Kapitel 5

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Ich hätte echt nicht gedacht das der Abend noch beschissener werden konnte. Nicht schlimm genug das ich erst so spät nach Hause kam, nein, jetzt musste auch noch Marvin im Wohnzimmer stehen und mich so sehen. "Gute Nacht!" brummte ich und lief die Treppe hoch in mein Zimmer, wo ich meine Schlafsachen nahm und in das Badezimmer ging. Jetzt brauchte ich erst einmal eine Dusche.

Nachdem ich geduscht hatte zog ich mich an und sah in den Spiegel. Ich sah wirklich scheisse aus und könnte ich kein Blut sehen, wäre ich spätestens jetzt umgekippt. Die Platzwunde an meiner Stirn sah wirklich ekelhaft aus und war grösser als ich gedacht hatte. Die Schramme an meiner Wange hätte ich überschminken können, aber das förderte nur die Bakterien. Hätte man mir vor vier Jahren gesagt das ich einmal so enden würde, hätte ich jeden ausgelacht. Und was war jetzt? Mein Leben war verkorkst, ich liess meine Mitmenschen nicht an mich ran, zeigte keine Gefühle ausser Wut oder meinen heiss geliebten Sarkasmus und machte bei illegalen Boxkämpfen mit. Ja, mein Leben war scheisse.

Mein Spiegelbild verdrückte eine Träne und mit dieser folgte ein ganzer Bach hinterher. Ich löste meinen Blick und setzte mich auf den kalten Fliesenboden. "Trevor!" meine Beine zog ich an meinen Oberkörper, stützte mich mit meinen Ellbogen ab und legte meinen Kopf auf meine Hand. Keine Minute später ging die Tür auf. Ich sah nicht hoch, sondern wendete meinen Blick ab. Ich wollte nicht, dass Trevor mich weinen sah, es war schon schlimm genug wenn er praktisch jede Nacht zu mir kam. Ich brauchte jetzt einfach seine Nähe und das wusste er, denn er setzte sich wortlos neben mich und nahm mich in den Arm. Ich drückte mich an ihn und vergrub meinen Kopf an seine Brust.

Minuten sassen wir so da bis ich mich einigermassen beruhigt hatte, änderte meine Position aber nicht. "Ich wünschte er hätte seinen Job damals beendet." flüsterte ich. Im nächsten Moment ging die Tür auf. Ich sah auf weil ich Marvin meine Meinung sagen wollte weil er ohne zu klopfen rein kam, aber Marvin stand nicht in der Tür sondern Trevor. Wenn ich nicht in Trevors Armen lag, in wessen dann? Verwirrt hob ich meinen Kopf und sah Marvin. Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber nur einer war von Bedeutung. Sofort entfernte ich mich von Marvin und stand auf. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte mich in den Armen von Marvin ausgeheult und mich täuschen lassen, weil er genau das gleiche gemacht hatte, was Trevor immer machte wenn ich so einen Zusammenbruch hatte. Aber das schlimmste war der Satz den ich gesagt hatte, aber es konnte auch sein das er es überhaupt nicht gehört hatte.

Auch Marvin stand jetzt auf und sah mich an. "Was hast du damit gemeint Casey?" okey, ich hatte mich geirrt. Er hatte es verstanden. "Ich gehe jetzt schlafen." sagte ich nur und wollte aus dem Badezimmer, aber Trevor hielt mir auf. "Was hat sie gesagt?" fragte er. "Das ist völlig egal, lass mich los Trev!" knurrte ich. "Du hast jetzt mal Sendepause. Was hat sie gesagt Marvin?" er sah ihn weiterhin an und reagierte überhaupt nicht auf meine Proteste. "Naja, sie sagte sie wünschte sich er hätte seinen Job damals beendet, wer auch immer er ist."

"Ich glaube du solltest jetzt gehen Marvin." Trevor war sichtlich wütend, denn im Gegensatz zu Marvin verstand er was ich damit gesagt hatte. "Hatte ich sowieso vor. Wir sehen uns Morgen Casey. Gute Nacht." Trevor wartete bis Marvin das Haus verlassen hatte und zog mich dann hinter sich her in mein Zimmer. "Was fällt dir eigentlich ein so etwas zu sagen?" schrie er sobald ich auf dem Bett sass. "Wie oft habe ich dir gesagt du sollst aufhören so zu denken!" ich sah ihn nicht an sondern auf meine Hände die gerade sehr interessant waren. "Sie hätten nicht gewollt das du so denkst." sagte er nun ruhig und stand vor mich. Dieser eine Satz war mir jedoch zu viel. Mit einem Satz stand ich auf und sah ihn wütend an. "Sie hätten nicht gewollt das ich so bin wie ich jetzt bin! Ich war die Vorzeigetochter und jetzt? Ja verdammt! Ich wünschte er hätte seinen Job erledigt!" schrie ich ihn an. "1 cm! Wegen einem verfluchten Zentimeter hat er es nicht geschafft! Ich hätte tot sein sollen Trevor, bin es aber nicht!" er kam zu mir und legte seine Hände in meinen Nacken. "Und ich bin verdammt froh bist du bei mir Cas! Ich wüsste nicht was ich machen soll, wenn er dich umgebracht hätte. Dann hätte ich niemanden mehr gehabt." sagte er und sah in meine Augen. "Ich halte das alles einfach nicht mehr aus." flüsterte ich und umarmte ihn. "Ich möchte wieder lachen können Trevor, auch wenn es nur einmal ist." er schlang seine Arme um mich und küsste mich auf den Kopf. "Das wirst du Cas. Das verspreche ich dir."

Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt