21.

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Es wird einem beigebracht, wie dem Kind das Ein-Mal-Eins:
Das erste Mal ist niemals schön.

Es ist der Horror. Nein schlimmer. Die Hölle.
Schmerzen und diese unbehagte Peinlichkeit.
Auch, wenn ich mich an mein erstes Mal nur sehr wage erinnern kann, sind die Male danach viel besser gewesen. Erheblich besser. Insgeheim lege ich jedes bessere Mal als mein offzielles erstes Mal fest.

Bis vor Kurzem kannte ich Sex nur aus dem Biologieunterricht, Sam's Pornos und von Quinns abenteuerlichen Geschichten mit ihren Sommerflirts. Aber jetzt hatte ich Sex aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet.
Es fühlt sich an wie der Himmel selbst und mit Jason hat der Himmel sogar noch kleine Zuckerwattenwölckchen auf die man schwebt und die es einem unmöglich machen auf dem Boden zurück zu gelangen.
Es ist so unfassbar, wie anders seine Persönlichkeit im Bett ist, als in der Realität. So sanft, zärtlich und einfühlsam hatte ich ihn noch nie erlebt.

Seit unserem geheimen Packt haben wir es insgesamt sieben Mal getrieben.
Fünf Mal bei ihm, einmal auf dem Schulklo und einmal im Auto, als es schnell gehen musste, weil ich noch Ballettprobe hatte.
Und ich werde langsam verrückt. Verrückt nach ihm und jeden Moment, den wir zusammen verbringen. Mein Verlangen nach unseren Wiedersehen war so intensiv, dass ich ihnen anfangs nächtelang sogar herzpochend entgegenfieberte.
Ich wurde abhängig. Und seine Befriedigung war meine Droge.

Es ist Donnerstagnachmittag und Jason und ich haben die beiden letzten Stunden Schule geschwänzt, weil wir es kaum ausgehalten haben.
Seit ungefähr fünf Minuten liegen wir einfach nur in diesem riesigen Himmelbett und sind beide zu nichts anderem fähig, als keuchend nach Luft zu ringen.
Ihm hat es mindestens genauso gut gefallen, wie mir. Und da bin ich mir wirklich sicher.

Nach einer Weile setzt er sich schließlich auf, geht um das Bett herum und hebt seine Boxershorts auf, die mit unseren anderen Klamotten auf dem Boden verstreut im Zimmer liegt.
Dabei kann ich nicht anders und muss auf seinen perfekt karamellisierten Waschbrettbauch starren.
Oh gott. Ich Glückspilz.
Zum Glück liege ich. Ansonsten wär ich garantiert längst in Ohnmacht gefallen.

Ich überlege jedesmal, was ich danach sagen könnte. Was sagen die Leute in den Filmen eigentlich immer nach dem Sex?
Soll ich fragen, wie er es fand?
Oder ob er vielleicht Verbesserungsvorschläge an mich hätte?
Hatte er Schmerzen?
...Können Männer bei so etwas derartigem überhaupt Schmerzen empfinden?

"Das war... schön.", seufze ich und atme aus. "Du kannst das ziemlich gut."
Oh man, das klang jetzt bescheuert. Als wär er irgendein Sportler und ich würde ihn für sein hartes Training beglückwünschen.

Doch Jason fasst es als Kompliment auf.
"Danke. Freut mich, das es dir wieder gefallen hat.", sagt er zwinkernd und streift sich sein Shirt über.

Er ist wirklich süß...

"Aber bilde dir nichts darauf ein, das war nur ein kleiner Vorgeschmack meines preisgekrönten Könnens."

...bis er den Mund aufmacht.

Ich verrolle die Augen.
"Du bist so ein arroganter Mistkerl."

"Weiß ich doch."
Lächelnd kommt er ans Bett, beugt sich über mich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Möchten Sie etwas trinken, Mademoiselle?", fragt er mit rauer Stimme und sieht mir in die Augen.
Ich nicke mit zusammengepressten Lippen und schaue ihm hinterher, während er das Zimmer verlässt.

Wie halte ich das bloß aus?
Ich schlage mir beide Hände vors Gesicht.
Wie soll ich das schaffen?
Ich bin der sensibelste Mensch, den es je gegeben hat und dazu hatte ich außerdem bisher mit niemand anderem Geschlechstverkehr.
Wieso benehme ich mich in seiner Gegenwart so tough? Wieso gebe ich vor, jemand zu sein, der ich nicht bin?
Vielleicht weil ich dadurch dem wohl heißesten Typen des Planeten so nah bin, wie keine andere?
Ok. Das ist ein Argument.

Once upon a fuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt