Zitternd öffnete ich die Tür des Diners. Warme Luft und der Geruch von Pommes kamen mir entgegen. Ich setzte mich an meinen üblichen Platz an der Theke und schon kam Abby und brachte mir mein Mittagessen. Durch den kleinen Aufschub an Geld konnten Liz und ich jetzt öfter mal hier zu Mittag essen. Meistens war das Montags, weshalb Abby immer schon bescheid wusste. Langsam tauten meine kalten Finger auf und ich zog Handschuhe, Mantel und Mütze aus. Ich ließ sie einfach auf den Boden fallen. Sie waren zu dreckig, als dass ich sie neben die Jacken anderer Leute hätte hängen wollen. „Und wie war's auf der Arbeit?", fragte Abby. Als ich nicht sofort antwortete fügte sie besorgt hinzu: „Er hat dir doch nicht schon gekündigt?" Kopfschüttelnd erwiderte ich: „Nein, keine Sorge. Noch nicht." Da gerade nur ein weiterer Gast hier war blieb sie bei mir. Während ich mir den ersten Bissen meiner Currywurst in den Mund schon wusste ich, dass ich jetzt wohl ein paar Fragen zu beantworten hatte. „Hat er es denn schon bestätigt?" Ich nickte kauend. „Und weißt du schon wann?", fragte sie besorgt. Mein Zopf flog von rechts nach links als ich den Kopf schüttelte. Ich schluckte runter und fing an zu erklären, bevor sie falsche Schlüsse ziehen konnte. „Kennst du den alten Higgins? Der die Möbel und so weiter macht?" „Klar." „Er geht bald in den Ruhestand und sein Enkel sucht offenbar jemanden mit dem er den Betrieb übernehmen kann. Mein Chef will ein gutes Wort für mich einlegen." Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Du und deine eigene Werkstatt? Das wäre doch fantastisch!" „Ja da 'immt", zu früh hatte ich das nächste Stück in den Mund genommen. Meine Freundin lachte kurz auf während ich versuchte schneller zu essen. „Es stimmt schon, aber was wenn die Leute mich nicht ernst nehmen? Was wenn Higgins mich nicht will?" „Warum zweifelst du immer so stark? Er kannte deinen Großvater, der hat dir alles beigebracht. Higgins wird schon wissen dass du's draufhast. Ich könnte Papa fragen ob er dir hilft.", sie zwinkerte mir kurz zu, dann lehnte sie sich, auf ihre Hände gestützt, gegen den Tresen und sah mich direkt an. „Jetzt: Themawechsel. Jungs." Ab hier wusste ich, ich könnte erstmal in Ruhe essen und musste nur zuhören. „Josh macht seine Arbeit in Papa's Betrieb wohl gut, sehr gut sogar. Es ist gestern schon in eine höhere Abteilung geschickt worden. Papa ist mächtig stolz auf ihn, glaub ich. Wir haben ihn und seine Eltern an Weihnachten zu uns eingeladen. Ich bin ja so aufgeregt! Wir sind gerade mal ein paar Wochen zusammen, aber ich würde ihn jetzt schon so gerne heiraten." Verträumt blickte sie an die Decke und zwischen den Kaubewegungen meines Kiefers konnte ich nicht anders als zu Lächeln. Ihre Stimme war während ihres Vortrags einige Oktaven höher gerutscht. Abby war, im Gegensatz zu mir, ein totaler Optimist. Sie war verliebt und machte sich absolut keine Sorgen um die Zukunft. Ganz anders als bei mir. „Ich schenke ihm eine neue Krawatte für seine Arbeit zu Weihnachten. Meinst du er wird sich darüber freuen? Mutter und ich haben sie zusammen ausgesucht." In dem Moment klingelte die Türglocke und herein kamen Liz und Harry. Ich begrüßte die beiden und Abby stellte den beiden ihre Teller hin. „Ihr seid spät. Euer Essen steht schon ganze fünf Minuten hier rum.", die Hände in die Hüften gestützt baute sie sich vor den Beiden auf. „So-ui", meinte Harry, der sich direkt über sein Essen hermachte. Es sollte wohl ,Sorry' heißen. „Wir haben noch schnell den Schneemann zu Ende gebaut. Er ist echt rießig geworden. Carlisle hat uns geholfen.", erklärte Liz die Sachlage schnell und stürzte sich dann ebenfalls auf ihr Essen. „Carlisle? Wieso hat er euch geholfen?", fragte ich. „Na, weil Jimmy ihn doch gerettet hat und seit dem sind wir befreundet. Er hat nicht so viele Freunde in seiner Klasse, aber sein Kumpel Jim ist voll in Ordnung. Der ist aber schon früher nach Hause weil er seinem Vater helfen soll oder so...", plapperte sie munter weiter. Es wunderte mich zwar ein wenig, aber ich freute mich auch, dass Carlisle und die Beiden jetzt befreundet waren. Lizzy hatte sich ja gut um ihn gekümmert während er bei uns war. Ich wandte mich wieder meinem Essen zu. Nachdem wir alle fertig waren und Abby ihre Schicht beendet hatte, gingen wir allesamt nach draußen. Wir verabschiedeten uns von Harry und Liz und sie machten sich auf de Weg zu Abby's Haus. Als sie um die Ecke gebogen waren fuhren wir unser Gespräch von vorhin im Diner fort. „Also was meinst du, wird es ihm gefallen?" „Bestimmt. Er macht sich schon die ganze Zeit Gedanken ob du auch so stolz auf ihn bist wie dein Vater. Er will dir was bieten können, weißt du?" Ich hatte ihn gestern zufällig auf dem Heimweg getroffen und wir hatten uns, solange es die Kälte erlaubte, unterhalten. Seit er nicht mehr bei uns arbeitete sahen wir uns kaum noch. Abby nickte zufrieden und fuhr fort: „Und was willst du Jimmy schenken?" Ich spürte wie meine Wangen leicht rot wurden. „Ich... ich hab ihm ein paar neue Handschuhe genäht. Seine alten fallen schon bald auseinander." „Naawww wie süß!", quietschte meine beste Freundin und hielt vor Entzückung ihre Hände an ihre Wangen. „Ja, naja ich hab halt nur ein paar alte Winterstiefel von meiner Oma auseinander genommen. Eigentlich hätte Liz die in ein paar Jahren kriegen sollen, aber ich glaube Jimmy braucht die Handschuhe dringender." Abby nickte. „Ich hab sie so gemacht, dass er das Futter im Sommer rausnehmen kann. Dann schwitzt er nicht so." Ich hörte Abby neben mir kichern. „Was denn?!" „Du kannst so niedlich sein! Ich hab dich noch nie so erlebt wie in seiner Nähe. Da scheinst du schon fast eine Frau zu sein.", meinte sie neckisch und ich schlug ihr leicht mit dem Handrücken gegen den Arm. Wir lachten beide. Endlich waren wir bei dem Spielwarenladen angekommen. Ich wollte Liz eine neue Puppe kaufen zu Weihnachten und Harry sollte ein neues Modellauto bekommen. Es war von Abby, ihren Eltern und mir zusammen und so kaufte sie ihm ein Blechauto zum Aufziehen. Es war sehr teuer, doch Harry würde schon sorgsam damit umgehen. Er liebte seine Autosammlung. Ich fand eine schöne Puppe von Käthe Kruse. Diese deutsche Firma stellte Puppen her, deren Gesicht man waschen konnte und sie waren sehr gut zum Spielen geeignet. Liz wünschte sich schon seit Jahren so eine, aber ich hatte mir nie eine leisten können. Abby hatte ihre Eltern jedoch überredet, für Lizzys Geschenk ebenfalls zusammen zu legen. Auch Ethel und Jimmy hatten ihren Teil beigetragen. Ethel liebte meine Schwester und Liz liebte Ethel. Ich schätze sie war für sie so etwas wie ein Mutterersatz. „Wie findest du die hier? Sie hat ein Kleid, das fast so aussieht wie Liz' Lieblingsommerkleid.", Abby hielt eine der Käthe Kruse Puppen hoch. Sie hatte recht, das Kleid war dem von Liz sehr ähnlich. Ich nahm sie in die Hand und begutachtete sie von allen Seiten. „Ja, die ist perfekt.", meinte ich lächelnd zu meiner besten Freundin und wir gingen zum Tresen mit dem Verkäufer. Es blieb sogar noch etwas Geld übrig, sodass wir noch zwei Tafeln Schokolade für die Beiden kauften. Danach machten wir uns auf den Heimweg. Ich hatte die Puppe in meinem Rucksack verstaut und Abby schaffte das Auto so schnell es ging zum Versteck im Keller. „Aber ich will noch nicht gehen.", maulte Lizzy als ich in Harrys Zimmer trat. „Wir sind doch gerade erst mit den Hausaufgaben fertig." „Wir müssen aber los. Jimmy kommt doch gleich.", erwiderte ich. Sie seufzte tief, was ein kurzes Lächeln über meine Lippen huschen ließ. „Na guuuuut..." Damit stand sie auf, packte ihre Schultasche und verabschiedete sich, mit Absicht sehr lange, von Harry. Im Hausflur angekommen rief ich noch schnell ein ,Auf Wiedersehen' Richtung Wohnzimmer und schon waren wir draußen. Liz hielt meine Hand während wir liefen und wir beeilten uns um schnellstmöglich wieder ins Warme zu kommen.
So Leude, neues Kapitel :)
Das Letzte scheint euch ja nicht so sehr gefallen zu haben. Ist nicht schlimm, ich fand es auch nicht sonderlich gelungen. Ich dachte Charlie könnte wieder 'n bisschen Best-friends-talk gebrauchen, deshalb der Part mit Abby. Ist ja auch schon echt lange her, dass sie eine Rolle in der Story gespielt hat.
Wir sind mittlerweile bei 1,4k Reads. Ist das nicht unglaublich? :D Ich hab wirklich anfangs nicht gedacht, dass sich das hier überhaupt 10 Leute ansehen, aber es scheint ja ganz ok zu sein. Ich danke euch für eure Unterstützung ^^ und ich hoffe die Story gefällt euch auch weiterhin.
Was ich gerne noch hinkriegen würde wäre mehr Kommentare. Bitte schreibt mir doch wenn euch etwas nicht gefällt oder wenn ihr Ideen für die Story habt. Ich kann nichts versprechen, aber wenn es zu dem passt was ich vorhabe, dann werde ich es gerne einbauen.
Wie immer vielen Dank für's Lesen und ich hoffe der Part gefällt euch besser ^^,
eure MA4rt4.PS.: Habt ihr auch manchmal diesen Bug, dass euch bei einigen Kapiteln einfach nur ein weißer Bildschirm angezeigt wird? Hatte das letztens bei einer anderen Geschichte und auf einmal war das Kapitel dann doch da. Ich wüsste nur gerne, ob das vll an meinem Handy oder Internet lag, oder ob das ein allgemeines Problem ist.
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Was ist daran so schlecht?
FanfictionCharlotte "Charlie" Abbott ist allein verantwortlich für ihre kleine Schwester und ihren senilen, alten Großvater. Als sie sich eines Tages freiwillig für zusätzliche Arbeit bei einer Freakshow meldet um sich etwas dazu zu verdienen, weiß sie noch n...