Kapitel 44

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"Ich kann nicht mehr!" schmollte ich und sah Roby an. "Na gut, für heute hast du genug gemacht. Wir sehen uns dann Übermorgen." sagte er und wendete sich seinem nächsten Patienten zu. "Ja, dir auch einen schönen Tag." murmelte ich, steckte mein Handtuch in die Sporttasche und verliess die Physiotherapiepraxis. Langsam aber sicher hatte ich genug davon, jeden zweiten Tag diese blöden Übungen und dann noch die, die ich Zuhause machen musste. Einfach die Hölle, aber wenn ich ja wieder boxen wollte, musste ich mich halt anstrengen.

Ich verliess gerade die Praxis und betrat den Bürgersteig, als ich ihn hinter mir hörte. "Hallo Schönheit!" grinsend blieb ich stehen und drehte mich um. Aaron lehnte lässig an der Hauswand und lächelte mich an. Nur schon bei dem Anblick wurde ich weich. "Tut mir leid, aber ich bin schon vergeben!" er stiess sich von der Wand ab und kam langsam zu mir. "Ach ist das so? Machst du auch eine Ausnahme?" provokativ sah ich ihn von oben bis unten an. "Hm, ich weiss nicht. Ich mag meinen Freund irgendwie, aber bei dem Anblick." ich legte einen Finger an mein Kinn und tat so als ob ich darüber nachdenken würde. Mit einem Ruck zog mich Aaron an meiner Hand zu sich und legte seine Arme auf meine Hüften. "Ich wüsste etwas, das dich überzeugen könnte." raunte er und im nächsten Augenblick lagen seine Lippen auf meinen. Unweigerlich musste ich lächeln und zog ihn am Nacken näher zu mir.

Nach einem viel zu kurzen Moment löste er sich von mir, sah mich lächelnd an und hob seine Hand hoch. Mein Blick wanderte zu dem Stück Stoff welcher er in der Hand hatte. "Was wird das?" fragte ich misstrauisch, blieb aber an Ort und Stelle stehen. "Ich werde dich entführen." jetzt machte ich doch einen Schritt von ihm weg und schüttelte meinen Kopf. "Ich mag keine Überraschungen Aaron." "Ich weiss, aber ich weiss auch, dass du mir vertraust." sagte er grinsend und kam einen Schritt auf mich zu. "Sie mich an, so kann ich doch nirgends hin." das Stimmte, ich hatte lediglich meine Jogginghose, Sport BH und eine Sweatjacke an. Ich war für die Physiotherapie gekleidet und nicht für sonst was. "Das trifft sich perfekt. Also komm bitte Cas. Mir zuliebe. Du wirst es auch nicht bereuen." sagte er und sah mich durch grosse Augen an. "Verflucht seien deine Hundeaugen." grummelte ich und drehte mich mit dem Rücken zu ihm um. Grinsend band er den Stoff um meine Augen und befestigte es an meinem Hinterkopf. "Achtung!" sagte er noch bevor er mich hochhob und mich weg trug. "Keine Panik, ich bringe dich nur zu meinem Wagen."

Nach zwei Minuten schon liess er mich sanft auf den Boden und ich hörte eine Autotür aufgehen. Sanft schob er mich in den Wagen, setzte sich selbst auch und fuhr dann los. "Sagst du mir jetzt wo wir hingehen?" er lachte leise und schüttelte wahrscheinlich seinen Kopf, denn ich bekam keine Antwort. "War das ein ja oder nein? Denn ich sehe nichts falls ich dich daran erinnern darf." "Tut mir leid, das war ein Kopfschütteln. Also nein." sagte er immer noch lachend. "Och meno!" ich seufzte auf und warf meine Hände in die Luft. "Aber gleich wirst du es sehen, wir sind da. Aber die Augenbinde darfst du noch nicht wegnehmen." sagte er mahnend und ihm nächsten Moment hörte ich die Autotür zuknallen. Keine zehn Sekunden später wurde meine geöffnet und Aaron nahm meine Hände in seine.

Schritt für Schritt führte er mich keine Ahnung wohin. Nach ein paar Metern öffnete eine Tür und führte mich rein. Hier war es schlagartig wärmer als draussen, aber hören konnte ich noch nicht fiel. Wir liefen ein paar Meter weiter, bis er wieder eine Tür öffnete. Verwirrt runzelte ich meine Stirn, denn was ich hörte, klang wie Schläge auf irgendetwas. Abrupt blieben wir stehen und Aaron liess mich los. "Aaron?" gleich darauf spürte ich ihn hinter mir. "Bin noch da." flüsterte er und nahm mir langsam die Augenbinde ab. Seine Hände legte er auf meine Schultern, während ich mich erstmal blinzelnd an das Licht gewöhnen musste. Was ich dann aber sah, löste ein Gefühlschaos in mir aus. Einerseits spürte ich Freude, aber andererseits auch Sorge und Panik. Wir standen in mitten eines riesigen Raumes, was ich jetzt schwer als Boxclub beschreiben würde. Links und rechts stand jeweils ein Ring, an der gegenüberliegenden Wand hingen Boxsäcke von den Decken und daneben war eine Tür, die mit Kraftraum angeschrieben war. Langsam drehte ich mich zu Aaron um, der mich mit einem breiten Grinsen ansah. "Und?" fragte er und nahm meine Hände in seine. Langsam verschränkte ich unsere Finger ineinander und sah ihn an. "Ich weiss nicht Aaron. Ich weiss es wirklich zu schätzen das du das für mich machst, aber was ist, wenn es schief geht und ich wieder von vorne anfangen muss?" ich sah ihn verzweifelt an. Meine Zweifel waren doch wohl berechtigt oder? Ich wollte nicht, dass all meine Mühe mein Knie wieder in Ordnung zu bekommen umsonst war, nur weil ich unbedingt boxen wollte. "Hör mir zu Cas. Ich habe mit Roby geredet und er meinte das du soweit bist. Du hast doch eine neue Schiene von ihm bekommen. Er sagte, die sollst du einfach immer anziehen wenn du trainierst." sagte er lächelnd und küsste mich auf die Wange. Wann er genau mit Roby geredet hatte wollte ich eigentlich gar nicht wissen. Aber es stimmte, Roby hatte mir eine Schiene gegeben die ich jetzt sogar an hatte. Sie war deutlich kleiner als meine Andere und war nur aus Stoff. Trotzdem stützte sie auch. Lächelnd stellte ich mich auf meine Zehen und küsste Aaron sanft auf die Lippen. "Danke!" flüsterte ich und schlang meine Arme um seinen Hals. "Für dich immer Kleines." sagte er lächelnd und zeigte auf einen Mann der neben dem Boxring stand. "Zu dem Mann gehst du jetzt. Er ist der Inhaber und wird dir zeigen wo alles ist. In der Zeit warte ich dort hinten an der Theke." lächelnd küsste ich ihn nochmal und entfernte mich langsam von ihm. Dann ab ins Training.

Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt