Jimmy hielt Liz hoch damit sie die obersten Kerzen auch noch anzünden konnte. Als sie fertig war applaudierten alle und Jimmy ließ sie wieder runter. Wir standen alle um den großen Baum herum, der mitten im Zelt aufgestellt und mit allerlei merkwürdigem Zeugs behangen war. Neben der ein oder anderen tatsächlichen Weihnachtskugel fand man auch Stofftiere, Waschlappen, Gabeln und sogar Kochtöpfe. Aber warum auch nicht? Ein bunter, schräger Baum für ein paar unterschiedliche, schräge Menschen. Nachdem ein paar Weihnachtslieder gesungen wurden, begleitet von Eve am Klavier, setzten sich alle an den langen Tisch. Ich half Ethel und einer anderen die sich mir als Rachel vorgestellt hatte das Essen zu servieren. Die beiden hatten sich wirklich selbst übertroffen. Für das Essen hatten sie alle den ganzen Monat lang gespart und hatten sich wirklich etwas tolles leisten können. Es gab feines Rinderfilet mit Bratkartoffel, verfeinert mit kleinen Speckwürfeln, dazu verschiedenstes Gemüse und Bratensoße. Es schmeckte köstlich, so köstlich, dass während des Essens kaum gesprochen wurde. Ich saß neben Jimmy und auf meiner anderen Seite Liz. Wir saßen irgendwo mittendrin und während ich aß beobachtete ich die Freaks ein wenig. Ich kannte mittlerweile fast alle beim Namen, aber es waren zu viele als dass ich sie mir oft sofort merken konnte. Pepper und Salty fütterten sich gegeseitig wobei sie die Soße rund um ihre Münder verteilten. Wie ich erfahren hatte waren die beiden sowas wie ein Paar und liebten sich seit dem ersten Moment in dem sie sich getroffen hatten. Pepper sei jedoch die schlauere von beiden. Spitzköpfe sind ja bekanntlich nicht die Intelligentesten, aber Pepper konnte tatsächlich einige Wörter sagen, ganze Sätze sogar und ihren Namen konnte sie auch schreiben. Jimmy hatte mir erklärt, dass es für jemanden wie sie eine große Leistung sei. Auf der anderen Seite des Tisches saßen Amazon Eve und MaPetit. Die Kleine war immernoch genauso niedlich wie damals als ich sie kennengelernt habe. Sie saß in einem Hochstuhl, der eigentlich für kleine Kinder war, aber anders wäre sie wohl nicht an den Tisch gekommen. Neben den beiden saßen die ganzen Liliputaner. Sie waren nochmal so etwas wie eine eigene kleine Familie in der großen Freakfamilie. Sie verstanden sich untereinander einfach sehr gut, da sie alle gleich waren. Sie waren während des Essens eigentlich die Einzigen die sich unterhielten. Neben Ethel, schräg gegenüber von mir saß Miss Elsa. Das Make-up heute noch dominater und ihre Haare steif vom Haarspray. Mit erhobenem Kinn saß sie da und hielt ihre Gabel nur mit den Fingerspitzen. Sie fühlte sich als etwas besseres, das sah man ihr an. Ich konnte sie noch immer nicht leiden. Jedesmal wenn ihr Blick mich traf kniff sie ihre Augen leicht zusammen und sie hob ihr Kinn noch ein Stück höher als sowieso schon. Als ich ihr bei unserer Ankunft vorhin einen schönen Weihnachtsabend wünschte, hatte sie nur ihre Lippen geschürzt und leicht genickt. Ja gut, vielleicht hatte ich es auch leicht übertrieben süßlich, mit einem Hauch Sarkasmus gewünscht. Aber dennoch gefiehl mir ihre Reaktion nicht. Ich erwähnte es Jimmy gegenüber allerdings nie, weil er sie quasi anhimmelte. Sie hatte ihn und seine Mutter nach einer schweren Zeit wieder zusammengebracht und ihnen eine Arbeit und vor allem eine Familie gegeben. Das rechnete selbst ich ihr hoch an, jedoch ließ mich der Verdacht nicht los, dass sie ihre Freaks oder ihre „Kinder" eher für so etwas wie Sammelobjekte hielt, als für eine Familie. Ich bemerkte Ethels fragenden Blick auf mir und wandte mich von Elsa ab wieder meinem Essen zu. Nachdem auch der Letzte seine Gabel ablegte und alle in irgendwelche Unterhaltungen verwickelt waren hörten wir Glas klimpern. Miss Elsa hatte mit ihrem Messer gegen ihr Glas geschlagen und als sie unser aller Aufmerksamkeit hatte erhob sie sich. Mit erhobenem Kinn überblickte sie einmal den Tisch von links nach rechts und begann ihre Rede: „Ersteinmal hoffe ich, dass es euch allen geschmeckt hat. Ethel und Rachel haben sich wirklich mal wieder selbst übertroffen und uns ein zauberhaftes Essen zubereitet." Sie wurde von Klatschen und Fäusten die auf den Tisch hämmerten unterbrochen. „Als nächstes ...", fuhr sie ungerührt fort, „möchte ich euch allen für den schönen Weihnachtsbaum danken. Ihr habt ihn wirklich sehr... kreativ gestaltet." Wieder klatschen und hämmern. Obwohl sie das Wort kreativ nur benutzte um nicht zu sagen, dass die Deko ein heilloses Durcheinander war, schwankte doch ein wenig Stolz in ihrer Stimme mit, was mich überraschte. „Auch möchte ich unseren beiden Gästen danken, dass sie unsere Einladung angenommen haben und uns an diesem Abend beiwohnen." Sie deutete auf Liz und mich. Ihr Lächeln war sanft, doch als ihr Blick von Lizzy zu mir schweifte versteifte sich ihre Mimik ein wenig. „Charlie. Du bist nun schon so lange mit Jimmy zusammen und ihr beide gehört ja praktisch zur Familie. Wir freuen uns alle, dass ihr gekommen seid." Und erneut klatschen und hämmern. Jimmy legte seine Hand auf meine und drückte sie sanft. Ich lächelte ihn an und drehte meine Hand so, dass ich meine Finger um seine legen konnte. „Und zu guter Letzt wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest." Jetzt schlug auch ich leicht mit meiner freien Hand auf den Tisch als sie sich wieder hinsetzte. Ich bekam es jedoch nur halb mit, denn ich hatte mich in Jimmys leuchtenden Augen verloren. Auf dem Tisch standen Kerzen und Öllampen. Das warme Licht des Feuer ließ seine braunen Augen noch lebendiger aussehen als im Sonnenlicht und das halbdunkel noch tiefer und unergründeter. Der Anblick faszinierte mich, doch wurde ich von einer schmunzelnden Ethel aus meinen Träumereien gerissen. „Charlotte Süße, magst du mir nicht mit dem Nachtisch helfen?" „Ähh... ja, ja klar." Langsam ließ ich Jimmys Hand los und stand auf um Ethel zu folgen. „Ich will auch helfen!", rief Liz und folgte uns hüpfend, was die bärtige Lady und mich auflachen ließ. Der Nachtisch war ganz einfach Milchreis mit Zimt und Zucker verfeinert. Vorsichtig gab ich Lizzy die schwere Schüssel und sie trug sie zum Tisch. Ethel und ich übernahmen die anderen beiden. Gerade wollte ich meine nehmen als Ethel mich am Arm festhielt. Überrascht sah ich sie an und wartete auf das was sie zu sagen hatte. „Charlie, ich möchte dir danken. Ich weiß, dass habe ich schon so oft getan, aber wenn ich sehe wie Jimmy jeden Tag so glücklich aussieht... Als er kam und mir erzählte ihr zwei würdet zum Weihnachtsessen kommen, da war er so überglücklich. Ich glaube er hat sich Hals über Kopf in dich verliebt." Ich merkte wie mir bei ihren Worten die Hitze ins Gesicht stieg und ich sah zu Boden, damit sie die Röte auf meinen Wangen nicht sah. Natürlich sah sie es trotzdem und packte mich sanft an den Schultern. „Du hast meinem Jungen gezeigt, dass er nicht einfach nur ein Showobjekt ist und ich weiß, es ist nicht einfach für dich. Die Leute reden über euch und verachten dich weil du dich mit uns abgibst..." „Nein, Ethel...", unterbrach ich sie, „das ist mir egal. Die Leute haben auch schon vorher über mich geredet, es ist egal.", ich zuckte mit den Schultern, „Ich... ich mag Jimmy, ich glaube sogar dass ich ihn liebe. Ich würde mich nie wegen ein paar dummen Menschen oder dummen Kommentaren von ihm trennen." Bei dem Part mit der Liebe war ich sehr leise geworden und hatte nervös zu Boden geblickt. Doch danach hatte ich Ethel ernst in die Augen gesehen, damit sie merkte, dass ich es wirklich ernst meinte. Jetzt lächelte sie mich sanft an und umarmte mich dann fest. Als wir uns lösten wischte sie sich kurz über die Augen und nahm dann wortlos eine Schüssel mit Milchreis und gesellte sich zu den anderen ins Hauptzelt. Leicht überrascht von ihrer Reaktion blieb ich noch kurz stehen bevor ich ihr schnell mit der letzten Schüssel folgte. Der Abend ging sehr schnell vorüber. Wir quatschten alle, spielten Karten und andere Spiele. Die Freaks brachten uns einige für Zirkusleute typische Spiele bei, wie z.B. eins, bei dem man den Kopf auf einen Stock legen und sich 10-mal im Kreis drehen musste. Danach sollte man den Stock so schnell wie möglich durch einen Ring stecken. Das war gar nicht so einfach, vorallem nach dem ganzen Eierpunsch wodurch ich noch schneller schwindlig wurde. Paul erzählte mir, dass dieses Spiel damals von den Indianerkindern gespielt wurde und sich irgendwie bei den Zirkusleuten festgesetzt hat. Irgendwann wurde es dann aber zu spät für uns und als Lizzy sich gähnend an Ethel kuschelte, die in einem alten Schaukelstuhl saß, beschloss ich, dass es Zeit wurde zu gehen. Immerhin waren wir ja auch noch morgen zum Frühstück und zur Bescherung bei Abby eingeladen. Ich nahm also Lizzy auf meinen Arm und sie lehnte sich erschöpft an mich. Sie hatte den ganzen Abend mit den Spitzköpfen fangen gespielt und war jetzt total ausgelaugt. Ich verabschiedete mich von Ethel und drehte mich um um nach Jimmy zu suchen, doch er stand schon hinter mir. Leicht erschrocken lachte ich auf und klopfte ihm auf die Schulter. Er grinste mich an, sodass ich seine Grübchen sehen konnte. „Wir müssen los.", erklärte ich ihm und er nahm meine freie Hand und führte mich hinaus. Mit der anderen hielt ich Liz fest, damit sie nicht abrutschte. Sie war bereits eingeschlafen, doch ich musste sie nochmal wecken als wir bei Jimmys Wohnwagen ankamen, damit sie ihren Mantel anziehen konnte. Sehr langsam und verschlafen zog sie sich an. Jimmy half ihr dabei. Danach schlüpfte er selbst in seine Jacke. „Bist du dir sicher, dass du mitkommen willst? Du verpasst Weihnachten mit deiner Familie.", unsicher sah ich ihn an. Er legte eine Hand an meine Wange und küsste mich kurz. „Ich bin mir sicher. Weihnachten hab ich mit denen schon so oft gefeiert, da verpass' ich doch nicht das erste Weihnachten mit dir." Meine Mundwinkel bogen sich wie von selbst nach oben und ich lehnte mich an ihn, legte meinen Kopf auf seine Brust und atmete seinen Duft ein. „Hast du alles für morgen?", nuschelte ich gegen sein Hemd und seine Brust bebte leicht als er lachte. „Ich hab ein Hemd und die Hose mit den wenigsten Löchern frisch gewaschen und gebügelt. Und ich wette Ma hat dir für mich neue Socken gegeben die ich morgen früh vom Weihnachtsmann bekomme." Während er redete sah ich zum ihm auf und er zwinkerte mir beim letzten Satz zu. Ich lächelte ihn an. So langsam wurde auch ich müde, also drehte ich mich um und nahm Lizzy auf den Arm. Jimmy versuchte noch schnell sie selbst zu nehmen, aber er war zu langsam. Auch wenn er hier der Mann war musste ich ihm ab und zu klar machen mit wem er es hier zu hatte. Frech grinste ich ihn an und verließ dann mit meiner Schwester auf dem Arm den Wohnwagen. Er schwang sich seinen Rucksack über die Schultern und folgte mir Kopfschüttelnd aber dennoch grinsend hinaus. Ziemlich durchgefroren kamen wir beim Haus an. Durch den tiefen Schnee mussten wir immer noch zu Fuß gehen und trotz der Bewegung war uns die ganze Zeit kalt. Ich setzte die schlafende Liz erstmal auf dem Sofa ab und zog mir den Wintermantel, Handschuhe, Mütze und Schal aus. Sie war auf die letzten Meter echt schwer geworden, doch ich hatte versucht mir nichts anmerken zu lassen. Dann zog ich ihr ihre Sachen aus und gab sie Jimmy. Er hing sie an die Garderobe und ich konnte Lizzy schnell ins Bett bringen. Sie war wieder etwas wacher und zog sich schnell ihren Schlafanzug an bevor sie sich ins Bett fallen ließ. Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und flüsterte ihr zu: „Frohe Weihnachten Liz." „Frohe Weihnachten Charlie.", nuschelte sie zurück. Ich löschte das Licht und schloss ihre Tür hinter mir. Zufrieden stellte ich fest, dass Jimmy gerade im Bad war. Ich ging zur Tür und klopfte leise. Er rief mich herein und ich öffnete sie vorsichtig, da sie immer so laut quietschte. Jimmy stand vor dem Spiegel und rasierte sich. Er trug nur seine Schlafanzughose und so unauffällig wie möglich beäugte ich sein Sixpack und seine recht starken Oberarme. Er bemerkte jedoch, dass ich ihn beobachtete, denn ich war dämlicherweise dafür im Türrahmen stehen geblieben. Schnell schlüpfte ich ins Zimmer und zog mich hinter seinem Rücken um. Als ich fertig war umarmte ich ihn von hinten und legte meine Wange an sein Schulterblatt. „Warum rasierst du dich jetzt noch?", fragte ich müde. „Weiß nicht, ich muss es ja sowieso noch tun, also warum nicht jetzt?", war seine Antwort. Leicht verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Das machte nicht wirklich Sinn, aber ok. Wieder atmete ich seinen Duft ein und verstärkte den Griff um seinen Bauch und zog ihn so näher an mich heran. Er wusch sein Gesicht und trocknete es anschließend ab. Dann löste er meinen Griff, doch nur so weit um sich in meinen Armen umzudrehen. Er sah mich an und legte ebenfalls seine Arme um mich. Ich drückte mich so fest an ihn, ich wollte ihn nicht mehr wirklich loslassen. Ich hatte meinen Kopf wieder auf seine Brust gelegt, doch er hob mein Kinn so, dass ich ihn ansehen musste. Er küsste mich kurz. Nur kurz. Doch ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn nochmal. Ich legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir runter. Das war eindeutig bequemer für mich. Bei dem Gedanken grinste ich in den Kuss hinein. Er wurde intensiver. Leicht knabberte ich an Jimmys Unterlippe und das Ganze entwickelte sich zu einem ziemlich heißen Zungenkuss. Ich fand den Gedanken daran zwar immer noch etwas eklig, aber gleichzeitig erregte es mich so sehr, dass ich mein Gehirn einfach mal kurz abschaltete. Seine Hände fuhren meine Seiten auf und ab und blieben auf meinem Hintern liegen. Er hob mich hoch und ein überraschter Laut entwisch mir. Schnell schlang ich meine Beine um seine Hüfte um nicht wieder runter zufallen. Er trug mich, immer noch küssend, zum Bett und legte mich sanft auf dem Laken ab. Es war recht kalt in dem Zimmer und so kroch ich schnell darunter und hielt die Decke für ihn hoch. Er gesellte sich zu mir und ich kuschelte mich eng an ihn. Er hatte sich schnell ein Unterhemd angezogen, wie ich leicht enttäuscht feststellte. Langsam wurde es wärmer unter Decke. Ich lag mit meinem Rücken an seinem Bauch und er hatte seine Arme um mich gelegt und drückte mich fest an sich. Ich nahm eine seiner Hände in meine und gab ihm einen Kuss auf die Knöchel. Dann legte ich seine Hand auf meinem Schlüsselbein ab, da ich sie nicht wirklich zum Einschlafen auf meiner Brust haben wollte. Aber dennoch wollte ich sie festhalten. Ich schloss die Augen und vor Erschöpfung war ich schon sehr bald in einen tiefen Schlaf gerutscht.
Hallo Leute :)
neuer Part. Sry, dass er erst heute kommt, ich hab's gestern einfach nicht mehr geschafft. Ich war mit einer alten Freundin unterwegs und als ich zu Hause war ich froh im Bett zu sein :D
Wie findet ihr dieses schüchterne, unsichere von Charlie wenn es um Sex geht? Als sowas wie dass sie total nervös wird und keine Ahnung von irgendwas hat. Ich hab gedacht, dass würde ganz gut zu einer Jungfrau aus den 50ern passen. Ist sie zwar nicht mehr, aber ihr wisst was ich meine.
Das Kapitel ist recht lang ja, aber eigentlich auch nur weil ich Weihnachten in höchstens zwei Parts unterbringen wollte. Aber so habt ihr wenigstens mal was ordentliches zum Lesen :)
Vielen Dank, dass ich euch immernoch mit dem Zeug hier rumschlagt und einen schönen Tag noch,
eure MA4rt4.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...