15.

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Mein Herz pochert einen Schritt schneller, als ich die letzte Stufe hinuntergestiegen bin und auf die Haustür zugehe. Einatmen. Ausatmen.
Ich drücke lächelnd die Klinke hinunter und öffne die Tür nach innen.
Doch meine Vorfreude und die unzähligen Schmetterlinge im Bauch, verwandeln sich mit einem Mal in pure Übelkeit. Das Lächeln verschwindet aus meinem Gesicht, als ich sehe, wer da vor meiner Tür steht.

Es ist nicht Zac.

Es ist Jason.

Seine erste Reaktion ist ein überraschter Blick, der lüstern an mir hinuntergleitet und als er seinen Blick wieder hebt, hält er an meiner Oberweite inne. Er befeuchtet seine Lippen und stützt sich mit dem linken Arm gegen den Türrahmen, bevor er mich anzüglich angrinst.
"So schick hättest du dich jetzt auch wieder nicht für meinen Besuch machen müssen."

Ich bekomme keinen Ton raus. Irgendwas in meiner Kehle verhindert es mir zu sprechen. Mein kompletter Körper ist wie gelähmt. Was tut er denn hier?
Jason trägt ein schlichtes, schwarzes T-shirt, dass locker über seinen gut gebauten Öberkörper fällt. Er hat keine Jacke an, sodass jeder perfekt seine muskolösen Oberarme bewundern kann.
An seiner Augenbraue ziehrt sich immernoch die Narbe von Mittwoch.
Sie ist kaum verheilt.
Ich frage mich, wie es ihm geht.
Ich frage mich, ob er den Typen nochmal begegnet ist. Vorallem aber frage ich mich, was er ausgerechnet heute hier macht? Vor meiner Haustür?
Irgendwann platzt mein Kopf mit Fragen, sodass ich meine Sprache wiederfinden muss.
"Woher weißt du, wo ich wohne?", fährt es mir als allererstes durch den Kopf.

Jason senkt seinen Blick, schaut mir beim Hinaufsehen aber wieder direkt in die Augen, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. "Möglicherweise... bin ich dir am Mittwoch unbemerkbar nach Hause gefolgt." Sein Akzent geht mir durch und durch.

Ich reiße unglaubwürdig die Augen auf. "Du bist...was?"

Jason grinst süffisant und verschränkt seine Arme vor der Brust. "Wer sagt denn, dass nur du Leute hinterherspionieren darfst?"
Ich schlucke und laufe wahrscheinlich gerade knallrot an, als ich mich räuspere.
Er hat Recht.
Ein Windstoß von außen hin erreicht uns und der altbekannte Geruch von Aftershave und Rauch weht mir entgegen. Ein Blitzen geht durch Jasons Augen.
"Schönes Kleid übrigens."

Mein Puls beginnt zu rasen und versuche konzentriert von Außen hin meine Abneigung ihm gegenüber deutlich zu machen, während meine Gefühle innerlich Achterbahn fahren. "Wieso bist du hier?", stosse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Seine Augen glitzern wie immer ein bisschen provokant, wenn auch etwas weniger als sonst.
"Ich wollte mich bei dir entschuldigen."

Warte. WAS?
Mir wird schwindelig.
"Bitte?"

Er nimmt seinen Arm von Türrahmen, vergräbt seine Hände in den Hosentaschen und geht einen Schritt auf mich zu, sodass ich zurück stolpere.
"Es tut mir leid. Ich bin kein Mensch, der seine Dankbarkeit so offen zeigt."

Oh, das habe ich gemerkt.

"Ich... hätte es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, wenn dir noch was zugestoßen wäre. Deswegen bin ich dir gefolgt." Sein Blick fesselt mich und ich versuche mich davon zu befreien.

Atmen, Blair. Atmen.
"Ich... ich..."
...weiß absolut nicht, was ich darauf antworten soll.
Umso erleichterter bin ich deshalb auch, als plötzlich ein lautes Hupen in der dunklen Straße ertönt und ein fettes Auto mit Bassmusik vorfährt.
Es ist Zac.
Er winkt mir von innen heraus zu.

"Wer ist das?", fragt Jason, dessen Gesichtsausdruck jetzt kalt und hart wirkt.

"Zac...M-mein Date.", antworte ich mit zitternder Stimme und schiebe Jason leicht zur Seite, um hinaustreten und die Tür hinter mir schließen zu können.
Mein Kopf schmerzt immernoch vom Schock und ich spüre, wie meine Kehle sich langsam weiter zuschnürt.

"Wer ist Zac?"

Ich drehe mich noch ein letztes Mal um, bevor ich die Auffahrt hinunterlaufe, um in Zacs Auto zu steigen.
"Jason, du solltest jetzt nach Hause gehen.", gebe ich als Antwort mit fester Stimme und etwas dabei zerbricht in mir. Ich würde meinen Abend lieber mit ihm verbringen, aber es wäre nicht richtig. Ich würde nur wieder verletzt werden.

Ich öffne die Autotür und steige hinein, als Zac mich mit einem gut gelaunten: "Guten Abend, schöne Frau.", begrüßt.
Ich jedoch kann mich nicht allzu sehr über das Kompliment freuen. Als ich aus dem Fenster schaue, steht Jason immernoch an der selben Stelle wie zuvor und schaut mich von dort aus mit einem undefinierbaren Ausdruck an.

"Wer ist das?", fragt Zac und zündet den Motor.

"Nur ein Bekannter von Aiden.", antworte ich, bevor Zac auf das Gaspedal drückt und wir losfahren.
Als ich dabei noch kurz in den Seitenspiegel schaue, ist Jason verschwunden.

Once upon a fuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt