Kapitel 12

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Ich wachte gerade auf als die Zimmertür geöffnet wurde. Ein Blick auf den Wecker sagte mir, das es gerade mal 10.00 Uhr war, ich hatte als nur sechs Stunden geschlafen. "18-jährige Newcomerin Luna gewinnt ihren ersten Kampf!" hörte ich Tristan sagen. Sein Grinsen hörte man auch ohne ihn anzusehen. Marvin neben mir schlief noch tief und fest, also setzte ich mich so leise wie möglich auf. "Wovon redest du Tristan? Es ist noch zu früh um überhaupt über irgendetwas zu reden." brummte ich und rieb meine Augen.

"Gestern bestritt die Newcomerin Luna ihren ersten offiziellen Boxkampf. Sie gewann in der 5. Runde durch k.o. Mit ihren 18 Jahren ist sie die jüngste Profiboxerin in dieser Saison." langsam hob ich meinen Kopf und sah die Zeitung in seiner Hand. Sofort sprang ich auf, kletterte unsanft über Marvin der dadurch wach wurde und stürmte zu Tristan. "Zeig her!" ich riss ihm die Zeitung aus der Hand und überflog den Teil den er gerade vorgelesen hatte. "Laut ihrem Manager wurde Luna vor zwei Wochen entdeckt. Er sah ihr Talent und nahm sie sofort unter Vertrag. Eines ist aber klar, die 18-jährige Luna ist ein Ausnahmetalent und wird gross herauskommen." mit der Zeitung in der Hand hüpfte ich im Zimmer hin und her. "Scheiss doch die Wand an! OMFG!" ich war ausser mir. Ich, Casey McKenzie stand in der Zeitung, sogar mit Foto! Ich sprang vor Marvin der wie Tristan nur grinste und hielt ihm triumphierend die Zeitung vor die Nase. "Ha! Ich! Ausnahmetalent! Zeitung!" schrie ich. Es war offiziell, ich hatte meinen Verstand verloren.

"Was ist den hier los?" grinsend sah ich Rose, die Mutter von Tristan, an und umarmte sie. "Heute ist ein wunderschöner Tag!" völlig überrumpelt umarmte sie mich. "Ich würde auch gerne wieder einmal so jung und voller Tatendrang sein." sagte sie als sie mich losliess. "Frühstück gibt es in einer halben Stunde." leicht verwirrt verliess sie das Zimmer. Ich drehte mich zu Marvin um und sah ihn an. Sein Grinsen das er gerade noch im Gesicht hatte verschwand und er sah mich ernst an. "Joa, ich geh mich mal anziehen." sagte Tristan und schloss die Tür hinter sich. "Cas, das gestern-" fing er an. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. Jetzt sah ich auch das er nicht nur ernst aussah, nein, ich sah auch eine Spur von Reue in seinen Augen. Er bereute den Kuss also. "Das...wir waren beide betrunken. Wir sollten das einfach vergessen, okey?" einen Moment sah ich ihn an und nickte schliesslich. "Du hast recht. Vergessen wir das einfach." ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und sah auf meine Hände. "Ich geh schon mal runter." flüsterte er, küsste mich auf den Kopf und verliess das Zimmer. Im Gegensatz zu mir hatte er den Kuss bereut. Er wollte ihn vergessen. War es denn so schlimm? Ich dachte er hätte das selbe gespürt wie ich, aber ich hatte mich wohl geirrt. Der Alkohol vernebelte also meine Sinne. Frustriert liess ich mich nach hinten fallen. Eins war mir jedoch klar: Ich war auf dem besten Weg mich in Marvin zu verlieben und das musste ich irgendwie unterbinden.



Zusammen mit Marvin und Tristan betrat ich mein 'Zuhause'. Nach dem Frühstück hatte ich mit Rose geredet und ihr meine momentane familiäre Situation erklärt. Sie sagte sofort das ich bei ihnen bleiben sollte bis ich eine eigene Wohnung gefunden hätte. Ja, ich hatte mich dazu entschlossen auszuziehen. Bei einem Bruder der Hand an mich anlegte wollte ich nicht länger bleiben. Tristan, Marvin und ich hatten uns dann direkt auf den Weg gemacht um noch ein paar Sachen von mir zu holen. "Cas! Endlich bist du wieder da! Es tut mir so unendlich leid, ich wollte dich nie schlagen." Trevor kam auf mich zu, kaum hatte er uns reinkommen hören. "Ich bin nur hier um meine Sachen zu holen." sagte ich knapp und ging mit Marvin und Tristan die Treppe hoch. "Wie deine Sachen holen? Cas das kannst du mir nicht antun!" rief er und kam uns hinterher. "Die Kartons liegen unter meinem Bett, fangt schon mal an." sagte ich zu den Jungs und drehte mich zu Trevor um. "Weisst du eigentlich wie sehr du mich verletzt hast? Nach allem was wir durchgemacht haben lässt du mich für eine Frau links liegen, die du gerade mal zwei Wochen kennst. Es ist nicht schlimm genug das du sie mir vorziehst, nein, sie läuft hier rum als ob ihr das Haus gehören würde. Das ist einfach nur respektlos Trevor. Du schlägst mich, deine eigene Schwester, weil ich deine Freundin beleidige. Sie hat dich verändert und damit komme ich nicht klar. Ich erkenne dich nicht wieder Trevor und das nur wegen ihr! Du bist selber Schuld das ich jetzt gehe Trevor McCormick! Ich werde weder dein Verhalten noch deine Freundin akzeptieren. Du hast dich entschieden, für sie und darum gehe ich." die ganze Zeit sprach ich ruhig, aber ich musste mich wirklich überwinden ihn nicht anzuschreien. Und was machte Trevor? Überhaupt nichts, er stand einfach da und sah mich mit offenem Mund an. "Wir sind fertig, den Rest können wir ein anderes Mal holen." ich nickte bloss auf Tristans Aussage und lief die Treppe runter, aber anstatt raus zu gehen ging ich ins Wohnzimmer. Ich wollte noch das Bild von meinen Eltern, Trevor und mir mitnehmen damit ich wenigstens ein Andenken hatte.

"Gehst du?" überrascht drehte ich mich um und sah in Mias Augen. "Ja." antwortete ich knapp und ging zur Kommode in der Ecke des Wohnzimmers. "Das wurde aber auch mal Zeit. Dann kann ich mich hier endlich entfalten." ich hielt in der Bewegung inne. "Wie war das?" ich hörte sie hinter mir lachen. "Du hast schon verstanden. Trevor gehört mir, nur mir und du hast hier überhaupt nichts zu suchen. Du bist nichts weiter als eine kleine, mickrige, dreckige Schlampe!" fassungslos drehte ich mich um und sah sie an. "Ich glaube es hackt! Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu reden?!" knurrte ich und machte einen Schritt auf sie zu. Plötzlich verpasste sie sich selber eine Ohrfeige und fing an zu schreien. Ich verstand die Welt nicht mehr, war die jetzt völlig bekloppt oder was? Sofort stürmten Trevor und Marvin in das Wohnzimmer und sahen zwischen Mia und mir hin und her. Wie eine perfekte Schauspielerin fing sie an zu weinen und warf sich in Trevors Arme. "Was hast du getan Cas?" fassungslos sah ich zu Trevor und lachte bitter auf. "Ich habe nichts getan! Sie hat sich selbst geohrfeigt!" Mia schüttelte ihren Kopf. "Du hast mir eine verpasst weil du nicht mit mir klar kommst." schniefte sie. Verzweifelt sah ich zu Marvin der sofort zu mir kam. "Ich glaube dir Cas." flüsterte er und legte seinen Arm um mich. "Du wirst jetzt sofort dieses Haus verlassen Cas! Raus, ich möchte dich nicht wieder sehen!" schrie nun Trevor und einmal mehr wurde mir bewusst das ich ihm egal war. "Trevor und Casey gegen den Rest der Welt hm? Und für so etwas gibst du deine Familie auf. Ich möchte dich nie wieder sehen. Am Montag werde ich meine restlichen Sachen holen und Gnade dir Gott das du dann nicht hier bist." ich nahm Marvins Hand und zog ihn aus dem Wohnzimmer. "Ach und im Übrigen. Für dich heisst es Casey und nicht Cas!" sagte ich und lief zum Wagen. Ohne noch etwas zu sagen setzte ich mich auf den Rücksitz, Marvin und Tristan sassen vorne. Die Stimmung war mehr als angespannt auf dem Rückweg zu Tristan, aber wen wunderte das schon. Ich hatte Trevor offiziell aus meiner Familie gestrichen, in dem ich ihm sagte er soll Casey zu mir sagen und das wusste er. Ich war nun meine eigene Familie und es wurde Zeit das ich mich um eine Wohnung kümmerte. Ewig konnte ich nicht bei Tristan bleiben.

****************

Wie ich Montage hasste. Ich sass mit Tristan in seinem Wagen und wollte einfach nicht aussteigen, weil ich keinen bock auf diese Schule hatte. "Gut, ich gebe es auf." sagte Tristan und stieg aus seinem Wagen. Schon geschlagene zehn Minuten versuchte er mich zu überreden auszusteigen, aber ich schaltete einfach auf stur. Immerhin hatte er jetzt aufgegeben und ging zu Marvin, Jack und Bradley. Zufrieden lehnte ich mich im Sitz zurück.

Seit wir meine Sachen am Samstag geholt hatten war ich am Tiefpunkt. Ich verzog mich im Gästezimmer von Tristan und kam auch am Sonntag nicht mehr raus, ausser um zu essen. Mein Lachen hatte ich wieder verloren, denn ich sah in meinem verkorksten Leben im Moment keinen Grund zu lachen. Trevor war nicht länger meine Familie und ich war dabei mich in Marvin zu verlieben, was ich nicht zulassen durfte. Tristan und Rose versuchten mich die ganze Zeit aus dem Zimmer zu locken oder aufzumuntern, aber ohne Erfolgt. Mein Leben ging gerade völlig den Bach runter.

Verwirrt sah ich zu Marvin und Tristan die auf das Auto zukamen. Tristan dachte wohl das Marvin mich überzeugen konnte, aber da hatte er sich geschnitten. Beide liefen auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür. Marvin kniete sich neben mich und sah mich an. "Was ist los Prinzessin?" ich sah ihn mit meinem dein-Ernst-Blick an und hob eine Augenbraue. "Kein Bock auf Schule." sagte ich schulterzuckend und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das ist eine schlechte Ausrede." sagte er schmunzelnd. Ehe ich überhaupt reagieren konnte zog er mich aus dem Auto und warf mich über seine Schulter. "Sag mal spinnst du?! Lass mich runter Marvin!" schrie ich und schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken. "Vergiss es. Wir gehen heute zur Schule." sagte er streng und lief über den Hof. Natürlich mussten uns alle auf dem Hof dumm anglotzen. "Wir sind keine Tiere vom Zoo also schwirrt ab!" rief ich und setzte die Schläge auf Marvins Rücken fort.

Plötzlich wurde ich auf den Boden gestellt und sah in vier grinsende Gesichter. Wütend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und killte sie mit meinem Blick. "Jetzt tu doch nicht so Cas!" ich atmete tief durch. Gut ich musste zugeben, sie hatten irgendwie schon recht. Immerhin war die Schule doch 'so' wichtig. "Es sei euch verziehen, aber nur, wenn wir nach der Schule bei McDonalds essen gehen!" triumphierend sah ich sie an. "Ist gebongt!" riefen alle gleichzeitig nachdem sie einen Blick untereinander gewechselt hatten.

"Na dann los!" sagte Tristan als es zur ersten Stunde klingelte und legte einen Arm um mich. Zusammen gingen wir in das Klassenzimmer, wobei Tristan seinen Arm keine Sekunde von meiner Schulter nahm. Dem Blick der mir Marvin immer wieder zuwarf war ich mir bewusst, aber was es zu bedeuten hatte wusste ich nicht.

Das genau das zu noch mehr Schwierigkeiten führen würde, sollte ich früher erfahren als mir lieb war.

Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt