Ich fühle mich gut.
Richtig gut.
So gut, wie schon seit langem nicht mehr.
Warum habe ich bloß vorher noch nie Alkohol getrunken?
Ich war ja so bescheuert -dabei ist das doch keine große Sache.
Und ich kann es jetzt total nachvollziehen, warum Leute trinken und so ein Getue darum machen.
Es ist so befreiend!
Ich weiß zwar nicht genau, was ich überhaupt getrunken habe, aber es war irgendwas Fruchtiges. Am Anfang fand ich es ziemlich ekelhaft, aber je mehr ich davon getrunken habe, desto besser hat es geschmeckt.
Oder desto weniger habe ich es gemerkt. So was in der Art.
Mannomann, ich fühle mich echt komisch.Aber wo ist Jason?
Er hat mir ein, zwei Gläser ausgegeben und ist dann abgehauen.
Die restlichen Drinks hat son älterer Herr für mich ausgegeben.
Hieß er Bruno... Bernd... Ben?
Keine Ahnung.
Jedenfalls ist der Typ totaal großzügig gewesen.Ich lasse meinen suchenden Blick durch den dunklen Saal werfen.
Schließlich entdecke ich ihn.
Er lehnt an der Wand und redet angeregt mit irgendsonem leicht bekleideten Mädchen.
Warum redet er mit ihr?
Sie lacht und wirft ihre Locken zurück. Und dann berührt sie seinen Arm.
Was fürne dumme Armtascherin.Bevor ich es kapiere, tragen meine Füße den Rest des Körpers zu den beiden hinüber. Die Musik pulsiert in meinen Adern.
Ich stolpere über die Füße irgendeines Typen. Er beschimpft mich auf irgendeiner anderen Sprache, ich murmle eine Entschuldigung und torkle weiter.
Jason. Ich will zu Jason."HEY!", brülle ich in sein Gesicht und er zuckt zusammen.
"Scheiße, wie viel hast du getrunken?", will er wissen.
Ich schwenke die Hand. Drei Finger. Vier Finger. Fünf. Sechs. Irgendwie so was.
"Tanz mit mir, Arschloch.", fordere ich ihn auf. Er ist überrascht, gibt dem Mädchen aber sein Bier. Sie schießt mir einen bösen Blick zu, aber das ist mir egal. War eh nur irgendeine Schlampe.
Ich nehme seine Hand und ziehe ihn auf die Tanzfläche. Die Musik wechselt zu etwas noch Wilderem und ich gebe mich ihr hin.
Jason folgt meinem Körper mit den Augen. Er findet den Rhytmus und wir bewegen uns zusammen.
Der Saal dreht sich um uns. Jasons Haar ist schweißnass. Meins auch.
Ich ziehe ihn näher zu mir heran und er protestiert nicht.
Ich, Blair Mathewsen, tanze gerade mit dem heißesten Typen der Schule.
Und ich bereue nichts.
Ich schlängle mich im Takt an seinem Körper und Jasons Augen werden immer größer.
Wir tanzen, bis wir nicht mehr können. Bis wir nach Atem ringen, unsere Kleidung triefnass ist und wir kaum noch stehen können.
Er sieht mich durchdringlich an.Und plötzlich will ich ihn küssen.
Ich will seine Lippen auf meinen spüren. Mehr als alles andere.
Und dabei denke ich nicht an die warnenden Worte meiner Freunde.
Sie sind mir egal.
Er ist ein Fuckboy?
Scheiße, dann ist er eben ein Fuckboy. Na und? Was ist schon dabei?Er kommt ein Stück näher an mich heran und ich ebenfalls.
Sein Blick liegt dabei nur auf meinen Lippen und irgendetwas sagt mir, dass er es genauso will, wie ich gerade. Die tanzenden Leute um uns herum interessieren mich nicht.
Meine Aufmerksamkeit gehört ganz allein dem blitzenden Feuerwerkspektakel zwischen Jason und mir selbst.
Er neigt seinen Kopf zu mir hinüber und ich schließe die Augen.
Sein heißer Atem berührt meine Lippen. Er ist ganz nah an meinem Gesicht.
"Blair..."
Woher kennt er meinen Namen?
"...willst du das wirklich?"Ja. Und wie.
"Küss mich.", sage ich.
Und er tut es.Zunächst ganz sanft, doch dann mit immer mehr Druck.
Wir küssen uns wie verrückt. Als würde unser Leben davon abhängen.
Seine Zunge schiebt sich in meinen Mund, zärtlich, aber fordernd.
Und es ist alles, was ich im Moment brauche.
Ich verstehe plötzlich, warum manche Leute Küssen als Verschmelzung beschreiben. Jedes Atom meines Körpers verfließt in seinen. Er küsst mich, als wären meine Lippen die Luft zum Atmen und ich tue es ihm gleich.
Meine Finger greifen in sein Haar und ziehen ihn näher heran. Er schmeckt nach Alkohol und Zigaretten und es ist mir egal. Meine Adern pulsieren und mein Herz explodiert.
Ich habe noch nie jemanden so gewollt, noch nie.
Es fühlt sich so wundervoll an. Unbeschreiblich schön.
Und es ist mir egal, dass seine Lippen schon auf meinen sind. Ich will ihn noch näher. Immer näher.Er hört auf. Seine Augen sprühen förmlich Funken.
"Du bist Wahnsinn."Wieso hört er schon auf? Ich will noch mehr von ihm. Viel mehr.
Er offensichtlich auch.
Bevor ich was erwiedern kann, nimmt er meine Handgelenk und zieht mich hinter sich her, durch die Menge, zwischen den Menschenmassen hindurch, zu einer schwarzen Tür. Vor ihr steht ein Mann mit breiten Schultern. Er grinst, als er Jason und mich sieht."Na dann viel Spaß, Kumpel.", zwinkert der Mann Jason zu und schließt für uns den Raum auf.
Als wir drin sind, staune ich nicht schlecht.
Der Raum überrascht mich.
Er ist groß, aber nicht zu groß und komplett in bordeauxrot eingerichtet.
Überall liegen Kissen in leuchtendem Samt und Kerzenständer. Es duftet süßlich und aus Lautsprechern spielt leise, beruhigende Musik.
Der Raum ist so gut abgedämmt, dass man nichts mehr von der Clubstimmung draußen mitbekommt."Ist das sowas wie ein Sexroom?", frage ich hicksend.
"So in etwa."
Ich lege den Kopf schief.
"Dafür, dass du ein Fuckboy bist, ziehst du dein Hobby ja richtig professionell durch. Bist du eine männliche Hure oder sowas in der Art?"Falls Jason sich beleidigt fühlt, ist ihm das nicht anzumerken. Er lacht bloß und geht dann auf mich zu. Langsam berühren seine Finger meinen Oberarm und lösen eine Gänsehaut aus. "Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du ziemlich komische Fragen stellst?"
Oh, schon oft.
"Nein...""Tja, ich muss dir leider sagen: Du stellst komische Fragen." Er grinst. "Aber du kannst verdammt gut küssen."
Mir wird schwindelig. "Und was hast du jetzt vor?"
Er sieht sich grinsend um und zuckt mit den Achseln. "Ach, ich wollte eigentlich mit dir ne schöne Runde Schach spielen und dabei vielleicht über die globale Erderwärmung und Kinderarmut in Indien philosophieren."
Oh, kacke.
Ich kann gar kein Schach spielen.Er schaut mich eine Zeit lang an und seufzt dann geschlagen. "Dumme Fragen erfordern dumme Antworten. Natürlich will ich das nicht tun."
Sein Oberkörper beugt sich zu mir hinunter und er flüstert, obwohl wir allein sind.
"Ich will das von eben wiederholen. Nur halt ungestört und in erweiterter Form."Eine eigenartige Art das zu umschreiben, aber es ist klar, wie Klosbrühe:
Er will mit mir schlafen.Seine stechend grünen Augen drohen mich zu hypnotisieren und ich fühle mich plötzlich super unsicher in meiner Haut.
Ich hatte noch nie.
Als Jungfrau werde ich ihm nie das bieten können, was er sich wahrscheinlich von mir vorstellt...Doch diese Unsicherheit wird mir mit Mal genommen, als er wieder unangekündigt seine Lippen auf meine presst und mit seinen Händen meine Hüfte an sich drückt. Ich spüre es wieder.
Diesen Adrenalinkick von eben.
Ich will nur noch ihn.
Er drückt mich nach hinten und wir legen uns hin, knutschen auf weichen Federkissen.
Das Gewicht seines Körpers auf meinem ist außergewöhnlich. Ich spüre ihn- alles an ihm- dicht an mir und atme seine Raucherfahne ein, sein Shampoo und seinen Duft...diesen besonderen Duft, der mir schon am allerersten Schultag aufgefallen ist.
Ich will Jason einsaugen. Seine Lippen schmecken wie Marmelade.
Seine Hände sind überall und es spielt keine Rolle.
Er weiß was er tut. Er weiß, was er tun muss, als hätte er es auswendig gelernt.
Er weiß es ganz genau.
Und genau das macht mich so verrückt.Nacheinander fallen unsere Hüllen und damit auch meine Zweifel...
Ich werde mit ihm schlafen. Jetzt und hier.****
Ich muss zugeben, dieses Kapitel hat mir mehr Spaß gemacht zu schreiben, als es eigentlich sollte...

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Once upon a fuckboy
Teen FictionGegensätze ziehen sich ja für bekanntlich an. Jedoch hat niemand je bestritten, dass sie sich nicht auch ausziehen können... "Und obwohl mir klar ist, dass er mir eines Tages das Herz brechen wird, erlaube ich ihm immer weiter, ein Stücken mehr davo...