Ein Monat war bereits vergangen seit dem Gespräch mit Mia, aber gegen ihre Erwartungen kam ich nicht auf sie zu. Wenn es wirklich so war wie sie sagte konnte ich liebend gerne darauf verzichten. Ich wollte weder wissen wer meine richtige Familie war, noch wollte ich sie kennenlernen. Kurz gesagt: Es war mir scheiss egal!
Mit Trevor hatte ich keinen Kontakt mehr. Zwar probierte er mich immer wieder anzurufen, aber ich ging nie ran und ignorierte auch seine Nachrichten. Er tauchte regelmässig bei Marvin oder Tristan zu Hause auf, aber sie standen hinter mir und sagten ihm nicht wo ich war. Das Einzige was er von mir sah, waren meine Kämpfe im Fernsehen, wobei ich nicht einmal wusste ob er sie sich ansah. Ehrlich gesagt interessierte es mich auch nicht. Was Trevor abgezogen hatte war einfach unverzeihlich.
Im letzten Monat hatte ich regelmässig Kämpfe und ich verdiente mehr als gut daran. Deutlich besser als mit den illegalen Kämpfen. So gut, dass ich bei Tristan ausziehen konnte und jetzt in meiner eigenen kleinen Wohnung wohnte. Ich fühlte mich hier mehr als wohl in meinen vier Wänden. Ich hatte immer noch eine Gewinnrate von 100%, auch wenn meine Gegner nicht gerade schwach waren. Jedoch merkte ich, dass je mehr Kämpfe ich gewann, desto bekannter wurde ich. In der Schule kamen sie immer auf mich zu und ich hatte praktisch keine ruhige Minute mehr in den Pausen. Trotzdem veränderte es mich nicht wie man es bei manchen Popstars oder Berühmtheiten sah. Ich war immer noch bodenständig und genoss mein Leben so gut es halt eben ging.
Und Marvin? Nun, mit ihm lief es mehr als gut. Er war der absolute Traummann und ich verstand jeden Tag aufs neue wieso er so begehrt bei den Frauen war, aber ich konnte mit Stolz sagen das er zu mir gehörte. Mit ihm war ich glücklich, naja, so glücklich wie man in meinem verkorksten Leben nun mal sein konnte. Seit ich mit ihm zusammen war, kam er zu jedem Kampf mit um mich zu unterstützen. Jedoch kam er nicht als meinen Freund mit, sondern als besten Freund. Er wollte es selbst so und ich akzeptierte es, weil er nicht in die Öffentlichkeit wollte.
Nun stand ich jedoch vor meinem nächsten Problem. Es war Sonntagnachmittag und mir war so langweilig, dass ich wie an meinem ersten Tag in dieser neuen Stadt in den Park lief. Marvin war übers Wochenende mit seiner Mutter zu seiner Grossmutter gefahren und Tristan hatte keine Zeit um etwas zu unternehmen. Wie immer hatte ich meine Kopfhörer aufgesetzt und hörte meine heissgeliebte Musik. Ich wollte eigentlich zum Basketballplatz gehen, aber so weit kam ich überhaupt nicht.
Als ich durch einen etwas abgelegenen Teil des Parks lief wurden mir von hinten die Kopfhörer vom Kopf gerissen. Wütend drehte ich mich um, nur um einem Mann in die Augen zu sehen. Bevor ich überhaupt etwas sagen oder reagieren konnte, holte er aus und schlug seine Faust in mein Gesicht. Ich taumelte etwas nach hinten, fing mich aber gleich wieder und sah ihn fassungslos an. Ich meine Hallo? Wer greift eine Frau mitten am Tag an? Sein Gehirn war wohl mehr als verkackt. Ich hatte nicht einmal Zeit mich zu orientieren, da packte mich Jemand von hinten und hielt meine Hände auf dem Rücken fest. Der andere Mann kam auf mich zu und schlug seine Faust in meinen Magen. Zischend holte ich Luft und krümmte mich so gut es in meiner Position eben ging. "Jetzt bist du dran Luna!" knurrte der Typ hinter mir und stiess mich auf den Boden. Ich schrie auf als ich mit meinem Arm in einem Haufen Scherben landete und diese sich in meinen Arm bohrten.
Zeit um das alles zu realisieren hatte ich nicht, denn einer der Typen trat in meinen Bauch. Sämtliche Luft entwich meinen Lungen. Jedoch hielt es diese Typen nicht auf weiter zu machen. Ich rollte mich nach Luft schnappend auf den Rücken, was sie ausnutzten. Einer stellte sich an meine Beine und sah mich grinsend an. Langsam hob er seinen Fuss und mir wurde mehr als bewusst was er vorhatte. "Nein! Nein!" er grinste aber nur weiter und trat mit aller Kraft auf mein Knie. Der Schmerz war unerträglich, noch nie in meinem Leben spürte ich solche Qualen. Ich schrie auf und schloss meine Augen. Langsam sollte man doch auf mich aufmerksam werden. "Das war's dann mit deiner Karriere Luna!" wieder trat er auf mein Knie, wobei es dieses Mal knackte. Wieder schrie ich wie am Spiess, denn der Schmerz war nun grösser als vorhin. "Hey! Lasst sie sofort in Ruhe!" ich sah hoch und bekam gerade noch mit, wie die zwei Typen weg rannten und hinter ihnen drei Andere. "Casey? Casey verdammt!" ich hatte die Kraft nicht dazu zu sehen wer jetzt hier war, aber das musste ich nicht. Denn kaum hatte ich meinen Namen gehört, traten Kyle und Collin in mein Blickfeld. "Collin ruf noch einen Krankenwagen! Casey, die Polizei ist schon auf dem Weg, hörst du?" mühsam nickte ich und sah ihn an. Mein Blick war durch die Tränen verschleiert.
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Kalt wie Schnee
Teen FictionTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...