"Luna, Sie haben gestern ihren zweiten Kampf gewonnen. Was ist das für ein Gefühl?" ich sah den Mann mit seinem Mikrofon in der Hand lächelnd an. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hätte nie gedacht das ich einmal so eine Chance bekommen würde und dann gleich schon meine ersten Kämpfe gewinnen würde." mein Manager hatte dieses übertriebene Interviewe organisiert. Er meinte ich müsse auch einmal mein Statement abgeben, was auch immer er dabei meinte. Er sagte mir genau was ich sagen durfte und was nicht, aber eigentlich war es ja sowieso meine Entscheidung. Nun sass ich also hier zwischen meinem Manager und Trainer und beantwortete schon eine halbe Stunde die unnötigen Fragen der Reporter.
"Sie haben ja keine Erfahrung was das Profiboxen anbelangt, von wem werden Sie unterstützt?" das war mal eine Frage die ganz einfach beantworten konnte. "Mr. Ward sowie Mr. Lance unterstützen mich wo sie nur können und natürlich meine zwei besten Freunde. Sie stehen hinter mir und unterstützen mich." das war mehr als untertrieben! Ich war wirklich froh das ich die Beiden hatte. Tristan und Marvin halfen mir am Montag noch meine restlichen Sachen aus meinem ehemaligen Zuhause zu holen und das waren nicht gerade wenige Kisten, vor allem weil ich alle meine Bücher mitgenommen hatte. Im Verlauf der Woche aber entfernte Marvin sich von mir. Zwar verhielt er sich mir gegenüber wie immer, aber ich wusste einfach das irgendetwas nicht stimmte. Dafür verstand ich mich mit Tristan umso besser, was wahrscheinlich mehr daran lag das ich bei ihm wohnte und wir einfach einen guten Draht zueinander hatten. Es kam in dieser Woche öfters dazu, das wir miteinander redeten ohne überhaupt etwas zu sagen. Das alles geschah nur über Blickkontakt und verwirrte unser Umfeld enorm, aber uns war es egal.
"Sie sind Jung und jetzt schon erfolgreich. Gibt es einen Mann an ihrer Seite?" diese Frage überraschte mich etwas, aber Mr. Ward hatte mir schon gesagt das so etwas kommen könnte. "Wie ich schon sagte, meine zwei besten Freunde." sagte ich lächelnd. "Niemand in Aussicht?" gut, jetzt fing er an mich zu nerven. Konnte er nicht einfach seine Klappe halten und etwas anderes fragen? Ich überlegte einen Moment bis ich antwortete. "Doch, aber ich wüsste nicht was dieses Thema mit Boxen zu tun hat." unschuldig lächelte ich ihn an.
"Wie geht es weiter?" ich sah zu Mr. Ward rüber. "Luna wird an der Weltmeisterschaft teilnehmen und ich bin mir mehr als sicher das sie in die Top Drei kommen wird! Vielen Dank!" kaum hatte er die Worte ausgesprochen, sprangen die Reporter auf und löcherten uns mit Fragen. Wir standen jedoch einfach nur auf und verliessen den Raum. Das ich bei der Weltmeisterschaft teilnehmen würde wusste ich schon seit gestern. Nach dem Kampf hatte Mr. Ward es mir mitgeteilt und wäre ich im Moment kein emotionales Wrack, hätte ich mich sogar gefreut.
Wir liefen durch den Hinterausgang und zum Wagen der schon bereit stand. Ha! Ich kam mir vor wie so ein Popstar der durch seinen Rum völlig überheblich geworden war. Nun ja, nur war ich das nicht. Denn auch wenn ich auf einmal im Vordergrund stand war ich noch immer die Gleiche. Ich fand die Leute sogar einfach nur armselig. Das beste Beispiel zeigte mir die Schule. Seit ich den ersten Kampf gewonnen hatte, kam praktisch jeder Schüler zu mir und machte einen auf nett. Aber ich war ja die Coolness in Person und wies sie alle ab. Das Einzige was ich dachte war: In your face bitch! Zuerst ignorieren und dann angekrochen kommen. Ne ist klar oder!
"Sie müssen mich nicht nach Hause fahren, in einem Club absetzen reicht völlig." sagte ich dem Fahrer, der bloss nickte und los fuhr. Ja, das was ich jetzt brauchte war Alkohol und niemand würde mich jetzt davon abhalten.
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Ich stand vor Marvins Haustür und klingelte Sturm. War ich nüchtern? Nein! Wollte ich feiern? Definitiv ja! Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde endlich die Tür geöffnet. Marvin stand in Boxershorts vor mir und sah mich aus müden Augen an. "Cas was machst du hier? Schon einmal auf die Uhr gesehen?" ich sah ihn einen Moment an, packte seine Hand und zog ihn mit mir mit. Es ging einen Moment bis er kapierte was gerade passierte und er stehen blieb. "Cas, jetzt warte doch mal!" ich liess ihn los und drehte mich zu ihm um. "Wir gehen jetzt feiern, also komm!" sagte ich und griff nach seiner Hand. "Wie ich sehe warst du schon feiern, aber wenn du unbedingt nochmals gehen willst, wieso gehst du nicht mit Tristan?" sein Tonfall liess mich in meiner Bewegung inne halten. Was hatte er denn jetzt für ein Problem? "Was meinst du? Ich möchte mit dir gehen." sagte ich und zog wieder an seiner Hand. "Ich habe das Interview gesehen Cas!" egal wie stark ich an seinem Arm zog, er bewegte sich nicht vom Fleck. Jedoch wurde mir langsam etwas klar und ein Grinsen legte sich auf mein Gesicht. "Du bist eifersüchtig!"
Ha! Jackpot! Casey McKenzie hat den Jackpot geknackt. Marvin Dale ist eifersüchtig! Okey genug jetzt, ich hörte mich schon an wie ein irrer Moderator in einer Gameshow. "Bin ich nicht!" bestritt er das offensichtliche und löste sich aus meinem Griff. "Doch das bist du! Und wie!" sagte ich immer noch grinsend und stellte mich vor ihn. "Wusstest du nicht das ich eine Hellseherin bin? Ja, das ist eigentlich meine wahre Berufung und ich deute jetzt mal etwas." ich nahm seine Hand in meine und sah ihn an. "Der Kuss hat dir nicht nichts bedeutet, aber das wurde dir erst am Montag bewusst, als Tristan mich die ganze Zeit im Arm hielt. Darum hast du dich diese Woche auch von mir distanziert, weil du dachtest ich möchte etwas von ihm. Und jetzt im Interview als ich die Frage mit dem 'Jemanden in Aussicht' mit ja beantwortet habe, dachtest du ich meine Tristan. Aber soll ich dir etwas sagen Marvin Dale?" während ich sprach veränderte sich sein Gesichtsausdruck in Erleichterung. Ich hatte ins Schwarze getroffen. "Was willst du mir sagen?"
"Ich meinte dich damit und niemand anderes Bean!" kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, zog er mich zu sich und drückte seine Lippen auf meine. Der Kuss war noch besser als der erste, leidenschaftlicher und intensiver. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte ihn näher zu mir. "Casey!" langsam lösten wir uns voneinander und sahen in die Richtung aus der die Stimme kam. "Oh, die Schlampe kommt." nuschelte ich und hielt mich an Marvin fest, immerhin hatte ich noch reichlich Alkohol im Blut. Auch er legte seinen Arm um mich und sah Mia an die vor uns stehen blieb. "Was willst du? Noch nicht genug das du mit deinem falschen Spiel meinen Bruder um den Finger gewickelt hast?" knurrte ich. "Ich wollte es dir eigentlich schonend sagen, aber wenn du mir gleich so kommst mache ich es anders. Du bist meine Schwester!" Yeah, in my face! Was sollte das jetzt für einen Schwachsinn sein? "Haha guter Witz. Also was willst du?" sie seufzte auf und sah mich eindringlich an. "Wie ich schon sagte. Du bist meine Schwester!" langsam war es kein so guter Witz mehr. "Du willst mir damit also sagen das du so verkorkst bist und mit deinem eigenen Bruder ins Bett steigst! Oh man Frau, selbst von dir hätte ich so etwas ekelhaftes nicht erwartet!" langsam schüttelte sie ihren Kopf. "Also jetzt für dich zum mitschreiben: Ich bin deine Schwester und nicht deine Halbschwester! Als kleines Kind wurdest du entführt, da war ich 2 Jahre alt und wie soll ich sagen. Wir haben dich wieder gefunden."
Ungläubig sah ich sie an. Wollte die mich jetzt komplett verarschen oder was? Ich sollte als kleines Kind entführt worden sein? "Denk mal darüber nach, wenn du reden willst, du weisst ja wo du mich findest." sagte sie als ob es das Normalste der Welt wäre und ging wieder zurück. Ich hingegen stand wie angewurzelt da und konnte es noch immer nicht glauben. "Cas?" War das wirklich die Wahrheit oder wollte sie mir nur eins reinwürgen? "Wir gehen jetzt rein Cas." ich nickte bloss und liess mich von Marvin in sein Haus führen und hoch in sein Zimmer. Ich war nicht mehr fähig irgendetwas zu machen und liess mich hochheben und auf das Bett legen. Sofort legte er sich neben mich und zog mich in seine Arme. "Wir werden morgen mit Trevor reden. Du wirst keine Sekunde alleine gelassen Casey. Das verspreche ich dir." ich nickte nur und liess mich in seine Arme ziehen. "Danke Bean." flüsterte ich und schloss meine Augen. Das letzte was ich noch mitbekam war wie Marvin meine Stirn küsste. Gleich darauf fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
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Kalt wie Schnee
Genç KurguTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...