entferne ich ihren Arm, und vermisse sofort ihre Präsenz. Wohl oder übel richte ich mich auf und dabei fallen meine ganzen Sweatshirts von mir. Ich lächle sie hatte mich tatsächlich zugedeckt. Lächelnd will ich ihr einen meiner großen Oversize Hoodies überliegen, als mir auffällt, dass sie einen trägt. Ich hoffe ihr ist warm. In meinen Klamotten sieht sie so unglaublich süß und kindlich aus, dass ich mein Dauergrinsen einfach nicht aus meinem Gesicht verbannen kann. Die ihr viel zu langen Ärmel verdecken ihre kleinen Hände, die sich durch die Fliedermatte ins Grass Krallen. Sie stößt einen müden, unzufrieden Laut aus und dreht sich auf die andere Seite. Ich gehe hinüber zu unseren Taschen und suche mir meine Kleidung heraus. Eine blaue, verwaschene Jeans und ein einfaches, weißes Shirt. In einer Bewegung entledige ich mich meines Sweaters und des Oberteils. Schnell wechsle ich meine Hose. Dann höre ich, wie sich Jenna wieder regt. Mit einem langen Gähnen öffnet sie langsam ihre strahlend grünen Augen. Als sie merkt, dass ich oben ohne bin, schließt sie schnell ihre Augen und stellt sich schlafend. Dabei lächelt sie in sich hinein. Ich halte das Shirt zusammengeknüllt in meiner linken Hand.
"Steh auf, ich weiß, dass du wach bist." Ich ziehe ihr meine Kapuze vom Kopf und sie verdeckt ihre Augen mit den viel zu langen Ärmeln. Ich lache und sie stimmt ein. Danach reiche ich ihr meine rechte Hand.
"Wir müssen uns langsam auf den Weg machen, sonst merkt noch jemand, dass wir fehlen." Sie greift meine Hand und ich ziehe sie hoch. In ihrem Blick ist wieder deutliche Kälte zu spüren. Der wundervolle, natürliche Moment ist vorbei.
Sie wirft einen Blick auf ihr Handgelenk. Und zieht geschickt den Oversize Pulli aus.
"Wir sollten uns beeilen." Sagt sie knapp und will mir den Pulli zurückwerfen, doch ich lehne ab.
"Behalt." Sie wirft mir einen fragenden Blick zu. "Er steht dir echt gut." Ich zwinkere ihr zu.
"Na dann, danke." Sie geht zu ihrer Tasche und packt ihn ein.
"Du hast dich umgezogen?" Fragt sie auf die Tasche konzentriert. Ich nicke, obwohl sie mich nicht anguckt. "War ziemlich verschwitzt, nachdem du mich so eingepackt hast." Lache ich.
"Nun, hätte ich das nicht gemacht, wärest du erfroren, bei den Temperaturschwankungen." Sie greift zu einem knappen, schwarzen Bustiertop und einer kurzen Hose.
"Nicht hingucken." Sagt sie und dreht ihren Rücken zu mir. Ich drehe mich um und höre, wie sie anfängt, sich umzuziehen.
"Fertig?" Frage ich nach einiger Zeit und drehe mich um. Spätestens, als mein Blick auf ihren hautfarbenen Slip fällt, ist mir die Antwort klar.
"Nein, nicht fertig!" Regt sie sich auf und fuchtelt mit ihren Armen. Als sie bemerkt, wie entblößt sie vor mir steht, schießt ihr die Röte ins Gesicht und sie verdeckt ihre Brust mit ihren Armen.
"Was starrst du denn so?!" Herrscht sie mich an.
"Siehst gut aus." Sage ich neckisch.
"Willst du dich auch mal umdrehen?!" Ruft sie aufgebracht, greift zum Bustiertop und zieht es schnell über.
"Du bist doch sowieso fast fertig." Lache ich und drehe mich endlich um. Nach einiger Zeit und leisem Fluchen, sagt sie mir endlich, dass ich mich umdrehen darf.
"Dein Ernst?" Frage ich sie, als ich sie 'fertig angezogen' sehe.
"Was?" Fragt sie sichtlich genervt.
"Das nennst du fertig? Von Angezogen kann doch gar nicht die Rede sein." Ihr Oberteil spannt und verdeckt geradeso den BH, und ihre Hose könnte gar nicht kürzer sein.
"Du willst doch nicht so von den anderen gesehen werden." Sie verschränkt ihre Arme unter ihrer Brust, was ihren Brüsten einen Push-Up Effekt gibt. "Und das solltest du auch nicht tun, wenn du nicht angegafft werden willst." Sie zieht einen Schmollmund.
"Ist da jemand eifersüchtig?" Fragt sie mit einem siegessicheren Grinsen auf dem Gesicht. Ich seufze.
"Ich dachte echt nicht, dass du diejenige sein wirst, die mich um meine Kleidung bringt." Ich werfe ihr das Shirt zu, dass ich gestern beim Essen anhatte.
"Zieh drüber." Knurre ich. "Und wehe, du machst Flecken rein."
"Wieso sollte ich das anziehen?" Fragt sie gespielt abwertend.
"Weil du nicht vergewaltigt werden willst. Das ist die erste Testphase, es gibt viele Inkompetente hier. Wer weiß, ob du weiterkommst. Du siehst klein und schwach aus. Ich würde behaupten ein Drittel der Jungs sind definitiv stärker als du. Theoretisch könnte dich jeder von ihnen in die Ecke drängen. Einschließlich mir." So, wie sie dasteht, weiß ich nicht, wie lange ich das noch aushalten kann. Dieses Mädchen bringt mich noch um den Verstand!
"Na dann" Murrend zieht sie mein Shirt über. Wohl oder Übel muss sie sich eingestehen, dass ich Recht habe. Hoffen wir mal, dass sie die erste Testphase übersteht, doch ich weiß nicht, ob das, was danach kommt vielleicht schlimmer ist.
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Science Fiction"Das Genie ist der Fehler im System." - ( Paul Klee ) 2498. Alles ist hochmodern und die Technik ist fortgeschritten. Virreal Chips werden in Gehirne eingepflanzt und ermöglichen es, in eine virtuelle Welt einzutauchen. Alles passiert nur noch im W...