39.

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Es tut mir leid, dass so lange kein Kapitel mehr kam, aber ich bin momentan maximal im Abiturstress. Hoffe, ihr könnt das verstehen.
Küsschen, Yasmin.
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Das Geräusch, der auf dem Boden aufschlagenden Tasche, weckte die beiden nicht.
Ungerührt und unbeachtet schlafen Jason und Rebecca sehlenruhig weiter und ihr leises Atmen ist das einzige Geräusch, was noch zu Hören ist.
Ihr Atmen und mein rasendes Herz, dass mit schmerzhafter Sehnsucht in meiner Brust in tausend Scherben zerbricht.
Mein Kopf ist wie leergefegt.
Ich bewege mich kein Stück und vergesse sogar einen Moment lang zu atmen, weil ich Angst habe, sie könnten mich bemerken.

Rebecca rührt sich kurz. Sie rollt sich noch mehr zusammen und schmiegt sich dann an Jason. Dabei rutscht das weiße Laken, das die beiden bedeckt ein Stück zur Seite, wodurch man den Ansatz ihrer nackten Brust erkennen kann.
Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut loszuschreien.
Sie ist nackt.
Rebecca und Jason sind nackt.

Und mir wird sofort kotzübel.
Der Anblick trifft mich, wie ein Schlag in die Magengrube. Es braucht nicht viel, um die Situation deuten zu können. Egal, wie sehr man sich vornimmt, dass es einen nicht verletzen wird, weil man dieses Szenario schon hätte ahnen können: Es tut trotzdem höllisch weh, steckt man erst einmal in Wirklichkeit drin.
Ein scharfer Schmerz bohrt sich in meine Brust und er fühlt sich vollkommen echt an. Es ist, als hätte man mir das Herz herausgerissen.

Ich hebe meine Tasche auf und drehe mich um. Beim Hinausgehen kann ich es nicht lassen, die Tür hinter mir laut zu zuknallen. Ich bin mir sicher, dass sie davon jetzt aufgewacht sind.
Doch ich bleibe nicht, um zu warten, bis einer der beiden herauskommt.
Ich will hier raus. So schnell es geht.
Tränen steigen mir in die Augen.
Ich laufe dermaßen schnell die Treppe hinunter, dass die Dielen laut durchs Haus knarzen.

Arschloch, hallt es durch meinen Kopf.
Wieso tut er das? Wieso? Wieso? Wieso? Wieso? Wieso?
Ich weiß ja, dass die Sache mit uns nur ein Spiel für ihn war, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass es ihm wirklich so wenig bedeutet hätte.
Wieso tut es so weh? Scheiße, es schmerzt so höllisch. Tausend Gedanken verlassen meinen Kopf. Ich nehme alles um mich herum nur sehr dunkel wahr.

Unten pralle ich auf halben Weg hinaus plötzlich mit Phil zusammen, der gerade aus einer der vielen Türen kommt und sich durch die Haare fährt. Als er mich sieht, versucht er sich deutlich ein Grinsen zu verkneifen.
"Na?", fragt er mit belegter Stimme und lässt die Hand sinken. "Hast du meinen Bruder gefunden?"

Ich schaue hinter mich und versuche mich dann auf Phil zu konzentrieren und den wilden Gefühlssturm in mir auszublenden. Innerlich tobe ich.
"Ja..."

"Was wolltest du denn von ihm?"
Mir ist nie zuvor aufgefallen, dass Phil dasselbe provozierende Lächeln, wie Jason drauf hat.

"Er hat etwas bei mir verges...-" murmle ich, doch meine Stimme geht in einer anderen unter, die aus dem oberen Stockwerk hinunter ruft.

"Phil?"
Ich erkenne sie sofort.
Es ist Jasons Stimme.

Mir wird augenblicklich schlecht.
Er löst in diesem Moment etwas in mir aus, dass ich die ganze Zeit versucht habe zurückzuhalten. Meine Kehle schnürt sich zusammen und ich bekomme kaum Luft.
Meine Augen füllen sich mit brennenden Tränen und alles verschwimmt.

Phil bemerkt offenbar meinen Anflug an Emotionalität. Er klingt fast schon amüsiert. "Hey, Kleine. Was ist denn los?"

Ich antworte ihm nicht, murmle ein leises "Ich muss jetzt gehen." und laufe dann so schnell aus diesem Haus, wie mich meine Füße tragen können.

Draußen füllt die kalte Luft meine Lungen mit Sauerstoff und ich kann endlich wieder atmen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und dann renne ich los. Ich renne einfach los, als wäre ich vor etwas auf der Flucht.
Dieser elende Mistkerl. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse mich. Ich bin so ein Idiot.
Ich renne und renne.
Dabei passiere ich Geschäfte, Wohnblöcke, schmutzige Spielplätze, dunkle Gassen.
Ohne jegliches Ziel, renne ich die Straße entlang und gleichzeitig kullern mir heiße Tränen die Wangen hinunter.
Irgendwann lassen meine Kräfte nach und mein Atem wird schwer. Ich laufe langsamer und bleibe schliesslich stehen. Mitten im Nirgendwo.
Mir wird unwohl. Ich greife in meine Jackentasche und wähle wahllos irgendeine Nummer.
Es tutet dreimal, bis die Person rangeht.

Once upon a fuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt