Kapitel 4

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Ich schlug meine Augen auf und sass kerzengerade im Bett. Wie jede Nacht verfolgte mich der Albtraum der keiner war. Ich zitterte am ganzen Körper und mein Atem ging schnell, zu schnell. Es gab Nächte da war der Albtraum so, dass ich mir die Seele aus dem Leib schrieb, aber es gab auch Nächte, in denen es viel schlimmer war. In den schlimmeren Nächten zitterte ich, der Schweiss rann mir über die Stirn und ich hyperventilierte. Es passierte nicht oft, aber heute war es so. Ich wusste was ich in solchen Momenten machen musste und schleppte mich schwer atmend aus dem Bett. Wieder einmal hatte ich die Balkontür offen gelassen worüber ich heute aber froh war, denn ich wusste nicht ob ich sie auf bekommen hätte. Stolpernd betrat ich den Balkon und hielt mich am Geländer fest. Die kühle Nachtluft einatmend sollte ich meinen Atem eigentlich wieder in den Griff kriegen, aber heute sollte es wohl nicht sein. "Trevor!" ich schrie es so laut ich konnte, denn ich hatte so eine Ahnung es nachher nicht mehr machen zu können. Meine Atmung wurde schneller und flacher. Jetzt kam der Moment wo ich anfing zu hyperventilieren. Ich bemühte mich langsame und tiefe Atemzüge zu nehmen, aber meine Lunge hatte etwas anderes mit mir vor.

Plötzlich wurde ich von hinten gepackt und mit dem Rücken an eine Brust gedrückt. "Konzentrier dich und mach es mir nach." flüsterte Trevor und atmete gleich darauf tief ein. Da er mich fest an sich gezogen hatte, spürte ich jede seiner Bewegungen und atmete auch ein. Nach ein paar Sekunden atmete er wieder aus und ich tat es ihm nach. Ich musste mich wirklich konzentrieren um nicht wieder unregelmässig zu atmen, aber nach ein paar Minuten schaffte ich es mit der Hilfe von Trevor. Als er sich sicher war das alles wieder gut war, liess er mich los. Sofort drehte ich mich um und umarmte ihn. "Ich..es.." Trevor schlang seine Arme um mich und zog mich an sich. "Ich weiss Cas." flüsterte er. "Ich weiss nicht wie lange ich das noch aushalten kann."

"Du kennst meine Meinung darüber. Überleg es dir." sagte er, küsste mich auf die Stirn und ging nachdem ich ihm versichert hatte das ich jetzt klarkam. Trevor hatte mir schon mehr als einmal geraten Hilfe anzunehmen in Form von einem Psychologen, aber ich hatte jedes Mal abgelehnt. Ich wollte einfach nicht mit jemandem über das Reden, was ich vor vier Jahren erlebt hatte. Wenn ich es machen müsste, würde ich daran zerbrechen. Ich durchlebte diesen Tag lieber jede Nacht, als mit einem Psychologen darüber zu reden. Dieser Tag hatte mein Leben und mich von Grund auf verändert. Trevor gefiel es nicht wie ich mich verändert hatte, aber er verstand mich und akzeptierte es mehr oder weniger. Immerhin versuchte ich ja in seiner Gegenwart nicht die zu sein, die ich jetzt war, aber es gelang mir nur äusserst selten.

Ich fuhr mit den Händen durch meine Haare, schloss die Balkontür hinter mir und legte mich wieder in mein Bett. In ein paar Stunden würde ich auf Snow treffen und die paar Stunden Schlaf brauchte ich unbedingt. Ich musste fit sein, sowohl geistig als auch körperlich. Ich zog meine Decke über mich und schloss meine Augen. Nach wenigen Minuten schlief ich dann auch endlich ein.

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"Marvin ich sag's zum letzten Mal. Wenn du nicht damit aufhörst tu ich dir weh!" zischte ich und sah Marvin wütend an. Wir sassen im Geschichtsunterricht und dieser Idiot neben mir drückte die ganze Zeit auf den Knopf von seinem Kugelschreiber. Es war ja nicht schon schlimm genug das der Unterricht bei dieser Mrs. Maxwell langweilig war, nein, ich musste mir dieses verdammt nervige Geräusch schon zehn Minuten lang anhören und offensichtlich störte es sonst niemanden.

Marvin sah mich nur grinsend an und machte weiter. Ich unterdrückte ein Stöhnen und sah wieder nach vorne, aber an konzentrieren war nicht zu denken. Er machte einfach weiter. Wieso musste dieser Typ mich auch so nerven. Ich drehte mich wieder zu ihm und riss den Kugelschreiber aus seiner Hand, jedoch liess er sich davon nicht beirren und nahm sich einfach einen Neuen aus seinem Etui. "Marvin!" sagte ich drohend und drehte mich wieder zu ihm. "Ich höre auf, wenn du mir sagst was diese Nacht los war." ich sah ihn einen Moment sprachlos an. Er hatte es mitbekommen? Gut, meine Balkontür stand wieder offen und ich stand auch draussen mit Trevor, da wäre es nicht verwunderlich wenn er es nicht mitbekommen hätte. Aber wieso hatte ich ihn dann nicht gesehen? Ich fasste mich schnell wieder und verengte meine Augen zu Schlitzen. "Vergiss es!" knurrte ich und sah wieder nach vorne. "Nicht so schlimm, ich frage einfach deinen Bruder." schnell packte ich meine Tasche und stand auf als es endlich klingelte und ich dieses bescheuerte Geräusch nicht mehr hören musste. Bevor ich aber ging, drehte ich mich zu Marvin an und sah ihn an. "Viel Spass dabei." sagte ich tonlos und ging aus dem Klassenzimmer. Meine Tasche verstaute ich in meinem Spind und verliess das Schulgebäude. Der Tag hatte sich wie gestern schon endlos in die Länge gezogen und ich war jetzt einfach nur froh weg zu können.

Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt