Jemand rüttelte an meiner Schulter. Mir war eiskalt. „Charlie?", es war Pauls Stimme. Ich öffnete die Augen. „Was ist?", murmelte ich verschlafen. Ich hockte immer noch neben Jimmys Bett und hielt seine Hand. „Du bist ja eiskalt. Hast du die ganze Nacht hier gehockt?", fragte Paul beunruhigt. „Ja, fast.", gab ich leise zurück. Ich spürte ein Kratzen im Hals. Jetzt hatte ich mich auch noch erkältet. Na super. Mir war vor lauter Angst gestern gar nicht aufgefallen wie kalt es eigentlich war. „Komm mit, du musst dich erst einmal aufwärmen.", erklärte er und zog mich an den Schultern hoch. „Nein, ich muss hier bleiben. Wenn er sich wieder übergibt dann..." „Ethel wird solange auf ihn aufpassen, in Ordnung?", unterbrach er mich. Er hatte recht. Ich musste mich aufwärmen. Krank würde ich Jimmy keine Hilfe sein. Ich legte die Hand die ich gehalten hatte unter die Decke und ließ mich von Paul nach draußen führen. Er brachte mich zu Jimmys Wohnwagen und sagte ich solle mich aufs Bett setzen. Er hantierte eine Weile in der Küchennische bis er mit einem heißen Tee zu mir kam. „Hier.", er reichte mir die Tasse, „Ich wärme gleich nochmal die Suppe von gestern Abend für dich auf, ok?" Ich nickte. „Danke." Er ging hinaus und ließ mich mit dem Tee alleine. Es dauerte eine ganze Weile und als er zurückkam hatte ich den Tee schon halb ausgetrunken. Er wollte mir die Schüssel reichen, doch stockte in der Bewegung. „Charlie, alles in Ordnung?", fragte er. Ich sah ihn fragend an. „Du weinst.", erklärte er und deutete auf meine Wange. Ich wischte mit der Hand darüber und tatsächlich. Ich hatte geweint. Es war mir gar nicht aufgefallen. Er stellte die Suppe auf dem Nachttisch ab und setzte sich neben mich. Er legte so gut es ging seine Arme um mich und versuchte mich zu trösten. „Er wird schon wieder.", meinte er beruhigend, „Mach dir keine Sorgen." Ich nickte leicht, war jedoch nicht wirklich überzeugt. Ich trank meinen Tee aus und er reichte mir die Suppe. „Kommst du klar?", fragte er und ich nickte nur. „Wärm dich auf und komm erst raus wenn es dir besser geht." Dann war er auch schon verschwunden. Mir würde es so schnell jedoch nicht wieder besser gehen. Ich aß die Suppe solange sie noch heiß war und kuschelte mich in die Decke. Sie roch nach ihm. Allerdings auch etwas nach Alkohol. Ich war so müde... Aber ich durfte jetzt nicht schlafen. Ich durfte nicht schlafen, falls er aufwachte musste ich da sein. Mir war jetzt schon viel wärmer. Ich stand also schnell auf und streckte mich ein paar Mal um wieder wach zu werden. Schnell zog ich mir ein neues Hemd an und die Schuhe und machte mich wieder auf den Weg zu dem Zelt.
Ich hatte mir eine Decke mitgenommen, vorsichtshalber. Ich saß nun schon den halben Nachmittag hier. Ethel hatte mir was zu essen gebracht und wir hatten uns eine Weile unterhalten. Als die Vorbereitungen für die heutige Show anfingen musste sie wieder gehen. Es hatte sich nicht viel getan. Jimmy hatte sich kaum geregt, aber er atmete mittlerweile etwas kräftiger als vorher, was mir ein wenig Hoffnung verschaffte. Allerdings hat er sich auch zwei Mal übergeben müssen. Es war genau das gleiche wie in der Nacht gewesen. Kaum war er fertig, war er wieder in sich zusammengesackt und wieder eingeschlafen. Ich saß die ganze Zeit auf dem Stuhl neben seinem Bett. Ich schniefte. Es schien so, als hätte ich mich tatsächlich leicht erkältet. Vermutlich hatte ich aber noch Glück, dass es nicht schlimmer war. Gegen Abend war ich so müde, dass ich meinen Kopf auf das Bett legte und die Augen schloss. Es war mehr ein Halbschlaf, denn ich bekam die Stimmen und die Musik aus dem Hauptzelt noch mit. Die Show war wohl in vollem Gange. Plötzlich merkte ich wie mir etwas durch die Haare strich. Ganz sanft nur, doch es ließ mich hochschrecken. Jimmy sah mich mit erschrockenem Blick an, die Hand, mit der er mir über den Kopf gestrichen hatte, leicht erhoben. Es dauerte eine kurze Weile, bis ich etwas tun konnte. Er war wach. Er war wirklich wach. Oder träumte ich nur? „Jimmy?", hörte ich mich selbst leise fragen. Er nickte leicht. „Du bist wach?", es war mehr die Frage als die Feststellung. Wieder nickte er und ich umarmte ihn stürmisch. Es dauerte bis er die Umarmung erwiderte. Ich spürte die Tränen über meine Wange laufen. Ich weinte in seine Schulter und er hielt mich noch fester. „Charlie?", fragte Jimmy, kaum hörbar, so rau war seine Stimme. Er räusperte sich und ich löste mich von ihm um ihn ansehen zu können. „Wie geht es dir?", fragte ich und beobachtete ihn so gut es durch die verweinten Augen ging. „Kopfschmerzen.", war alles was er sagte. „An was erinnerst du dich?", war meine nächste Frage. Er überlegte kurz, dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er schob mich von sich weg und fast wäre ich vom Stuhl gefallen. Sofort sah er noch schuldbewusster drein als sowieso schon. „Jimmy. An was erinnerst du dich?", fragte ich erneut, diesmal energischer. Er sah mich nicht an, also rutschte ich vom Stuhl und hockte mich auf den Boden. Ich saß jetzt genau da wo er hinsah. „Der Streit.", antwortete er schließlich knapp. „Jimmy warum hast du das getan? Du hast mir eine Heidenangst eingejagt." Wieder kamen mir die Tränen. Er presste seine Lippen zusammen und schloss seine Augen. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen, niemals sollte man so etwas tun. Ich wollte dir nicht wehtun, wirklich...", begann er doch ich unterbrach ihn: „Das meine ich nicht." Überrascht öffnete er die Augen wieder. „Jimmy...", mein Satz wurde von einem Schluchzer unterbrochen, „Warum hast du dich so betrunken? Du wärst fast draufgegangen, weißt du was für eine Angst ich hatte?" Ich hatte seine Hand genommen und drückte sie gegen meine Stirn. Ich konnte die Tränen nicht länger aufhalten. Es kamen einfach immer mehr. Ich merkte wie er versuchte mich auf das Bett zu heben, aber er war zu geschwächt. Also kletterte ich zu ihm unter die Decke und klammerte mich an ihn. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht. Er hielt mich fest im Arm, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigen konnte. Ich ließ ihn wieder los und sah ihn eindringlich und ernst an. Er ahnte, dass jetzt eine Standpauke kam und machte sich etwas kleiner. Doch ich war nicht wütend. Ich war nur froh, dass es ihm langsam wieder gut ging. ,,Ich möchte nicht, dass du mir so wichtige Sachen noch einmal verschweigst und ich möchte nicht, dass du so etwas in dich reinfrisst. Wir gehören zusammen, dann können wir solche Probleme auch zusammen angehen.", er sah mich verwirrt an, ,,Jimmy ich weiß, dass ihr bald weiterzieht. Und ich weiß auch, dass du das schon seit Monaten mit dir rumträgst. Ich verstehe nur nicht, warum du mir nichts gesagt hast. Habe ich dich so sehr vernachlässigt? War es meine Schuld?", gegen Ende musste ich fast wieder weinen, aber ich konnte es noch zurückhalten. Jimmy schüttelte energisch den Kopf und brach dann kurz stöhnend und sich den Kopf haltend auf dem Kissen zusammen. Er brauchte eine Weile um sich von den Schmerzen zu erholen und sah dann wieder zu mir auf. ,,Es ist nicht deine Schuld. Ich wusste einfach nicht wie ich es sagen sollte. Und ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Es tut mir leid, das war ein Fehler, das weiß ich." Ich nickte und versicherte ihm, dass ich nicht sauer war deswegen, doch wegen einer anderen Sache war ich sehr wütend. Gerade als er sich in Sicherheit wägte packte ich ihm am Kragen und zog ihn zu mir hoch. ,,Und jetzt zu einer anderen Sache.", begann ich, meine Stimme möglichst bedrohlich. Ich sah wie er schluckte und fast hätte ich gegrinst. ,,Jimmy Darling, wie kommst du auf die Idee dich tot zu saufen? Weißt du was für Sorgen ich mir gemacht habe? Und weißt du was du deiner Mutter damit angetan hast? Hast du eine Ahnung was hätte passieren können? Du könntest tot sein! Sei das nächste Mal ein Mann und stell dich deinen Problemen! Und denk nach bevor du etwas tust! Soweit ich weiß hast du doch ein Gehirn, oder?" Er nickte so schnell er mit den Kopfschmerzen konnte. ,,Gut.", sagte ich schlicht, ließ ihn zurück auf das Bett fallen und stand auf. ,,Ich hol dir was zu essen.", erklärte ich und verschwand schnell aus dem Zelt. In Gedanken noch sein verdutztes Gesicht vor Augen goss ich ihm grinsend etwas Suppe ein und machte mich dann wieder auf zum Zelt.Und da ist der Part in dem sie sich endlich wieder vertragen :)
Einige haben da ja anscheinend echt drauf gewartet. Ich wollte es aber auch nicht noch weiter in die Länge ziehen, tut mir leid falls das so rüberkam.
Ich hoffe der Part hat euch gefallen und dass es bei euch nicht so heftig regnet wie bei mir. Ist echt ätzend.
Einen schönen Tag noch und bis zum nächsten Part,
eure MA4rt4.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...