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Ich zeigte ihm wo er seine Sachen ablegen konnte und führte ihn in die Küche. „Willst du was trinken?", fragte ich. Er schüttelte nur den Kopf. Hinter uns schnarchte jemand und Jimmy, er war sowieso schon so angespannt, zuckte zusammen. Doch wie zu erwarten war es nur mein Großvater. „Willst du mir beim Kochen helfen? Du könntest die Kartoffeln schälen oder die Möhren." Erst schien es so als wolle er bejahen zögerte dann jedoch mit einem Blick auf seine Hände und meinte dann: „Ich glaube ich wäre da keine so große Hilfe, ich bin nicht so begabt beim Kochen." Er lächelte schief doch ich hatte seine Reaktion zuvor mitbekommen. Irgendwann würde er mir erzählen müssen was mit seinen Händen war, aber er schien noch nicht bereit dazu also beschloss ich es einfach dabei zu belassen und fing an die Kartoffeln selbst zu schälen. Jimmy sah so aus als würde er sich Vorwürfe machen, weil er mir nicht helfen konnte und so überlegte ich was ich ihm sonst so auftragen könnte. „Dann setz doch schonmal das Wasser auf.", schlug ich vor und er machte sich sofort an die Arbeit. ,Gib einem Mann immer das Gefühl gebraucht zuwerden.', hatte meine Mutter früher immer gesagt und gerade eben hatte ich den Sinn dieses Spruches verstanden. Ich warf die fertigen Kartoffeln in den Topf und machte mich an die Möhren, gleichzeitig gab ich dem jungen Mann, der schon wieder ratlos neben mir stand, die Aufgabe schonmal den Tisch zu decken. Ich hoffte nur, dass er durch die Handschuhe keine Teller oder Gläser fallen ließ. Gerade als ich die Möhren zu den Kartoffeln getan hatte klopfte es an der Tür. Mein Großvater schreckte hoch. „Das ist nur Abby die Liz vorbeibringt Großvater. Schlaf noch etwas, ich weck dich wenn das Essen fertig ist." Und damit legte er sich wieder schlafen. Ich ging zur Tür und wurde stürmisch von Lizzy begrüßt. „Danke für's vorbeibringen."„Ach ist doch kein Problem Charlie.", erwiderte Abby lächelnd und machte sich auf den Rückweg. Was würde ich nur ohne sie tun? Liz hatte bereits den jungen Mann in der Küche bemerkt und starrte ihn an als wäre er ein Einbrecher oder sowas. Ich reagierte schnell bevor sie anfing zu kreischen, das tat sie nämlich gerne mal. „Liz das ist Jimmy. Er isst heute bei uns zu Abend.", erklärte ich ihr und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von erschrocken über erleichtert nach hell-auf-begeistert. Sie lief auf Jimmy zu und hielt ihm ihre Hand hin. „Ich bin Liz." Er schüttelte diese und stellte sich ebenfalls vor. „Bist du der Freund meiner Schwester?", ging Lizzy es direkt an, wobei Jimmy rot wurde und sich am Hinterkopf kratzte. Er sah mich unsicher an und ich musste grinsen. Er war echt süß wenn er mich so ansah. Ich entschloss mich dann doch ihm zu helfen und erklärte meiner Schwester: „Ja ist er und deshalb ist er heute hier." Sie grinste ihn an und begab sich dann zufrieden in ihr Zimmer. Immernoch grinsend ging ich auf meinen Freund zu, dessen Wangen immernoch einen leichten rosaton hatten, umarmte und küsste ihn dann. „Wer ist der denn?", kam es auf einmal von hinter mir. Mein Großvater hatte sich doch nicht wieder schlafen gelegt sondern war nun aufgestanden. Jimmy, nun etwas entschlossener, ging auf ihn zu und hielt ihm die Hand hin. „Ich bin Jimmy Darling. Ich bin der Freund ihrer Enkelin und sie hat mich heute zum Essen eingeladen." Mein Großvater guckte erst ihn ungläubig an, dann mich, dann gab er Jimmy die Hand und stellte fest: „Na das wurd' aber langsam auchZeit, dass du jemanden mit nach Hause bringst." Jetzt war ich es, die ihn ungläubig ansah, doch musste direkt danach lachen. Er stieg mit ein und auch Jimmy konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Während ich die Möhren und Kartoffeln zerquetschte und Lizzy zum Essen rief wurde Jimmy bereits ausgefragt. Er war anfangs sehr schüchtern, doch als er merkte wie nett er aufgenommen wurde von meiner Familie wurde er offener. Nur als die Frage kam wie wir uns denn kennengelernt hatten schritt ich ein und erklärte nur ich habe ihn bei meiner Arbeit kennengelernt, er arbeite bei einem Unternehmen, welches uns beauftragt hatte etwas zu reparieren. Das war nicht wirklich gelogen, nur nicht ganz detailiert erzählt. Meine Schwester und mein Großvater gaben sich beide damit zufrieden und gingen nicht weiter darauf ein. Jimmy wirkte erleichtert. Nach dem Essen half Liz mir beim Abspülen und Jimmy räumte das saubere Geschirr wieder weg. Liz waren seine Handschuhe mittlerweile auch aufgefallen und sie beobachtete ihn die ganze Zeit. Ich stubste sie an und deutete ihr ihn nicht danach zu fragen, sie fragte mich jedoch sofort nach dem Wieso? und ich flüsterte ihr zu es sei privat. Ich war froh, dass die Erziehung diesmal (oder vorerst) die Neugier unterdrückte und wir machten weiter. Als wir fertig waren brachte ich erst Großvater, dann Lizzy ins Bett. Danach ging ich ins Wohnzimmer wo Jimmy auf dem Sofa saß und zum Fenster schaute. Das Unwetter hatte bereits vor einigen Stunden angefangen und er hatte zwischendurch alle Läden geschlossen damit die Fenster heil blieben. Ich setzte mich zu ihm und sofort nahm er mich in den Arm. Nach einer Weile des Schweigens musste ich gähnen. „Sollen wir ins Bett gehen? Ich bin echt fertig.", meinte ich. „Ja ich bin auch müde. Hast du vielleicht eine Decke für mich?", fragte er auf das Sofa deutend. „Du musst doch nicht hier unten schlafen. Mein Bett ist groß genug für uns beide." Ich hatte nach dem Tod meiner Eltern oft in ihrem Bett geschlafen, weil ich hoffte sie würden irgendwann herein kommen und sich zu mir legen. Das war natürlich nicht passiert, aber nach ein paar Wochen war ich praktisch in ihrem Zimmer eingezogen. „Bist du sicher? Wir kennen uns noch nicht einmal zwei Wochen." Ich überlegte eine Weile und zuckte anschließend nur mit den Schultern. Wieso sollte er nicht mit mir in einem Bett schlafen, ich hatte zwei Decken, zwei Kissen und nur weil man nebeneinander lag musste man ja nicht sofort Sex haben. Ich stand auf und zog ihn an der Hand mit nach oben. Ich machte mich zuerst bettfertig und danach er. Er brauchte nicht lange und stand schon vor der Tür, ich sah seinen Schatten unter dem Türschlitz am Boden, doch aus irgendeinem Grund kam er nicht rein. Nach einigen Minuten rief ich nach ihm und die Tür öffnete sich. Herein kam ein Jimmy in Tshirt und Boxershorts. Und Handschuhen. Ich seufzte doch lächelte dann um ihn nicht noch mehr zu verunsichern, denn er stand jetzt unentschlossen mitten im Zimmer. Ich klopfte auf den freien Platz neben mir und langsam kam er zu mir ins Bett. Wir legten uns hin und ich machte das Licht aus. „Ich weiß nicht warum du sie trägst, es ist deine Sache. Aber du wirst es nicht ewig verstecken können.", sprach ich leise in die Dunkeltheit. Er schwieg. „Schlaf gut.", fügte ich noch hinzu und von ihm kam ein kaum hörbares: „Du auch." Ich schloss meine Augen. Der Regen prasselte auf das Dach, den Boden und die Fensterläden während der Wind an unserem Haus rüttelte. Ich musste morgen früh unbedingt nach dem Dach sehen. Nach einer halben Ewigkeit des Lauschens und Denkens fiel mir Jimmys regelmäßiger Atem auf. Er war schon eingeschlafen und so langsam driftete ich auch ab.

Hallo Leute :) hier der neue Part. Sorry, dass der so spät kommt, aber ich war so beschäftigt, dass ich es einfach vergessen hab.
Wie findet ihr das neue Titelbild? Hab ich gestern gemacht und irgendwie wirkt die ganze Story etwas seriöser xD
Was Charlie wohl sagen wird wenn Jimmy sich endlich traut ihr die Wahrheit zu sagen? Da müsst ihr wohl noch was warten.
Bis zum nächsten Part, eure MA4rt4.

Was ist daran so schlecht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt