Schweren Herzens musste ich Tristan gestern gehen lassen. Er und Marvin mussten wieder zurück nach Dallas. Marvin hatte sich noch bei mir entschuldigt und mir versucht zu erklären wieso er das mit dieser Krankenschwester gemacht hatte, aber nein, ich konnte ihm nicht verzeihen und das hatte ich ihm auch gesagt. Das mit Marvin und mir war einmal. Das schlimmste an der ganzen Sache war aber, dass ich selbst in London keine Ruhe davon hatte. Wieso mussten die Vierlinge auch die selben Augen haben und mich immer an Marvin erinnern? Zeit heilt alle Wunden, die Frage war nur wann.
Tristan hatte gestern auch noch mit seiner Mutter geredet, genauso wie ich. Sie versicherte mir, das sie sich um die Beerdigung kümmern würde, die voraussichtlich am Freitag stattfinden würde. Sie wusste wie es mir mit alldem ging, denn auch sie hatte das Video gesehen, welches auf Youtube und mittlerweile auch in den Nachrichten aufgetaucht war. Ja, ich war mittlerweile Gesprächsthema Nr. 1.
Seit Tristan und Marvin weg waren, liessen die fünf Londoner mich nicht aus den Augen. Ich fand es wirklich süss, aber etwas übertrieben war es schon. "Cas?" ich sah zu Aaron. "Du wirst Tristan in ein paar Tagen wieder sehen, lass den Kopf nicht hängen. Und jetzt ist Schule angesagt." unwillkürlich musste ich lächeln. Es war wirklich süss das er sich so Sorgen machte. "Mir geht's gut, genauso wie als ich aufgestanden bin und Tristan gestern nach Dallas geflogen ist." sagte ich und stieg aus dem Wagen. Aaron machte es mir gleich und lief schweigend mit mir auf den Schulhof zur Mauer, wo Teddy, AJ, Nate und Nash schon warteten. Zu meinem Erstaunen lagen in Nate und Nashs Armen je ein Mädchen, welches sie anhimmelten. Kurz gesagt: Schulschlampen.
"Morgen!" begrüsste ich sie lächelnd, ignorierte dabei aber gekonnt die zwei Schlampen. "Morgen ihr zwei." ich sah Teddy an und deutete mit dem Kopf auf Nash und Nate. Er grinste jedoch nur und zuckte mit den Schultern. "Typisch Badboys hm?" rutschte es aus mir heraus. Sofort tat ich so als hätte ich überhaupt nichts gesagt und drehte den Beiden den Rücken zu und sah Teddy und Aaron an. Leider war das Glück wieder mal nicht auf meiner Seite. "Was hast du gesagt Cas?" ich warf einen Blick über meine Schultern zu Nash. "Gar nichts, hast dich wohl verhört." sagte ich lächelnd und sah wieder zu Teddy, der mich nur angrinste. "Casey! Jetzt sag schon!" bohrte nun Nate weiter nach. "Ich sagte typisch Badboys, die immer eine Bitch an ihrer Seite haben um sie durchzuvögeln." okey, das war jetzt etwas hart, aber es stimmte doch. "Stimmt!" stimmte Nash mir zu was mich überraschte, aber naja, irgendwie auch nicht. Nate und Nash spielten nur mit den Frauen was mir zwar gegen den Strich ging, aber die Bitches wussten immerhin auf was sie sich einliessen, also waren sie selber schuld.
"Wir nehmen wenigstens nur einen." hörte ich es von einer der Bitches. Ich runzelte verwirrt meine Stirn und drehte mich langsam um. "Wie sollte ich das bitte verstehen?" sie sah mich herablassend an und warf ihre Haare über die Schulter. "Jeder weiss das du für die Jungs da bist, für alle. Wenn du weisst was ich meine." ja, so langsam verstand ich was sie damit sagen wollte. "Du meinst also ich wäre so eine billige Hure wie du es bist?" sie nickte und setzte sogar noch einen drauf. "Erst Carter, dann AJ, Nash und Nate und jetzt auch noch Aaron. Ich wette mit den anderen Zwei aus Dallas hast du auch etwas." das war sowas von hirnlos. Die ganze Situation liess mich einfach nur schmunzeln. Wie dumm war die eigentlich? Ich wollte gerade etwas sagen, als sie mir zuvor kam. "Das mit deinem Bruder tut mir wirklich leid." sagte sie und sah mich entschuldigend an. Plötzlich fing sie aber an zu kichern und aus dem kichern wurde schnell ein Lachen. Verwirrt über ihren Ausbruch sah ich die Jungs an, die aber nur mit den Schultern zuckten. "Was ist jetzt so witzig?" sagte Teddy und sah sie abwartend an. "Dein Gesichtsausdruck Casey. Du hast mir doch tatsächlich geglaubt das mir der Tod deines Bruders leid tut." alles in mir spannte sich an. Wie konnte sie über den Tod meines Bruder lachen? Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, löste sich Nate angewidert von ihr und schüttelte seinen Kopf. Sie schien nicht wirklich zu verstehen wieso er das machte, aber ich liess ihr auch keine Zeit darüber nachzudenken. Ich liess meine Krücken auf den Boden fallen und machte einen Schritt auf sie zu. Mit einer Hand packte ich ihren Hals und drückte sie hart gegen die Mauer hinter ihr, mit der anderen Hand stütze ich mich neben ihrem Kopf an der Mauer ab. "Jetzt hörst du mir mal genau zu du kleine nichtsnutzige Schlampe! Ich werde dir dein Leben zur Hölle machen. Tag für Tag aufs neue, bis du dich überhaupt nicht mehr getraust aus dem Müllhaufen von einem Zuhause zu kommen. Du hast keine Ahnung was ich dir alles antun werde. Bete schon mal das du das überleben wirst." die ganze Zeit über sah ich in ihre Augen und merkte zufrieden, wie sie panisch ihre Augen aufriss. Ich liess sie los und wie ein Sack fauler Kartoffeln fiel sie auf den Boden. Gerade als ich mich umdrehen wollte, sah ich etwas ihn ihren Augen aufblitzen. Sie grinste mich nun boshaft an und schlug mit ihrer Faust auf die Seite meines Knies. Der Schmerz war fast unerträglich, aber ich liess mir nichts anmerken. Ich liess meine Maske vor ihr nicht fallen. Grob packte ich sie an den Haaren und zog sie auf die Beine, drückte sie wieder gegen die Mauer. Langsam kam ich mit meinem Gesicht näher zu ihr. "Ich gratuliere. Du hast den Jackpot gewonnen. Willkommen in deiner ganz persönlichen Hölle." ich liess sie wieder los und schob sie etwas von mir weg. "Und jetzt lauf! Lauf bevor ich dich heute nochmals in die Finger bekomme!" ich wartete noch bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war und stützte mich dann mit der Hand an der Mauer ab. Verflucht, diese Frau hatte wirklich den richtigen Punkt an meinem Knie getroffen. "Cas?" "Sie hat es nicht anders verdient. Niemand lacht über den Tod meines Bruders." sagte ich an niemand spezielles gerichtet und drehte mich langsam um. Die Jungs standen immer noch an der gleichen Stelle und sahen mich mitfühlend an. "Wir sind deiner Meinung Cas, wir hätten nur nicht gedacht das du...das du so ausrasten kannst." ich lachte bitter auf. "Ihr wisst sehr vieles nicht über mich Teddy." seufzend lehnte ich mich an die Wand als es zur ersten Stunde klingelte. "Geht schon mal rein, ich muss noch kurz mit Cas reden." verwirrt sah ich Aaron an und überlegte mir was er jetzt von mir wollte. "Bis nachher." murmelte ich und sah ihnen hinterher wie sie verschwanden.
"Was gibt's Aaron?" er sah mich an und kam einen Schritt näher. "Weisst du Cas.." er strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und legte seine Hand an meine Wange. Ich schluckte hart und war nicht fähig mich zu bewegen. Gebannt sah ich in seine Augen. Er war mit seinem Gesicht so nah an meinem, dass ich seinen Atem spüren konnte. "Du bist wunderschön." hauchte er und schloss den Abstand zwischen uns, indem er seine Lippen zärtlich auf meine legte. Es war nur ein kurzer Moment, eine kurze Berührung, aber diese reichte um mich völlig aus der Bahn zu werfen. "Ich kann warten." flüsterte er in mein Ohr. Langsam öffnete ich meine Augen die ich automatisch geschlossen hatte und wollte Aaron ansehen, aber er war weg. Was war das gerade und wieso brachte es mich so durcheinander? Verwirrt stiess ich mich von der Wand ab, nahm meine Krücken und ging in das Schulgebäude.
Ohne zu Klopfen und ohne Entschuldigung für mein zu spät kommen setzte ich mich auf meinen Platz neben Aaron. Er sah mich nicht an, sondern stur geradeaus. Keine Ahnung was er jetzt auf einmal hatte. "So Schüler, heute beginnen wir ein neues Thema." sagte Mr. Dawson. Geschichte fand ich sowieso unnötig. Was sollte uns die Vergangenheit interessieren, wenn wir sie für unseren Job sowieso nie brauchen würden? "Das Thema geht um Personen, die aus dem nichts berühmt, oder die Welt durch eine Tat auf sie Aufmerksam wurden." ich hätte schwören können das ich auf einmal die ganze Aufmerksamkeit der Klasse hatte. Wieso musste Mr. Dawson unbedingt so ein Thema nehmen. "Ihr werdet eine Person von mir zugeordnet bekommen und diese mit ihren Sitznachbarn dann vorstellen. Dafür habt ihr sechs Wochen zeit." ich stöhnte genervt auf und sank nach hinten in meinen Stuhl. "Gibt es ein Problem Miss McKenzie?" müde nickte ich. "Ja da gibt es ein Problem. Darf ich die Liste sehen?" er runzelte verwirrt die Stirn, schüttelte aber seinen Kopf. Nach und nach ordnete er den Gruppen die Personen zu, nur Aaron und ich hatten noch keine. "Aaron und Casey, Sie bekommen diese Boxerin Luna." ohne das ich es wollte fing ich an zu lachen und das laut, sehr laut. "Sir...das war...ein guter Scherz." brachte ich mühsam raus. "Oh das war keineswegs ein Witz Miss McKenzie." sofort verstummte ich und sah ihn an. Von mir aus, wenn er nicht wusste er ich war. "Soll ich gleich anfangen? Ich brauche keine sechs Wochen um das vorzubereiten." er schüttelte seinen Kopf. "Sechs Wochen und fertig!" sagte er und verliess das Klassenzimmer als es klingelte. Na das konnte mal etwas werden. Mit Aaron ein Projekt über mich selber bearbeiten. Das Projekt an sich war ja nicht das Problem, sondern Aaron. Offensichtlich wollte er mehr von mir, aber ich wusste nicht ob ich ihm das geben konnte was er wollte. Immerhin hing mein Herz noch an Marvin, auch wenn er mich verletzt hat. Andererseits war Aaron so anders als er, gefühlvoller, aber doch wusste er was er wollte.
Willkommen im Leben von Casey McKenzie, in dem alles schief läuft was nur schief laufen kann.
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Kalt wie Schnee
Teen FictionTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...