Ich hatte mich schnell umgezogen und stand nun vor der Haustür, unentschlossen ob ich wirklich zu ihm gehen und mit ihm reden wollte. Schließlich setzte ich eine entschlossene Miene auf und öffnete die Tür. Augenblicklich hob er den Kopf. Er sah müde aus, hatte dunkle Augenringe und trug das gleiche Hemd wie am Abend zuvor. Ich hätte mir vorher überlegen sollen was ich sagen wollte, denn jetzt standen wir beide da und schwiegen uns an. „Es tut mir leid.", begann er. „Das sollte es auch.", entgegnete ich. Er spielte nervös mit seinen Handschuhen. Sie schienen auf einmal so viel interessanter als ich. „Ist das alles?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er schüttelte den Kopf doch machte keine Anstalten etwas zu sagen. Nach einer Weile stöhnte ich genervt auf und drehte mich um zur Tür. „Charlie warte." Ich drehte mich wieder zu ihm. Er hatte eine Hand halb nach mir ausgestreckt und als ich meinen Blick darauf richtete zog er sie schnell zurück. „Ich... ich weiß nicht wie ich das erklären soll." „Du bist ausgerastet. Ganz einfach.", stellte ich klar doch er schüttelte den Kopf. „Doch das bist du. Du hast uns eine Heidenangst eingejagt!", und schon kamen mir die Tränen. Ich versuchte mich zusammenzureißen. War gar nicht so einfach. „Ja, ja du hast recht okay?! Ich bin ausgerastet! Aber es ist doch nicht fair, dass ihr jemand so etwas antut nur wegen mir! Sie kann doch rein gar nichts dafür!", versuchte er sich zu rechtfertigen. „Natürlich ist es nicht fair, nichts im Leben ist fair! Denkst du es war fair dass sie ihre Eltern verloren hat bevor sie sie richtig kennenlernen durfte? Denkst du es ist fair, dass ich schon so jung arbeiten und den Haushalt allein schmeißen musste nur weil so ein Betrunkener auf der falschen Straßenseite gefahren ist?! Unser Leben war nie fair, genauso wenig wie deins, aber ich hab mich zusammengerissen und es hingenommen! Ich hab mich um die wichtigen Dinge gekümmert, nämlich um die Personen die mich gebraucht haben!", schrie ich ihn an. Ich wusste ich steigerte mich da in etwas hinein, aber ich konnte nicht anders. So viel hatte sich über die Jahre angestaut. „Nein! Du hast nur zugesehen! Du hast dich nie gewehrt, hast immer um Gnade gebettelt und bist vor den Leuten gekuscht die dir was wollten! Ich kämpfe wenigstens für meine Leute!", schrie er nun zurück. „Was für ein Schwachsinn!", ich schnaubte verächtlich, „Wenn du ins Gefängnis kommst hilft uns das allen auch so viel weiter!" „Was willst du eigentlich von mir?! Ich hab mich doch entschuldigt!" „Ich will dass du endlich akzeptierst was du bist und dich nicht immer von anderen provozieren lässt!" „Das sagt genau die Richtige! Wer von uns hat sich den letztes Jahr geprügelt?!" Er kam auf mich zu. „Ja das stimmt! Ein Mal! Ein Mal hab ich mich provozieren lassen und hab verloren! Siehst du was davon kommt?" „Nein du warst einfach zu schwach. Du hast es nicht gepackt! Du tust immer so als wärst du so stark und würdest alles können, aber so ist es gar nicht! Du bist ein Mädchen und du bist schwach! Du bist wie alle anderen.", jetzt stand er bedrohlich vor mir. Seine Stimme war gegen Ende leiser geworden und erinnerte an ein Knurren. Ich war zurückgewichen doch nun stand ich vor der Tür und konnte nicht weiter zurück. „Du bist rein gar nichts besonderes Charlotte Abbott. Wie alle anderen Mädchen suchst du nur nach Aufmerksamkeit. Ach du armes Ding. Hast ganz früh deine Eltern verloren und warst ganz alleine.", er amte ein heulendes Mädchen nach. „Was denkst du habe ich in meinem Leben durchgemacht?" Ohne dass ich es wollte lief mir die erste Träne aus den Augen. Jimmy stockte. „Ich will das du jetzt gehst.", brachte ich hervor. Es war mehr ein Flüstern. „Was?" „Geh!", schrie nun, „Geh und komm nicht wieder!" „Ich denke nicht dran!", schrie er nun auch wieder. Ich presste meinen Rücken gegen die Tür und versuchte die Klinke zu finden, aber Jimmy nahm meine Hände und drückte sie über meinem Kopf an die Tür. Entsetzt sah ich ihn an. Was war nur los mit ihm? Sein Gesicht war nun direkt vor meinem. Sein Atem. Er hatte getrunken. „Du wirst mir jetzt eins verraten.", flüsterte er drohend, „Warum zum Teufel hast du mich ausgewählt? Warum mich? Damit du was zu lachen hast? Weil du jemanden brauchtest der leicht zu haben war? Brauchst du Aufmerksamkeit?" Ich konnte nicht antworten. Meine Kehle war wie zugeschnürt vor Angst. Plötzlich hörte ich das Entsichern eines Gewehres. Wir drehten unsere Köpfe in die Richtung aus der das Geräusch kam. Dort stand, zitternd wie Espenlaub, Lizzy mit dem Gewehr und zielte auf Jimmy. „Lass sie los.", meinte sie ängstlich, dennoch entschlossen. Als Jimmy sich nicht bewegte wiederholte sie etwas lauter: „Lass sie los." Langsam löste sich Jimmy von mir und ging, die Hände erhoben ein paar Schritte zurück. Sobald ich frei war lief ich zu meiner Schwester und nahm ihr das Gewehr ab. Ich zielte auf Jimmy. „Mach das du wegkommst. Sofort." Jetzt war er es, der erschrocken aussah. „Und komm ja nicht wieder. Nie wieder." Ganz langsam stieg er auf sein Moped und fuhr los. Als er außer Hörweite war brach ich zitternd zusammen. Lizzy nahm mir das Gewehr wieder ab und sicherte es. Ich konnte es nicht zurückhalten. Noch nie hatte ich vor ihr geweint. Ich hatte immer versucht die Starke zu sein, aber es ging nicht mehr. Was war eben passiert? Ich konnte es nicht sagen. „Charlie? Lass uns reingehen okay?", fragte Lizzy und sie klang so ruhig. Ich nickte und stand auf. Wir ließen uns in der Küche am Tisch nieder und schwiegen einfach. Ich brauchte eine Weile um das zu verarbeiten. Hat Jimmy mich eben wirklich bedroht? Ich konnte es mir gar nicht vorstellen, obwohl es ja gerade eben passiert war. Habe ich wirklich gesagt er solle nie wieder kommen? Ich habe noch nie so viele Gefühle auf einmal gespürt. Hass und Wut, Trauer und Angst. Vorallem Angst. In all den Monaten hatte ich ihn noch nie so erlebt. Diese Wut in seinen Augen. Wut auf mich. Wer weiß was passiert wäre, wäre Liz nicht gekommen...
Hallo Leute,
ja ich weiß, wieder zu spät, aber ich bin nicht wirklich zufrieden mit dem Part. Ich hab gestern und heute echt gestruggelt ob ich das so hochladen soll...
Ich hoffe ihr findet ihn trotzdem ganz ok. Tut mir leid, falls ich euch nach dem letzten Part enttäusche. Der scheint euch nämlich extrem gut gefallen zu haben. Vielen Dank für die netten Kommentare, das hat mich wirklich sehr gefreut ^^
Ich werd' mir beim nächsten Part noch mehr Mühe geben, damit er besser wird.
Ich bin im Moment irgendwie so beschäftigt... Obwohl ich keine Schule mehr habe (nie mehr), habe ich viel mehr zu tun :D schon komisch.
Einen schönen Abend euch noch und bis zum nächsten Part,
eure MA4rt4
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...