Es war mir als ob die Zeit für einen kurzen Moment still stehen würde.
Alles um mich herum verschwand und ich fühlte nur noch die weichen Lippen von Perrie auf meinen. Es fühlte sich ganz anders an als der Kuss von Theo. Perrie war vorsichtiger und sanfter. In meinem ganzen Körper breitete sich ein unbeschreibliches Prickeln aus und mir wurde ganz warm.Das alles musste ich in sehr wenigen Sekunden festgestellt haben, denn das Nächste was ich merkte war, dass Perrie sich wieder von mir löste und einen Schritt zurücktrat.
In Perries Blick spiegelten sich unzählige Emotionen wieder. In ihren Augen war ein nie zuvor gesehenes Funkeln. Aber auf ihrem Gesicht zeichnete sich ab, dass sie selbst fast genauso doll wie ich von ihrem Handeln überrascht war. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass auch ein Hauch von Angst in ihren Gesichtszügen zu erkennen war.
"I-ich...Jade...ich h-hätte nicht einfach... a-also ich meine...e-es tut mir leid, ich s-sollte nicht-"
Es war das erste Mal, dass ich Perrie stottern hörte. Bislang dachte ich sogar, dass dies niemals passieren würde.
Ich wollte etwas sagen, wollte ihr mitteilen dass es nicht schlimm war, ja dass ich es sogar schön gefunden hatte und nichts dagegen hätte sie immer wieder zu Küssen. Aber ich könnte nicht. Immer noch stand ich geschockt da. Es kam mir vor als würde mein Gehirn aus einem verknoteten Wollknäul bestehen. Es waren einfach viel zu viele, komplizierte Gedanken, die sich auf einmal in meinem Kopf sammelten.Perrie schien mein Schweigen vollkommen falsch zu deuten, doch das wurde mir erst bewust als sie sich umdrehte und fluchtartig das Haus verließ.
Mir wurde klar, dass ich irgendetwas hätte machen sollen. Ich hätte nicht zulassen sollen dass Perrie den Kuss abbricht, hätte sie wieder zu mir ziehen sollen und ihr klar machen sollen, dass ich sie auch Küssen wollte, mehr als alles andere.
Aber mein Kopf ließ das einfach nicht zu. Wieso wollte ich Perrie überhaupt küssen und woher kam dieses warme Gefühl? Konnte es sein, dass alle anderen Recht hatten und ich wirklich in Perrie verliebt war? Es war für mich die einzige Erklärung für den Drang sie zu küssen und ihr nah zu sein, den ich verspürte.
Und es war nicht nur das. Ich dachte an die Sängerin die so wunderschön war und das nicht nur von außen, dachte an die unzähligen Male die sie mir geholfen hatte und für mich da gewesen war.
Ich erinnerte mich an die vielen Nächte in denen Perrie mit ihrer bloßen Anwesenheit verhindert hatte, dass ich Albträume bekam und ich wusste nur zu gut um das schnelle Schlagen meines Herzens und die Gänsehaut, die ich jedes Mal bekam wenn Perrie mir nah war.Und dem Moment wusste ich es. Ich hatte es so lange nicht bemerkt und in dieser Zeit war es immer stärker geworden. Es war nicht nur eine unbedeutende Verliebtheit oder eine vage Anziehung. Es war viel mehr, ich liebe Perrie.
Es war als würde dieser Gedanke meinen Körper aus seiner Erstarrung reißen.
In dem Moment könnte ich mich selbst schlagen. Ich liebte Perrie und trotzdem hatte ich nichts gesagt. Ich liebte Perrie und trotzdem war ich zu überrascht um ihren Kuss richtig zu erwiedern. Ich liebte Perrie und trotzdem hatte ich zugelassen dass sie weglief.Mein Körper setzte sich wie von alleine in Bewegung. Ich fing an mich durch die vielen Leute zu drängen. Ich spürte wie ich angerempelt wurde und auch wie ich selbst in einige Leute hineinlief. Ich hörte wie einige von ihnen mir irgendwelche Beschimpfungen hinterherriefen, aber es war mir egal. Alles was zählte war Perrie zu finden.
Ich liebe Perrie, war der Gedanke, der sich immer wieder in meinem Kopf wiederholte. Mit jedem Mal war ich überzeugter von seiner Richtigkeit und ich musste es Perrie unbedingt sagen.Irgendwann hatte ich es dann geschafft die tanzenden und feiernden Menschen hinter mir zu lassen. Ich kam zur Haustür, trat hinaus und wurde von einer friedlichen, stillen Herbstnacht empfangen.
Doch auch das war mir egal. Es wäre mir auch egal gewesen wenn es gewittert hätte.
Ich musste einfach nur Perrie finden.Ich sah mich hektisch um, sah die Straße hinauf und hinunter, doch von der Blonden war keine Spur zu sehen.
Doch das hielt mich nicht auf und ich lief einfach in eine Richtung los. Kopflos lief ich durch verschiedene Straßen immer auf der Suche nach Perries blonden Locken.
Irgendwann fing ich sogar an nach ihr zu rufen, in der Hoffnung dass sie mich hören würde. Ich musste es ihr einfach sagen.
Meine Rufe wurden von einem älteren Mann unterbrochen, der von seinem Fenster im zweiten Stock aus einige wüste Beschimpfungen auf mich los ließ, weil ich ihn aus seinem Schlaf gerissen hatte. Der Mann schrie allerdings noch um einiges lauter als ich.
Ich rollte mit den Augen, sah aber zu mich möglichst schnell von seinem Haus zu entfernen.Das Geschrei hatte mich aus meinem gedankenlosen Handeln gerissen, sodass ich wenig später anhielt, mich erschöpft an eine Hauswand lehnte und erstmal darüber nachdachte, was ich als Nächstes tun sollte.
Planlos durch die Stadt zu laufen würde mir jedenfalls nicht weiterhelfen.Ich sah mich um und bemerkte, dass mir die Gegend bekannt vorkam. Ich war nicht weit weg von zu Hause und beschloss erstmal dorthin zu gehen. Vielleicht würde Perrie sogar schon da sein oder bald kommen.
Wenig später steckte ich mit zittrigen Fingern meinen Schlüssel ins Schlüsselloch und stieß die Tür auf.
Im Haus war alles dunkel aber trotzdem startete ich einen Versuch und rief mit wackliger Stimme: "P-Perrie? B-bist du da, Pez?"
Doch ich bekam keine Antwort.Ich beschloss mich ins Wohnzimmer zu setzten und auf die Sängerin zu warten. Doch Stunde um Stunde vergingen. Als ich das nächste Mal auf die Uhr guckte war es schon 3 Uhr morgens. Ich hielt es keine Sekunde länger aus hier zu sitzen und vergeblich auf Perrie zu warten.
Ich ging also die Treppe nach oben in mein Zimmer. Meine Schritte hallten laut in der Stille des großen Hauses wieder.
Als ich oben angekommen war, zog ich mir als erstes gemütlichere Klamotten an und legte mich dann ins Bett. Ich rollte mich zu einem Ball zusammen und hoffte einschlafen zu können. Doch es war vergeblich. Mit jeder verstreichenden Sekunde hallte die Stille lauter in meinen Ohren wieder.
Wo war Perrie nur?Und ich fing an mir die Schuld zu geben. Wenn ich den Kuss richtig erwiedert hätte, dann wäre Perrie jetzt hier.
Und als die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages durch mein Fenster fielen, kam ich zum ersten Mal auf die Idee das Perries Worte auch eine ganz andere Bedeutung haben könnten.
Was war wenn sie sich nicht entschuldigt hatte, weil sie dachte, dass ich den Kuss nicht gewollt hatte, sondern wenn sie es nicht wollte? Was war wenn sie sich entschuldigt hatte, weil es für sie nur ein Ausrutscher war? Was war wenn ich dabei war mir einzugestehen dass ich sie liebte und sie mich überhaupt nicht wollte?Und selbst wenn sie mich wollte, gab es so viele Gründe, dass wir nicht zusammen sein sollten.
Ich war nicht mehr als ein kleines Mädchen. Ich ging zur Schule und hatte noch keine Idee was ich später mit meinem Leben anfangen wollte. Während Perrie ein erfolgreicher Popstar war. Sie war reich, erfolgreich und gutaussehend und ich war nichts davon. Außerdem würden ihre Fans eine Beziehung zwischen uns sicherlich nicht gutheißen. Und ich machte mir auch Sorgen wegen meinen Mitschülern. Daisy, Marlee und Julius hatten zwar in den letzten Tagen keine anderen Schüler mehr belästigt, aber es konnte trotzdem sein, dass irgendjemand auf der Schule es nicht akzeptieren würde wenn ich mit einem Mädchen zusammen wäre.Ich merkte wie die Tränen anfingen über mein Gesicht zu laufen. Sie durchnässten mein Kopfkissen und sorgten dafür, dass ich nur noch verschwommen sah. Jämmerliche Schluchzer entwichen meinen Lippen und ich musste unwillkürlich an das denken, was mir sonst immer half wenn unerwünschte, schreckliche Gedanken in meinem Kopf herumschwirrten. Ritzen.
Mit zittrigen Beinen stand ich auf und griff nach der Kiste unter meinem Bett.
Als ich meine Klinge in der Hand hielt, krempelte ich meinen Ärmel hoch und tat den ersten Schnitt.
Ich schloss die Augen und wartete darauf dass die übliche Wirkung eintrat, dass all mein Kummer für kurze Zeit verschwand.
Doch es funktionierte nicht. Ich schnitt nochmal. Und nochmal. Doch es war als wäre Perries Gesicht vor meinem inneren Auge eingebrannt und die Gedanken an sie wollten einfach nicht verschwinden.
In meiner Verzweiflung schnitt ich ich sogar tiefer als üblich doch alles was passierte war das meine Schluchzer immer lauter wurden.Und dann hörte ich plötzlich einen Knall aus der Richtung meiner offenen Zimmertür. Erschrocken blickte ich hoch und da stand sie. Perrie.
Ihre Schminke war verwischt und einige Tränen hingen wie kleine Wassertropfen an ihren Wangen.
Bei meinem Anblick hatte sie wohl ihre Handtasche fallen gelassen und ihre blauen Augen waren vor Schreck geweitet auf die blutige Klinge in meiner Hand gerichtet.
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Unexpected Love - Jerrie Fanfiction (Deutsch)
FanfictionJade Thirlwall ist ein schüchternes Mädchen, das nie von irgendwem bemerkt wird. Sie lebt in einem Kinderheim und hatte noch nie jemanden der sich um sie sorgt oder sie wirklich liebt. Perrie Edwards ist ein junger Popstar. Sie hat unglaublichen Erf...