Kapitel 29

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Verschlafen kuschelte ich mich an meine Decke. Es war Samstag, also konnte ich ausschlafen, dachte ich zumindest. Sonst hätte man mich sicherlich geweckt. Irgendwie war mein Kopfkissen aber nicht so weich wie sonst, sondern härter. Ich wollte es wieder weich klopfen, als ich merkte das ich gar nicht auf meinem Kissen lag. Mit geschlossenen Augen und mehr als verwirrt strich ich über mein vermeidliches Kissen. Das etwas unter mir gab bei meiner Berührung eine Art Grunzen von sich und jetzt merkte ich auch, dass es Haut war und nicht nur irgendetwas, sondern eine Brust.

So verpeilt wie ich im Moment noch war strich ich mit meiner Hand weiter nach unten und konnte ein deutliches Sixpack ausmachen. Na mir sollte es recht sein. Ich seufzte auf und drückte mich näher an den Körper. Es musste Marvin sein, jemand Anderes würde sich garantiert nicht halbnackt neben mich legen. Seine Hand legte sich um meine Hüfte und zog mich näher an ihn. "Guten Morgen." Gott, diese raue tiefe Stimme, zum dahinschmelzen. "Morgen." nuschelte ich und öffnete meine Augen. Langsam hob ich meinen Kopf um in die mir vertrauten grünen Augen zu sehen und bekam gleich darauf einen halben Herzinfarkt. Zwar sah ich diese grünen Augen, aber nicht die von Marvin. Es waren die von Aaron.

Mit geweiteten Augen rutschte ich von Aaron weg. "Wieso...du...was?" er schmunzelte nur und setzte sich auf. "Als ich ins Bett wollte habe ich dich schlafend auf der Treppe gefunden. Ich habe dich dann hierhin gebracht und als ich gehen wollte, hast du meine Hand nicht losgelassen und gesagt ich soll hier bleiben." verwirrt sah ich ihn an. Ich konmte mich nur vage daran erinnern. "Und wieso bist du dann halb nackt? Also nicht das es nicht gut aussieht, aber wieso?" fragte ich ihn. "Ich schlafe nicht in meinen Strassenklamotten Casey, aber ich gehe jetzt lieber. Nicht das Marvin noch auf falsche gedanken kommt." kurz sah ich so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen, aber im nächsten Moment war es auch schon verschwunden genauso wie Aaron aus meinem Zimmer. Ich verstand das nicht. Sollte das heissen, dass Aaron etwas von mir wollte? Gut wir hatten die Jungs verarscht indem wir hin und wieder miteinander geflirtet hatten, aber das war doch nicht Ernst gemeint. Jetzt war es offiziell: ich war verwirrt!

Langsam verliess ich mein Bett und ging in das Badezimmer, welches an mein Zimmer angrenzte und erledigte meine Morgenroutine. Zurück im Schlafzimmer zog ich mir, nach einem Blick aus dem Fenster, eine Jeans, Shirt und darüber noch eine Sweatjacke an und ging mit den Krücken nach unten. Die Vierlinge, inklusive Teddy, Tristan und AJ sassen alle schon fertig angezogen am Tisch und assen. "Morgen." brummte ich und setzte mich zwischen Tristan und Teddy an den Tisch. Ich vermied es Aaron oder sonst jemanden anzusehen und füllte mir eine Schüssel mit Müsli. Ja, ausnahmsweise verzichtete ich auf mein Sandwich.

Ich spürte die Blicke auf mir und sah langsam hoch. Alle sahen mich aus einer Mischung von Verwirrtheit und Besorgnis an. "Genug gestarrt?" fragte ich genervt. "Was ist los?" fragte Marvin. "Was sollte los sein?" "Sag du es uns Cas. Sonst redest du am Morgen wie ein Wasserfall und jetzt schweigst du, also ist etwas überhaupt nicht gut!" Nate sah mich fragend an. "Euer scheiss ernst?!" knurrte ich. "Erst versauen Nate und Nash mein Knie und meinen Kopf. Dann haut ihr alle bis auf Aaron aus dem Krankenhaus ab und sagt nicht einmal etwas und zu guter letzt ignoriert ihr mich als ich wieder gekommen bin. Oh und nicht zu vergessen das AJ mein verdammtes Essen geklaut hat!" gegen Ende wurde ich immer lauter. "Ich hasse es, wenn man mir mein Essen klaut!" sagte ich nun ruhiger und wollte gehen, aber Tristan hinderte mich daran indem er seine Hand auf mein Bein legte und leicht dagegen drückte.

"Wieso hast du uns nicht gesagt das du am gleichen Tag Geburtstag hast wie ich?" ich sah Tristan an und seufzte auf. "Wie schon gesagt. Weil der Tag dir gehörte Tristy. Du warst immer für mich da und daher solltest du den Tag bekommem, aber dank den Idioten habe ich es doppelt versaut. Wieso seid ihr gegangen?" ich sah die Jungs nacheinander an, vermied aber weiterhin den Blick zu Aaron. "Das ist eine witzige Geschichte Cas. Wir haben Marvin gesucht." sagte Teddy sarkastisch und erntete einen verwirrten Blick von mir. "Ja, wir haben ihn dann draussen gefunden und konnten nicht mehr rein weil die Türen abgeschlossen waren." okey, was auch immer hier gerade vorging, ich kapierte rein gar nichts. "Ja und was hat Marvin dort gemacht?" er jetzt sah ich, dass nicht nur ich mich komisch benahm, sondern auch alle anderen am Tisch. "Ja, was hat Marvin dort gemacht? Hm Marvin?" mischte sich nun auch noch Nate ein. "Marvin jetzt sag es ihr oder ich werde es machen!" knurrte nun Teddy. Ich wagte jetzt doch einen Blick zu Aaron. Er sah mich ebenfalls an und zuckte mit seinen Schultern, er hatte also genauso keine Ahnung was hier gerade abging wie ich.

"Marvin!" rief jetzt Tristan und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Jedoch schwieg Marvin weiterhin und sah auf seine Hände. "Gut. Cas-" fing Teddy an und sah zu mir. "Es tut mir leid, aber wir haben Marvin dabei erwischt, wie er draussen mit einer Krankenschwester rum gemacht hat." er sah mich entschuldigend an und nahm meine Hand in seine. War jetzt das ein schlechter Scherz oder was? Er hatte mit einer rumgemacht während ich im Krankenhaus lag. Langsam entzog ich Teddy meine Hand und lächelte gezwungen, was erstaunlicherweise aber wirklich echt aussah. "Und? Er ist Single und kann machen was er möchte." sagte ich ruhig. "So und wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, Nora kommt mich jetzt holen. Wir gehen noch weg." ich stand langsam auf, nahm meine Krücken und lief an den Jungs vorbei. "Cas?" ich blieb stehen und lächelte die Jungs an. "Wirklich alles okay?" hackte Tristan nach. "Klar, wie schon gesagt. Er kann machen was er möchte. Wir sehen uns später Jungs." immer noch lächelnd zog ich meine Jacke an und verliess die Villa.

Ich lief die Strasse entlang und sobald die Villa aus meiner Sicht verschwand, verschwand auch mein Lächeln. Wie konnte er mir das nur antun? Er sagte er liebt mich und stürzt sich dann auf die nächst Beste? Und dann noch eine Krankenschwester während ich im Krankenhaus liege und behandelt werde. Noch nie hatte mich jemand so gedemütigt. Das ich in so einer Situation überhaupt noch so tun konnte war ein Wunder und das sie mir das abgekauft hatten war einfach nur dumm. Natürlich war nicht alles okey! Alles war scheisse!

Ich hielt ein Taxi an welches gerade vorbei fuhr, stieg ein und nannte ihm die Adresse wo ich hin wollte. Nach etwa einer halben Stunde kamen wir auch an. Nachdem ich gezahlt hatte stieg ich aus und sah mir das Ganze einen Moment an. Auf einem riesen eisernen Schild stand es "Welcome to highgate Wood". Langsam betrat ich den Pfad des Waldes mit meinen Krücken und lief einige Meter, bis ich den Weg verliess und ziellos durch den Wald lief. Ich liebte Wälder. Sie hatten etwas ruhiges an sich, aber dennoch waren sie auch gefährlich. Man wusste nie was hier rum lief, geschweige denn wer. Aber mir war das alles egal. Ich konnte im Moment diese Ruhe mehr als nur gebrauchen.

Nach einer Stunde des ziellosen Umherlaufens fand ich die perfekte Stelle. Zwei riesige Bäume standen mit zwei Meter abstand zueinander und wurde umringt von Büschen. Ich setzte mich zwischen die Bäume und nahm mein Handy in die Hand. Da ich den Jungs sagte ich wäre bei Nora, erwartete ich nicht einmal das sie sich bei mir meldeten. Schnell schaltete ich den Flugzeugmodus ein, setzte meine Kopfhörer auf und lehnte mich an den Baum.

Ich musste nachdenken. Marvin hatte mich hintergangen, mich so quasi betrogen und das nur, weil ich nicht gleich wieder mit ihm eine Beziehung einging. Aber was erwartete er schon von mir? Das ich ihm gleich verzieh nur weil er sich entschuldigte? Jetzt hatte ich ja gesehen was ihm an mir lag. Nämlich rein gar nichts. Marvin würde jetzt ein für alle mal Geschichte sein. Sollte er doch dahin gehen wo der Pfeffer wächst! Es verletzte mich einfach zutiefst. Wie konnte ein Mensch nur so herzlos sein und jemanden so ausnutzen? Ich glaube, diese Logik der Männer würde ich nie verstehen.

Eins wusste ich jetzt aber sicher. Männer waren nichts anderes als hinterhältige, sexgeile und verlogene Arschlöcher!

Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt