39.

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JimmyPOV

Wütend bremste ich vor meinem Wohnwagen. Warum hatte ich das getan? Was war in mich gefahren? Ich war so wütend gewesen. So wütend auf sie und auf alles. Ich hatte sie gegen die Wand gedrückt. Ich wusste nichtmal genau wieso. Sie wollte mir einfach nicht zuhören und ich hatte sie dazu zwingen wollen. Doch als Lizzy mit dem Gewehr dastand. Verzweifelt schlug ich die Hände vors Gesicht. Was hatte ich nur getan? Sie wollte mich nie wieder sehen. Sie waren es schuld. Diese verfluchten Hände. Mit hasserfülltem Blick betrachtete ich sie. Warum mussten sie auch so sein? So verkrüppelt und hässlich! Warum? Wütend schlug ich auf mein Moped ein. Ein Fehler. Das hatte echt wehgetan. „Jimmy? Was ist los?", fragte auf einmal Paul der hinter mir stand. „Nichts.", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. „Ist alles in Ordnung?", hakte er nach, doch ich wollte jetzt nicht reden. Ich stand auf und ging zu meinem Wohnwagen. „Jimmy!" „Nichts ist in Ordnung okay?! Lass mich einfach in Ruhe!", schrie ich Paul an und schlug die Tür hinter mir zu. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Sie wollte mich nie wieder sehen. Ich spürte wie mir die Tränen die Wange runter liefen. Scheiße, jetzt musste ich auch noch weinen. Zum Glück konnte das keiner sehen. Ich schnappte mir die Flasche mit dem billigen Korn und nahm einen großen Schluck. Das Zeug schmeckte immer noch scheiße, aber ich wollte mich einfach nur abschießen. Vielleicht konnte ich den Morgen ja aus meinem Gehirn saufen. Ich trank noch einen Schluck... und noch einen... und...

Charlie POV

Immer noch neben der Spur kam ich auf der Arbeit an. „Hey, morgen Charlie.", begrüßte mich Gavin. Ich versuchte zu lächeln, aber es war wohl nicht sehr überzeugend, denn kurz danach kam: „Ist alles in Ordnung." Ich nickte während ich mir die Bestellungen ansah. „Ja, ja. Hab nur schlecht geschlafen." Und das war noch nicht einmal gelogen. Mir ging es wirklich beschissen und ich schaffte es nicht einmal mich mit Arbeit abzulenken. Das funktionierte sonst immer, aber heute... Ich musste immer wieder dieTränen unterdrücken. Ich durfte hier nicht heulen. Hier war die Arbeit und Privates musste zu Hause bleiben. Ich war langsamer als sonst, das merkte sogar ich selber. Gavin und Mr. Higgins hatten mich ein paar Male gefragt ob es mir wirklich gut ging und ich gab immer nur die gleiche Antwort. Die Mittagspause war recht schweigsam. Ich wusste die beiden sahen mich besorgt an, doch ich versuchte sie zu ignorieren und starrte in meine Suppe. Danach ging es wieder an die Arbeit. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei dem Streit von heute morgen und so kam es, dass ich mir fast die Finger abgesägt hätte, hätte Gavin die Maschine nicht gestoppt. „Charlie es reicht! Was ist los?", fragte er und packte mich an den Schultern. „Entschuldige. Ich brauch 'ne Minute.", nuschelte ich und lief schnell in das kleine Badezimmer. Ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Weinend betrachtete ich mich im Spiegel. Jetzt waren meine Augen schon ganz rot. Das würde doch 'ne halbe Stunde dauern, bis das wieder weg wäre. So lange konnte ich nicht warten. „Charlie?", kam es gedämpft von draußen. „Charlie bist du okay? Bitte komm raus. Wir können darüber reden." Ich schüttelte den Kopf, auch wenn er mich nicht sehen konnte. „Charlie bitte! Ich mach mir echt Sorgen! Komm raus und wir reden darüber. Als Freunde, nicht als Kollegen.", versuchte er auf mich einzureden. Mir entwich ein Schluchzer und ich schlug meine Hand vor den Mund. „Ich kann dich doch hören. Komm bitte raus, sonst muss ich die Tür aufbrechen." Er würde nicht Ruhe geben, ehe ich nicht rauskam. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Gavin sah mich erst erschrocken, dann besorgt an. „Komm mit.", sagte er und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie an und er führte mich nach draußen. Mr. Higgins, an dem wir vorbei mussten, lächelte mir freundlich zu und nickte. Beschämt sah ich auf den Boden. Gavin führte mich nach draußen in die Ecke, in der wir immer zu Mittag aßen. Wir setzten uns nebeneinander auf den Baumstamm und er sah mich erwartungsvoll an. Als ich nichts sagte fing er an: „Du musst es mir nicht erzählen wenn du nicht willst, aber ich denke es wird dir helfen. Wir sind doch gute Freunde oder nicht?" Jetzt sah er leicht verunsichert aus, deshalb nickte ich schnell. Ich holte tief Luft und fing an zu erzählen. „... Und jetzt ist es aus zwischen uns beiden und ich weiß nicht was ich machen soll. Ich liebe ihn doch noch, aber er hat mir solche Angst gemacht..." Wieder brach meine Stimme ab. Während der Erzählung wurde ich oftmals von mir selbst unterbrochen, weil ich schluchzen musste oder meine Stimme versagte. Gavin hingegen hatte die ganze Zeit über still zugehört. Irgendwann mittendrin hatte er einen Arm um mich gelegt und rieb mit seiner Hand beruhigend über meinen Arm. „Das versteh ich, dass dich das so mitnimmt. So hab ich ihn mir gar nicht vorgestellt. Also dass er so gewalttätig ist. Ich hab euch schon öfter in der Stadt gesehen und da wirkte er recht freundlich." „Ist er ja eigentlich auch. Ich weiß nicht warum er so ausgeflippt ist. Er hat sich schon immer darüber aufgeregt, wenn die Leute ihn oder andere schlecht behandelt haben, nur weil sie Freaks sind. Nur weil sie anders aussehen heißt es ja nicht, dass sie schlechte Menschen sind. Aber er war so wütend und dann hatte er auch noch was getrunken und... er hat..." Wieder versagte meine Stimme und ich sackte weinend in mich zusammen. Gavin hielt mich fest, versuchte mich aufrecht zu halten. „Er hatte also getrunken? Na dann hat er deswegen überreagiert. Charlie du solltest mit ihm reden. Er macht sich bestimmt selbst total Vorwürfe weil er dich so behandelt hat." Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Ich hab' so eine Angst." Gavin drückte mich noch etwas fester an sich. Es tat gut sich an jemandem festhalten zu können. Sich an etwas so stabilem festzuhalten. „Ich weiß. Ich kenne das Gefühl." Er schwieg eine Weile, dann hob er mein Gesicht so, dass ich ihn ansehen musste. „Lass dir ein paar Tage Zeit. Vielleicht ist es besser, wenn ihr beide das etwas sacken lasst, okay? Aber früher oder später musst du dich ihm stellen.", erklärte er. Ich nickte leicht. „Geht es dir etwas besser?", fragte er nun und wieder nickte ich. „Gut, dann lass uns erstmal weiterarbeiten. Es sind ja nur noch zwei Stunden." Wir standen beide auf und machten uns wieder an die Arbeit. Es hatte mir tatsächlich gut getan darüber zu reden. Zwar ging es mir immer noch ziemlich beschissen, aber ich konnte mich jetzt besser auf die Arbeit konzentrieren und verlor keine meiner Finger. Ich fegte gerade den Rest Staub und Holzspäne zusammen und Gavin beförderte ihn dann zum Mülleimer. Wir verabschiedeten uns von Mr. Higgins, der noch etwas Büroarbeit vor sich hatte. Jetzt musste ich zum Diner. Normalerweise würden dort Liz und Jimmy auf mich warten. Plötzlich ergriff mich die Panik. Was wenn Jimmy wirklich dort auf mich wartete? Ich war noch nicht bereit mich ihm zu stellen. Gavin hatte natürlich bemerkt, dass ich stehengeblieben war und sah mich wieder besorgt an. „Was ist?", fragte er. „Was wenn Jimmy ins Diner kommt? Ich kann da nicht hin.", erklärte ich. Gavin nickte leicht, dann sagte er: „Ich komme mit. Ich kann nachsehen ob er da ist und wenn nicht, dann gebe ich dir ein Zeichen, okay?" Das war eine gute Idee. Ich nickte eifrig und so luden wir mein Fahrrad auf seinen Pickup-Truck und fuhren los in die Stadt. Ich wartete im Auto während er das Diner betrat. Keine 10 Sekunden kam er wieder an die Tür und winkte mich herein. Ich stieg aus und betrat das Diner. Natürlich hatte Liz Abby bereits alles erzählt. Sie sah mich mitleidig an. Das konnte ich jetzt wirklich gar nicht gebrauchen. Hier in der Öffentlichkeit musste ich mich noch mehr zusammenreißen. Ich bedeutete Gavin mir in unsere Ecke zu folgen und wir ließen uns an der Bar nieder. Ohne etwas bestellt zu haben brachte Abby mir einen extra großen Vanillemilkshake. Mein Lieblingsgetränk wenn ich aufgebracht oder traurig war. Es beruhigte mich irgendwie. Dankbar lächelte ich sie an. „Willst du drüber reden?", fragte sie leise, sodass die anderen Gäste nichts mitbekamen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich würde viel lieber so schnell wie möglich nach Hause. Wir gehen gleich nach dem Essen.", stellte ich klar und sie nickte. „Soll ich nach meiner Schicht vorbeikommen?" Ich nickte zögernd. Ich wusste wenn ich es ihr erzählte würde ich weinen müssen, aber ich brauchte sie jetzt, da hatte sie schon recht. Wir aßen schweigend. Nicht einmal Harry traute sich etwas zu sagen. Genauso angespannt wie das Essen war auch die Verabschiedung. Draußen vor dem Diner hob Gavin mein Fahrrad von der Ladefläche und lächelte mich aufmunternd an. „Wenn etwas ist, wenn du Angst hast oder so, dann ruf einfach an. Du hast ja meine Nummer." „Ja, aber ich hab kein Telefon.", meinte ich, etwas peinlich berührt, und er erwiderte mit einem überraschten „Oh." und kratzte sich am Hinterkopf. Jimmy hatte das auch immer getan wenn er verlegen war. Schnell schüttelte ich den Gedanken aus meinem Kopf. Nicht jetzt. „Soll ich dann... soll ich heute Abend mal vorbeischauen? Sicherheitshalber." Ich nickte leicht lächelnd. „Danke." „Dann bis heute Abend." „Ja, bis heute Abend."

Und da ist es! Wieder mal mit einem Tag Verspätung...
Aber es ist da :) Bald schreibe ich schon ein ganzes Jahr an der Geschichte. Hätte nie gedacht, dass das so lange dauern würde. Eigentlich hatte ich so mit 15 - 20 Parts gerechnet und jetzt sind wir schon bei 39. Ist schon ziemlich krass. Wir sind mittlerweile auch bei über 2k Reads und das ist echt wow. Anders kann ich das nicht sagen. Ich weiß ja mittlerweile, dass das AHS Fandom nicht sehr gesprächig ist, aber es gibt doch den ein oder anderen der bis hierher durchgehalten hat. Ich möchte niemanden namentlich nennen, falls ihr das nicht wollt und weil ich Angst habe jmd zu vergessen (hehe), aber diejenigen wissen, denke ich, dass sie gemeint sind.
Wirklich vielen, vielen Dank, dass ihr meine Geschichte so supportet und für die netten Kommentare hier und dort :) das freut mich wirklich und ich weiß, dass ich das relativ oft schreibe, aber es ist halt so.
Vielen Dank und bis zum nächsten Part,
eure MA4rt4.

Was ist daran so schlecht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt