Schulweg

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Ich warf mir eine Jacke über und eilte zu unserem kleinen Schuppen. Dort hole ich mein klappriges Fahrrad heraus und setze mich auf den Sattel. Dann fahre ich zur Schule. Das Fahrrad quitscht vor sich hin, denn es ist total verrostet. Kaum jemand fährt heutzutage noch Fahrrad, es ist langsam und zu anstrengend. Busse, wie es sie vor 300 Jahren gab, gibt es nicht mehr. Kaum jemand muss überhaupt noch hin und her fahren. Mann kann durch seinen Chip alles von zu Hause aus erledigen. Aber falls man doch wo hin muss, nimmt man seinen Gleiter. Eine Weiterentwicklung von den früheren Autos. Nur, dass sie nicht auf der Straße fahren, sondern in der Luft. Als Inspiration dienten dafür Hoverboards. Mithilfe von Magneten können die Maschinen Schweben. Eine Möglichkeit wurde gefunden Plus- und Minuspol zu trennen. Überall im Boden sind die Magnet Minuspole verteilt und unter den Gleitern ebenfalls. Dies hat auch noch den Vorteil, dass man metallisches nicht mehr so leicht verliert, denn bei magnetischen Metallen werden die Pluspole entfernt. So schwebt der Gegenstand, denn man fallen lässt etwas über dem Boden und ist leichter zu finden.
Ich wohne relativ weit vom Zentrum entfernt. Hier wird nicht aufgeräumt. Nur im Zentrum ist alles sauber und ordentlich. Hier jedoch fahre ich über Äste und bleibe in Schlammpfützen hängen. Jedes Mal habe ich Angst mein Fahrrad könnte endgültig zusammen krachen und die wenigen Schrauben würden nicht reichen um es zu reparieren.
Vor dem Tunnel halte ich erschöpft an. Ich nehme meine kleine Wasserflasche und führe sie zum Mund. Ich nehme nur einge Schlucke. Dann verschließe ich sie wieder. Wasser ist wertvoll. Nach dem dritten Weltkrieg 2471-2497, in dem Mengen an Atombomben abgeworfen wurden, war alles verseucht. Das Wasser war nicht mehr trinkbar und die Ernte war verdorben. Alles, was blieb, waren die Vorräte aus dem Supermarkt. Doch die reichten nicht für lange. Glücklicherweise gab es noch die Prepper. Menschen, die sich ihr Leben lang darauf vorbereitet haben, weil sie vorausgesehen haben, dass das passieren würde. Sie flüchteten in teure Bunker, mehrere hunderte von Metern unter der Erde. Sie nahmen Wissenschaftler und andere hochgebildete Menschen mit sich. Diese bearbeiteten die Pflanzengene so, dass sie auch auf verseuchtem Boden gedeihten. Sobald sie die Erste Pflanze entwickelten, brachten sie sie an die Oberfläche. Wo sie wuchsen und den Menschen Nutzen brachten. So kamen die Menschen mehr oder weniger um die Runden. Trotzdem starb mehr als ein drittel Menschheit. Wissenschaftler entwickelten weiterhin neue Pflanzen und probierten auch die Gene von Tieren umzuändern, damit die Radioaktivität nicht für ihre Gesundheit schädlich sei. So konnten die Menschen wieder Fleisch essen. Die Preppers waren die Retter. Doch dann gab es eine Wendung. Sie unterdrückten uns. Die Wissenschaftler waren nicht mehr frei, sondern ihre Geiseln. Und die Menschen waren auf die Wissenschaftler angewiesen. Ohne sie hatten sie kein Essen. Die Preppers hielten sie gefangen. Sie hatten ein Druckmittel. Sie wollten aus dem Rest der Menschen eine unbesiegbare Armee entwickeln. Die Starken sollten herschen und die Schwachen sterben. Es gab eine Menge Aufstände. Die Suizidrate stieg, die Bevölkerungszahl fiel. Doch dann passierte erwas was uns rettete. Einem Wissenschaftler gelang die Flucht. Er baute sofort mit den Bauern Planzen an und Tiermutationen wurden gezüchtet. Die Preppers hatten nichts mehr in der Hand. Sie wurden durch die Rebellion gestürzt. Seitdem wird die Erde wieder fruchtbar gemacht. Alles soll wieder so werden, wie früher. Doch die Fortschritte kommen nur quälend langsam, aber sie kommen. Mittlerweile gibt es kaum noch Hungertode. Nahrung wird in Massen produziert, damit jeder satt wird.
"Hey." Weckt mich eine sanfte Stimme aus den Gedanken der Vergangenheit. Es ist Delilah. Seitdem sie in der Schule neben mir sitzt, treffen wir uns hier am Tunnel und gehen zusammen den Restweg zur Klasse. Sie hat nicht viele Freundinnen und vertraut sich nicht gerne Leuten an.
"Hey." Ich lächle sie an. Sie lächelt charmant zurück.
"Weißt du, ob wir Hausaufgaben hatten?" Fragt sie mich unsicher.
"Ja. Wir sollten in Medizin den Zettel ausfüllen." Erkläre ich ihr.
"Welcher Zettel?" Fragt sie irritiert und zieht ihre Augenbrauen hoch.
"Der mit den Krankheiten während des dritten Weltkriegs."
"Achso." Murmelt sie und schaut auf den Boden.
"Na komm." Ich sehe, wie niedergeschlagen sie ist. Sie hasst es, wenn sie die Hausaufgaben nicht hat.
"Ich lass dich abschreiben." Dann nehme ich sie an der Hand und ziehe sie durch den Tunnel.

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