26.

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Das Leben besteht eigentlich grundsätzlich aus Entscheidungen.
Was schenke ich meiner Mutter zum Muttertag? Welchen Rock ziehe ich heute an? Nehme ich eine Abkürzung oder den direkten Weg? Auf welche Uni gehe ich? Soll ich Ja oder Nein sagen?
Jede Entscheidung, die du triffst, hat eine Auswirkung auf deine Zukunft. Jede persönliche Entscheidung macht dich entweder stärker oder schwächer in dem was du bist, absolut unabhängig davon ob du ihrer Konsequenz zuvor bewusst warst oder nicht.
Entscheidungen treffen hat oftmals nichts mit Intelligenz oder Logikvermögen zu tun. Die meisten Menschen entscheiden aus dem Bauch heraus oder lassen sich von ihren Gefühlen beeinflussen. Andere schalten ihre Gefühle komplett aus und beruhen sich bei Entscheidungen ausschließlich auf ihren Verstand. Du triffst massenhaft falsche Entscheidungen in deinem Leben und dennoch öffnet sich mit jedem Schritt ins Risiko auch eine weitere Tür, die dich eventuell sogar noch schneller zum Ziel führen kann. Eine Risikotür kann aus diesem Grund entweder ein Höhenflug oder ein Abrutsch ins Verderben sein.

Und ich?

Ich bin das absolut beste Beispiel dafür, am besten alle Türen abzureissen und nur noch mit fetten Warnschildern zu arbeiten. Obwohl nicht mal die meine Idiotie heilen könnten.
Hoffnungslos. Das bin ich.
Absolut hoffnungslos.

"Ich glaube, es wäre das Beste, wenn ich mit Jason mitfahre."

Zac runzelt die Stirn. "Bist du dir sicher?"

"Ja.", hüstle ich. "Ich will dich nicht vom Unterricht fernhalten."

Missmutig lässt Zac meine Hand los und geht einen Schritt zurück. "Na schön, dann sehen wir uns später. Gute Besserung.", murmelt er und steckt seine Hände in die Hosentaschen. Mit gesenktem Blick dreht er sich herum und läuft den Flur entlang.

Jason hinter mir umfasst mit seinen starken Armen meine Taille und vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken. "Endlich. Ich dachte schon, der verschwindet nie."

Ich verpasse Jason mit meinem Ellenbogen einen Stoß in seine Magengrube.
Stöhnend stolpert er nach hinten.
"AAH, wofür war das denn jetzt?"

"Das war einfach mal nötig.", antworte ich.
Ich fahre mir durch meine Haare und laufe schnurstracks mit noch ein wenig wackeligen Beinen zum Ausgang hinaus.

***

Es ist wieder dasselbe, schicke und sündhaft teure Luxusauto mit dem wir fahren und es kostet mich alle Nerven, nicht nachzufragen, wieso auf dem Rücksitz ein BH liegt.
Ich sitze auf dem Beifahrersitz und schaue stumm aus dem Fenster, während Jason immer wieder versucht ein Gespräch aufzubauen und die unangenehme Stille zu durchbrechen.
"Geht es dir schon besser?"

Ich antworte ihm nicht und kaue auf meiner Unterlippe herum. Am Straßenrand laufen einige Eltern mit ihren Kindern herum. Ich frage mich, was mit Jasons Eltern passiert ist. Ich frage mich, warum sie in fremde Villen einbrechen. Ich frage mich, ob Jason eine schöne Kindheit hatte. Ich werde es nie erfahren. Und das brennt.

"In Ordnung.", wirft Jason ein und kramt plötzlich mit seiner rechten Hand etwas in dem Handschhuhfach vor mir herum. "Dann bekommst du jetzt die beste Medizin, die man auf diesem Planeten bekommen kann."
Und schon hat er eine CD herausgezogen und hält sie demonstrativ in die Luft. "Musik."

Irritiert sehe ich ihn an, als er die CD mit einer Hand aus der Hülle rausholt und in den CD-Player einlegt. "Und entschuldige Kleines, aber mit Britney Spears oder den Spice Girls, kann ich dir leider nicht dienen."

Once upon a fuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt