Sonnenuntergang

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"Was läuft denn da?", fragte meine Mutter und zog eine Augenbraue hoch.

Meiner Mutter konnte man einfach alles erzählen. Sie wusste von meiner Beziehung mit Tim und hat sie auch respektiert, obwohl sie Tim nicht von Anfang an gemocht hatte. Mein Vater war da schon anders. Wenn er von Tim und mir erfahren hätte, wäre Tim jetzt glaub ich im Krankenhaus. Und mein Bruder, der würde ihn auch am liebsten krankenhausreif schlagen, aber er hat es nun doch lieber gelassen. Tony sagte gar nichts und ich schwieg. Er muss es ihr schon allein erzählen.

"Vielleicht kannst du mir mehr sagen Lexi.", versuchte es meine Mutter bei mir.

"Da musst du ihn schon selber fragen.", sagte ich und genoss die Sonne, die mir ins Gesicht schien.

"Ach kommt schon.", bettelte sie und ich schwieg.

Sunburst graste vor sich hin und genoss, genauso wie ich die warme Abendsonne. Meine Augen hatte ich geschlossen, da ich den Abend voll und ganz genießen wollte. Ob Tony es Mum erzählte oder später erzählen würde interessierte mich erstmal nicht, da ich gerade erstmal alles vergessen wollte was bis jetzt geschehen ist. Ob Noah sich nach dem Gespräch mit Anna ändern würde, stand weit in den Sternen. Morgen ist mein erste Turnier mit Hurricane. Mein Vater ist vorher mit den kleinen Hengst auf Turnieren gestartet und nun, reite ich ihn selbst auf Turnieren. Anna und Noah hatten mir von Anfang an Mut zugesprochen, dass ich das packen würde. Der Braune war gleich am Anfang schwierig und jetzt ist er ein Schmusepferd, welches man einfach nur lieb haben kann.

"Ey Lexi.", weckte mich mein Bruder unsanft auf.

"Was ist?", fragte ich genervt, da ich wirklich keinen Bock auf irgendwas hatte.

"Nicht gleich angepisst sein.", meckerte er rum.

"Was ist nun?", fragte ich etwas freundlicher.

"Der Sonnenuntergang.", sagte er und sofort stieg meine Laune.

Meine Augen öffneten sich ruckartig. Sunburst erschrak als ich aufsprang. Den besten Sonnenuntergang konnte man hinter den Weiden am Weiher beobachten. Dort gehen wir jeden Sommer schwimmen. Zurzeit aber leider gar nicht, da wir 1. das Turnier vorbereiten mussten und 2. spielte das Wetter zurzeit nicht gerade so gut mit.

"Auf zum Weiher.", schreie ich und renne die Weiden runter.

"Jaja, überlass mir ruhig die zwei Pferde.", rief Tony und ich rannte weiter.

Am Weiher angekommen, lief ich zu dem Steg. Ich lief den Steg entlang bis zum Ende und setzte mich. Schnell zog ich meine Schuhe und Socken aus und ließ meinen Füße ins Wasser. Ob es nun eine halbe oder doch zwei Stunden dauern würde bis die Sonne untergegangen war, war mir scheiß egal.

"Warum so allein?", ertönte Seths Stimme.

"Weil keiner da ist?!", sagte ich und schaute ins Wasser.

"Noah?", fragte er.

"Der hängt bestimmt mit seiner Freundin rum, weil mit mir, gibt er sich ja nicht ab.", sagte ich und wedelte mit meinen Beinen im Wasser hin und her.

"Seit wann denn das?", fragte er ungläubig und setzte sich neben mich.

"Seit er mit Chloe abhängt/zusammen ist.", sagte ich und schaue zum Himmel, wo die Sonne langsam hinterm Wald verschwindet.

"Ist die kleine Bitch nicht mit deinem Ex zusammen?"

"Keine Ahnung. Hab sie nur heute rumknutschen gesehen mit Beweisbild.", sagte ich.

"Dann zeig es ihm.", sagte er und zog nun auch seine Schuhe und Socken aus, um seine Füße auch ins Wasser zu tauchen.

"Ich habs ihm schon geschickt, aber er ist ja ein bisschen zu naiv, um zu kapieren, dass Chloe nicht gut für ihn ist.", erzählte ich ihm und beobachtete weiter die Sonne.

"Soll ich mit ihm reden?", fragte Seth und schaute mich von der Seite an.

"Anna will es morgen versuchen.", sagte ich und schaute in seine grünen Augen.

"Anna ist wieder da?!"

"Ja.", sagte ich und lächelte leicht.

"Sollte sie nicht eigentlich erst zu Weihnachten wiederkommen?", fragte er und schaute zum Himmel.

"Das Austauschjahr wurde abgebrochen und nun ist Anna halt wieder hier.", sagte ich und schaute zur Sonne, die schon bald hinter dem Wald verschwunden war.

"Schade, aber schön, dass sie wieder da ist.", sagte er und folgte meinem Blick.

"Noah ist dir wichtig oder?", fragte Seth und zog seine Füße aus dem Wasser.

"Ja.", sagte ich und zog meine Füße ebenfalls aus dem Wasser.

"Ob du es glaubst oder nicht, Noah hatte mir vorhin noch gesagt, dass es ein Fehler war dich zu beleidigen.", sagte er und stand auf.

"Als ob er das gemacht hat.", sagte ich und nahm die helfende Hand von Seth dankend an.

"Doch hat er. Mal schauen ob er sich morgen entschuldigt.", sagte Seth und wir zwei liefen den Steg entlang.

"Daran glaube ich eher nicht.", sage ich und seufzte.

"Das wird schon wieder.", sagte Seth und legte seinen Arm um meine Schulter.

"Erstmal muss ich morgen das Turnier hinter mich bringen und dann muss ich Dan mit seiner Liebe helfen.", sagte ich und wir liefen zwischen den Weiden hoch zu den Ställen.

"Das mit dem Turnier packst du, ich glaub an dich. Und das mit Dan, übernehme ich gerne.", muntert Seth mich auf.

"Dann mach mal.", sagte ich und musste schmunzeln.

"Gib mir morgen bitte Informationen über ihn oder schreib sie mit über WhatsApp. Ich muss jetzt auch los.", sagte Seth und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Bye Seth.", verabschiedete ich mich auch und zog ihn in eine Umarmung.

Da wir schon am Haus angekommen waren,hatte ich es nicht so weit allein. Seth lief zu dem Auto seiner Eltern und stieg ein. Sein Vater winkte mir noch und ich verschwand dann auf der Landstraße.

"Lexi!", rief mein Bruder und erschreckte mich damit richtig.

"Man, Tony.", sagte ich, drehte mich um und schlug ihm gegen die Schulter.

"Eigentlich müsstest du mir danken.", sagte er und schaute zu mir runter.

"Why?", fragte ich.

"Ich hab Sunburst für dich in die Box gestellt, nachdem du an den Weiher verschwunden bist.", sagte er und lächelte.

"Du bist so ein Dummkopf.", sagte ich.

Jetzt schaute er mich traurig an.

"Aber einer, den ich über alles liebe.", sage ich.

All Over? No!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt