"Der Musik zu folgen ist eine Sache.
Sie zu fühlen jedoch eine andere.
Man muss sich ihr hingeben und ein Gespür für die Melodie haben. Ballett ist eine Tanzform, die genau das wiederspiegelt. Sie erzählt mit den Bewegungen deines Körpers eine Geschichte. Um diesen Zweck zu erfüllen, ist die Technik ein wichtiges Element.
Jeder Takt, jede Note soll in deinem Körper zerfließen und ein Teil deines tiefen, inneren Ichs..."
Alex stoppt, klappt das Heft angewiedert zu und wirft es unachtsam hinter sich.
"Oh man. Was fürn Bullshit."Ich beachte Alex kaum, doch sie lässt sich davon nicht beirren und plappert einfach munter weiter.
"Ich kann nicht ernsthaft glauben, dass Madame Guiot dich dazu verdonnert hat, sowas zu lesen. Seit wann muss man denn zum Balletttanzen lesen?""Es hilft mir, mich auf die Wintervorstellung vorzubereiten.", entgegne ich trocken und ziehe die Schnüre meiner Spitzenschuhe enger.
"Komm schon. Du liest diesen Schrott doch nicht wirklich.", wirft mir Alex lachhaft vor.
Ich stehe auf und hebe das Heft behutsam vom Boden auf. "Doch."
"Wow. Du willst diese Rolle echt, kann das sein?"
Alex dreht sich wieder zum Spiegel herum.
"Ich bin schon zufrieden, wenn ich mal irgendein verzaubertes Wesen Solo tanzen darf." Sie lacht und bindet sich ihren Zipfeldutt zurecht. Ihre spröden Haare stehen in allen Richtungen ab."Mhh.", mache ich und packe das Heft zurück in meine Tasche.
Meine Gedanken sind jedoch ganz woanders.
Jason hat mich heute in der Schule nicht einmal beachtet. Nicht einmal angesehen. NICHTS!
Ich meine, ich hab unser Aufeinandertreffen nach der gemeinsamen Nacht auch nicht gerade wirklich entgegengefiebert...aber trotzdem hab ich es mir irgendwie anders vorgestellt.
Er hätte ja jetzt auch nicht vor mir auf die Knie fallen müssen, aber ein einfacher Gruß hätte mir schon gereicht. Immerhin ist so ein Geschlechtsakt ja auch nicht was, das man einfach so überspielen kann.
Wir haben uns nackt gesehen und, wie man so schön sagt, Liebe gemacht.
Ok, vielleicht war es auch keine Liebe, sondern Lustvermögen unter alkoholischem Einfluss.
Trotzdem.
Es ist nicht Nichts.
Für mich jedenfalls nicht...Alexs Seufzen reißt mich aus meinen Gedanken. Ich muss zusammenzucken.
"Okay." Sie dreht sich zu mir um und legt ihren Kopf schief. "Was ist los? Du hörst mir nur mit halbem Ohr zu und einen vernünftigen Satz habe ich heute auch noch nicht aus deinem Mund bekommen."Ich zucke mit den Achseln. "Es ist nichts."
Nichts, worüber jemand sich Sorgen machen sollte, dem ich selbst nicht zu egal war, mich ganz allein, betrunken und verwirrt in einem schäbigen Club mit lauter pedophilen Kleinkriminellen und Psycho-Punks zu lassen.
Ich bin normalerweise kein nachtragender Mensch, aber das ging zu weit."Blair-", setzt sie an doch wird unterbrochen, denn genau in diesem Moment wird die Tür aufgeschlagen und die energiegeladenen Phillips-Zwillinge unterbrechen sie im richtigen Augenblick.
"Puhh, ist das schwüüüüül draußen!"
Der blonde Zwilling lässt sich auf die freie Bank fallen und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Der braunhaarige Zwilling jedoch scheint nicht annähernd aus der Puste zu sein. Aufgeregt redet sie auf uns ein.
"LEUTE, IHR WERDET ES NICHT GLAUBEN!"
Grinsend hüpft sie auf und ab.
Die beiden haben eine ungefähre Power-Motivation, wie die einer Horde wildgewordener Chihuahuas auf Ectasy."Was werden wir nicht glauben?", fragt Alex entnervt und bereut offenbar jetzt schon, gefragt zu haben.
"Wir waren eben so draußen..."
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Once upon a fuckboy
Teen FictionGegensätze ziehen sich ja für bekanntlich an. Jedoch hat niemand je bestritten, dass sie sich nicht auch ausziehen können... "Und obwohl mir klar ist, dass er mir eines Tages das Herz brechen wird, erlaube ich ihm immer weiter, ein Stücken mehr davo...