Die Woche ging leider viel zu schnell herum und so stand ich am Freitagnachmittag mit einer Reisetasche vor der Haustür und wartete auf Jimmy. Ich hatte meine Arme um meinen Körper geschlungen, es war recht kalt heute. Einige Minuten später fuhr ein rostiges Auto auf den Hof und Jimmy stieg aus. Er gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn und nahm mir die Tasche ab. „Und freust du dich?", fragte er während er die Tasche in den Kofferraum lud. Ich nickte, was er nicht sah, also fügte ich noch ein „Ja." hinzu. Ich ging um das Auto herum und setzte mich hinein. Jimmy nahm kurz danach auf dem Fahrersitz platz. Ich lächelte ihn an und er gab mir einen Kuss auf die Wange bevor er den Wagen startete. Er fuhr vom Hof und durch die Stadt. Die nächsten beiden Orte kannte ich noch, in denen danach bin ich nie gewesen. Wir schwiegen die ganze Fahrt über und ich sah mir die Wälder an an denen wir vorbeifuhren. Es waren schon einige Stunden vergangen und die Sonne sank langsam runter zum Horizont. An einer Abzweigung wurde er langsamer und bog ab in den Wald. Es wurde sehr dunkel zwischen den Bäumen, was mich irgendwie nervös machte. Wir kamen auf eine offene Fläche auf der zwei weitere Autos standen. Jimmy parkte den Wagen am Rand und schaltete den Motor ab. Vergnügt sah er mich an. „Ein paar Meter müssen wir noch laufen.", meinte er und stieg aus. Ich folgte ihm langsam. Er kam mit drei Taschen über der Schulter um das Auto herum und ich nahm ihm meine ab. „Ich kann sie tragen, ist schon...", begann er doch ich funkelte ihn an. Beschwichtigend hob er die Arme und grinste, dann ging er voraus: „Hier lang.", und ich folgte ihm in den Wald. Wir liefen wahrscheinlich schon eine halbe Stunde und so langsam wurde meine Tasche echt schwer und der Wald sehr dunkel. Allerdings konnte ich zwischen den Bäumen noch schwaches Sonnenlicht erkennen, auf welches wir zugingen. Ich sah auf den Boden um über nichts zu stolpern und lief dabei fast in Jimmy rein. Gerade wollte ich mich beschweren warum er stehen blieb, da fragte er: „Wie findest du es?" Ich sah auf und erblickte einen riesengroßen See unter dem kleinen Hügel auf dem wir standen. Die Sonne hing am Horizont und ließ das Wasser in vielen Orangetönen glitzern. Ganz hinten am anderen Ende meinte ich Häuser zu erkennen und etwas weiter links kleine Segelboote. Es war atemberaubend schön. „Charlie?" Ich sah zu Jimmy auf und alles was ich rausbrachte war ein Flüstern: „Es ist wunderschön." „Findest du?", grinste er und ich nickte. Meine schlechte Laune von vorhin war wie weggeblasen. Er ging ein paar Schritte zurück in den Wald und ließ seine Taschen auf den Boden fallen. „Dann lass uns hier das Zelt aufschlagen.", beschloss er. Das Zelt war schnell aufgebaut. Es war ein altes, hässlich Moosgrünes, aber es würde genügen. Es hatte hinten eine zweite Wand, in der wir die Taschen verstauten. Ich holte die Picknick-decke und das Essen hervor und breitete alles auf dem Hügel aus. Die Sonne war jetzt fast untergegangen und ich musste meine Jacke anziehen. Jimmy gesellte sich zu mir und wir genossen unser Abendessen mit kleinen, belanglosen Unterhaltungen. Wir saßen noch eine ganze Weile da, Jimmy hielt mich fest im Arm, und beobachteten die Gegend. Es war ein wirklich schöner Ort um Zeit miteinander zu verbringen. Auf einmal hörte ich leise Schnarchgeräusche von der Person neben mir und ich musste grinsen. Ich wandte meinen Kopf so, dass ich ihn auf die Nase küssen konnte und er schlug müde die Augen auf. „Lass uns schlafen gehen.", murmelte ich und er brummte zustimmend. Schnell packten wir alles ins Zelt und machten uns bettfertig. Als ich das Zelt betrat lag Jimmy schon im Schlafsack. Im einzigenSchlafsack. „Hast du nicht gesagt du hättest zwei Schlafsäcke?", fragte ich ihn und er grinste frech. Er rückte etwas zur Seite und jetzt konnte ich sehen, dass der Schlafsack groß genug für zwei Personen war. Ich sah ihn mit meinem ,Ist das dein Ernst?'-Blick an doch kroch dann zu ihm unter die Decke. Er zuckte zusammen und ich grinste. „Deine Füße sind ja eiskalt.", bemerkte er. „Das hast du dir selbst zu verdanken.", erwiderte ich bloß und kuschelte mich an ihn. Er legte einen Arm um mich und langsam wurde mir wieder warm. Es dauerte nicht lange und schon war ich eingeschlafen.
Ich wurde von Vogelgezwitscher geweckt. Langsam öffnete ich die Augen und musste ein paar Mal blinzeln. Ich lag so, dass ich Jimmys Gesicht sehen konnte. Er schlief noch tief und fest. Vorsichtig, ohne ihn wecken zu wollen, hob ich meinen Arm und strich seine Locke aus seinem Gesicht. Er hatte seine Haare eine Weile wachsen lassen und jetzt hing sie ihm morgens immer im Gesicht herum. Er atmete gleichmäßig und ruhig. Ich war doch noch recht müde und so schloss ich meine Augen erneut und döste vor mich hin. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann wurde ich von Küssen auf meiner Stirn geweckt. Ich öffnete die Augen und sah in das grinsende Gesicht meines Freundes. „Morgen.", murmelte ich. „Guten Morgen.", gab er gut gelaunt zurück. „Hast du Hunger?", fragte er und ich nickte. „Dann lass uns in die Stadt gehen und was frühstücken.", schlug er vor. Kurz danach stand ich angezogen und bereit vor dem Zelt und wartete auf Jimmy. Er schloss das Zelt und wir gingen los. Wir mussten recht weit laufen, da der See sehr groß war, aber ich genoss die Ruhe. Ich hielt Jimmys Hand in der einen und seinen Handschuh in der anderen Hand. Ich bevorzugte es seine richtige Hand zu halten und nicht den Handschuh. Das fühlte sich einfach nicht richtig an und es gab Jimmy die Sicherheit die er brauchte. Obwohl wir schon so lange zusammen waren hatte er ab und zu immer noch Zweifel. Auch wenn er es nicht zeigte konnte ich es ihm manchmal ansehen. Ich lehnte mich im Gehen etwas an ihn und er grinste zu mir herunter. Wir waren jetzt fast bei der Stadt angekommen. Als ein Fußgänger mit seinem Hund immer näher kam entzog Jimmy mir seine Hand, nahm seinen Handschuh und zog ihn wieder an. Ich sah zwar genervt weg, ließ es jedoch unkommentiert. Er hatte ja irgendwo auch recht. Wenn das hier ein schöner Urlaub werden sollte musste er seine Hände leider verstecken. Die Stadt war recht schön, mit bunten, kleinen Häusern. Wir liefen am Hafen entlang, hier ankerten einige Segelboote und es gab das ein oder andere Restaurant. Es gab einen kleinen Strandabschnitt, etwas weiter hinten, auf dem es sich einige Leute schon auf Handtüchern bequem gemacht hatten. Wir liefen etwas weiter in die Innenstadt und fanden einen Bäcker. Ich ging hinein und kaufte ein paar Brötchen und Kaffee zum Frühstück. Während Jimmy an seinem Kaffee nippte gingen wir zurück Richtung Strand, wo wir es uns auf einem Grasabschnitt bequem machten. Ich genoss die Sonnenstrahlen auf meiner Haut und das Käsebrötchen in meiner Hand. Ich atmete die frische Luft tief ein und lehnte mich an Jimmy. Er sah nachdenklich auf den See hinaus, also ließ ich ihn nachdenken und schloss meine Augen. So entspannt wie gerade war ich schon lange nicht mehr gewesen. Zu groß waren die Sorgen, dass er mich verlassen könnte. Doch genau jetzt, in diesem Moment, fühlte es sich so an als würde er mich niemals allein lassen. Irgendwann hörte ich meinen Freund fragen ob wir uns mal den Rest der Stadt ansehen sollten. Ich bejahte dies und wir standen auf. Ich hakte mich bei ihm unter und wir gingen die Einkaufspassage entlang. Hier gab es ein paar süße, kleine Geschäfte. Eine Botique, ein Spielwarenladen, ein Laden mit Lebensmitteln, ein Stoffgeschäft... Wir gingen in den ein oder anderen rein und ich probierte sogar ein Kleid an. Es gefiel Jimmy so sehr, dass er es mir kaufen wollte, aber ich wollte nicht, dass er so viel Geld für mich ausgab. Irgendwann nachmittags kamen wir an einem Eiscafé vorbei und Jimmy sah mich mit großen Augen an. Seufzend gab ich nach und er kaufte uns beiden ein Eis. Zitrone und Himbeere, meine Lieblingssorten, und es schmeckte fantastisch. Ich wusste garnicht mehr, wann ich das letzte Mal ein Eis gegessen hatte. Unser Eis essend und etwas für's Abendessen im Gepäck machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Zelt. Dort angekommen holte Jimmy den kleinen Grill heraus und zündete die Holzkohle an. Unterdessen suchte ich den Ketchup und den Senf heraus und breitete alles auf der Picknick-decke am Hügel vor. Die Sonne neigte sich schon langsam dem Horizont entgegen als wir die Hotdogs endlich fertig hatten und essen konnten. Danach lagen wir eine Weile lang im Schatten herum bis ich Lust hatte schwimmen zu gehen. Jimmy sah mich verwundert an als ich urplötzlich meine Klamotten auszog. Bis auf die Unterwäsche ausgezogen lief ich runter zum Strand und lief ins Wasser. Es war kühl, aber hatte sich durch die Sonne genug aufgewärmt, sodass es nicht kalt war. Ich tauchte kopfüber ins Wasser und schwamm eine kurze Strecke bevor ich wieder auftauchte. Als ich mich umdrehte sprang Jimmy hinter mir ebenfalls ins Wasser. Er schwamm zu mir herüber und zog mich an sich. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Es wäre vermutlich ein recht langer Kuss geworden, wenn es nicht so schwierig wäre dabei nicht unterzugehen. Lachend löste ich mich von ihm ,,Ich glaub so wird das nichts.", sagte ich und er schob seine Unterlippe vor. Ich drückte mich von ihm weg und schwamm etwas weiter hinaus. Ich drehte mich auf den Rücken und ließ mich treiben. Ich sah nicht was Jimmy tat, ich konnte ihn nicht sehen. Nach einer Weile jedoch hörte ich Wasser plätschern. Ich war mir nicht sicher, aber es hörte sich so an, als wäre er zurück zum Strand geschwommen. Ich ließ mich noch etwas treiben und dachte nach. Heute war so ein schöner Tag gewesen. Ich hatte seine Nähe so sehr genossen. Dennoch musste ich wohl oder übel irgendwann mit ihm reden. Ich musste wissen ob er nun ging oder blieb. Als es langsam doch etwas kühl wurde schwamm ich wieder zurück zum Ufer. Jimmy saß am Wasser und wartete auf mich. Als ich näher kam, ging er wieder hinein und schwamm mir entgegen. An einer Stelle, an der ich gut stehen konnte, aber immer noch bis über den Bauchnabel im Wasser war blieben wir voreinander stehen. ,,Charlie...", begann er und sah peinlich berührt auf das Wasser zwischen uns, ,,Ich muss mit dir reden."
Tadaa! Cliffhanger!
Ja, das mit dem Zwei-Wochen-Rythmus hat dann doch nicht geklappt... aber jetzt konnte ich es endlich hochladen. Vor ein paar Tagen waren die Server irgendwie down und da ging es nicht. Dafür hab ich es etwas länger gemacht als ursprünglich geplant. Es könnte sogar mit das längste Kapitel sein, ich bin mir aber nicht sicher. Macht euch jetzt lieber keine allzu großen Hoffnungen, die nächsten Wochen bin ich nämlich unterwegs und dann ziehe ich um. Da werd' ich wahrscheinlich nicht so viel Zeit haben.
Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn ihr so lange drauf warten musstet. Schreibt mir doch gerne ein paar Kommentare.
Eine schöne gute Nacht wünsch ich euch und bis zum nächsten Part,
eure MA4rt4.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...