Ich sass schon eine Stunde in der Küche und redete mit Brian. Besser gesagt er redete und ich trank und das nicht gerade wenig. Ich glaubte, wenn ich jetzt irgendwohin gehen müsste, würde ich sofort auf die Schnauze fallen. Nun ja, so wie ich nun mal war wenn ich zu viel intus hatte, hatte ich Brian alles erzählt. Er war irgendwie wie eine Freundin mit der man über seine Probleme reden konnte. "Du hast langsam genug Casey." sagte Brian lächelnd und nahm mir vorsichtig den Becher aus der Hand. "Es heisst Cas. Nur Freunde dürfen mich Cas nennen und das bist du doch oder?" ich sah ihn an und nahm meinen Becher wieder zurück. "Natürlich. Danke Cas." vor lauter Freude einen neuen Freund gefunden zu haben, klatschte ich in meine Hände und umarmte ihn. Er erwiderte meine Umarmung lachend. "Dir ist bewusst das dein Freund mich gerade mit seinen Blicken tötet?" ich zuckte bloss mit den Schultern und nahm einen Schluck von meinem köstlichen Wodka. "Soll er doch eifersüchtig sein. Mir mittlerweile egal." lallte ich und füllte meinen Becher nach.
"Sis, du hast genug!" rief Amber die in die Küche kam und nahm mir den Becher aus der Hand. "Schwesterchen, ich habe nie genug. Ich kann ja noch gehen also ist alles gut." sie hob lediglich eine Augenbraue und sah mich an. Na und, dann konnte ich halt nicht mehr so gut laufen, mir war es egal. "Also wenn du Aaron mit Brian eifersüchtig machen wolltest, hast du das geschafft. Er platzt gleich." sagte Amber grinsend. Ich warf einen Blick über ihre Schultern und sah zu Aaron der im Wohnzimmer mit Teddy in einer Ecke stand. Tatsächlich sah er zu uns rüber, besser gesagt zu Brian und sah alles andere als glücklich aus. "Gut, wenn ihr mich sucht ich bin mich ein bisschen umsehen." sagte ich, umarmte Amber und Brian kurz und lief mehr oder weniger sicher auf den Beinen aus der Küche. Im Wohnzimmer sah ich mich kurz um und lief auf die provisorische Tanzfläche. Sprich: Alle Möbel wurden beiseite geschoben und alle möglichen Leute tanzten hier.
Ich liess mich ganze der Musik gehen und dabei war es mir völlig egal ob ich dabei lächerlich aussah oder nicht. Verwirrt drehte ich mich um als jemand seine Hände auf meine Hüften legte und grinste Brian an. "Hast du etwa schon genug von mir?" fragte er mich ebenfalls grinsend, worauf ich meinen Kopf schüttelte. "Ich könnte doch nie genug von dir bekommen." sagte ich und legte meine Arme in seinen Nacken. Ich genoss es mit meinem neuen schwulen Freund zu tanzen, bis er nach einigen Minuten von mir weg gerissen wurde. Es ging einen Moment bis ich die neue Situation eingeordnet hatte, doch als ich das Schauspiel vor mir sah konnte ich meinen Augen nicht trauen. Aaron sass auf Brian der auf dem Boden lag und prügelte auf ihn ein. "Aaron!" schrie ich und ging auf ihn zu. "Aaron hör auf damit!" rief ich weiter und probierte ihn an seinem Arm von Brian wegzuziehen. Mittlerweile hatte sich ein Kreis um uns gebildet und die Musik wurde ausgeschaltet, aber von den Jungs war nichts zu sehen. "Verdammt Aaron!" schrie ich und zog ihn an seiner Schulter nach hinten. Jedoch war er so auf seiner Gewaltschiene, dass er seinen Oberkörper zu mir drehte und seine Faust direkt in meinem Gesicht landete. Ich war darauf nicht gefasst, taumelte nach hinten und landete auf meinem Hintern. Fassungslos sah ich ihn an, während er langsam realisierte was hier gerade passiert war. "Aaron was hast du gemacht?" rief Teddy und zog ihn von Brian runter. Brian hatte es nicht so schlimm erwischt, denn er stand ohne Probleme auf und kam zu mir. "Ich bin keine Konkurrenz für dich Aaron! Ich bin verdammt nochmal schwul!" knurrte er und half mir auf die Beine. Aaron sagte dazu nichts und sah mich weiter mit geweiteten Augen an. Langsam löste ich mich wieder aus meiner Starre und sah mich im Wohnzimmer um. Jeder war ruhig und starrte zwischen Aaron, mir und Brian hin und her. "Die Party ist beendet!" schrie ich und zeigte auf die Tür, während ich Aaron nicht aus den Augen liess. "Wenn ihr innerhalb von fünf Minuten nicht aus diesem Haus verschwindet, werden ich jedem eine runterhauen. Los raus jetzt!" brüllte ich. Sie liessen es sich nicht zweimal sagen und waren schneller verschwunden als ich erwartet hatte. "Cas, ich werde jetzt auch gehen. Amber hat meine Nummer, wenn du willst kannst du dich bei mir melden. Aber wenn er dir nochmals wehtut, melde dich auf jeden Fall!" sagte Brian, küsste mich auf die Wange und ging wie alle Anderen auch aus der Villa.
Ich wartete bis wirklich der letzte verschwunden war und sah die Jungs an. "Wenn ich morgen früh hier nach unten komme, ist hier alles aufgeräumt. Wehe wenn nicht!" knurrte ich, nahm Ambers Hand und zog sie mit aus dem Wohnzimmer die Treppe hoch. Meine Zimmertür knallte ich zu und liess mich auf mein Bett fallen. "Du solltest das kühlen Cas." flüsterte Amber und war gleich darauf schon in meinem Badezimmer verschwunden. "Ich kann nicht fassen das er dich geschlagen hat." sagte sie während sie zurück kam. Sie setzte sich neben mir auf das Bett und legte einen nassen Lappen auf mein Auge. "Er hat es nicht mit Absicht gemacht." sagte ich und schloss meine Augen. "Heisst das du verzeihst ihm?" fragte sie ungläubig. "Weisst du Am. Ich hatte selber schon die eine oder andere Schlägerei am Laufen und es ist mir mehr als einmal passiert das ich jemanden geschlagen habe, der mich von einer Person wegziehen wollte. Es ist ein Reflex. In der Situation meinst du, dass es ein Gegner ist der dich wegziehen möchte. Das er dir schaden möchte und schlägst zu bevor du dir die Person überhaupt ansiehst." sie war nach meiner Rede einen Moment ruhig und legte sich schliesslich neben mich. "Du hast wohl recht. Aber wie geht es mit euch weiter?" "Keine Ahnung. Er hat mich immerhin einfach sitzen lassen. Ich bin enttäuscht und verletzt. Sowas kränkt einfach, kratzt an meinem Ego. Sehen wir mal was die Zeit bringt." nuschelte ich und sprang auf. In Windeseile zog ich mein Kleid aus und mein Shirt und Shorts an. "Wir reden morgen weiter Cas. Ich bin Hundemüde." sagte sie, umarmte mich kurz und ging dann aus meinem Zimmer. Ich drehte noch den Schlüssel im Schloss und legte mich in mein Bett.
Alles was ich wollte war eine Party und was bekam ich? Eine Abfuhr von Aaron, zu viel Alkohol, eine Prügelei zwischen Aaron und Brian und am Schluss noch selber ein Veilchen. Dieser Abend ging sowas von daneben.
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Verschlafen sah ich auf meine Uhr, 06.00 Uhr. Toll! Da konnte ich an einem Donnerstag ausschlafen und ich war um diese Zeit wach. Kopfschüttelnd ging ich ins Badezimmer wo ich meine Morgenroutine erledigte und anschliessen aus meinem Kleiderschrank meinen Sport BH, kurze Sporthosen und eine Sweatjacke zog und diese anzog. Wenn ich schon so früh wach war, konnte ich das ja auch nutzen und joggen gehen. Nachdem ich auch noch meine Stoffschiene angezogen hatte, schlich ich aus meinem Zimmer und die Treppe runter. Alle waren noch am schlafen und das sollte auch so bleiben.
Ich setzte meine Kopfhörer auf, befestigte mein Handy mit dem Stoffhalter an meinem Arm und verliess die Villa. Nachdem ich die frische Morgenluft eingezogen hatte, joggte ich mit einem mulmigen Gefühl los. Ich hatte das Gefühl, dass heute noch etwas schief gehen würde, probierte es aber zu ignorieren.
Eine halbe Stunde hatte ich es geschafft, bis mein Knie anfing zu schmerzen. Mein Ziel war es ja auch nicht unendlich lange zu joggen, nein, ich wollte Stück für Stück meine Zeit aufstocken. Immerhin ging es hier um mein Knie. Ich schloss die Haustür hinter mir und ging in die Küche, wo Amber, Nate und Nash bereits am Tisch sassen und frühstückten. Meine Kopfhörer legte ich um meinen Hals und nahm erst einmal eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. "Morgen." sagte ich lächelnd und trank gleich die Hälfte der Flasche. "Wieso so gute Laune am morgen früh?" fragte Nash miesgelaunt. "Es gibt doch nichts besseres als Sport früh morgens Nash. Würde dir Fettklops auch mal guttun." grinsend setzte ich mich zu ihnen an den Tisch. "Das ist kein Fett, das sind alles Muskeln." sagte er beleidigt, was mich nur lachen liess. "Morgen." ertönte es aus dem Wohnzimmer und Aaron lief auf uns zu. Er lief hinter meinem Stuhl vorbei, wobei ich meinen Kopf in den Nacken legte und ihn ansah. "Hey!" rief ich empört als er an mir vorbei lief. Aaron sah mich einen Moment verwirrt an. Jedoch erhellte sich sein Gesicht gleich als er merkte was ich wollte. Lächelnd beugte er sich zu mir nach unten und legte seine Lippen auf meine. "Ew Leute! Zu früh!" rief Nash, worauf wir uns lachend voneinander lösten.
"Cas. Kommst du nach der Schule mit?" verwirrt sah ich sie an. "Ich habe keine Schule mehr." sagte ich. Sie musste wohl, was auch immer es war, mit den Jungs in der Schule abgesprochen haben, denn sie gab sich ein Facepalm und sah mich entschuldigend an. "Ich gehe mit Nate und Aaron nach der Schule noch meine restlichen Sachen bei Mutter holen." aha, das war jetzt mal gar keine Katastrophe. "Keine Angst. Dad hat gesagt sie wäre nicht zu Hause." sagte sie schnell um es nicht gleich so horrormässig für mich zu gestalten. Ich überlegte einen Moment bis ich schliesslich nickte. "Von mir aus. Aber wenn sie das Haus betritt, springe ich aus dem Fenster und flüchte." sagte ich, worauf alle in Gelächter fielen.
Also war es beschlossen. Zuerst müsste ich die Reste der Party beseitigen und dann würde ich mit Amber, Aaron und Nate die restlichen Sachen von Amber holen gehen. Eine Frage brannte mir jedoch in meinem Kopf: Wieso wurde mein mulmiges Gefühl bei der Vorstellung schlimmer?
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Kalt wie Schnee
Teen FictionTeil 1 Casey McKenzie ist ein 18-jähriges Mädchen das niemanden an sich ran lässt ausser ihren Bruder Travor. Früher war sie jedoch anders: aufgeschlossen, freundlich und das brave Mädchen von nebenan. Seit einem tragischen zwischenfall vor 4 Jahren...