Fassungslos sah ich Dr. Evans an. Das war nicht sein Ernst. Ich träumte das alles nur. Jeden Moment würde ich in meinem Bett aufwachen und den Albtraum auslachen. Ich kniff meine Augen zu und öffnete sie nach ein paar Sekunden wieder, aber ich war immer noch in diesem Zimmer. "Cas?" langsam drehte ich meinen Kopf zu Marvin der meine Hand hielt. "Sag mir das ich das nur träume, bitte!" er senkte seinen Kopf und schüttelte ihn leicht. "Sagt mir das ich das träume!" schrie ich jetzt und sah die Anderen an. "Es tut uns leid Casey." flüsterte Kyle. "Nein! Das kann nicht sein!" schrie ich weiter und setzte mich auf. "Bleib liegen Cas." sagte Marvin und drückte meine Hand leicht. Ich entzog sie ihm aber und sah auf mein Bein. "Ich werde jetzt aufstehen und euch zeigen das ich nicht träume!" mein rechter Arm war in einem Verband versteckt, wahrscheinlich von den Scherben in die ich gefallen war und in meinem linken Arm steckte eine Nadel. Ich wollte sie raus ziehen, aber Marvin zog meine Hand weg. "Fass mich nicht an! Ich werde hier raus gehen." schrie ich und zog an meinem Arm. Er drückte ihn aber mit aller Kraft auf das Bett und auch mein anderer Arm wurde auf das Bett gedrückt. Im nächsten Moment wurde ich immer müder bis ich schliesslich einschlief.
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Als ich wieder aufwachte verweigerte ich es meine Augen zu öffnen. Was vor allem an dem spannenden Gespräch lag, welches gerade in meinem Zimmer stattfand. An den Wortfetzen die ich zuerst hörte, waren es Marvin, Tristan und Trevor. Trevor? Was bitte machte der hier?!
"Ich habe es dir schon x mal gesagt Trevor! Wir wissen nicht wieso sie überfallen wurde, also geh jetzt einfach wieder!" das war Marvin und er war alles andere als freundlich. "Ich werde nicht gehen. Das ist meine kleine Schwester verdammt!" sagen wir's mal so, auch er war wütend. "Ja du sagst es! Deine kleine Schwester auf die du aufpassen solltest! Aber du hast sie ja wegen deiner Freundin fallen lassen, die sich in eurem Haus breit gemacht hat und dann noch behauptet, Cas hätte sie geschlagen! Bist du so dumm und naiv oder tust du nur so?" nun wurde Marvin deutlich lauter. "Verdammt, haltet eure Fresse! Cas schläft und sie hat gerade andere Probleme als euren Streit! Sie kann nie mehr boxen! Für sie bricht gerade eine Welt zusammen und sie braucht unsere Unterstützung und nicht euren Streit!" Tristan hatte ein Machtwort gesprochen, denn einen Moment hörte ich nichts anderes als die Atemzüge der Jungs. Unwillkürlich flossen die Tränen über mein Gesicht, aber ich hielt meine Augen fest geschlossen.
Plötzlich durchzog ein Schmerz mein Knie. Ich schlug meine Hände vor mein Gesicht um nicht aufzuschreien. "Es ist jetzt besser wenn du gehst!" offenbar hatten sie wirklich nicht gemerkt das ich wach war und hier gerade im Sterben lag, aber das war auch besser so. Ich wollte ihr Mitleid nicht. "Ich bleibe hier bei meiner Schwester Marvin! Vielleicht solltest ja du gehen!" ich hörte Marvin aufschnauben. "Ich lasse meine Freundin ganz bestimmt nicht alleine! Im Gegensatz zu dir hintergehe ich sie nicht!"
"Haltet jetzt einfach eure scheiss Fresse und holt einen Arzt! Ich sterbe hier gerade!" schrie ich und sah alle drei an. Sie zuckten zusammen und sahen mich mit geweiteten Augen an. Tristan war der Erste der sich wieder fing und verliess das Zimmer. "Trevor du setzt dich auf den Stuhl und hältst deine Klappe und Marvin du setzt dich auf den anderen Stuhl und hältst ebenfalls deine Klappe!" knurrte ich und schlug meine Hände wieder vor mein Gesicht. An dem schleifenden Geräusch auf dem Boden konnte ich erkennen das sie machten was ich sagte. War auch besser für sie, sonst würde ich ihnen in den Arsch treten. Ha! Welche Ironie, das konnte ich ja nicht mehr.
Keine fünf Minuten später kam Tristan mit Dr. Evans in das Zimmer. "Gott sei dank, zwei vernünftige Menschen in diesem Raum. Können sie mir jetzt bitte etwas gegen die Schmerzen geben?" er lächelte leicht und ging zu einem Gerät der an einer Infusionsstange hing. "Sehen sie diesen Knopf? Wenn sie Schmerzen haben können sie einfach darauf drücken, es wird dann automatisch freigesetzt durch diesen Schlauch, aber es geht nur im zwanzig Minutentakt." er zeigte auf einen Schlauch der vom Gerät weg führte und unter meiner Schiene endete. "Praktisch." murmelte ich nur und drückte gleich darauf. "Miss McKenzie, sie haben in einer Stunde einen Termin mit einer Psychologin. Sie wird zu ihnen kommen und bevor sie etwas sagen. In Anbetracht der Situation wäre es wirklich sinnvoll. Ich werde später nochmals nach ihnen sehen." sagte er und verliess wieder das Zimmer. Vielleicht hatte er ja recht. Ich konnte nie mehr boxen und das setzte mir mehr zu als ich es zugeben würde und schaden konnte mir das Gespräch immerhin auch nicht.
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Kalt wie Schnee
Teen FictionTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...