Den ganzen nächsten Tag verbrachten Jimmy und ich zusammen. Er erholte sich relativ schnell und so zogen wir wieder in seinen Wohnwagen um. Ich räumte die Küchentheke etwas auf als er frisch geduscht den Wohnwagen betrat. Er umarmte mich von hinten und küsste meinen Nacken. „Du musst das nicht aufräumen, Babe." Ich drückte ihn von mir weg. Er wusste ich konnte es nicht leiden, wenn er mich so nannte. Eigentlich hatte ich es ihm recht schnell abgewöhnen können, aber manchmal tat er es doch. Allerdings kam ich mir dabei immer vor wie eine kurze Affäre deren Namen man sich nicht merken konnte. Ich wusste nicht warum, aber es war halt so. Er ließ sich nicht lange fernhalten und schon schlang er seine Arme wieder um mich. „Tut mir leid.", flüsterte er in mein Ohr. Ich legte das Handtuch beiseite und drehte mich in seinen Armen. „Das hast du sehr oft gesagt seit du wieder wach bist.", bemerkte ich. Er biss sich auf die Unterlippe und sah schuldbewusst drein. Er hatte sich die Sache vor meinem Haus immer noch nicht verziehen obwohl ich ihm mehrmals versichert hatte, dass ich deswegen nicht wütend war. Ich lehnte mich an seine Brust und atmete seinen Duft ein. Endlich roch er nicht mehr nach Alkohol und Erbrochenem. Er roch wieder wie er selbst. „Wie kommt es eigentlich, dass du gestern da warst? Du musstest doch arbeiten.", nuschelte er in meine Haare. „Ich hab mir freigenommen.", gab ich gegen seine Brust nuschelnd zurück. Er schob mich ein Stück zurück um mich anzusehen. „Du hast dir frei genommen? Du nimmst dir nie frei.", meinte er überrascht. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Du hättest sterben können. Da warst du mir etwas wichtiger als die Arbeit.", gab ich zurück, das ,etwas' leicht sarkastisch betont. Er lächelte kurz bevor er mich küsste. Er wirkte irgendwie sehnsüchtig. Seine Hand wanderte in meine Haare und hielt sich darin fest, die andere an meinem Hintern drückte mich näher an ihn. Ich zog ihn an seinen Schultern leicht zu mir runter, dann wanderten meine Hände in seinen Nacken. Das funktionierte viel besser. Er stöhnte in den Kuss hinein, doch vertiefte ihn nicht weiter. Er war immer noch angschlagen und erholte sich von den letzten Tagen. „Du hast mir so gefehlt.", hauchte gegen meine Lippen als wir uns lösten. „Du mir auch.", gab ich zurück, bevor wir uns erneut küssten. Der Kuss dauerte lange, irgendwann jedoch lehnte sich Jimmy erschöpft gegen den Tisch und ich ließ von ihm ab. „Du solltest dich ausruhen.", schlug ich vor und er nickte. Er begab sich zu dem frisch bezogenen Bett und legte sich hin. Ich deckte ihn zu und als ich mich abwandte hielt er mich am Arm fest. „Leg dich zu mir.", bat er doch ich schüttelte den Kopf. „Ich muss noch was erledigen.", erklärte ich schlicht und befreite mich aus seinem Griff. Ich zog den Vorhang zu, der den Schlafraum vom Wohnraum trennte und machte mich weiter daran aufzuräumen. Als ich fertig war half ich den anderen beim Kochen. Sie waren alle sehr froh, dass es Jimmy wieder besser ging. Nach der Show gestern hatten die meisten bei uns vorbeigeschaut um sich selbst zu vergewissern, dass es ihm auch wirklich gut ging. Der Rest ist heute morgen bei uns gewesen. Mir war gar nicht aufgefallen wie besorgt sie tatsächlich gewesen sind. Er war so etwas wie ihr Anführer. Er war zwar nicht der Älteste, aber er war immer für alle da wenn sie ihn brauchten. Und nun waren sie für ihn da. Ich hatte die Situation noch nie so betrachtet. Sie brauchten ihn wirklich, genauso, wie er sie brauchte. Sie waren eine Familie. Ich verstand, warum er sich nicht gegen sie entscheiden wollte. Ich würde einiges dafür geben, um meine Familie wieder zurück zu kriegen. Dennoch hatte ich jedes mal wenn ich darüber nachdachte dieses Stechen im Bauch. Ein Hauch von Eifersucht, den ich versuchte zu unterdrücken. Die Frage, warum er sich nicht sofort einfach für mich entschied. Immer wieder versuchte ich den Gedanken beiseite zu schieben, aber er tauchte jedes Mal wieder auf. Gerade als das Essen fertig war kamen Lizzy und Abby vorbei. Harry war auch mitgekommen. Sie wollten sich erkundigen, wie es Jimmy mittlerweile ging. Ich hatte vollkommen vergessen sie anzurufen. Eigentlich hatte ich mir extra ein paar Münzen zurecht gelegt, damit ich von der Telefonzelle in der Nähe aus Bericht erstatten konnte. Sie nahmen es mir jedoch nicht übel und ich erklärte ihnen einfach gleich hier was passiert war. Als ich geendet hatte und das Essen fertig gekocht war bot Eve den Dreien an zum Mittagessen zu bleiben. Sie gesellten sich bereits zu den anderen an den Tisch während ich mich auf zu Jimmys Wohnwagen machte um ihn zu wecken. Er schlief tatsächlich noch und so gab ich ihm einen Kuss auf die Nase. Verschlafen öffnete er die Augen und grinste als er mich sah. „Das Essen ist fertig.", erklärte ich. „Oh gut, ich hab einen Mordshunger.", stellte er fest und hielt sich den Bauch. „Du hast ja auch seit Tagen nichts Richtiges gegessen." Er zog sich so schnell er konnte um und wir machten uns auf den Weg zu den Anderen. Er legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich zu sich ran. Seit er wach war war er extrem anhänglich geworden. Es machte mir jedoch nichts aus und so lehnte ich mich im Gehen leicht an ihn. Beim Tisch wurde Jimmy strahlend von allen begrüßt. Liz sprang schon auf und rannte auf uns zu als wir gerade um die Ecke gebogen waren. Sie sprang regelrecht an Jimmy hoch und er konnte sie gerade noch so festhalten, dass sie nicht auf den Boden fiel. Sie drückte ihn fest an sich und flüsterte etwas in sein Ohr. Ich konnte es nicht verstehen, er lachte jedoch dabei. Dann ließen wir uns am Tisch nieder und endlich konnten wir was essen. Auch ich hatte ordentlich Hunger. Ich hatte mir am gestrigen Tag solche Sorgen gemacht, dass ich kaum etwas runter bekam. Jimmy verschlang sein Essen beinahe in einem Bissen und ich hielt ihn etwas zurück. Sein Magen war immer noch angeschlagen und er sollte besser etwas ruhiger essen. Er entschuldigte sich und machte sich dann etwas gemäßigter an sein Essen. Anschließend machten wir es uns auf den Stühlen vor dem Wohnwagen gemütlich und unterhielten uns eine Weile. Morgen war Sonntag und so konnte ich noch eine Nacht hier bleiben. Gegen Abend nahm Abby Liz also wieder mit zu sich und Jimmy und ich waren wieder alleine. Wir gingen früh schlafen, beide ausgelaugt von den Ereignissen der letzten Tage. Er lag bereits im Bett während ich mich auszog. Er lag auf der Seite und beobachtete mich. Ich zog mein Nachthemd über und kletterte zu ihm unter die Decke. Eine Weile lagen wir beide still da, bis er das Wort ergriff. „Charlie?", ich brummte nur als Antwort, „Ich hab' mich noch nicht entschieden, Charlie." Da war es wieder, dieses stechende Gefühl. Ich antwortete nicht und sah ihn auch nicht an. „Charlotte?" Ich zuckte leicht zusammen bei meinem vollen Namen. Er benutzte ihn nur, wenn es wirklich ernst war. Ich überlegte mir meine Worte gut bevor ich sie aussprach, dennoch war ich nicht ganz zufrieden. „Ich vertraue dir. Egal wie du dich entscheidest, ich verstehe es. Sie sind deine Familie, ich verstehe, dass du sie nicht verlieren willst." Gerne hätte ich ihm gesagt, dass er gefälligst bei mir bleiben soll. Dass ich ihn brauchte und dass ich Angst hatte ihn zu verlieren. Doch ich konnte es ihm nicht sagen. Ich wollte ihn nicht zwingen. Er sollte sich ganz allein für mich entscheiden. Doch meine Hoffnung war angeschlagen, seit ich gesehen hatte, wie sehr die Freaks zu ihm gehalten hatten, sich um ihn gesorgt hatten. Ich hielt mich an seinem Unterhemd fest und drückte mein Gesicht gegen seine Brust. Ich durfte jetzt nicht weinen, sonst würde er es merken. Ich schaffte es es zu unterdrücken. Er legte seine Arme um mich und drückte mich fest an sich, doch ich drehte mich um, sodass mein Rücken an seinem Bauch lag. Ich nahm eine seiner Hände und hielt sie mit meinen beiden fest. Ich küsste jeden seiner Fingerknöchel und legte anschließend seine Hand an meine Wange. Er entspannte sich langsam. Jimmy war schon längst eingeschlafen, seine gleichmäßige Atmung beruhigte mich ein wenig, doch ich lag noch lange wach und dachte nach. Ich wollte wissen wie er sich entscheiden würde. Die Ungewissheit fraß mich von innen auf. Ich wüsste nicht was wäre, entschiede er sich gegen mich. In meinem Kopf spielten sich unglaublich viele Szenarien ab. In jedem davon versuchte er mir zu erklären warum er lieber bei seiner Familie blieb. Ich merkte nicht, wie sich das Nachdenken in Träume umwandelte. Ich träumte die hirnrissigsten Verabschiedungen von ihm und die unsinnigsten Gründe bei der Show zu bleiben. Eine Stimme riss mich aus meinen Alpträumen. „Charlie! Wach auf, Charlie!" Ich schreckte hoch. Jimmy hatte mich an den Schultern gepackt und geschüttelt bis ich wach wurde. „Du bist ja ganz blass.", stellte er fest. Er nahm mich in den Arm während ich versuchte meine Atmung in den Griff zu kriegen. Schweiß stand auf meiner Stirn, er verwischte auf Jimmys Unterhemd. „Wovon hast du geträumt?", fragte er besorgt, er klang so, als wüsste er es bereits. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so wichtig.", murmelte ich gegen seine Brust und versuchte mich zu entspannen. Es dauerte eine ganze Weile, aber es funktionierte. Sein Herzschlag an seinem Ohr und seine starken Arme, die mich festhielten, beruhigten mich. Ich schlief wieder ein, dieses Mal ruhiger und entspannter. Ich spürte seine Nähe, spürte dass er da war und mich nicht verlassen würde.
Hallo Leute,
ja ich weiß, des Part ist etwas kürzer, aber ich fand, dass das Ende so gut passte, da wollte ich nicht noch etwas dranhängen. Ich würde das gerne erst mal so sacken lassen, versteht ihr?
Das Feedback in den letzten Parts ist echt positiver geworden, vielen Dank dafür ^^
Danke für's Lesen und bis zum nächsten Kapitel,
eure MA4rt4.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...