Etwas überrumpelt sah er mich an, dann fand er seine Stimme wieder und fragte: „Meinst du das ernst?" Verunsichert sah er mich an. Ich nickte leicht. „Ja.", es war mehr ein Hauchen als eine richtige Antwort, doch zu mehr war ich im Moment nicht fähig. Ja, ich liebte ihn, ich war mir sicher. Leicht drückte er meine Hand und ich erwiderte die Geste, woraufhin er lächelte. Es war eines seiner schönsten Lächeln, dass ich je an ihm gesehen hatte. Seine Augen funkelten im schwachen Licht des Flures und ich sah seine Lachfältchen um die Augen und die kleinen Grübchen, die mich jedes mal dahinschmelzen ließen. „Das hat noch nie ein Mädchen zu mir gesagt.", erklärte er und wirkte dabei so erleichtert und verblüfft zugleich. Zur Antwort lächelte ich nur leicht und küsste ihn dann. Ein kurzer Kuss, doch er war der ehrlichste den wir je hatten. Unsere Gesichter waren ganz nah aneinander, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. „Ich liebe dich auch Charlie Abbott.", flüsterte er und ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Wir küssten uns gleich nochmal. „Nawwww!" Erschrocken drehten wir uns um. Liz stand im Türrahmen zum Wohnzimmer und schaute uns verträumt an. „Ich will auch mal so einen Freund wie Jimmy haben.", stellte sie klar und klimperte mit den Wimpern. Lachend nahm ich sie auf den Arm und brachte sie zum Sofa. Dort schmiss ich sie drauf und kitzelte sie so gut ich konnte. Sie quietschte regelrecht. „Dafür dass du so erschrocken hast!", rief ich lachend, während Jimmy uns amüsiert zusah.
Ich fiel rückwärts und landete im zum Glück weichen Schnee. Glen, ein stämmiger junger Mann kniete über mir und hielt meine Hände neben meinem Kopf fest. Er war so schwer, dass ich mich nicht bewegen konnte, ich war wehrlos. „Du und dein kleiner Freak könnt euch verpissen! Hörst du?! Verpissen sollt ihr euch! Bald ist Weihnachten, niemand will eine Missgeburt und eine Verrückte an Weihnachten hier haben und auch sonst nicht!" Er spukte mir ins Gesicht. Ich versuchte meine Arme zu befreien. Vergebens. Ich wollte um Hilfe schreien, aber mir würde sowieso niemand helfen, dachte ich. Doch schon wurde Glen von mir runter gezogen. Schnell wischte ich mit dem Ärmel die Spucke aus meinem Gesicht und sah wie er von Charles und einem anderen auf den Boden gedrängt wurde, die Arme auf den Rücken gepresst. Er trat wild um sich und zwei weitere kamen um ihn festzuhalten. Erschrocken saß ich auf dem Boden und sah zu. Glen hatte mich vollkommen überraschend einfach so von hinten gepackt und in den Schnee geworfen. Er beruhigte sich langsam und alle, bis auf Charles, ließen ihn vorsichtig los. Mein Chef kam um die Ecke des Hauses gerannt. „Was ist hier los?", rief er in die Runde. Michael antwortete: „Glen, Sir, er hat Charlie angegriffen. Einfach so." Beide sahen zu mir hinunter. Ich saß immernoch auf dem Boden. Dann wandte sich mein Chef an Glen und Charles. „Ist das wahr?", fragte er den Älteren. Dieser nickte. „Er hat was gegen ihre Beziehung mit dem Freak und offensichtlich auch etwas gegen sie persönlich.", erklärte er. Das stimmte. Glen gehörte zu Matts Leuten, der Kerl der mich damals verprügelt hatte. „Na wenn das so ist...", begann mein Chef und zog Glen auf die Beine. „Wenn du dich noch einmal mit einem meiner Leute anlegst bekommst du es nicht nur mit mir zu tun, sondern auch mit der Polizei. Die werden sich freuen was einige hier so über euch zu erzählen haben." Ich wusste nicht was er meinte, aber es schien seine Wirkung zu zeigen. Glen kuschte vor ihm. Er nickte kurz, murmelte ein „Tut mir leid" und verschwand dann so schnell wie er gekommen war. Charles hielt mir eine Hand hin und ich nahm dankend an. Er zog mich hoch und sah mich misstrauisch an. „Bist du verletzt?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Ich zitterte nur immernoch ein wenig von dem Schock, aber ansonsten ging es mir gut. Er nickte kurz und scheuchte die anderen wieder zurück an ihre Plätze. Mein Chef trat auf mich zu. „Es tut mir leid, Mr. ...", setzte ich an doch er unterbrach mich. „Nicht nötig dich zu entschuldigen, Charlie. Er ist ein Idiot, das weiß doch jeder." Er zwinkerte mir kurz zu. „Dennoch... ich weiß, das ist nicht das erste Mal, dass du von so einem Typen angegriffen wurdest. Du musst in Zukunft besser auf dich aufpassen. Viele Leute reden zwar, aber nur wenige würden wirklich etwas gegen dich tun. Doch die, die es tun, mit denen ist nicht zu spaßen.", meinte er ernst. Ich nickte bloß und sah zu Boden. „Hör zu Charlie, da ist noch etwas das wir besprechen sollten. Du hast die Beschwerden ja mitbekommen und einige Kunden sind schon zur Konkurrenz übergegangen... es tut mir leid, aber wenn das so weitergeht..." „Schon klar. Dann muss ich gehen.", unterbrach ich diesmal ihn. „Hör mir zu. Ich weiß, dass dein Großvater dich sein Handwerk gelehrt hat. Du hast die alten Maschinen doch bestimmt noch, oder?" Verwirrt sah ich ihn an, doch nickte zur Bestätigung. „Ich kann dich zwar vielleicht nicht hier behalten, aber du könntest für uns das Holz bearbeiten. Der alte Higgins ist bald soweit, dass er in den Ruhestand geht und er sucht jemanden der zusammen mit seinem Enkel den Betrieb übernimmt. Er ist gerade fertig ausgebildet und macht wirklich gute Arbeit. Dein Großvater hatte damals einen sehr erfolgreichen Betrieb. Es wird womöglich eine Weile dauern, aber ich bin sicher, wenn du den Leuten zeigst was du kannst, werden sie irgendwann zu dir kommen. Und so lange wirst du halt für uns arbeiten. Du solltest dich nur bald entscheiden", beendete er seinen Vorschlag. Ich konnte es nicht fassen. Was er mir da anbot war die Grundlage für einen eigenen Betrieb und einen bereits ausgebildeten, jungen Mitarbeiter. Glaubte er wirklich, dass ich das schaffen könnte? Und schon kamen die Zweifel. „Ich kann so etwas unmöglich schaffen. Ich bin bloß ein Mädchen und alleine und mein Freund ist ein Freak. Sie haben doch gesehen was eben passiert ist." Verzweifelt sah ich ihn an, doch er erwiderte meinen Blick mit Zuversicht. „Und genau deswegen wirst du es schaffen. Ich habe dich damals aufgenommen, weil ich wusste dass du genauso gut sein würdest wie die Jungs hier. Und genau das hast du mir jeden Tag bewiesen. Du hast dich bisher nicht unterkriegen lassen und du wirst es auch in Zukunft nicht. Charles und ich sind sicher, dass du das schaffen kannst." Fragend und überrascht sah ich ihn an. „Ja, die Idee kommt von Charles und ich denke er hat Recht." Charles hatte mich schon immer ein wenig unterstützt. Er war ein guter Freund meines Vaters gewesen und hatte seit dessen Tod immer ein Auge auf mich gehabt. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also nickte ich bloß. Mein Chef klopfte mir auf die Schulter und ließ mich dann wieder mit meiner Arbeit und meinen Gedanken allein? Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich darauf eingehen? Ich würde das Ganze später mit Abby besprechen. Vielleicht konnte sie mir ja helfen. Wobei ich mir sicher war, dass sie mich mit zu ihrem Vater schleifen würde, der hatte ja eher Ahnung von sowas. Allerdings konnte ich professionelle Hilfe bei so etwas wirklich gut gebrauchen. Etwas gedankenverloren trug ich den nächsten Sandsack hinter das Haus in den Garten.
Und hier ist er, ein neuer Part mit ein paar kleinen Stimmungsschwankungen :D
Weiß noch ein ob dem Chef einen Namen gegeben habe? Ich weiß es leider nicht mehr und hab's auch nicht gefunden. Wenn ihr es noch wisst, könntet ihr es mir dann bitte sagen?
Übrigens vielen Dank für euer Feedback ^^ Kommentare motivieren echt unnormal weiter zu schreiben. Ihr dürft auch immer gern auf Fehler hinweisen, dann kann ich sie korrigieren.
Ansonsten vielen Dank für's Lesen, ich hoffe es hat euch gefallen, und einen schönen Abend noch (oder wann auch immer ihr das lest),
eure MA4rt4.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...