23.

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Es war nun zwei Tage später. Eve und Paul waren wieder bei den anderen Freaks, Jimmy jedoch war bei uns geblieben um mir mit allem zu helfen. Er tat wirklich sein Bestes und so schafften wir es uns Wege vom Haus bis zur Straße und bis zum Schuppen zu schaufeln. Allerdings waren die Reparaturarbeiten nicht ganz so einfach für ihn, da er mit den Fäustlingen recht ungeschickt war. Aber das war ja kein Problem, denn schließlich war es mein Beruf Dinge an Häusern zu bauen oder auch reparieren. Gleichzeitig mussten wir uns dann auch noch um den Jungen kümmern. Bis gestern war sein Fieber noch sehr hoch gewesen, doch so langsam schien seine Temperatur zu sinken. So hatten wir gestern erfahren, dass sein Name Carlisle Smith ist und er von zu Hause abgehauen ist. Warum wollte er uns nicht sagen, aber das ist ja nur verständlich. Warum sollte man zwei Fremden einfach so seine Lebensgeschichte erzählen? Er schlief fast den ganzen Tag und Liz war praktisch die ganze Zeit über bei ihm und rief uns jedesmal wenn es Schwierigkeiten gab. Gerade waren Jimmy und ich dabei das Dach des Schuppens zu reparieren. Es war nicht allzu sehr kaputt, dennoch konnte ich das große Loch in der Mitte nicht einfach so lassen. Nachdem wir den ganzen Schnee weg geschaufelt hatten fingen wir an Holzbretter mehr oder weniger provisorisch über dem Loch festzuklopfen. „Das sind die letzten.", meinte Jimmy keuchend. Er hatte die Bretter immer die Leiter hoch getragen und ich nagelte sie dann fest. Ich hörte wie er auf mich zu kam um mich dann von hinten zu umarmen, wobei er sich auch hinhocken musste. Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange und raunte in mein Ohr: „So sehr wie du zitterst müssen wir uns wohl nachher ordentlich aufwärmen." Ich konnte sein Grinsen förmlich hören und auch meine Mundwinkel zuckten nach oben. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Mit drei Nägeln zwischen meinen Lippen nuschelte ich: „Hört sich gut an." Jimmy fing an zu lachen. Nur kurz, aber dabei funkelten seine braunen Augen im Licht der Sonne und seine Grübchen ließen mich schmelzen. Gerne hätte ich ihn jetzt geküsst, doch ich hatte noch die Nägel im Mund und keine Hand frei. Also genoss ich den Augenblick einfach noch etwas länger und drehte mich dann wieder zu meiner Arbeit um. Er wollte sich schon wieder von mir lösen, doch ich hielt ihn zurück. Mir war so kalt und er war so warm. So war es zwar etwas umständlicher zu arbeiten, aber es war auch gemütlicher. Ich hatte ihn in den Tagen des Sturms so sehr vermisst und merkte erst jetzt wie sehr. Als ich fertig war kuschelte ich mich noch einen Moment fester an ihn, doch stand dann auf um alles restliche wegzuräumen. Es machte ja schließlich wenig Sinn hier draußen in der Kälte zu verharren wenn wir es drinnen noch viel gemütlicher und vor allem wärmer hatten. Wir beeilten uns mit dem Aufräumen, für heute hatten wir genug getan. Mehr oder weniger zufrieden betrachtete ich das Dach vom inneren des Schuppens. Ich würde das im Frühjahr auf jeden Fall neu machen müssen, aber für den Moment würde es schon reichen. Jimmy stand an der Tür und wärmte mit seinem Atem seine Finger. Auch meine taten schon weh vor Kälte und so nahm ich ihn schnell bei der Hand und wir liefen ins Haus. Drinnen angekommen stellte ich mich ihm gegenüber und nahm seine Hände jeweils in meine. Ich rieb sie aneinander um sie zu wärmen und gab ihm dann einen Kuss auf jeden seiner zusammengewachsenen Finger. Ich wusste er liebte das, denn sie waren der Grund warum er so oft schlecht behandelt wurde von normalen Leuten. Deshalb versuchte ich ihm so oft wie möglich klar zu machen, dass es mir egal war. Ich meine, was war denn so schlecht daran anders zu sein? Ich war auch anders und er akzeptierte mich genauso wie ich war. Es schien sogar das zu sein, was er an mir so mochte. Dass ich anders war. Ich weiß nicht wieso, doch ich war froh drum, dass es so war. Ganz in Gedanken hatte ich ihn die ganze Zeit angestarrt. In seine wunderschönen, braunen Augen. Er hatte gelächelt als ich seine Hände geküsst hatte. Es war ein dankbares Lächeln, dass jetzt einem schelmischen wich. „Stimmt was nicht mit meinem Gesicht?", fragte er frech, woraufhin ich ihm leicht gegen die Schulter boxte. „Darf ich mir meinen Freund nicht mal genauer ansehen?", gab ich zurück und sein Grinsen wurde noch breiter. „Komm, ich mach uns was zu Essen und danach machen wir es uns gemütlich wenn die Zwei Kleinen schlafen.", meinte ich und zwinkerte ihm zu. Er nahm meine Jacke entgegen, die ich ihm hingehalten hatte und brachte sie weg während ich schonmal anfing Holz im Herd zu stapeln und anzuzünden.

So da ist es! Lange musstet ihr warten, aber jetzt wird es endlich wieder etwas romantischer.
Ich weiß, in den letzten Kapiteln gab es wenig mit Jimmy zusammen, aber es wird jetzt wieder mehr werden.
Ich hoffe ihr habt schöne Karnevalstage gehabt und hattet Spaß beim Lesen,
eure MA4rt4.

Was ist daran so schlecht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt