Mittlerweile war wieder eine Woche vergangen und was machte ich? Nichts! Wirklich überhaupt nichts! Ich lag den ganzen Tag auf dem Bett und surfte entweder im Internet oder sah gelangweilt auf den Fernseher. Meine Bücher hatte ich ja nicht hier, also musste ich schweren Herzens darauf verzichten. Ich wollte nicht das Irgendjemand mit Trevor in Kontakt trat, von dem ich übrigens auch nichts mehr gehört hatte. War mir auch mehr als recht.
Rose war mir wirklich eine grosse Hilfe, auch wenn ich mich anfangs noch dagegen sträubte. Sie brachte mir immer das Essen und half mir auch beim duschen. So blöd es auch klang, ich wollte lieber das sie mir half als Tristan oder Marvin. Wobei sich Marvin in der letzten Woche nur zwei Mal hatte blicken lassen und wenn er da war, herrschte eisiges Schweigen zwischen uns. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung was los war, aber offensichtlich war es nichts gutes wie sich herausstellen sollte.
Wie immer sass ich auf dem Bett und sah mir irgendeine sinnlose Serie an von der ich sowieso nichts verstand. Nach einem leisen Klopfen betrat Marvin das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. "Hey Cas." ich lächelte ihn an und schaltete den Fernseher aus. "Ich muss mit dir reden." sagte er und setzte sich neben mich auf das Bett. "Hau raus." er hob seinen Blick von seinen Händen und sah mir in die Augen. Was ich sah war mir mehr als unangenehm, denn er sah mich ohne jegliche Emotionen an und ehrlich gesagt machte mir das etwas angst. "Ich kann so nicht weiter machen!" meine Augen weiteten sich als ich verstand auf was er hinaus wollte. "Wie bitte?" er seufzte und sah einen Punkt hinter mir an. "Du hast mich schon verstanden Casey! Ich kann so nicht weiter machen, ich bin nicht der Typ der sich auf eine Frau festlegt. Es war lediglich ein Versuch um zu sehen ob ich eine Beziehung eingehen könnte, aber das funktioniert nicht. Sorry, aber so ist es halt." ich konnte es nicht fassen, die ganze Zeit hatte er mich einfach nur verarscht. Die Tränen schossen mir in die Augen, die ich schnell wegblinzelte. Ich würde nicht weinen, ganz sicher nicht vor ihm. "Raus." flüsterte ich und zeigte zur Tür. "Ich sagte RAUS! Verschwinde!" schrie ich nun. Zu seinem Glück machte er was ich sagte und erreichte die Tür als Tristan sie öffnete und verwirrt zwischen uns hin und her sah. Als er meinen Blick sah verfinsterte sich sein Blick und sah zu Marvin. "Was hast du gemacht?" knurrte er, worauf Marvin nur mit den Schultern zuckte und an ihm vorbei lief.
Tristan zögerte kurz, schloss dann aber die Tür und setzte sich zu mir an das Bett. "Was ist passiert?" ich lächelte schwach und sah auf meine Hände. "Ich war ein Experiment. Ein Experiment um zu sehen ob er eine Beziehung mit einer Frau eingehen könnte, aber das konnte er nicht. Ich war nur ein verdammtes Versuchskaninchen. Er hat mich fast zwei Monate lang nur verarscht!" gegen Ende wurde ich immer leiser und Tristan wütender. "Den schnappe ich mir jetzt!" knurrte er und ehe ich etwas sagen konnte war er schon verschwunden.
Da war ich also. Ein kaputtes Knie, eine Beziehung die eigentlich nie eine war, eine kaputte Familie und als ob es noch nicht schlimm genug wäre eine zerstörte Boxkariere. Wie toll mein Leben doch war - nicht! Jedoch brachte mich das alles zum nachdenken. Es musste sich schleunigst etwas ändern.
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"Flug 319 nach London ist bereit zum Boarding" ertönte es aus den Lautsprechern. Langsam rappelte ich mich auf, hing mir meine Handtasche um und humpelte mit den Krücken zum Gate. Nachdem ich der Dame meine Boardingkarte sowie meinen Ausweis zeigte, ging ich in das Flugzeug wo ich mich auf meinen Platz setzte. "Miss McKenzie?" ich sah hoch zur Stewardess die mich anlächelte. "Sie können mir ihre Tasche und Krücken geben. Ich werde sie sicher verstauen für sie." sagte sie, worauf ich danken lächelte und ihr beides, nachdem ich mein Handy und Kopfhörer aus der Tasche nahm, überreichte. Immer noch lächelnd nahm sie beides, verstaute meine Tasche in der Ablage oben und ging mit den Krücken weg. Das war mal Service!
Seit dem Geständnis von Marvin sind zwei Tage vergangen in denen ich einen Entschluss gefasst hatte. Ich brauchte Abstand. Abstand von Marvin, Trevor und einfach dem Ort wo alles den Bach runter ging. Schweren Herzens hatte ich vier Briefe geschrieben. Jeweils an Trevor, Rose, Tristan und Marvin in denen ich ihnen alles erklärte. Manche würden sagen das ich vor meinen Problemen weglaufen würde, aber ich sah das ganz Anders. In den zwei Monaten seit ich in Dallas, meinem neuen Zuhause, wohnte, ging viel zu viel schief. Ich hatte Trevor verloren wegen einer dahergelaufenen Schlampe, Marvin hatte mich von vorne bis hinten nur belogen und meine Boxkariere war beendet ehe sie überhaupt richtig angefangen hatte. Ich musste einfach aus dieser Stadt raus. Zuerst wollte ich nach New York zurück, entschied mich aber in letzter Sekunde für London. Wieso wusste ich selbst nicht.
Kaum hatten Tristan und Rose heute morgen das Haus verlassen, packte ich meinen Reisetasche mit dem nötigsten zusammen. Die Briefe legte ich in der Küche auf die Theke wo man sie ganz sicher finden würde und fuhr dann mit dem Taxi zum Flughafen. Klar war es nicht gerade so toll mich nicht zu verabschieden, aber das brachte ich einfach nicht übers Herz.
Das war ich also. Ein emotionales Wrack in einem Flugzeug nach London. Zwar war ich nicht immer eine Leuchte wenn es um meine spontanen Handlungen ging, aber immerhin hatte ich dieses Mal daran gedacht und einer alten Freundin geschrieben das ich kommen würde und fürs erste auch bei ihr blieb. Sie hatte eine eigene Wohnung und war, genau wie Trevor, 20 Jahre alt. Für sie war es kein Problem, sie freute sich sogar mich wieder zu sehen. Jedoch musste sie mir versprechen Trevor nichts zu sagen und ich musste im Gegenzug ihr versprechen, dass ich ihr alles erklären würde.
Ich schnallte mich an als es die Anzeige verlangte und lehnte mich mit geschlossenen Augen nach hinten. Dann los in ein neues Leben in London.
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Kalt wie Schnee
JugendliteraturTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...